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Kapitel 2

 

Vorbereitungen

 

 

 

Lange war der Himmel auf Naboo schon nicht mehr so blau und freundlich gewesen. Der harte Winter, der den Planeten nun seit beinahe einem Jahr heimgesucht hatte, hatte viele Wolken mit sich gebracht und viele Gemüter verdunkelt. Doch zum ersten Mal seit langer Zeit drang das leise und zarte Gezwitschert der ersten Singvögel an mein Ohr. Ich hatte diese Geräusche vermisst und auch, wenn jedes Kind wusste, dass der Winter nicht ewig dauerte, hatte ich gefürchtet, nie wieder die warme Sonne auf meiner Haut zu spüren.

Die Sonne stand noch sehr tief, was für diese Uhrzeit und den Beginn des Frühlings normal war, doch es gab mir die Möglichkeit, mich von ihren warmen Strahlen einen Moment wärmen zu lassen. Genießend schloss ich meine Augen und ließ mich noch ein letztes Mal für heute in den Traum zurückziehen, den ich heute Nacht gehabt hatte. Es war eine Mischung aus Vergangenheit und Wunschdenken gewesen, und auch, wenn der Gedanke daran, dass es nie wahr werden würde, mich sehr schmerze, konnte ich nicht anders als zu lächeln.

„Träumst du wieder von deinem Jedi?“, störte mich eine freche Stimme und eine sich öffnende Tür. Ich tat erst so, als hätte ich diese Bemerkung gar nicht gehört, und blieb einfach mit geschlossenen Augen auf dem Balkon stehen, der sich an mein Schlafzimmer anschloss.

„Er ist nicht ‚mein Jedi‘, und das weißt du“, sagte ich dann mit einem Seufzen, als ich den schelmisch grinsenden Blick förmlich auf mir spüren konnte. Saché hatte nie wirklich daran geglaubt, dass zwischen mir und dem damals jungen Padawan Obi-Wan Kenobi während der Besatzung von Naboo nichts geschehen war, und sie war neben Padmé auch die einzige, die nie aufgehört hatte mit mir darüber zu reden.  

„Ihr habt euch geküsst und er hat gesagt, er würde dich immer lieben. Er ist dein Jedi“, beharrte sie auf ihrer Meinung und ich hörte, wie sie die Kissen und die Bettdecke ausschlug und wieder ordentlich auf das Bett legte.

„Er hat von Freundschaft geredet und der Kuss war nichts, Saché.“ Noch heute verfluchte ich mich, dass ich damals im Park nicht darauf geachtet hatte, ob ich alleine gewesen war. Anscheinend hatte Padmé Angst gehabt, ich könnte mir, nach der Nachricht über den Tod meiner Eltern, selbst das Leben nehmen und hatte Saché, die damals 14 Jahre alt gewesen war, geschickt, um heimlich auf mich zu achten. Dadurch hatte sie alles mitbekommen, was zwischen mir und Obi-Wan Kenobi passiert war, und in ihrer Euphorie hatte sie es natürlich auch Padmé erzählt.

„Natürlich, und Gregar hat sich von einem Geist verscheuchen lassen.“

Ich drehte mich augenblicklich zu ihr um und sah sie etwas wütend an. „Das ist nicht deine Sache!“, raunzte ich sie an. Sicherlich war mein Ton etwas zu hart gewesen, aber es tat immer noch weh daran zu denken. Noch während Padmés letzter Amtsperiode, als Captain Panaka sein Amt als Leiter der Sicherheit niedergelegt und an seinen Neffen Gregar übergeben hatte, waren Gregar und ich uns wieder nähergekommen.

Die Schuld, die ich am Verlust seines Auges getragen hatte, hatte immer noch schwer auf meinen Schultern gelastet und seine Liebe zu mir war immer noch stark gewesen. Irgendwann, mittlerweile wusste ich gar nicht mehr genau, wie es passiert war, hatte ich seinem Flehen dann nachgegeben und wir hatten es miteinander versucht. Die Heimlichkeit, die wir aufgrund unserer Positionen aufrechterhalten mussten, und gewisse andere Dinge hatten jedoch schnell dazu geführt, dass wir einsehen mussten, dass ich etwas vorgab, das nicht da war, und er einen Traum leben wollte, der nie Wirklichkeit sein würde.

Mittlerweile war diese kurze Episode schon seit 5 Jahren Vergangenheit und wir konnten wie normale Menschen miteinander umgehen. Gregar stand immer noch in Padmés Diensten und ich war ihm dankbar, dass er mir trotz allem, was zwischen uns geschehen war, immer noch berichtete, welche waghalsigen Pläne meine alte Freundin schmiedete.

Padmé war zwar älter geworden und hatte in der Zeit als Königin viel gelernt, doch seit sie als Senatorin im Galaktischen Senat tätig war und sich dort immer wieder Unruhen breit machten, neigte sie wieder zu überstürzten und gefährlichen Entscheidung.

Als ich selbst vor zwei Jahren, mit dem Ende von Padmés Amtszeit als Königin, mein Amt als ihre Kammerdienerin ablegen musste, hatte ich große Bedenken gehabt, ob Padmé weiterhin in Sicherheit bleiben würde. Aber Gregar hatte sich direkt als Sicherheitschef der Senatorin beworben und Padmé hatte ihn dankend in ihre Dienste zurückgenommen. Mir hatte sie als letzte Amtshandlung die Position einer Botschafterin übertragen, was mich bemächtigte, sie bei vielen ihrer Verhandlungen und Sitzungen zu begleiten. Doch es hatte mich auch in die Lage gebracht, mir selbst zwei Kammerdienerinnen wählen zu dürfen, und da Padmé ihre alten Kammerdienerinnen nicht mehr in ihren Dienst holen konnte, tat ich zweien von unseren damaligen Schwestern den Gefallen, und nahm mich ihrer an.

Rabé und Eirtaé waren froh gewesen, den Diensten als Kammerdienerinnen entsagen zu konnten, denn es hatte ihnen die Möglichkeit gegeben zu heiraten, und Eirtaé war sogar bereits Mutter eines wundervollen Mädchens geworden. Rabé hatte direkt nach ihrer Entlassung aus Padmés Diensten Captain Panaka geheiratet und war mit ihm nach Kener gezogen. Also waren nur noch Yané und Saché geblieben. Und beide dienten nun mir.

„Sabé, eine Nachricht von Padmé“, unterbrach man mich wieder einmal in meinen Gedanken, doch dieses Mal war es Yané. Sie reichte mir den Holorekorder und ich spielte die Nachricht ab. Was er mir zeigte, schien ich unbewusst bereits befürchtet zu haben, denn schon seit mehreren Wochen hatte ich geahnt, das Padmé wegen der Abspaltung einiger Systeme aus dem Senat keine Ruhe geben würde. Vor allem auch nicht, weil angeblich eine Armee von Separatisten dafür verantwortlich war. Sie hatte schon einmal vor dem Senat gesprochen und um eine diplomatische Regelung durch Sanktionen oder ähnliche Dinge gebeten, doch damit hatte sie sich bei den meisten anderen Mitgliedern ziemlich unbeliebt gemacht.

Nun schien sie jedoch einen neuen Versuch wagen zu wollen. „Ich möchte, dass du mich nach Coruscant begleitest“, teilte mir ihr Hologramm mit und mir stockte der Atem.

Coruscant.

Seit 10 Jahren hatte ich diesen Planeten nicht mehr betreten und an dem Namen hingen schöne und schlechte Erinnerungen. Jedes Mal, wenn Padmé in den letzten zwei Jahren dorthin geflogen war, um vor dem Senat zu sprechen, hatte ich versucht, irgendetwas vorschieben zu können, um nicht mit ihr dorthin zu müssen. Doch dieses Mal war das nicht möglich, das spürte ich. Es war wie ein Gefühl, das sich nicht abschütteln ließ. Diesmal wusste ich, dass es wieder Probleme geben könnte.

Diese seltsame Ahnung hatte ich bereits am Morgen gehabt, direkt nachdem ich aufgestanden war, aber da hatte ich es noch nicht zuordnen können. Jetzt fühlte ich, dass es etwas mit dem Flug nach Coruscant zu tun hatte, eine dunkle Vorahnung, die mich dazu trieb, meine alte Aufgabe als treue Freundin der Königin wieder einmal auszuführen. Vielleicht hatte ich auch deswegen in den letzten Tagen wieder verstärkt an die Vergangenheit gedacht, weil sie mich nun einholen würde.

Sofort wies ich Yané und Saché an, die wichtigsten Sachen und einige offizielle Roben abreisefertig zu machen, und machte mich auf den Weg in das Loft, in dem sich Padmé befand. Es war gerade einmal 5 Gehminuten von meinem entfernt und ich ahnte bereits, dass dort schon alles für die Abreise bereit war.

Theed selbst und auch der große Platz an der Seite des Palastes waren noch relativ leer. Normalerweise tummelten sich hier Fremde aus der ganzen Galaxie, um die Architektur des Platzes und des Palastes zu bewundern, der zu Ehren der vielen Verwundeten nach der Schlacht von Naboo errichtet worden war. Auf den karierten Bodenplatten waren die Namen jedes einzelnen Freiheitskämpfers verewigt worden und auch mein Vater stand unter ihnen. Doch heute blieb mir keine Zeit hier anzuhalten und im Gedenken an ihn das Lied zu summen, das er mir als Kind immer gesungen hatte. Ich musste zu Padmé und sie von der Reise abhalten, oder sie zumindest davon überzeugen, dass besondere Sicherheitsmaßnahmen erforderlich waren.

„Mach dir keine Hoffnungen, Sabé, ich habe es bereits versucht“, begrüßte mich Gregar, bevor ich überhaupt richtig zur Tür hereingekommen war. Anscheinend hatte er mir meine Absichten an der Stirn ablesen und so, wie meine Freundin mich ansah, nachdem ich sie in ihrem Loft gefunden hatte, wusste ich, dass auch sie erraten konnte, was ich sagen wollte. Wahrscheinlich hatte sie schon die Sekunden gezählt, seitdem sie die Nachricht an mich abgeschickt hatte, und sich schon darauf vorbereitet, was ich gleich sagen würde. Wir kannten uns einfach zu gut.

„Das ist Wahnsinn, Padmé!“, sagte ich ihr und war erleichtert, dass ich nicht mehr ihre Kammerdienerin war und nun selbst in der Öffentlichkeit mehr oder weniger frei mit ihr sprechen konnte. Der Botschafter diente zusammen mit einem Abgeordneten als eine Art Sekretär und Berater dem Senator des Galaktischen Senats, und als Botschafterin von Naboo war es mein Recht und auch meine Pflicht, meine Bedenken wegen eines bestimmten Vorgehens kundzutun. Aber Padmé ging nicht darauf ein. Wie schon mehrere Male zuvor sah sie die Gefahr nicht, die für alle anderen offensichtlich war.

„Ich werde ein Double haben“, lenkte Padmé ein, bevor ich mich richtig in Rage reden konnte. Stattdessen verstummte ich augenblicklich und sah sie überrascht an. Wenn das bereits klar war, warum hatte sie mich dann nicht informiert? Warum hatte sie mir nicht Bescheid gesagt, dass ich mich umziehen sollte? Und dann sah ich die Antwort, als auf einmal eine ihrer neuen Kammerdienerinnen aus einem der Zimmer kam. Es musste Cordé, die ältere der beiden sein, denn Dormé stand direkt neben Gregar an der Tür.

„Padmé…“, setzte ich direkt wieder an, weil ich das Ganze für keine gute Idee hielt. Cordé war zwar ebenfalls zur Akademie gegangen, wie ich, aber sie sah meiner Freundin kein bisschen ähnlich. Und ich fürchtete, dass man die Verkleidung erkennen würde. Niemand, der Padmé auch nur einmal gesehen hatte, würde darauf hereinfallen. Doch Padmé ließ keine Widerrede zu.

„Du wirst gleich, zusammen mit Dormé, Yané und Saché, nach Alderaan aufbrechen und von dort aus mit einem Gleiter von Senator Organa nach Coruscant fliegen. Mein eigener Raumgleiter wird morgen abfliegen und nur mit dem nötigsten Personal ausgestattet sein.“ Mehr sagte sie nicht. Und damit war die Diskussion für sie beendet, das hörte ich genau an ihrer Stimme und sah es in ihrem Gesicht.

„Keine Angst, Sabé“, flüsterte mir Gregar leise zu, als Padmé mit Cordé und Dormé in einem anderen Raum verschwandet. „Die Senatorin wird nicht mehr an Bord des Schiffes sein, wenn wir Coruscant erreichen.“ Ich nickte nur kurz, obwohl ich es nicht genau verstand. Doch ich wusste, dass Gregar mir eigentlich nichts davon hätte sagen dürfen. Deswegen wollte ich die Unterhaltung schnell beenden. Und auch, weil ich mich nun selbst abreisefertig machen musste. Wir beide wussten aber auch, dass, wenn es jemanden in Padmés Umfeld gab, dem man vertrauen konnte, ich das war. Selbst als wir eine geheime Beziehung geführt hatten, hatten Padmé und ihre Bedürfnisse immer an erster Stelle gestanden, selbst vor unseren eigenen.

„Ich denke, ich muss mich dann wohl für meinen Flug vorbereiten“, murmelte ich zwischen zusammengepressten Zähnen. Sie sollten ruhig alle merken, was ich von ihrer Idee hielt. Von Gregar erntete ich jedoch nur ein unschuldiges Schulterzucken, als ich ihm mit einem ziemlich wütenden Blick sagte, er solle ja dafür sorgen, dass Padmé in einem Stück auf Coruscant ankam, damit ich sie mir dort noch einmal richtig vorknöpfen konnte.

Mit dieser nicht gerade optimalen Laune war ich natürlich keine äußerst angenehme Mitreisende, als das Schiff nach Alderaan aufbrach. Dormé, die mir gegenüber immer etwas schüchtern gewesen war, sagte kein einziges Wort zu mir, und auch Saché und Yané wussten es besser als mir zu sagen, dass alles gut werden würde. Stattdessen unterhielten sie sich untereinander. Dormé war Rabés jüngere Schwester und so hatten die drei einige Informationen auszutauschen, aber ich interessierte mich nicht dafür. Ich konnte nur daran denken, dass Padmé in Gefahr war. Oder zumindest wollte ich mir einreden, dass ich nur daran dachte. Denn seit ich erfahren hatte, dass ich nach Coruscant fliegen würde, wollte mir nämlich ein gewisser Jedi nicht mehr aus dem Kopf gehen.

 

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