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Kapitel 4

 

Heimtüsckischer Angriff

 

 

 

Unruhig wälzte ich mich von einer Seite des Bettes auf die andere. Es war nun die zweite Nacht, die ich nach so vielen Jahren auf Coruscant verbrachte, und doch war die letzte eindeutig besser gewesen. Selbst die Angst um Padmés Leben hatte mich nicht so unruhig schlafen lassen, wie die Anwesenheit eines gewissen Jedis. Er stand nur wenige Meter von meiner Tür entfernt, achtete darauf, dass nichts und niemand unsere Ruhe störte oder versuchte Padmé zu ermorden.

Doch das war es nicht, was mir nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. Es war die Art, wie Obi-Wan mich angesehen hatte, als er mich das erste Mal nach 10 Jahren wiedergesehen hatte, die Art, wie sich sein Kopf unbewusst in meine Hand geschmiegt hatte, als ich seinen Bart betastet hatte. Was sollte ich damit anfangen? Was sollte ich machen, jetzt da ich wusste, dass auch er mich die ganzen Jahre nicht vergessen hatte? Aber wahrscheinlich musste ich der Tatsache ins Auge blicken, dass sich an der gesamten Situation nie etwas ändern würde, selbst wenn unsere Zuneigung füreinander immer noch da war. Obi-Wan würde immer ein Jedi bleiben und das machte den Wunsch meines Herzens nieder. Wir würden niemals nach unseren Gefühlen handeln können, egal wie sehr sie uns belasteten.

Doch auf der anderen Seite tat sich in mir etwas auf, etwas, das wahrscheinlich für immer bekämpft werden sollte, dessen ich jedoch in diesem Moment nicht mächtig war. Es war der Gedanke daran, es einfach geheim zu halten. Niemand musste es erfahren. Wir könnten uns heimlich treffen, unter dem Vorwand, Padmé zu schützen. Natürlich, sie würde eingeweiht werden müssen, aber sie war einer der wenigen Menschen in meinem Umfeld, denen ich bedingungslos vertraute. Sie würde niemandem etwas sagen. Doch waren Jedi so leicht auszutricksen? Würde keiner im Tempel die Veränderungen in Obi-Wan spüren können?  

Resignierend stand ich aus meinem Bett auf. Es hatte keinen Sinn Schlaf zu suchen, wo ich ihn nicht finden würde, denn wahrscheinlich würde ich ihn die ganze Nacht nicht finden. Vielleicht würde eine warme Dusche helfen, mich schläfrig zu machen. Ich nahm also alles, was ich dafür brauchte, und nahm es mit mir ins Badezimmer. Vorsichtig ließ ich das dünne Nachthemd von meinen Schultern gleiten. Ich fragte mich einmal mehr, warum ich es überhaupt trug. Niemand war hier, der mich hätte sehen können, und dieses dünne Stück Stoff konnte mich weder wirklich warmhalten, noch konnte es irgendeinen Teil meines Körpers sinnvoll verdecken.

Als ich dann das warme Wasser auf meiner nackten Haut spürte, merkte ich, wie es die ernsten Gedanken, die mit durch den Kopf gingen, abwusch, wie sie einfach mit dem Wasser an mir herunter glitten und mein Kopf das erste Mal seit einigen Tagen vollkommen leer war. Doch dieser Zustand hielt nicht lange an und man konnte ja auch nicht für immer unter der warmen Dusche stehen, also schaltete ich das Wasser nach einer Weile, die vollkommen ausreichend war, um sauber zu werden, wieder ab. Mein Körper begann leicht zu zittern, während ich nach den Handtüchern griff und mich darin einwickelte.

„Sabé, dein Herz wird dein Verhängnis sein“, hallte die Stimme meines alten Mentors durch meinen Kopf, als ich unweigerlich daran dachte, wie es wohl wäre, wenn nicht das Handtuch, sondern ein gewisser Jedi mich hier in seine wärmende Umarmung genommen hätte. Wahrscheinlich hatte dieser weise Mann die Wahrheit gesprochen. Wenn ich mein Herz nicht bald unter Kontrolle bringen konnte, dann würde diese Reise nach Coruscant in einem Desaster enden.

Noch vor 10 Jahren war mein Wille, Padmé zu beschützen, so groß gewesen, dass ich meine Gefühle gut hatte unterdrücken können. Doch nun fiel mir das auf einmal nicht mehr so leicht. Lag es daran, dass es nun andere gab, denen meine Aufgabe übertragen worden war, dass ich sie vernachlässigen konnte? Dass ich nicht mehr die Kraft aufbringen konnte, gegen das anzukämpfen, was mich davon ablenkte? Ich wusste es nicht.

Völlig in meine widersprüchlichen Gedanken versunken zog ich mein dünnes, kurzes Nachthemd wieder an und merkte gar nicht richtig, wie ich auch den etwas dickeren, mehr verdeckenden Morgenmantel darüber zog. Und bevor ich wirklich realisiert hatte, was ich tat, stand ich auch schon vor der Tür meines Zimmers und beobachtete die beiden Jedi.

Anakin stand nachdenklich und besorgt auf dem Balkon und schien darauf zu achten, was draußen vor sich ging, während Obi-Wan in einer Art Meditation steckte und auf einem der Sofas saß. Keiner der beiden schien mich zu bemerken, und ich erinnerte mich an eine Unterhaltung, die er und ich vor 10 Jahren geführt hatten. Aus irgendeinem Grund, den niemand von uns kannte, konnten Jedi mich nicht wahrnehmen. Sie spürten meine Anwesenheit nicht, sondern konnten mich nur sehen. Unter einer Gruppe von Menschen fiel es vielleicht nicht so auf, aber wenn ich alleine war, dann war es offensichtlich.

Ich ging also vorsichtig näher an Obi-Wan heran, darauf bedacht, dass Anakin mich nicht bemerkte. Doch er war anscheinend zu sehr auf seine Aufgabe oder etwas anderes fixiert, als wirklich wahrzunehmen, was innerhalb des Lofts vor sich ging. Wahrscheinlich vertraute er darauf, dass sein Meister dieses Areal sicherte.

„Jedi Kenobi“, flüsterte ich leise und es war verwunderlich, einen Jedi leicht zucken zu sehen. Er hatte mein Kommen also tatsächlich nicht erwartet, stellte ich grinsend fest, als er etwas erstaunt die Augen öffnete.

„Miss Sabé, was führt Euch hierher? Solltet Ihr Euch nicht ausruhen?“, sagte er und wandte sich mir zu. Ich schüttelte etwas verlegen den Kopf und sah einen Augenblick zu Boden, bevor ich ihn wieder ansehen konnte.

„Ich konnte nicht schlafen. Die… Angst um Padmé ist zu groß“, log ich und versuchte angestrengt, überzeugend auszusehen.

„Seid unbesorgt, Mylady. Padmé wird gut beschützt. Kein Unheil wird ihr widerfahren, während Anakin und ich hier sind.“ Ich sah die Aufrichtigkeit in seinem Blick und auch, wenn ich eigentlich nicht wegen Padmé nicht schlafen konnte, beruhigte es mich dennoch. Es war gut zu wissen, dass ich mir keine Sorgen machen brauchte, und ich wusste, dass auf die Jedi Verlass war. Sie hatten uns bereits einmal das Leben gerettet.

„Ich bin froh, dass Ihr hier seid“, sagte ich und mein leichtsinniges Herz hoffte, dass der Jedi verstand, was ich ihm damit sagen wollte. Er nickte nur leicht lächelnd und schien nicht zu wissen, was er darauf antworten sollte. In den letzten 10 Jahren als Meister hatte sich sein Leben wahrscheinlich sehr verändert. Er war noch tiefer in den Jedi-Orden gelangt, hatte sich dessen Lehren, die er an seinen Padawan weitergeben mussten, noch mehr verinnerlicht und somit vielleicht seine Zuneigung für mich ablegen können. Es schmerzte mich, so darüber zu denken, aber der vernünftige Teil in mir wusste, dass es besser so war.

„Ihr habt da unten einen tapferen Beschützer sitzen.“ Ich sah Obi-Wan fragend an. Ich wusste, dass er von Gregar und seiner Begegnung mit ihm sprach, doch hatte ich immer noch nicht herausgefunden, was passiert war.

„Ich muss mich für ihn Entschuldigen, er-“

„- hatte Recht“, unterbrach mich der Jedi und sein Blick senkte sich auf den Boden. Seine Stimme klang beinahe schmerzlich. „Ich sollte mich von Euch fernhalten.“ Ich merkte, wie ich unweigerlich meinen Kopf schüttelte, nichts in der Welt wäre schrecklicher gewesen. Die Vorstellung, Obi-Wan hier in diesem Loft zu haben und von ihm ignoriert zu werden, war undenkbar für mich und es brachte mich sogar zum Zittern. Vor einigen Stunden hatte ich mich noch vor ihm versteckt, hatte Angst gehabt ihn zu sehen oder von ihm Beachtung zu erhalten. Und jetzt, jetzt wollte ich nicht mehr ohne sie sein.

Als Obi-Wan mein Zittern bemerkte, streifte er seinen Umhang ab und legte ihn über meine Schultern. Er war warm und ich kam nicht umhin zu bemerken, dass er einen angenehmen Duft verbreitete. Ich zog ihn dicht an meinen Körper, einfach nur in der Hoffnung, die Wärme, die Obi-Wan gerade noch an diesen Umhang abgegeben hatte, könne in mich fahren.

„Ich weiß, wie sehr ich Euch damals auf Naboo verletzt haben muss, und ich werde es mir nie verzeihen können“, sagte er, stand von dem Sofa auf und blickte nach draußen. Ich sah, dass er es ernst meinte, es tat ihm wirklich leid. „Ich war jung und…“ Ich ahnte, was er sagen wollte. Er war jung und schwach gewesen, doch in den letzten Jahren hatte er die Stärke gefunden, es nicht mehr zu sein. „… bin es noch.“

„Anakin sieht… unglücklich aus“, bemerkte ich, um von dem Thema abzulenken, auf das unsere Konversation zuvor zugesteuert hatte. „Vielleicht solltet Ihr mit ihm reden.“ Obi-Wans Seufzen war unmissverständlich, genauso wie sein Blick. Er hatte jetzt in diesem Moment nicht über Anakin reden wollen, und dennoch hatte ich einen Punkt getroffen, der ihn beschäftigt hatte, etwas, über das er mit niemand anderem hatte reden können. Anscheinend hatte ich das seltene Talent, ihn genau auf solche unangenehmen Sachen anzusprechen.

„Anakin hat einen sehr rastlosen Verstand. Er ruht nie. Meditation ist für ihn mehr eine Qual als ein Weg zur Einheit mit der Macht.“ Obi-Wan klang beinahe verzweifelt und ich sah ihm an, dass die Ausbildung dieses Jungen in den vergangenen Jahren nicht einfach gewesen war. „Die Nachricht von der Ankunft des Auserwählten hat sich unter den Jedi schneller verbreitet als ein Lauffeuer. Die Aufmerksamkeit, die Anakin von Anfang an erhalten hat, ist ihm zu Kopf gestiegen. Seine Arroganz ist bisher unübertroffen unter den Jedi, genauso wie seine Bereitschaft, Befehle zu missachten.“

„Das erinnert mich an zwei Jedi, die ich früher einmal kannte“, scherzte ich, um das Gemüt des hin und her laufenden Jedi zu erheitern, doch er sah mich nur zweifelnd an. Natürlich war er da nicht derselben Meinung wie ich, natürlich dachte er nicht von sich, dass er einst arrogant gewesen war, aber ich wusste es besser. Also war es meine Aufgabe, diesen Jedi auf den Boden der Tatsachen zurückzubringen. „Und Ihr wart deutlich älter als Euer Padawan es jetzt ist“, schloss ich dann mit meinen Ausführungen und Obi-Wan hatte sich mittlerweile wieder hingesetzt.

Er lächelte sogar leicht, während er meine Hand in die seine nahm. „Seht Ihr, Mylady, genau deswegen habe ich Euch vermisst.“ Er küsste meine Hand einen Moment und die Stelle meiner Haut, die er berührt hatte, prickelte leicht. „Ihr habt immer das Talent gehabt, mich auf den Boden der Tatsachen zu holen.“ Ich kam nicht umhin leicht zu erröten bei diesem Kompliment, wusste ich doch, dass so viel mehr dahinter steckte, als nur eine gewöhnliche Aussage. Dann stand er wieder auf und ging hinaus zu Anakin.

Ich beobachtete die beiden. Auch wenn Obi-Wan es vielleicht nicht erkennen wollte, so sah es für einen Außenstehenden doch beinahe aus, als würde ein Vater mit seinem Sohn reden. Ich erinnerte mich noch genau, wie distanziert Obi-Wan zu Beginn Anakin gegenüber gewesen war. Er hatte nicht verstanden, was sein alter Meister in dem Jungen aus Tatooine gesehen hatte, wollte es nicht verstehen. Und als der Meister gegangen war und ihm diese Bürde auferlegt hatte, hatte Obi-Wan es zu Beginn auch sicherlich als solche gesehen, als Bürde. Und dennoch standen die beiden nun hier und hatten anscheinend Frieden miteinander geschlossen. Zumindest kam es mir so vor und ich kam nicht umhin, etwas Stolz zu empfinden.

„Ich weiß nicht, warum ich immer zu von meiner Mutter träume“, hörte ich Anakin seinem Meister gestehen und ich fragte mich, was daran so schlimm sein konnte. Ich  träumte auch oft von meinen Eltern, erinnerte mich im Traum an die schönen Zeiten, die wir miteinander verbracht hatten. Doch ich träumte von ihnen, weil ich sie vermisste, weil ich sie geliebt hatte. Und ich erinnerte mich jetzt, dass solche Gefühle den Jedi untersagt waren. Doch war es deswegen verwerflich? Man konnte seine Träume nicht steuern, nicht beeinflussen.

„Träume vergehen mit der Zeit“, hörte ich den Meister sagen und etwas lag in seiner Stimme, das mir sagte, dass er ganz genau wusste, wovon sein Padawan da sprach, dass er selbst noch nicht gelernt hatte, Träume verschwinden zu lassen, die er eigentlich nicht haben durfte.

„Ich würde viel lieber von Pamdé träumen.“ Anakin schien mich nicht zu bemerken, als er und Obi-Wan wieder in das Loft zurückkamen. Und auch Obi-Wan schien zu denken, ich sei wieder gegangen. Sie liefen einfach an mir vorbei und fuhren mit ihrer Unterhaltung fort. „Allein wieder in ihrer Nähe zu sein ist… berauschend.“ Ja, jetzt fühlte ich mich eindeutig unwohl in diesem Raum. Das war eine sehr private Unterhaltung und ich hörte sie einfach mit, weil ich mich nun auch nicht mehr traute aufzustehen und zu gehen, denn dann hätten die beiden mich bestimmt bemerkt.

„Du musst auf deine Gedanken achten, sie verraten dich.“ Die Stimme meines alten Freundes hatte sich verändert. Sie klang nun beinahe so wie die von Qui-Gon, als er seinen Schüler vor 10 Jahren zurechtgewiesen hatte. „Du bist den Jedi gegenüber eine Verpflichtung eingegangen, die man nicht leichtfertig brechen kann.“ Erstaunt hob ich meine Brauen. Diese Worte waren etwas hochgegriffen für einen Mann, der vor 10 Jahren eine Frau geküsst hatte, obwohl er dieselbe Verpflichtung eingegangen war. „Und vergiss nicht, sie ist Politikerin, denen kann man nicht trauen.“

Ich sah erstaunt zu den beiden Männern hinüber und anscheinend schien Obi-Wan mich endlich bemerkt zu haben, doch er fuhr einfach fort. Politikern war also nicht zu trauen. Das würde ich mir merkten, immerhin war ich mittlerweile auch Politikerin. Doch leider, das musste ich ihm zugestehen,  hatte er bei den meisten meiner Kollegen recht. Viele von ihnen waren korrupt und man durfte ihnen tatsächlich keinen Meter über den Weg trauen. Doch als Anakin dann Kanzler Palpatine erwähnte, meinte ich verhört zu haben, als er ihn und die Worte „nicht korrupt“ zusammen in den Mund nahm. In meinen Augen war Palpatine einer der Korruptesten von uns allen. Wahrscheinlich hätte er seine eigene Familie für seine Zwecke verkauft, wenn er eine gehabt hätte.
Ich wusste, er hatte einmal eine Frau gehabt, doch die war schon vor vielen Jahren an einer Krankheit verstorben, was Palpatine natürlich immer wieder dafür nutzte, um Mitleid zu bekommen. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie eine stolze Frau, wie seine es angeblich gewesen war, ihn jemals hätte lieben können, wie sie jemals mit diesem Mann ausgekommen war.

„Ich halte ihn für einen Guten Mann. Mein -“ Anakin brach mitten im Satz ab und auf einmal rannten die beiden in Richtung von Padmés Zimmer. Ich sah ihnen erschrocken hinterher, nicht in der Lage, so schnell zu reagieren wie sie. Als ich schließlich in Padmés Zimmer ankam, kam Anakin mir bereits wieder entgegen und das Fenster war zerborsten. Dann kamen auch Gregar und die anderen in das Loft geeilt. Als das Licht in ihrem Zimmer anging, konnten wir die seltsamen Würmer noch erkennen, die anscheinend jemand geschickt hatte, um Padmé zu vergiften.

„Wo ist Obi-Wan?“, fragte ich, als wir uns alle wieder etwas beruhigt hatten und sicher sein konnten, dass die Gefahr für den Moment vorüber war. Padmé zeigte nur aus dem Fenster. Ich hatte es schon beinahe geahnt, denn das zerberstende Geräusch war erst gekommen, nachdem Obi-Wan und Anakin in Padmés Zimmer verschwunden waren.

„Anakin ist ihm hinterher“, sagte Padmé und ich sah den grimmigen Blick auf Gregars Gesicht. Es war Zeit, ihn mir beiseite zu nehmen. Also sah ich ihn direkt an und er schien zu wissen, was ich wollte. Ohne ein Wort zu sagen ging er auf den Balkon nach draußen und ich folgte ihm. Einen Moment blickte ich in die Ferne, in der Hoffnung, dort irgendwo Obi-Wan sehen zu können, doch er war nicht dort. Padmé hatte gesagt, er hätte sich an den kleinen Flugdroiden geklammert, der diese Würmer anscheinend hergebracht hatte, aber wer sagte, dass er nicht mittlerweile heruntergefallen war. Es waren mehrere hundert Meter bis zum Boden und selbst ein Jedi konnte solche einen Sturz sicherlich nicht überleben.

„Er wird es schon schaffen“, murmelte Gregar, wahrscheinlich um mich wieder daran zu erinnern, warum ich eigentlich hier war. Der Umhang, den Obi-Wan mir gegeben hatte, flatterte in dem leichten Wind und sein Geruch flog mir immer wieder um die Nase.

„Was hast du dir dabei gedacht?“, fragte ich und ich wusste, ich musste Gregar nicht erst sagen, was ich damit meinte. „Er ist ein Jedi, Gregar. Er hätte dich ernsthaft verletzten können.“

„Nicht so sehr wie dich.“ Ich brauchte ihn nicht ansehen, um zu bemerken, dass er immer noch wütend auf den Jedi war. Wütend, dass es ihn gab, dass er die Liebe, die ich vielleicht für Gregar hätte empfinden sollen, nicht verspüren konnte. „Verstehe mich nicht falsch, ich liebe dich, werde es immer tun. Aber ich weiß, dass du diese Liebe niemals erwidern wirst. Dormé hingegen tut es. Deswegen bin ich mit ihr zusammen. Aber ich bin trotzdem noch dein Freund. Und als dein Freund kann ich nicht mit ansehen, wie du verletzt wirst. Nicht von dem Mann, dem du anscheinend dein Herz geschenkt hast.“

„Gregar, ich…“, begann ich, doch ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich war nicht die einzige, die von jemandem verletzt worden war. Ich hatte ihn auch verletzt, hatte ihm sein Herz und sein Auge genommen und dennoch sorgte er sich um mein Wohlbefinden. „Du willst mich nur schützen, das verstehe ich. Aber den Schmerz, den ich verspüre, füge ich mir selbst zu. Den Jedi trifft keine Schuld. Ich wusste, an wen ich mein Herz verlor, und dennoch konnte ich es nicht davon abhalten“, versuchte ich ihm zu erklären und ich hoffte so sehr, dass er es auf diese Weise verstehen würde. Er musste es einfach verstehen, weil es ihm mit mir nicht anders ging.

Und tatsächlich wurde der harte Blick meines Gegenübers nun etwas weicher. Der Ausdruck von Hass in seinem Auge verschwand und wurde durch etwas anderes ersetzt, das ich nicht deuten konnte. Vielleicht war es Resignation. „Auch wenn er es nicht darf, er empfindet etwas für dich“, murmelte Gregar, als er den Balkon mit einem Blick auf den Jedi-Umhang verließ. „Ich habe es in seinem Gesicht gesehen, in seiner Stimme gehört. Er ist genauso verletzt wie du.“

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