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Kapitel 12

 

Kampf in der Arena

 

 

 

Wann ich in meiner misslichen Lage tatsächlich doch einschlafen konnte, kann ich nicht genau sagen. Doch als ich meine Augen öffnete und nicht wusste, wann ich sie geschlossen hatte, ahnte ich, dass es nicht nur vor einem Augenblick gewesen sein konnte. Die schlechten Lichtverhältnisse hatten sich leicht geändert, so als wäre es irgendwo draußen Tag geworden, aber unter einer heißen, rotgelben Sonne.

Ich hatte mich kaum wieder richtig in der Macht zurecht finden können, da merkte ich auch schon, wie ein anderes Bewusstsein nach mir suchte. Es war beinahe wie ein Scheinwerfer, der in der Dunkelheit hin und her schwenkte, aber ich war mir sicher, dass es nicht Obi-Wan sein konnte. Irgendjemand anderes war hier auf Geonosis, der wusste, mit der Macht umzugehen. Irgendjemand, der gemerkt haben musste, dass etwas mit den zwei Gefangenen nicht stimmte.

Konzentriert Euch auf Euch selbst. Atmet bewusst und hört zu, wie die Luft in und aus Euren Lungen strömt, hörte ich Obi-Wan in meinem Kopf reden und seine Stimme war zwar ruhig, aber in seinen Empfindungen schwang ein bisschen Sorge mit. Ich hatte geahnt, dass diese Person, die nach mir zu suchen schien, nichts Gutes im Schilde führte. Dass Obi-Wan offensichtlich besorgt war, bestärkte mich nur in dem Glauben.

Es war schwerer als erwartet, bewusst zu atmen, wenn man wusste, dass irgendjemand einen suchte. Dass jemand, der es nicht sollte, vielleicht jeden Augenblick mein Geheimnis erfahren würde. Wer wusste schon, was diese Person damit anstellen würde? Aber vor allem, und das so ging es wahrscheinlich allen, die versuchten, krampfhaft nicht an etwas Bestimmtes zu denken, driftete man doch immer wieder dorthin zurück, wo man nicht hin sollte. Und so merkte ich, wie das Bewusstsein, das nach mir zu suchen schien, immer kräftiger wurde und immer näher kam.

Erst als es beinahe so deutlich war, dass ich mir sicher war, die Person stand beinahe außerhalb meiner Zelle, kam es mir vor, als ob plötzlich ganz in meiner Nähe etwas förmlich explodierte. Ein anderes Bewusstsein, ohne Zweifel das Obi-Wans, hatte sich so deutlich über das meine gelegt, dass es für den Suchenden beinahe unmöglich war, uns zu unterscheiden. Dann ermahnte mich Obi-Wan äußerst eindringlich, mich auf meine Atmung zu konzentrieren, und ich ahnte, dass es hier um Leben und Tod ging. Und dies förderte meine Konzentrationsfähigkeit soweit, dass ich auf einmal nur noch meinen eigenen Atem wahrnahm. Ich hörte nur noch, wie ich ein- und ausatmete, spürte, wie sich meine Lungen mit jedem Mal ausdehnte und wieder zusammenzogen.

Ich wurde erst aus dieser Konzentration gerissen, als ich merkte, wie die Kraftfelder, die mich in der Luft zu halten schienen, abrupt abgestellt wurden und ich geräusch- und schmerzvoll zu Boden fiel. Das Geschöpf, das nun vor mir stand, war eindeutig von diesem seltsamen, warmen Planeten. Es war eine Mischung aus einem Humanoiden und einer Gottesanbeterin, wobei der Anteil des Insektes eindeutig zu überwiegen schien. Er hielt einen länglichen, elektrischen Stab in der Hand, mit dem es mich auf die Beine zwang.

Die Kämpferin in mir wollte sich wehren, wollte dies als Chance nutzen zu entkommen oder sich zumindest nicht kampflos abführen zu lassen, aber irgendetwas sagte mir, dass es nun keine sonderlich clevere Entscheidung war, diesem Teil in mir nachzugeben. Lieber übte ich mich in etwas Geduld und wartete ab, was passierte. Wenn die Situation zu brenzlig wurde, konnte ich immer noch versuchen zu entkommen. 

Das Geschöpf führte mich einen dunklen Gang entlang, dessen Wände mit aberhunderten seiner Art gepflastert zu sein schienen. Ob sie tot oder lebendig waren, wollte ich gar nicht genau herausfinden.

Von Obi-Wan hatte ich nun eine Weile nichts mehr gemerkt, beinahe so, als hätte er den Kontakt zu mir bewusst unterbrochen und unterdrückte alle meine Versuche, mit ihm zu kommunizieren. Nicht dass ich in der Lage wäre, wirklich eindringlich in meinen Versuchen zu sein. Wahrscheinlich konnte jeder Padawan mich abwehren und ignorieren, wenn er es nur wollte.

„Wo ist Eure Überlegenheit nun, Senatorin?“, hörte ich auf einmal wieder die Stimme des ehemaligen Vizekönigs der Handelsföderation hinter mir. Auch wenn ich mich nicht umdrehen konnte, sah ich förmlich sein überlegenes, triumphierendes Grinsen, doch meines konnte er nicht sehen. Natürlich befand ich mich in einer äußerst misslichen Lage und es würde einige Zeit dauern, bis ich einen Plan hatte, um mich daraus zu befreien. Aber wenigstens hatte ich die Genugtuung, dass Gunray mit seinem Plan nicht das erreichte, was er gedachte zu erreichen. Padmé befand sich sicher auf Naboo und würde nicht in die Fänge dieses Feiglings gelangen.

„Euer Grinsen wird Euch sicherlich bald vergehen. Die Republik ist bereits informiert worden und Hilfe ist auf dem Weg“, informierte ich ihn, darum bemüht, wieder die gleichgültige Stimme der Königin aufzusetzen, die ihn schon damals hinters Licht geführt hatte.

„Ihr spielt sicherlich auf Euren kleinen Jedi-Freund an, Senatorin“, sagte er und es schien beinahe so, als lachte er dabei. „Seid unbesorgt, seine Nachricht konnten wir stören. Sie hat es leider nur einige Paseks weit geschafft. Keine Chance, dass sie bis zur Republik durchgedrungen ist. Irgendwo im Hutt-Sektor dürfte sie verschwunden sein.“

Ich versuchte angespannt, den Neimodianer meine Überraschung nicht merken zu lassen. Der Hutt-Sektor? Aber Obi-Wan war sich sicher gewesen, dass seine Nachricht empfangen worden war, dass zumindest Anakin…
Mein Herz blieb auf einmal stehen. Was hatten die beiden schon wieder angestellt? War es für den Padawan und die eigenwillige Senatorin nicht einmal möglich, das zu tun, was ihre Beschützer von ihnen wollten? Warum um alles in der Welt waren die beiden auf Tatooine? Sicherlich konnte keiner der beiden der Meinung sein, dieser korrupte und von Kopfgeldjägern nur so wimmelnde Planet konnte sicherer sein als Naboo. 

Natürlich merkte Gunray an meiner langen Pause, dass ich durchaus mit der Nachricht nicht gerechnet hatte, allerdings aus den falschen Gründen. Ich war mir ziemlich sicher, dass Anakin diese Nachricht weitergeleitet hatte, sobald er sie empfangen hatte, aber ich war mir auch sicher, dass er nicht tatenlos herumsitzen würde, während sein Meister in Gefahr war, ganz zu schweigen von Padmé. Sie war da eindeutig der größere Risikofaktor. Wenn Anakin vielleicht noch durch seinen Jedi-Code abgehalten wurde, etwas außergewöhnlich Dummes zu tun, so war das bei Padmé etwas vollkommen anderes. Sie folgte keinen Anweisungen, egal, ob diese eigentlich ihr Leben schützen sollten oder nicht.

„Die Republik wird nicht kommen, Senatorin. Und ich werde meinen endgültigen Triumph über Euch genießen“, waren die letzten Worte Gunrays an mich, bevor ich auf einen seltsamen Karren geschnürt wurde und das Tier, das vor den Karren gespannt war, nach vorne getrieben wurde. Als plötzlich Sonnenlicht mein Gesicht traf und ich merkte, dass ich in eine Art Arena gebracht wurde, überkam mich das seltsame Gefühl, hier schon einmal gewesen zu sein. Irgendetwas in meinem Kopf schrie mich förmlich an, mich zu erinnern, aber die Erinnerung wollte einfach nicht kommen.

Dann brachten sie mich zu 4 riesigen aus Stein geformten Pfeilern in der Mitte der Arena und ketteten mich fest. Natürlich entging mir nicht, dass die Pfeiler genau gegenüber einer riesigen Plattform waren, auf der sicherlich in kürze Nute Gunray beobachten würde, wie, was auch immer hier passieren würde, zu meinem Tod führte. Da alles noch relativ still war, bildete ich mir ein, das Knurren und Schreien von Kreaturen zu hören, die sich ganz in der Nähe aufhalten mussten. Wahrscheinlich waren sie hinter einer der vielen vergitterten Türen in der hohen Steinmauer, die die Arena umschloss. Vermutlich würden diese Kreaturen dafür sorgen müssen, dass Gunray seinen Triumph feiern konnte. Immerhin war er ein zu großer Feigling, selbst mit mir in eine Arena zu steigen.

Bevor ich allerdings noch weiter darüber nachdenken konnte, was Gunray sich ausgedacht hatte, um mein Ende zu erzielen, wurde noch ein weiterer Karren in die Arena gefahren und ich brauchte die Macht nicht, um zu wissen, wer es war: Obi-Wan. Sicherlich war es Gunray auch bei dem Jedi ein Vergnügen, seine vermeintliche Überlegenheit zu demonstrieren. Immerhin hatte Obi-Wan seinen Teil zu seiner ersten Niederlage vor zehn Jahren beigetragen. Auch er wurde an einen Pfeiler gekettet, doch aus irgendeinem Grund tat er so, als nehme er gar keine Notiz von mir. Er ignorierte mich einfach, sah mich noch nicht einmal an.

Erst als die seltsamen Wesen, die uns angekettet hatten, wieder hinter den Mauern verschwunden waren, regte sich etwas an ihm. Doch er reagierte immer noch nicht auf meine Versuche, mit ihm zu kommunizieren. Er blockte mich weiter ab und mir fiel auf, wie unheimlich konzentriert er dabei wirkte. Dann merkte ich, wie sich etwas unter seiner Robe regte. Es sah beinahe so aus, als würde ein seltsames Tier seine Hüfte hinaufklettern, und erst als der kleine Knubbel seinen Hals erreichte, sah ich, was es war und war überaus erstaunt: Mein Amulett.

Wahrscheinlich war es für ihn eine unheimliche Anstrengung, dieses machtverbergende Objekt auch nur einen Millimeter zu bewegen. Und ich war verblüfft, dass er es sogar schaffte, es die Meter zwischen uns auf dem Boden zurücklegen zu lassen, bis es zu meinen Füßen lag. Ich fragte mich jedoch, was das bringen sollte. Immerhin konnte ich es mit meinen gefesselten Händen schlecht aufheben und umlegen.

Ich sah Obi-Wan fragend an, doch er hatte seine Augen geschlossen und dicke Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn. Die Anstrengung, die es ihn kostete, das zu tun, was er tat, musste größer sein, als ich es mir vorstellen konnte. Es schien seine ganze Kraft zu verbrauchen. Nachdem er einen kurzen Moment aufgehört hatte es zu bewegen, schlich sich das Amulett langsam unter meiner Kleidung nach oben. Ein Teil von mir protestierte und hoffte nur, dass Obi-Wan nicht durch seine viel stärkere Macht etwas sah, was er sicherlich nicht sehen sollte. Andererseits war das ziemlich unwahrscheinlich und er hatte mit Sicherheit in diesem Moment andere Dinge als die Rundungen im Kopf, an denen das Amulett gerade vorbeiglitt, um sich schlussendlich um meinen Hals zu legen. Ich merkte direkt, wie die Wahrnehmung der Macht verschwand, so als habe jemand das Licht ausgeschaltet. Alles kam mir auf einmal so dumpf und unscharf vor.

Aber ich konnte meine Umgebung wieder so erkennen, wie ich es von Geburt an gewohnt war. Ich sah wieder die normalen Farben und Formen, und nicht diese von Lichtpunkten durchfluteten Gebilde, aus denen man nur mühsam Gebäude und Lebewesen erkennen konnte.

Ich ließ Obi-Wan einen Moment der Ruhe, sah man ihm doch deutlich an, dass er all seine Kräfte verbraucht hatte. Ich wusste nicht, warum es so wichtig gewesen war, dass ich dieses Amulett wieder trug, aber ich ahnte, dass es etwas damit zu tun hatte, was am Morgen geschehen war. 

„Es gab einen Grund, warum man Euch vor der Macht verborgen hat. Und nun ist sicherlich nicht der richtige Zeitpunkt, das zu ändern“, sagte Obi-Wan nach einiger Zeit, in der er augenscheinlich meditiert und neue Kräfte gesammelt hatte. Ich sah ihn fragend an, während ich merkte, dass sich auf den Rängen um uns herum langsam etwas tat. Anscheinend wollten viele mitansehen, wie zwei angekettete Gefangen von irgendetwas angegriffen und wohlmöglich auch getötet wurden.

Erst jetzt fiel mir auf, dass unsere Lage doch ziemlich brenzlig war, zumindest empfand ich es so. Wir waren nur zu zweit und wer konnte wissen, was sie auf uns loslassen würden. Außerdem war ich mir sicher, dass sowohl Gunray als auch die Masse nicht einfach kleinbeigeben würden, wenn wir das, was auch immer auf uns zu kam, heil überstanden.

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