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Kapitel 13

 

Rückkehr nach Naboo

Teil 3

 

 

Nachdenklich ging ich langsam zurück in Richtung der Gemächer der Königin. Dieses Treffen mit Obi-Wan Kenobi, dem jungen, manchmal doch ungestümen Jedi-Padawan, war anders verlaufen als ich gedacht hatte. Eigentlich hatte ich gedacht, er wolle nur so mit mir reden, damit wir uns beide vielleicht etwas von der Seele reden konnten, wie wir es auf Tatooine getan hatten. Doch er hatte mir ein Lichtschwert gegeben und mich in seine Handhabung eingewiesen.

 

Er hatte mir erzählt, dass der Rat ihm und seinem Meister aufgetragen hatte, den Sith festzunehmen und innerlich fragte ich mich, warum er dann immer noch versuchte mich zu schützen. Seinen Meister schien die Königin von Naboo nicht mehr zu interessieren. Diese Aufgabe war für ihn beendet und eine Neue war ihm übertragen worden, obwohl ich nicht wusste, ob es nicht vielleicht an Anakin lag, dass er meinem Schutz keine Aufmerksamkeit mehr entgegenbrachte.

 

Mein aufgeregtes Herz wollte jedoch hoffen, dass Obi-Wan mich nur schützen wollte, weil ich ihm wichtig war. Ich war ihm so wichtig, dass er mir sein allererstes Laserschwert geliehen hatte. Zumindest wollte ein Teil von mir das glauben, wollte nicht daran denken, dass es hier vielleicht nur darum ging, eine vermeidliche Königin zu retten, sondern mich. Ich wollte mir einbilden, dass er es auch für Sabé die Kammerdienerin getan hätte, doch der rationale und logische Teil in mir, der Teil, der mich davor bewahren wollten verletzt zu werden, verneinte dies nur. Ich war für ihn eine Königin, und jung noch dazu. Das war der einzige Grund, warum er mich schützen wollte.

 

„Dürfte ich einen Moment mit Euch reden?“ Ich schrak förmlich zusammen, als ich die Stimme von Qui-Gon Jinn hinter mir hörte. Ich hatte nicht mit dem alten Jedi-Meister gerechnet, zumindest nicht ohne Anakin, und von dem war weit und breit keine Spur zu sehen.

 

„Natürlich, Meister Jedi“, antwortete ich und folgte ihm in eine ruhigere Ecke des Raumes. Ich merkte, wie ich unweigerlich nervös wurde. Er hatte diesen Blick, den Blick, den mein Vater damals auch immer wieder gehabt hatte, wenn er mich bei etwas Verbotenem erwischt hatte.

 

„Mein Padawan und Ihr habt euch auf Tatooine angefreundet, wie ich sehe“, stellte er fest. 

 

„Ich wüsste nicht, was daran verwerflich ist“, entgegnete ich und sah dem Jedi-Meister direkt in die Augen. 

 

„Freundschaft alleine ist akzeptabel, doch ich fühle Verwirrung und Unsicherheit in meinem Padawan, was ich lange nicht mehr gespürt habe.“ Ich horchte unweigerlich auf. Verwirrung? Unsicherheit? Warum sollte Obi-Wan sich so fühlen? „Gerade jetzt plagt ihn beides und er weiß nicht damit umzugehen“, fuhr der Meister fort, während ich weiter darüber nachdachte, was er noch zuvor gesagt hatte. Er hatte diese Gefühle schon lange nicht mehr bei seinem Padawan gespürt? Hieß das, dass er schon öfters auf eine Situation wie unsere getroffen war? Hatte er schon öfter im Konflikt mit seinem Herzen gestanden – wenn es das war, worauf ich hoffen konnte. 

 

„Ich kann Eure Gefühle nicht vernehmen und dennoch sehe ich sie in Eurem Gesicht geschrieben. Der Weg, den Euer Herz gehen will, ist nicht bestreitbar, er ist gefährlich. Nicht nur für Euch, sondern vor allem für ihn.“ Ich sah Sorge in den Augen des Jedi, aber ich verstand es nicht. Seit ich ihn kannte war er nicht sonderlich aufmerksam gewesen, was seinen Padawan anging. Im Gegenteil, mir kam es meistens so vor, als ließe er ihn einfach wie ein Tier an der langen Leine laufen, damit er sich seinen eigenen Sachen zuwenden konnte. „Die Regeln der Jedi werden sich nicht ändern.“

 

Mein Blick lag weiterhin auf dem Boden, mein Herz wollte diese Worte nicht hören, wollte nicht von jemand anderem hören, was mein Verstand ihm immer wieder zu sagen versuchte, denn es machte die Worte wirklicher. Dann ergriff der Meister jedoch meine Hand und ich konnte nicht anders als ihn anzusehen. Das Gefühl war definitiv ein anderes, auch wenn ich auch diesmal den Wunsch verspürte, ihm meine Finger zu entreißen, war der Grund dafür ein anderer.

 

„Wenn Obi-Wan die Jedi verlässt, wird er diese Entscheidung ewig bereuen. Jeden einzelnen Tag. Früher oder später würde das zwischen euch stehen und größer als eure Liebe sein“, schloss Qui-Gon seine Ausführung. Ich sah ihn verwundert an. Sah er tatsächlich so viel in unseren Treffen? Sah er in seinem Padawan mehr als eine kleine Verliebtheit, oder wollte mir mit dieser Übertreibung nur klarmachen, dass es keinen Sinn hatte, unseren Herzen zu vertrauen?

 

„Ich weiß, Eure Worte tragen Wahrheit in sich, Meister Jedi. Seid jedoch nicht besorgt, ich bin lediglich an einer Freundschaft mit Eurem Padawan interessiert. Alle weiteren Gefühle sind seine alleine.“ Es tat weh diese Worte auszusprechen, meinen Verstand endlich wieder handeln zu lassen, aber es war notwendig. Ich wusste, die Worte des Meisters waren wahr. Obi-Wan hatte einen Austritt aus dem Orden bereits bereut und war nur unter großen Anstrengungen wieder aufgenommen worden. Um keinen Preis wollte ich Schuld an einem erneuten Bruch mit den Jedi sein. Außerdem war es Blasphemie von wahrer Liebe zu sprechen. Wir hatten nur miteinander gesprochen und, das gab ich zu, einige besondere Momente geteilt. Aber das alles war noch kein Grund wirklich von Liebe zu sprechen.

 

Wir schienen die gleichen Ansichten zu haben, selbst das gleiche Pflichtbewusstsein unseren Aufgaben gegenüber, doch war dies bereits genug um Liebe zu verspüren? Eine kleine Verliebtheit vielleicht, eine Anziehung, sicherlich. Aber Liebe?

 

„Dennoch, vielleicht solltet auch Ihr Eure Haltung ihm gegenüber überdenken“, fügte ich hinzu, bevor der Meister sich von mir abwenden konnte. Er hatte mir versucht eine Lektion zu erteilen, nun war ich an der Reihe. Er blieb tatsächlich stehen und sah mich fragend an. „Was ich von dem Band zwischen einem Meister und seinem Padawan weiß, ist, dass es wie das Band zwischen einem Vater und seinem Sohn sein sollte. Tiefes, bedingungsloses Vertrauen, Freundschaft und Pflichtbewusstsein dem anderen gegenüber.“ Er überlegte einen Moment, nickte dann aber. „Seit Ihr Eure Reise mit uns angetreten habt, handelt Ihr aber nicht wie sein Meister. Ihr stoßt ihn von Euch, lasst ihn alleine und achtet nur darauf, was er denkt und fühlt, wenn es Euch dienlich ist. Ihr hinterfragt nicht, wie es für ihn war, als Ihr auf einmal alles für diesen Jungen aufs Spiel setztet, oder als Ihr alles versucht habt, damit Anakin Euer Padawan sein kann. Vielleicht bin ich nicht die einzige, die durch ihr Handeln falsche Gefühle in Obi-Wan auslöst.“

 

Mit diesen Worten war ich es, die den Meister stehen ließ und meinen Weg in die Gemächer der Königin zurückging. Es bedeutete nicht, dass ich weniger über seine Worte nachdachte, aber es erleichterte dennoch mein Gewissen, ihm auch etwas gesagt haben zu können, über das er nachdenken musste.

 

Dennoch hatte er Recht. Der Orden der Jedi bedeutete alles für Obi-Wan und selbst, wenn er vielleicht bereit sein würde den Orden zu verlassen, wer konnte sagen, dass es wirklich Liebe war? Wer konnte uns versichern, dass wir nicht einen großen Fehler begingen?

 

„Du müsstest unsere Schwesternschaft verlassen“, gab Eirtaé dann zu bedenken, als ich ihnen allen von dem erzählte, was passiert war. Sie hatten alle gespannt gelauscht, was zwischen mir und Obi-Wan passiert war, und waren entsetzt über die Worte des Jedi-Meisters gewesen. Aber das, was Eirtaé nun sagte, ließ mein Herz ein Stück weit brechen. Die Arbeit als Kammerdienerin der Königin war mein Leben. Ich hatte hart dafür gearbeitet und Padmé zu beschützen war alles, was ich je machen wollte. Sie war meine Freundin und niemals konnte ich sie im Stich lassen. 

 

„Das könnte ich nicht“, antwortete ich ihr und auf einmal sah ich das Problem. Nicht nur Obi-Wan würde etwas aufgeben müssen, an das er glaubte, auch ich würde dieses Opfer bringen müssen, doch mein Pflichtbewusstsein und meine Loyalität, zwei Eigenschaften, die auch in Obi-Wan sehr ausgeprägt waren, hielten mich davon ab. Ich konnte mich nicht auf ihn einlassen, durfte es nicht. Qui-Gon hatte Recht. Wenn wir beide das aufgaben, woran wir glaubten, würde es irgendwann alles zerstören.

 

Ich sah, wie Padmé auf ihrem Bett sitzend tief durchatmete und mich mit einem Kopfschütteln ansah. Sie wusste, wie ich dachte, sie wusste, dass ich nun meine Gefühle für Obi-Wan Kenobi unterdrücken würde, so gut ich dies eben konnte, und ich war gut darin Gefühle zu unterdrücken, die ich nicht haben durfte. 

 

„Lasst uns schlafen gehen. Morgen werden wir Naboo erreichen und wir werden ausgeruht sein müssen“, sagte Padmé und ich war ihr dankbar, dass sie damit verhinderte, dass die anderen beiden mich weiter befragen konnten. Ich hatte wirklich keine Lust darauf. Vor allem von Rabé wollte ich mir nichts anhören müssen. Sie würde mir im Geheimen raten, es wie sie zu halten. Nur die Königin und ich wussten um ihr Verhältnis zu Panaka und sie war auch nicht die erste Kammerdienerin. Außerdem hatte Panaka selbst keinen Eid geschworen wie Obi-Wan. Er musste nichts für sie aufgeben.

 

Ich brauchte sehr lange bis ich endlich einschlief und selbst dann ließ mich der Gedanke an Obi-Wan nicht richtig ruhen. In meinem Traum war er älter als ich ihn noch vor einigen Stunden gesehen hatte, er trug einen Bart und eine seltsame Rüstung mit dem Abzeichen der Jedi auf der Schulter. Der Traum war verschwommen und wirkte, als sähe ich durch sehr unruhiges Wasser auf die Szene herab. Obi-Wan rannte durch einen langen, gewundenen Gang, bog hin und wieder in einen anderen ab, immer darauf bedacht nicht gesehen zu werden.

 

Dann auf einmal spürte ich einen Arm um meine Kehle, doch mein Blick war immer noch verschwommen. Jemand zerrte mich mit sich, eine Kanone direkt an meiner Schläfe. Nun befand ich mich mitten in den Gängen, durch die Obi-Wan soeben noch gelaufen war, und irgendetwas gab mir das Gefühl, dass er nach mir suchte. Es war beinahe als hallte seine Stimme in meinem Kopf wider. Wir diskutierten unaufhörlich über den Sinn seiner Rettungsaktion. Seine Aufgabe war es eigentlich, die Informationen, die wir gesammelt hatten, dem Jedi-Rat zu übergeben, doch er bestand darauf, dass er mich nicht zurücklassen würde.

 

Dann stand er vor uns und ich hatte noch nie so viel Sorge in seinem Gesicht gesehen. Sein Bart verdeckte zwar einige seiner Gesichtszüge, aber die in Falten gelegte Stirn konnte ich dennoch sehen. Doch mein Entführer hatte mich fest im Griff. 

 

Dann änderte sich die Szene. Wir beide waren in einer großen Arena an Pfeiler gekettet. Die Ränge füllten sich langsam und ich wusste, dass es niemals gut ausgehen konnte. Selbst Obi-Wan schien besorgt zu sein. 

 

„Obi-Wan, das wird wohl das letzte Mal sein, dass wir uns sehen“, sagte ich, bevor die Chance ungenutzt verstreichen konnte. Wenn ich bald sterben würde, dann wollte ich zumindest, dass er es wusste. „Ich weiß nicht, wie ich es Euch sagen soll, aber ich habe Euch geliebt. Schon damals, als Ihr uns auf Naboo gerettet habt.“ Es war sicherlich nicht der beste Zeitpunkt, um ihm endlich zu sagen, was mich schon seit so vielen Jahren beschäftigte, aber Ich stellte mir einfach vor, dass unsere Situation eine andere war, dass wir nicht kurz davor waren zu sterben.

 

„Sabé, es ist nicht gerade günstig, um darüber…“, begann er und ich sah ihn entgeistert an. Wenn das jetzt nicht der Zeitpunkt war, wann dann? Wollte er sich immer noch nicht eingestehen, was zwischen uns war? Selbst jetzt nicht, wenn wir uns vielleicht das letzte Mal sahen? „Also gut“, sagte er und ich sah Schmerz in seinen Augen. „Nur ein Wort von Euch, und ich hätte den Jedi-Orden verlassen.“ Die Ehrlichkeit in seiner Stimme und in seinem Gesicht ließ mich stocken, und dennoch wusste ich, dass ich damals keine Fehler gemacht hatte. Es war das Richtige gewesen, zumindest zu dieser Zeit.

 

Bevor ich weiter erfahren konnte, was passierte, wurde ich jedoch unsanft aus dem Schlaf geholt. Es war Eirtaé, die mich weckte, um mir zu helfen, die Kampfrobe der Königin anzuziehen. Ich war erleichtert, dass Padmé beschlossen hatte, auf Naboo wieder die Rollen mit mir zu tauschen, denn es war immer noch einfach zu gefährlich für sie. Und auch, wenn es vielleicht meinen eigenen Tod bedeutete, übernahm ich diese Aufgabe gerne, wenn ich sie damit nur retten konnte. Aber irgendetwas sagte mir, dass es noch nicht meine Zeit war zu sterben, dass wir diesen Kampf überstehen würden. Und das gab mir Mut und Hoffnung.

 

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