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Kapitel 14

 

Überzeugungsarbeit

 

 

Nachdem wir im Schutz eines großen Waldes gelandet waren und die Königin JarJar Binks losgeschickt hatte, um die Gungangs um Hilfe zu bitten, warteten wir alle gespannt auf seine Rückkehr. Eine positive Antwort der Gungangs war überlebenswichtig und würde über Sieg oder Niederlage entscheiden. Ich sah die Unruhe in Padmé und bemerkte sie auch in Eirtaé und Rabé. Auch ich war nicht vor diesen Gefühlen gefeit, aber ich war die einzige, die sie nicht zeigen durfte, denn ich war nun wieder die unterkühlte Königin.

 

Und dennoch, als ich Obi-Wan sah, wie er mit seinem Meister zu sprechen schien, konnte ich nicht anders als mir die Frage zu stellen, ob meine Entscheidung richtig gewesen war. Ich merkte nur, wie Padmé mir in einem unbeobachteten Moment die Hand auf die Schulter legte. Sie musste ahnen, was mir trotz des Ernstes der Lage durch den Kopf ging, musste wissen, dass ein Teil meiner Gedanken bei ihm lagen, nicht bei der Schlacht, die uns bevorstand. Doch das musste ich nun endgültig abstellen. Dies war der Augenblick, in dem ich nur an meine Aufgabe denken sollte, und an nichts anderes.

 

„Die Gungangs haben ihre Stadt verlassen, niemand ist mehr dort. Doch der Gugnan meint, sie haben sich vielleicht nur versteckt. Er bringt uns zu ihnen“, informierte uns Panaka, der zusammen mit den Jedi direkt am Ufer auf JarJar gewartet hatte. Wenn die Gungan geflohen waren, dann hatten wir vielleicht eine Chance, sie auf unsere Seite zu holen. Die Föderation musste auch sie angegriffen haben und vielleicht wäre es möglich, endlich die Differenzen beizulegen, die unsere beiden Völker bereits seit Jahrhunderten entzweiten.

 

Der Heilige Ort der Gungangs, an den sie sich zurückgezogen hatten, war eine im Wald gelegene Tempelruine der Vorfahren, der Uhreinwohner dieses Planeten. Überall sah man verfallene Mauern und kleine Statuenreste, die von Moos und anderen Pflanzen überwuchert waren. Dennoch meinte auch ich die Ruhe zu bemerken, die von diesem Ort auszugehen schien. Doch es fühlte sich eher an wie die Ruhe vor dem Sturm. Wir alle wussten, was hiernach geschehen würde, und keiner von uns war sich wirklich sicher, ob es überhaupt ein „hiernach“ geben würde.

 

JarJar Binks war ein freundlicher Gungan, und doch wussten wir, dass sie nicht alle so waren. Er war vielleicht die rühmliche Ausnahme, der Pazifist unter den Barbaren, wer konnte das schon so genau wissen. Wir wussten nur, dass es vor Jahrhunderten einen großen, grausamen Krieg zwischen den Naboo und den Gungans gegeben hatte und viele der Naboo dabei wegen der Grausamkeit der Gungans gestorben waren, zumindest erzählte man es sich so.

 

Dann wurden wir auch schon von Gungans auf ihren Reittieren umzingelt und es fühlte sich nicht gerade nach einem herzlichen Willkommen an. Auch JarJar schien nervös zu werden, als er seine Leute sah und sie uns zu Boss Nass eskortierten. Es kam mir eher vor wie eine Gefangennahme als eine wirkliche Eskorte.

 

„JarJar Binks. Werse da sein all die anderen?“ Die Stimme des großen, überdimensional dicken Gungan hallte im Wald wider, als würde sie künstlich verstärkt werden, und es jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Nass stand auf einem von Baumwurzeln überwachsenen Statuenkopf und blickte auf uns alle herab als seien wir nur unnützes Ungeziefer. Er sah nicht so freundlich aus wie JarJar und ich brauchte sehr viel Disziplin, um meine Unruhe nicht offen zu zeigen.

 

„Ich bin Königin Amidala der Naboo“, sagte ich langsam und ruhig. Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme doch etwas zeigte, dass ich verunsichert war. „Und ich komme in Frieden.“

 

„Ah, großes Naboo. Ihrse uns bringen Mekaniks. Ihrse alle sein superheftig“, sagte er mit einer feindlichen Stimme und einer abfälligen Handbewegung. Die Gungankrieger an unseren Seiten spannten sich merklich an und ich spürte, dass die Situation sehr heikel war. Ein falsches Wort und unsere Mission war bereits hier gescheitert, doch auch wenn ich in meiner Ausbildung in Politik unterrichtet wurde und eigentlich immer an den Sitzungen teilgenommen hatte, die Padmé durchgeführt hatte, war ich nicht so gut wie sie.

 

Meine Stimme wirkte noch unsicherer, als ich meinen Mund für die nächsten Worte öffnete. „Wir haben Euch aufgesucht, weil wir uns mit Euch verbünden wollen“, sagte ich, doch bevor ich meinen Satz ganz zu Ende gesprochen hatte, merkte ich auf einmal, wie Padmé an mir vorbeiging und sich ganz nach vorne, vor unsere gesamte Gruppe stellte. Mein Herz schlug noch höher. Was hatte sie nur vor?

 

„Euer Ehren“, sagte sie, während sie nach vorne trat, und ich war mir sicher, dass sie meinen und Panakas besorgen Blick auf sich spüren musste. Am liebsten hätte ich sie sogar wieder hinter mich gezogen, doch sie war meine Königin und wenn sie sich entschieden hatte, eine Dummheit zu begehen, konnte ich nur dastehen und zusehen, zumindest solange wir uns in der Öffentlichkeit befanden.

 

„Werse denn das jetzt?“, fragte der große Gungan sichtlicht verwirrt.

 

„Ich bin Königin Amidala“, sagte sie dann und das Raunen, selbst in unseren eigenen Reihen, sagte mir, dass unsere Tarnung tatsächlich niemandem aufgefallen war, niemandem außer Obi-Wan. „Das ist mein Double, mein Schutz, meine getreue Leibwächterin“, erklärte sie dem erstaunten Publikum und sah kurz zu mir. Sie wollte mir mit diesem Blick klarmachen, dass sie wusste, was sie tat, dass sie mir für den Schutz dankte, aber dass es hier keinen Sinn hatte. Ich verstand es, weil ich es genau in diesem Moment auch bemerkte. Wie weit würden uns die Gungans wohl vertrauen, wenn wir ihnen nicht vertrauten?

 

Ich tat einen verstohlenen Blick hinüber zu Obi-Wan. Er lächelte nur wissend und ich fragte mich, ob er dachte, dass wir dies nun nur zu meinem Schutz taten, oder ob er vielleicht tatsächlich schon die ganze Zeit gewusst hatte, welches Spielt Padmé und ich spielten. Ich wusste es nicht, ich konnte nur am erstaunten und fragenden Blick seines Meisters erkennen, das Qui-Gon und auch der sehr aufmerksame Anakin nichts von der ganzen Sache bemerkt hatten.

 

„Ich bedaure dieses falsche Spiel, aber es war nötig, um mich zu schützen. Obwohl wir in vielen Dingen unterschiedlicher Meinung sind, haben unsere beiden Völker lange in Frieden miteinander gelebt.“ Dem konnte Nass nur zustimmen und ich merkte, dass er anscheinend offener wurde. Padmés Mut, sich einem unfreundlichen Gegenüber zu offenbaren, schien ihn beeindruckt zu haben. „Die Handelsföderation zerstört, was wir erschaffen haben. Wenn wir nicht schnell handeln, wird es auf immer verloren sein. Ich hoffe auf Eure Hilfe.“ Sie hielt kurz inne, schätzte wahrscheinlich ab, wie der Gungan reagieren würde, dann fuhr sie fort: „Nein, ich flehe Euch an uns zu helfen.“ Plötzlich fiel sie vor Nass auf die Knie und trotz meiner Verwunderung folgte ich ihrem Beispiel und danach alle anderen. „Wir sind Eure untertänigen Diener. Unser Schicksal liegt in Euren Händen“, schloss sie und das schien Nass dann doch noch zu erreichen.

 

Erst war es ein leises Grummeln, dann wurde es zu einem donnerndem Lachen, während wir immer noch vor ihm auf dem Boden knieten. „Ihrse also gar nicht denken, ihrse besser als die Gungans“, gluckste er weiter und erinnerte dabei noch mehr an einen Frosch als alle anderen Gungans „Mirse gefallen das ganz sehr. Vielleicht wirse werden … Freunde sein.“ Und dann brach ein Jubel unter den Gungans aus und ich konnte ein kleines, erleichtertes Lächeln nicht von meinen Lippen nehmen. Die Situation war angespannt gewesen und Padmé hatte nochmals bewiesen, warum sie die einzig richtige Königin war. Ich war mir sicher, dass König Veruna niemals so weit gegangen wäre wie Padmé es gerade getan hatte.

 

Als uns dann einer der Gungans von einem versteckten Lager der Palastwachen erzählte, handelten wir sofort. Auch wenn es ihm nicht gefiel, schickte Padmé Panaka umgehend los, um nach diesem Lager zu suchen und die Wachen, wenn möglich, an den Rand des Waldes zu bringen. Dort wollte man sich später mit Boss Nass wieder treffen, um die genauen Pläne für den Kampf gegen die Föderation zu besprechen.

 

„Meint Ihr, es war klug Euch zu offenbaren?“, fragte Rabé etwas besorgt, als wir mit der Königin einen Moment alleine waren. Die Sorge in ihrem Gesicht und in ihrer Stimme war unüberhörbar und ich wusste, dass es auch Eirtaé nicht anders ging.

 

„Es war notwendig, aber ich werde Sabé noch einer letzten Gefahr aussetzten müssen“, sagte Padmé und sah mich eindringlich an. Ich entfernte mich also kurz zusammen mit ihr und es war seltsam. Alle hier wussten nun, dass ich nicht die Königin war, und dennoch lief ich in ihrer Robe herum. „Sabé, du weißt, wie sehr ich es hasse, dich in Gefahr zu bringen2, begann Padmé, als wir weit genug von allen weg waren, damit uns niemand hören könnte. Ich nickte nur stumm.

 

„Wenn wir den Palast erreichen, musst du dich zu unserem geheimen Gang durchkämpfen. Es wird gefährlich, aber ich weiß keinen anderen Weg. Es werden viele Droiden im Palast sein und wir brauchen jede mögliche Ablenkung. Lass dich hin und wieder sehen, aber bitte, versuche nichts Eigenmächtiges. Wenn ich dir ein Zeichen gebe, benötige ich eine Ablenkung durch die Königin“, sagte sie ruhig, zwinkerte mir aber zu. Ich verstand. So gefährlich dies alles auch war, ich würde dafür sorgen, dass Padmé nichts geschah, ich würde eine Art Köder sein, der die Angreifer von Padmé weglocken würde.

 

„Natürlich“, antwortete ich ihr und nickte kurz. Doch anscheinend wollte Padmé in diesem Moment keine Höflichkeiten, sie wollte nicht vor ihrer Leibwächterin stehen, sondern vor ihrer Freundin, und sie schlang ihre Arme um mich. Dann kam Panaka auch schon wieder zurück und mit ihm kamen tatsächlich einige Palastwachen. Das steigerte unsere Zahl und unsere Chancen natürlich sehr und als Padmé mir Panakas Neffen Typho, mit dem ich zusammen auf der Akademie gewesen war, zur Seite stellte, sah ich sogar die Chance, selbst sicher aus dieser ganzen Sache herauszukommen. Gregar Typho war einer der Besten unseres Jahrganges gewesen und wenn wir miteinander gearbeitet hatten, waren unsere Missionen immer erfolgreich ausgegangen.

 

„Na, Grinsekatze“, begrüßte er mich. Es war sein Spitzname für mich gewesen in der Akademie, weil ich einfach immer ein Lächeln auf den Lippen gehabt hatte, während viele andere oft schlecht gelaunt gewesen waren.

 

„Pass bloß auf, wen du hier Grinsekatze nennst, Blindfisch“, sagte ich und wir umarmten uns kurz. Für diesen kurzen Moment fühlte ich mich wieder wie in der Akademie. Es war seltsam, wie man sich doch in alte Zeiten zurückversetzt fühlte, einfach nur weil jemand anwesend war, mit dem man sie verbracht hatte.

 

„Wer ist er denn?“, fragte er dann und zeigte unauffällig auf Obi-Wan. Erst jetzt bemerkte ich, dass er uns ansah, dass er mich ansah. Ich merkte, wie mein Herz wieder versuchte gegen meinen Verstand anzukämpfen, doch dieses Mal gewann es nicht.

 

„Padawan Kenobi. Er und sein Meister haben uns bei unserer Flucht geholfen“, erklärte ich und versuchte so unbeeindruckt wie möglich zu klingen.

 

„Vielleicht sollte ich ihm sagen, dass er bei der Eisernen Lady keine Chance hat“, gluckste Typho und stieß mir leicht in die Seite. Auch ich musste leicht lachen, wusste ich doch genau, wovon er redete. In meiner Zeit auf der Akademie hatten einige der Jungen dort versucht mein Herz zu erobern, zu einer frühen Zeit sogar Typho selbst, aber keiner von ihnen konnte auch nur mehr als Freundschaft in mir wecken. Und selbst das war nur Typho und einem seiner Freunde gelungen. Nachdem ich zwei der Jungen hatte abblitzen lassen, hatten sie mich nur noch die „Eiserne Lady“ genannt, sobald wieder einer der Rekruten versuchte, mich für dich zu gewinnen.

 

„Er ist ein Jedi, Gregar. Wir haben uns angefreundet, mehr nicht“, erklärte ich und ich wunderte mich selbst, wie überzeugend ich das sagte. Auch Typho schien überzeugt zu sein und wir besprachen unseren Plan, während Padmé bei den Jedi und Boss Nass stand, um auch ihnen ihren Plan zu erklären.

 

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