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Kapitel 2

 

Ankunft auf Coruscant

 

 

 

Nachdenklich blickte ich aus den Fenstern des Transporters. Nur die höchsten Häuser Coruscants stachen wie spitze Nadeln durch die dichte Wolkendecke, die den Rest des Planeten bedeckte, und es passte zu der Stimmung, die sich in mir breitgemacht hatte, seitdem wir Alderaan vor einigen Stunden verlassen hatten. Senator Organa hatte uns fröhlich empfangen, doch hatte er seinen eigenen Flug verschieben müssen und wir hatten mit einem normalen Transporter nach Coruscant fliegen müssen.

Unter den Passagieren waren auch einige zwielichtige Gestalten gewesen und ich war mir selbst sehr beobachtet vorgekommen, obwohl wir auf Alderaan extra unsere Kleider gewechselt hatten, um weniger aufzufallen. Immer wieder hatte ich mich der kleinen Beule unter meiner Robe versichert. Für Außenstehende sah es vielleicht so aus, als wäre ich in glücklichen Umständen und die Frauen, die mich begleiteten, waren Familienmitglieder, die mich auf dem schweren Weg der Geburt begleiten wollten, aber in Wirklichkeit hatte ich unter meiner Robe Waffen versteckt.

Die eine war mein geliebter Schlagstock, den ich während meiner Ausbildung erhalten hatte und mit dem ich besser kämpfte als jeder andere. Die andere Waffe war ein Relikt aus längst vergangener Zeit, zumindest wollte ich es so sehen. Diese Waffe würde ich nur im äußersten Notfall benutzen, denn sie gehörte mir nicht. Ich hatte sie vor vielen Jahren einmal geliehen bekommen, doch die Gelegenheit, sie zurückzugeben, war nie gekommen. Jetzt befand ich mich auf Coruscant und selbst wenn ich die Waffe ihrem rechtmäßigen Besitzer nicht geben konnte, so würde ich sie doch an seine Brüder und Schwestern abgeben können, denn ich hatte keine Verwendung für solch eine mächtige Waffe.

Das Lichtschwert war die Waffe eines Jedis, sein verlängerter Arm, wenn man es so sehen wollte, und ich war kein Jedi. Ich war eine einfache Kämpferin aus Naboo, nicht mehr und auch nicht weniger. Obi-Wan Kenobi hatte es mir auf unserem Flug von Coruscant nach Naboo gegeben, damit ich mich im Notfall gegen einen Sith würde verteidigen können, doch ich war nie auf diesen Sith getroffen. Dennoch war dieses Schwert hilfreich gewesen, denn ohne es hätte ich wahrscheinlich die Tür, die zu dem geheimen Gang in den Palast geführt hatte, nie öffnen können.

Die Landung auf dem Hauptlandeplatz wurde alles andere als angenehm, und dennoch war ich froh, wieder mehr oder weniger festen Boden unter den Füßen zu haben. Wir befanden uns immer noch in luftiger Höhe, aber die Aussicht, bald in dem Loft anzukommen, das jedem Senator und seinem Gefolge zustand, war ein kleiner Trost. Schnell suchten wir all unsere Sachen zusammen, die wir von Alderaan hatten mitnehmen können, und riefen einen Gleiter, der uns an unser Ziel bringen sollte.

„Botschafterin Sabé, michse sein heftig fröhlich, Euch zu sehen!“, rief der nervöse Gungan aus, als wir durch die Tür in unserem Loft traten. Ich musste leicht lächeln. Nichts an dem tollpatschigen Kerl hatte sich verändert, er sah noch genauso aus wie früher, sprach auch noch so und als er beinahe über seine eigenen Füße stolperte war ich mir sicher, er war auch immer noch so ungeschickt wie vor 10 Jahren.

„Ich freue mich auch dich zu sehen, JarJar“, antwortete ich ihm, während er mich fest drückte und mir die Koffer aus der Hand fielen, die ich bei mir getragen hatte. Auch die anderen kicherten, selbst die schüchterne Dormé. „Dormé, du begleitest mich bitte zum Hangar. Da unsere Reiseplanung etwas durcheinander geraten ist, wird Padmés Schiff gleich ankommen“, sagte ich und wies dann Saché und Yané an, unsere Sachen schon einmal einzuräumen und soweit sie konnten alles vorzubereiten, damit Padmé sich direkt wohlfühlen konnte.

„Mylady, hättet Ihr nicht eine Eurer Dienerinnen mitnehmen sollen?“, fragte Dormé, nachdem wir einige Zeit schweigend in dem Aufzug gestanden hatten, der uns wieder nach unten zum Ausgang des Hochhauses brachte. Ich lächelte sie einen Moment an. Ich hatte mit ihrer Frage gerechnet, immerhin war sie berechtigt. Es war allerdings seltsam mit „Mylady“ angesprochen zu werden. Saché und Yané hatte ich direkt bei ihrer Einstellung klargemacht, dass ich immer noch die alte Sabé war und dass sie sofort gehen konnten, wenn sie auch nur einmal auf den Gedanken kamen, mich mit „Mlady“ anzusprechen. Aber Dormé kannte ich nicht so gut und wir hatten auch noch nie wirklich miteinander geredet.

„Sicherlich wäre das sie bessere Entscheidung gewesen, aber ich wollte gerne unter vier Augen mit Euch reden“, sagte ich und sah sie kurz abschätzend an. Sie war eindeutig verunsichert und ich sah, wie sie unter ihrer Robe ihre Hände nervös knetete.

„Hör zu“, sagte ich und legte meine Hände über der Robe auf ihre und sie hielt endlich still. „Ich will dir nichts Böses. Ich will dich nur um zwei Gefallen bitten“, sagte ich und die Kammerdienerin sah mich erstaunt an und wartete darauf, dass ich genauer sagte, worum es ging. „Der Erste ist, dass ich von allem, was Padmé beschließt, unterrichtet werden will.“ Sie sah mich entsetzt an, doch bevor sie protestieren konnte, unterbrach ich sie. „Ich habe vor 10 Jahren einen Eid geschworen, Padmé zu beschützen, und den werde ich einhalten, egal was passiert. Und zweitens: nenn mich nicht ‚Mylady‘. Ich bin Sabé, mehr nicht. Ich war auch einmal eine Kammerdienerin, vergiss das nicht.“ Ich versuchte sie anzulächeln, doch wenn ich in ihr peinlich berührtes Gesicht sah, war es nicht einfach.

„Ach, und noch etwas.“ Wieder sah sie mich an. „Gregars Herz wurde bereits einmal gebrochen, noch einmal würde er das nicht aushalten“, sagte ich und nun sah die junge Frau mich erschrocken an. Sie erinnerte mich etwas an Rabé. Auch sie hatte so ausgesehen, als ich herausgefunden hatte, dass sie heimlich eine Beziehung zu Captain Panaka führte. Dass ihre Schwester sich nun dessen Neffen ausgesucht hatte, verwunderte mich komischerweise kaum. Ich sah, dass sie wusste, was ich meinte, dass sie verstand.

„Keine Angst My- Sabé. Ich habe nicht vor, ihm das Herz zu brechen.“ Ich sah ihr an, dass sie es ernst meinte. Sie hatte dieses Strahlen in den Augen, das ich bei mir immer vermisst hatte, wenn es um Gregar Typho gegangen war. Er war mein Freund und ich würde ihm mein Leben anvertrauen, doch mehr war nie dagewesen, egal wie sehr ich es vielleicht gewollt hatte.

Wir hatten gerade den Eingang des Gebäudes verlassen, da hörten wir auf einmal einen ohrenbetäubenden Knall. Alle zuckten unweigerlich zusammen und einige schrien erschreckt auf, doch keiner konnte sagen, was passiert war. Ohne Dormé ein weiteres Wort sagen zu müssen, zog sie eine kleine Waffe aus ihrem Umhang und rannte hinter mir her. Irgendwie hatte ich ein furchtbar schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache.  

Erschrocken sprangen uns viele Leute aus dem Weg, die uns mit unseren Waffen sahen, und es war auch kein Wunder. Die Explosion, und dann bewaffnete Leute, es konnte sich genauso gut um einen terroristischen Anschlag handeln, wie er täglich mehrmals auf dem Planeten passierte, nur meistens nicht so nah am Senatsgebäude. Meistens ereigneten sich diese Anschläge in den Industrie-, Handels- oder Armenvierteln der Planetenstadt. Als wir dann endlich um das Haus gelaufen waren, das uns die Sicht auf die Explosion versperrt hatte, fuhr mir ein kalter Schauer über den Rücken. Direkt vor uns lag ein Teil einer Tragfläche. Er brannte lichterloh und an dem Chromüberzug, der sich langsam in Wohlgefallen auflöste, konnte ich erkennen, dass es ein Schiff der Naboo sein musste, Padmés Schiff um genauer zu sein. Viel weiter oben sahen wir die Landeplattform und von dort stieg undurchdringlicher, schwarzer Rauch auf.

Dann kamen die Sicherheitsdroiden und Löschfahrzeuge, die die Brände sowohl auf dem Boden als auch auf der hochgelegenen Landeplattform löschten, und die neugierigen Zuschauer zur Seite drängten. Zu hoch war die Gefahr, dass die Plattform durch das Feuer beschädigt war und vielleicht zu Boden fallen und dabei viele Leben beenden könnte. Auch wir wurden immer weiter weg gedrängt, obwohl wir immer und immer wieder beharrlich darauf bestanden, dass man uns Antworten gab.

Man hielt uns wie Vieh zwischen einem mittlerweile abgesperrten Areal und der Wand eines Hochhauses. Wahrscheinlich dachten die Sicherheitsdroiden, dass einer der Anwesenden der Täter sei, aber ich war mir sicher, dass dieser viel zu clever war, als dass er sich hier zeigen würde. Wahrscheinlich sah er sich sein Werk von einer guten, aber weit entfernten Position an.

„… die sich vor wenigen Minuten zugetragen hat“, hörte ich eine durch Elektronik verzerrte Stimme. Einer der Passanten neben uns, ein Bith, hatte seinen Holoprojektor anscheinend eingeschaltet und die Holonews aktiviert. „Laut ersten Berichten ist noch unklar, ob es sich um einen allgemeinen terroristischen Anschlag handelt, oder ob dieser Anschlag direkt der Senatorin von Naboo gegolten hat.“  Eigentlich hatte ich mich immer so gut ich konnte von Bith zurückgezogen, denn sie waren  nicht einschätzbare, gruselige Kreaturen. Aber diesmal musste ich näher heran, denn ich wollte erfahren, was passiert war. „… kaum etwas in Erfahrung bringen, aber es ist sicher, dass die gesamte Besatzung des Schiffes, darunter laut Unterlagen auch Senatorin Amidala, einst Königin von Naboo, ihr Sicherheitschef und eine ihrer Kammerdienerinnen, bei dem Anschlag getötet wurden.“

Dann passierten einige Dinge gleichzeitig. Dormé schrie erschrocken auf, sicherlich wegen der Nachricht, dass sowohl ihre Herrin als auch Typho angeblich gestorben waren, und ein unheilvolles Dröhnen kündigte an, dass die Plattform, auf der sich das brennende, zerstörte Schiff und die Leichen befanden, langsam abstürzte. Anscheinend konnten die Techniker nichts mehr retten. Geistesgegenwärtig bemerkte ich die Ablenkung der Sicherheitsdroiden, zog die leise schluchzende Dormé hinter mir her und sprang über das Absperrband. Ich war froh, dass Dormé wenigstens noch in der Lage war zu springen, denn sonst wäre unser Fluchtversuch wahrscheinlich bereits hinter der Absperrung beendet gewesen, weil sie hingefallen wäre. Aber sie war mir gefolgt, hinter uns schimpfende Droiden, die uns aufhalten wollten.

Die Tatsache, dass die Plattform jedoch immer weiter nach unten kam, schien die Droiden allerdings daran zu hindern uns zu folgen. Sie waren damit beschäftigt, die restlichen Passanten zu sichern und darauf zu achten, dass die Plattform nicht auf ihnen landete.

Als wir weit genug vom Geschehen entfernt waren, riss ich die schluchzende Dormé herum und zwang sie mir in die Augen zu sehen. „Dormé, sie sind nicht tot“, versuchte ich ihr klarzumachen. Es konnte einfach nicht sein, es durfte nicht sein. Typho hatte mir versichert, dass Padmé nicht an Bord des Schiffes sein würde, dass sie in Sicherheit war, und er hatte mich noch nie belogen. Als Dormé immer noch nicht aufhören wollte zu schluchzen, tat ich das einzige, was in dieser Situation wahrscheinlich helfen würde: ich gab ihr eine schallende Ohrfeige, pinnte sie an die Wand des Hochhauses und zwang sie mir zuzuhören. „Gregar hätte nie zugelassen, dass Padmé sich auf diesem Schiff befindet, und er hätte sie auch nicht alleine gelassen. Die beiden sind wohlauf, da bin ich mir sicher! Wir werden jetzt zurück ins Loft gehen und ich bin mir sicher, dass die beiden bald kommen werden.“ Dormé nickte nur stumm und rieb sich die immer röter werdende Wange. Ich sah ihr an, dass sie immer noch nicht von meinen Worten überzeugt war, aber wahrscheinlich wollte sie nicht noch einmal von mir geschlagen werden.

„Sabé?“, ertönte es dann aus meinem Kommunikator, als wir gerade in den Fahrstuhl im Republica 500 - so hieß das Hochhaus in dem sich unser Loft befand - eingetreten waren.  Es war unverkennbar die Stimme von Saché und sie hörte sich besorgt an.

„Ich bin hier, Saché“, beruhigte ich sie und ich hörte sie einen Moment durchatmen, bevor sie fragte, ob ich etwas von Padmé wisse. Dann war sie also nicht in ihrem Loft. Nun kroch auch ein Funke von Angst in mir hoch. Was, wenn Padmé tatsächlich etwas passiert war? Wenn sie und Typho aus irgendeinem Grund doch auf dem Schiff gewesen waren? Ich wollte es mir gar nicht ausmalen, das durfte einfach nicht sein. Ich merkte, wie nun auch mein Puls stieg, wie ich mir begann Gedanken zu machen, was geschehen würde, wenn wirklich das Schlimmste eingetreten war.

„Nein!“, sagte ich laut und Dormé sah mich beinahe erschrocken an und zuckte etwas zusammen. Das Nein hatte niemandem außer mir gegolten, und es sollte mich wieder in das Hier und Jetzt zurückbringen. Wir wussten noch nichts Genaues, es gab noch allerhand Möglichkeiten, wie Padmé und auch Typho überlebt haben konnten. Im Loft angekommen sah ich direkt in die traurigen Gesichter von Saché und Yané. Auch sie hatten Padmé wie eine Schwester geliebt, das wusste ich. Von hier oben konnte man den Rauch der mittlerweile vollständig abgestürzten Plattform noch deutlicher sehen.

„Nur die Piloten der zwei Sternenflieger haben überlebt“, sagte Yané und blickte ungläubig nach draußen. Ich sah sie verwundert an. Sternenflieger? Wo waren die hergekommen? Eigentlich blieben die immer in der Nähe des Planeten. „Sie haben noch versucht nach der Senatorin zu sehen, aber sie hat sich nicht mehr bewegt“, erklärte Yané weiter und ich sah sie fragend an. Sie konnte unmöglich so genau erkannt haben, was passiert war. „Die Senatorin trug ihr weißes Senatsgewandt, daran habe ich sie erkannt. Sie… Bei der Explosion ist sie…“ Yanés Stimme erstarb unter einem Schwall von Tränen und Saché umarmte sie und half ihr sich hinzusetzten. Ich starrte unterdessen nur nach draußen.

Von diesem Punkt aus konnte man zwar Farben und Gestalten wahrnehmen, aber man konnte sich nicht sicher sein, wer es war. Ebenso irritierte mich die Tatsache, dass Sternenflieger dabei gewesen waren. Bei all den Verhandlungen, zu denen ich Padmé bereits begleitet hatte, waren nie Sternenflieger als Eskorte dabei gewesen, dafür hatte nie die Notwendigkeit bestanden. Hatte Typho etwa befürchtet, noch während des Fluges angegriffen zu werden? Ich würde die Piloten genau dazu befragen müssen, sobald sie hier eintrafen.

Wir warteten also auf die Ankunft dieser Piloten, denn ich war mir sicher, dass sie erst einmal in Sicherheit gebracht wurden, bevor sie befragt werden würden. Und wo würden sie sicherer sein als in Republica 500, wo viele Senatoren beheimatet waren? Als wir daher sahen, dass der Fahrstuhl, der einzige Weg zu uns herauf, auf dem Weg nach oben war, konnten wir endlich hoffen, Antworten zu bekommen.

„Mylady!“, rief Dormé erschrocken und erleichtert aus, als eine ziemlich mit Ruß verdreckte Padmé zusammen mit Gregar Typho aus dem Fahrstuhl stieg. Sie beiden waren wie Piloten gekleidet und ich war mir sicher, dass sie die beiden Sternenflieger gesteuert hatten. Das war also Gregars Plan gewesen, und er war gut gewesen. Er hatte ihrer beider Überleben gesichert. Auch Saché und Yané liefen augenblicklich auf Padmé zu, während sie mich nur traurig ansah. Ich wusste, wieso. Oder zumindest ahnte ich es. Wenn sie hier war, was für uns durchaus wunderbar war, dann musste es Cordé gewesen sein, die für die tote Senatorin gehalten wurde. Sie hatte ihr Leben gegeben, um Padmé zu retten, wie ich es bereit gewesen wäre.

„Sie hat das getan, wofür sie ausgebildet wurde, Padmé“, sagte ich leise, als meine Freundin an mir vorbeiging. Ich sah, dass sie wütend und traurig war. Sie verstand genauso wenig wie wir anderen, warum ausgerechnet ihr dieser Anschlag gegolten hatte. Es gab hunderte Senatoren, die gegen den Vormarsch der Separatisten und die damit immer lauter werdenden Stimmen einer Republiksarmee waren.

Padmé antwortete jedoch nicht auf meine Aussage, sondern wies Dormé nur an, ihr dabei zu helfen, sich zu säubern und neue Kleidung anzulegen. Sie wollte unverzüglich mit den anderen Loyalisten, darunter auch Senator Organa von Alderaan, vor den Kanzler treten. Wenn ihr dieser Anschlag eines gezeigt hatte, dann, dass diese Angelegenheit so schnell wie möglich geregelt werden musste. Und weil ich Padmé nun schon lange genug kannte, wusste ich, dass sie es möglichst ohne Gewalt getan haben wollte.

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