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Prolog

 

 

 

 

Die späte Abendsonne schien warm auf seinen Rücken, während er auf die Weiten des grünen Parks hinausblickte. Er erinnerte sich noch genau daran, wann er zum letzten Mal hier gestanden hatte, aber was hatte ihn hierher gebracht? Er wusste es nicht. War er nicht vor wenigen Minuten noch auf Coruscant gewesen?

Langsam und auf jeden Schritt achtend ging er die wenigen Stufen zwischen der Terrasse des Palastes und dem Park hinunter. Alles kam ihm so vertraut vor, so als sei er erst gestern hier gewesen. Und dennoch, etwas war seltsam. Er wusste genau, dass er diesen Ort seit etwas mehr als 10 Jahren nicht mehr betreten hatte.

Eine leichte Brise wehte an ihm vorbei und er merkte, dass der Wind sich ungewohnt anfühlte auf seiner Wange, beinahe kalt. In Gedanken fasste er sich an die kühle Stelle und musste verwundert feststellen, dass der Bart, den er noch kurz zuvor gehabt hatte, verschwunden war. Erschrocken fasste er sich direkt an seinen Kopf und atmete erleichtert aus, als er merkte, dass seine Haare allerdings noch da waren, aber die waren deutlich kürzer.

„Es ist wieder dieser Traum“, murmelte er beinahe verzweifelt. Seit Jahren versuchte er nun schon, sich von diesem Traum loszusagen, ihn zu vergessen. Aber es war ihm nie gelungen, selbst nicht nach intensiver Meditation. Immer wieder, wenn er des Nachts die Augen schloss, verfolgte ihn dieser Traum wie ein Geist aus alten Zeiten, ein Geist von etwas, das hätte sein können, aber nicht sein durfte. Und er wusste, was als nächstes passieren würde.

„Ich dachte mir, dass ich Euch hier finde, Meister-Jedi“, hörte er die süße Stimme einer kichernden Frau. Selbst nach all den Träumen, die er gehabt hatte, ließ ihre Stimme ihm immer noch einen angenehmen Schauer über den Rücken fahren. Doch nicht nur ihre Stimme war daran schuld, sondern auch die Hand, die sie darüber fahren ließ, nachdem sie ihn erreicht hatte. Ihre Berührung war weich und sanft und er hätte sie vielleicht nicht bemerkt, wenn er sie nicht erwartet hätte.

„Ich habe diesen Sonnenuntergang stets vermisst“, kamen die bekannten Worte, die er schon so oft gesprochen hatte, aus seinem Mund, ohne dass er wirklich darüber nachdachte sie zu sprechen. Dann bot er ihr seinen Arm an und sie hakte sich bei ihm unter. Sie war hübscher und älter als das letzte Mal, da er sie gesehen hatte. Ihre Kleider waren nicht länger die einer Dienerin, sondern die einer erhabenen Frau von Stand. Ihr Gesicht hatte die kindlichen Züge von früher verloren und war härter und strenger geworden, aber für ihn war sie immer noch die Selbe. „Ich erinnere mich noch an den Letzten, den wir hier zusammen verbracht haben, als sei es erst gestern gewesen.“

„Es war erst gestern“, antwortete sie ihm und ging weiter, als wäre ihre Aussage die plausibelste von allen. „Die 10 Jahre, die wir getrennt waren, waren ein einziger langer, nie enden wollender Tag für mich.“ Er war durchaus erstaunt über diese Aussage, hatten sie doch zuvor nur selten über ihre Gefühle gesprochen.

„Ich muss es immer wieder betonen, Ihr habt Euch verändert“, bemerkte er, doch es war keinesfalls abwertend gemeint. Damals waren sie beide noch jung und mehr oder weniger naive gewesen. Heute waren sie älter. Er war mein junger Padawan mehr und sie war nicht mehr die Erste Kammerdienerin der Königin.

„Und Ihr meint, die Zeit habe Euch unberührt gelassen, Meister-Jedi?“, fragte sie und stellte sich so vor ihn hin, dass er nicht mehr weitergehen konnte. Sie reckte sich gespielt arrogant und sah ihn provokativ an.

„Vielleicht nicht unberührt, aber sie war durchaus gnädiger mit mir.“ Das Lachen, was sich in seinem Inneren aufbaute, war kaum aufzuhalten, während er mit fester, ernster Miene vor ihr stand. Er sah ihr deutlich an, dass sie versuchte zu erkennen, ob er seine Aussage tatsächlich ernst meinte, oder ob er nur versuchte sie aufzuziehen.

„Gnädiger, sagt Ihr?“ Ihre Stimme klang erstaunt, empört und belustigt zugleich und er hätte wirklich zu gerne gehört, was sie ihm entgegnet hätte. Doch er konnte sein Lachen einfach nicht mehr zurückhalten und er versuchte sich erst gar nicht zu wehren, als sie ihn spielerisch zu Boden stieß. Das Geräusch ihres Lachens, während sie sich zu ihm gesellte, drang direkt zu seinem Herz vor und erwärmte es.

„Ich bin froh, dass es Euch gut geht“, bemerkte sie dann nach einigen Augenblicken, in denen sie einfach neben ihm im Gras gelegen hatte. Ihre bloße Anwesenheit half ihm zumindest für eine gewisse Zeit, die Anstrengungen zu vergessen, die er in den letzten Jahren durchlebt hatte. Nichts von dem, was seit ihrem letzten Treffen geschehen war, war einfach gewesen. Dann drehte sie sich um und stütze sich auf ihre Unterarme, während ihr Kopf direkt über dem seinen zum Halten kam. „Aber Ihr werdet Eure Strafe noch bekommen, dafür, dass Ihr mich nicht eingeweiht habt.“ Ihre Stimme klang bedrohlich und erregend zugleich.

„Ja“, seufzte er und versuchte so schuldbewusst wie möglich auszusehen, „ich war ein schrecklich ungezogener Jedi, Mylady.“ Sie lehnte sich mit einem amüsierten Grinsen zurück und er wusste, sie hatte ihm bereits vergeben.

„Eure Strafe wird grausam sein“, murmelte sie, als sie sich wieder in das Gras legen wollte, doch er hielt sie auf und sah ihr in die Augen. Ihr provozierendes und durchaus attraktives Grinsen versuchte er angestrengt zu übersehen.

„An Eurer Stelle würde ich vorsichtig sein, ich bin ein Jedi“, sagte er und er spürte ihren immer schwerer werdenden Atem auf seiner Haut und wie dieser seinen eigenen Atemrhythmus beschleunigte. Das Grinsen verschwand nicht aus ihrem Gesicht und sie sah auch keineswegs eingeschüchtert aus.

„Oh, keine Sorge, ich weiß, wie ich mit Jedi umzugehen habe.“

Bevor die hübsche Frau ihren Satz vollkommen zu Ende gesprochen hatte, lag sie auch schon mit dem Kopf auf dem Rasen, seine Lippen auf die ihren gepresst. Doch dann, im Gegensatz zu den anderen Malen, in denen er diesen Traum gehabt hatte, ging das Liebesspiel der beiden nicht noch etwas weiter. Anakin, so wie er ihn nun kannte, unterbrach sie beiden. „Meister“, sagte er und er schien die Frau gar nicht zu sehen, die sein Lehrer gerade eben noch geküsst hatte. Als der Jedi-Meister nun noch einmal seinen Blick umwandte, um sie anzusehen, war sie nicht mehr dort. Und er saß auch nicht mehr auf dem Rasen, sondern in seinem Bett.

Er träumte immer noch, das merkte er deutlich. Aber dieser Teil seines Traums schien durchaus näher an der Realität zu sein als der erste Teil.

Er überlegte einen Moment, was sein Padawan nun wieder von ihm wollen könnte. Was war der Grund, dass er ihn um diese Uhrzeit schon weckte?

„Die Senatorin kehrt nach Coruscant zurück“, sagte Anakin nur, und ohne dass sein junger Padawan erklären musste, welche von den vielen Senatorinnen des Senats er meinte, stand der Meister aus seinem Bett auf und zog sich die Robe der Jedi über. „Der Kanzler hat es mir gesagt.“

„Anakin, wie oft sagte ich dir bereits, du sollst dich eher auf die Lehren der Jedi konzentrieren, als Zeit mit Kanzler Palpatine zu verbringen?“, tadelte der ältere Jedi seinen Schüler, obwohl er genau wusste, dass es keinen Sinn hatte. Die Freundschaft zwischen dem Hohen Kanzler und dem Jungen hatte sich bereits vor vielen Jahren entwickelt. „Hat er dir auch mitgeteilt, wann sie landen werden?“, fragte er also, anstatt noch mehr tadelnde Worte zu sprechen.

„Sie werden jeden Moment landen.“

Und in seinem Traum machten die beiden sich auf den Weg in Richtung eines der Gleiterhangars. Der Meister konnte die Nervosität des Padawans deutlich spüren, als sie schnellen Schrittes dahineilten, und auch sehen. Doch jeder Versuch, ihn zu beruhigen, war ohne Sinn. Und er wusste genau, wieso sein Schüler so aufgeregt war. Denn ihm erging es ebenso.

Sie hatten die Ankunftsplattform, auf der die Senatorin erwartet wurde, beinahe erreicht, als ihr Schiff auch schon landete. Niemand außer den Schiffen des Senats durfte hier noch andocken, denn die Sicherheitsvorkehrungen waren erhöht worden, weil Gerüchte über einen geplanten Anschlag auf die Senatorin die Runde gemacht hatten.

Sie kamen um eine Säule herum und hatten die Landeplattform beinahe erreicht, als sie plötzlich eine Rauchsäule darüber aufsteigen sahen.  Beide Jedi ahnten, dass dies kein gutes Zeichen war. Wahrscheinlich waren die Sicherheitsvorkehrungen nicht streng genug gewesen, um Schutz für die Senatorin zu bieten. Sie beschleunigten ihre Schritte und der Meister spürte, wie die Beklommenheit in seiner Brust stärker wurde.

Endlich erreichten sie die Plattform, doch ein Sicherheitsdroide hielt sie auf. „Dieser Bereich ist für Ermittlungszwecke abgesperrt!“, sagte er streng, während hinter ihm das Schiff, das zweifellos von Naboo stammte, lichterloh in Flammen stand.

„Was ist geschehen?“, fragte der ältere Jedi mit besorgter und verlangender Stimme. Er musste sich beherrschen, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten.

„Ein Anschlag auf die Senatorin Amidala von Naboo.  Die Senatorin selbst, eine ihrer Dienerinnen und der Pilot kamen ums Leben“, antwortete der Sicherheitsdroide emotionslos und dem Meister sank das Herz herab.

„Obi-Wan!“ rief da sein Padawan neben ihm laut aus, doch es klang nicht so, als ob er direkt neben ihm stehen würde. Vielmehr klang es so, als würde die Stimme von weiter weg kommen, als –

„Obi-Wan!“ Der Gerufene schreckte Schweißgebadet aus seinem Schlaf hoch. Nun war er endgültig wach, das wusste er. Doch der Schrecken des Traumes saß tief in seinen Knochen. Wieso hatte er genau das geträumt? War es eine Vision gewesen oder eine Art Warnung? Oder wirklich nur ein schrecklicher Traum?

Sofort musste er an die junge Frau denken, die er in diesem Traumgarten getroffen hatte. In dem letzten Teil seines Traumes hatte er genau gewusst, dass sie die getötete Dienerin gewesen sein musste, von der der Droide gesprochen hatte. Und der bloße Gedanke daran, sie vielleicht nie wiederzusehen, jagte ihm große Angst ein.

„Meister“, unterbrach Anakin seine düsteren Gedanken und ein kalter Schauer überkam ihn, als sein Schüler fortfuhr, „die Senatorin kehrt nach Coruscant zurück.“

 

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