top of page

 

Kapitel 12

 

Rückkehr nach Naboo

Teil 2

 

 

„Du weißt, warum ich mit dir sprechen will?“, fragte Padmé direkt, und sie klang immer noch wie die Königin. Es machte die Sache nicht besser. Auf einmal wünschte ich mir wieder die 14-jährige Padmé zurück, doch das hatte ich mir selbst zuzuschreiben. Also nickte ich nur und blickte reuevoll auf den Boden, bevor ich sprach.

 

„Ich habe Euch enttäuscht, Euer Hoheit. Ich habe meine Pflichten vernachlässigt.“

 

„Allerdings“, sagte sie wie aus der Pistole geschossen und ich musste mich zusammenreißen sie nicht entsetzt anzusehen. Eigentlich hatte ich erwartet, dass sie mir widersprach, wie sie es immer tat, wenn ich mich selbst tadelte. „Ich muss gestehen, ich bin enttäuscht von dir, Sabé.“

 

„Es tut mir leid, Eure Hoheit. Seid versichert, dass diese Ablenkung meine Aufgabe nicht mehr behindern wird. Ich werde dafür sorgen.“

 

„Das will ich doch hoffen“, entgegnete sie kühl und ich sah, wie sie langsam um mich herum ging. „Allerdings glaube ich, dass wir nicht über dasselbe reden.“ Dann blieb sie direkt vor mir stehen und forderte mich auf sie anzusehen. „Wann hattest du gedacht mir zu erzählen, dass die Sache zwischen Kenobi und dir vielleicht doch mehr sein könnte als eine kleine Verliebtheit? Es ist deine Pflicht als meine Freundin mir alles genau zu erzählen, aber du behältst das Wichtigste einfach für dich.“

 

Wahrscheinlich musste ich sie noch nie verwirrter angesehen haben, denn sie brach auf einmal in ein leichtes Kichern aus. Ich verstand sie nun wirklich nicht mehr. Wir waren auf dem Weg nach Naboo um eine Schlacht zu schlagen, die auch gut unser aller Leben kosten konnte, und alles, woran sie dachte, war das, was zwischen mir uns Obi-Wan ablief?

 

„Verzeih mir, Sabé, aber in all diesem Kummer brauche ich wohl etwas, dass mir auch zeigt, dass es noch etwas gibt, für das es sich zu kämpfen lohnt. Es ist schwer an das Gute im Menschen zu glauben, wenn man nur Schlechtes sieht.“

 

Ich sah sie nachdenklich an. Wieso konnte ich die Sache nicht so sehen wie sie? Wieso sah ich nur das Schlechte darin, dass Obi-Wan mir gefiel? War sie vielleicht trotz ihrer 14 Jahre reifer als ich? Hatte sie erkannt, worum es im Leben tatsächlich ging? Auf jeden Fall verstand ich nun auch, warum sie sich so sehr für Anakin interessierte. Er war noch unschuldig und seine Ansichten waren noch sorgenfrei. Er und der Anblick dessen, was sie anscheinend in mir und Obi-Wan sah, schien ihr den Mut und die Kraft zu geben so zu handeln, wie sie es musste.

 

„Also, halte dich nicht länger zurück, Sabé. Du bist ein Mensch, kein Droide. Seine Gefühle sollte man nie verstecken, es bringt einem nur Kummer und Schmerz“, sagte Padmé und hörte sich dabei beinahe an wie meine Mutter, oder deren Mutter.

 

„Die Jedi sind da anderer Meinung. Für sie sind Gefühle wie Liebe und Leidenschaft der Weg ins Verderben“, gab ich ihr zu bedenken und sprach das aus, was unterbewusst schon seit den Geschehnissen im Jedi-Tempel in meinem Kopf herumgeisterte. „Ein Jedi wird niemals lieben und in Leidenschaft verfallen. Nicht, wenn er an den Kodex glaubt.“ Und wenn eines sicher war, dann dass Obi-Wan genau das tat. Vielleicht war ich deswegen auch so streng mit mir umgegangen. Ich hatte tief in mir gewusst, dass es keine Hoffnung gab, dass dieses Interesse in den Jedi nie mehr sein und nur zu Schmerz führen würde.

 

Wenn ich mich also zu mehr Disziplin drängte, drängte ich mich auch dazu, einem möglichen Schmerz zu entgehen. Ich versuchte mich selbst zu schützen, aber das Herz war nicht so einfach zu bändigen.

 

„Wenn es so ist, warum sieht er dich dann immer so an, Sabé? Warum hat er selbst Anakin zu uns gebracht? Er hätte ihn alleine zu uns schicken können, doch er ist mitgekommen. Er wollte dich sehen“, gab Padmé zu bedenken.

 

Beinahe um ihre Worte zu unterstützen, wurden wir von einer Wache gestört, die ankündigte, dass der Jedi-Padawan gebeten hatte, die Königin sehen zu dürfen. „Sagt ihm, ich selbst habe zu viel vorzubereiten. Ich werde Sabé in einigen Minuten zu ihm schicken. Was er mir zu sagen hat, kann er auch mir ihr besprechen.“ Die Wache verbeugte sich und verschwand dann wieder. Ich wollte Padmé gar nicht in ihr breit grinsendes Gesicht sehen. Sicherlich fühlte sie sich durch das gerade Geschehene nur noch mehr bestätigt. „Lass ihn nicht warten, Sabé. Die Königin hält ihre Versprechen.“

 

Ich verdrehte nur meine Augen. Ihr gefiel das Ganze doch etwas zu sehr, während es mich unsicher und unvorsichtig machte. Wenn ich nicht aufpasste, würde ich verletzt werden, und das war wirklich das Letzte, was ich wollte. Doch auch in mir gab es den Teil, der sich einbildete, etwas in Obi-Wan gesehen zu haben, was vielleicht nicht unbedingt dem Jedi-Kodex entsprach.

 

Als ich ging, sah ich nur das Zwinkern in Padmés Augen, was jedoch verschwand, sobald sie dachte, ich würde nicht mehr hinsehen. Wenn diese Sache eine Ablenkung für die war, dann nicht für lange, und anscheinend auch nicht Zerstreuung genug. Aber sie hatte mit dem, was sie gesagt hatte, Recht. Doch der Teil von mir, der ihr Recht gab, sagte mir, dass es eine größere Ablenkung sein würde, wenn ich ständig damit beschäftigt war, ihre Gefühle zu unterdrücken. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf merkte ich, wie ich seltsamerweise nervös wurde, während ich weiter durch den Gleiter ging. Beim Hinausgehen hatte mich die Wache informiert, dass der Padawan im Thronsaal auf mich wartete und ich ahnte, dass er dort alleine sein würde. Wahrscheinlich hatte sich die Stimmung zwischen ihm und seinem Meister noch immer nicht gebessert und er versuchte ihm aus dem Weg zu gehen.

 

„Was macht Ihr hier draußen?“, hielt mich auf einmal Panaka auf und ich erschrak beinahe.

 

„Der Padawan hat nach einer Audienz bei der Königin gebeten. Sie ist jedoch zu beschäftigt und schickte mich an ihrer statt“, antwortete ich wahrheitsgemäß, doch ich sah das Misstrauen in den Augen meines alten Lehrers. Ich sah in seinem Gesicht die Vorwürfe, die ich mir selbst gemacht hatte, sah die Warnung, meine Aufgabe nicht zu vernachlässigen, oder zumindest meinte ich das alles zu sehen, denn er sagte nichts, sondern nickte mir nur zu und ging dann weiter.

 

„Ein vorsichtiger Mann, der Captain“, hörte ich dann eine ruhige und sanfte Stimme hinter mir. Es war Obi-Wan und er stand mit einem vorsichtigen Lächeln auf den Lippen in der Tür des Thronsaales. Er lehnte mit dem Arm über seinem Kopf abgestützt am Rahmen der Tür und hatte die Beine überkreuzt. Es sah beinahe so aus als berührte er den Rahmen gar nicht. Es erinnerte mich an die jungen Männer auf der Akademie auf Naboo. Viele von ihnen hatten nur so gestrotzt vor Selbstbewusstsein und oft hatten sie sich uns Mädchen so präsentieren wollen, locker, lässig und zu beinahe allem bereit.

 

„Nur so kann man erfolgreich sein“, erwiderte ich und ging einfach an ihm vorbei in den Thronsaal hinein. Er sah mir amüsiert hinterher. Wahrscheinlich hatte er erwartet, ich würde mich von seinem Gehabe aufhalten lassen, doch da hatte er mit dem falschen Mädchen gespielt. Ich hatte keine Angst vor Jedi, zumindest nicht solange sie eigentlich auf meiner Seite standen. Sobald er aus der Lichtschranke der Tür getreten war schloss sie sich hinter ihm und wir waren alleine. Es brachte das Kribbeln in meinem Bauch dazu noch stärker zu werden und ich war froh, dass er aus irgendeinem Grund meine Emotionen nicht spüren konnte.

 

Aber ich war mir sicher, wenn er halb so clever war wie er kämpfen konnte, dann wusste er, dass ich gerade förmlich an einem Pod-Rennen teilnahm, auch ohne meine Gefühle spüren zu können. Andererseits hatte er sich vielleicht immer so sehr auf die Macht verlassen, dass er nicht mehr in der Lage war ohne sie zu erkennen, was jemand fühlte. Wer machte sich schon die Mühe zu lernen, wie man ein Feuer mit Steinen machte, wenn man einen Anzünder bei sich hatte?

 

„Ich habt nach mir gefragt?“, stellte ich dann fest, um das nervöse Schweigen zwischen uns zu brechen. Er sah mich beinahe erschrocken an. Als hätte er schon fast wieder vergessen, warum er mich zu sich gerufen hatte. Dann nickte er und kramte etwas tollpatschig einen kurzen Stock aus seinem Umhang. Als er ihn mir reichte, sah ich, dass es eigentlich gar kein Stock war, sondern das Heft eines Lichtschwertes. Ich sah ihn ungläubig an, während er seinen Umhang ablegte und sein eigenes herauszog.

 

„Ich denke, Ihr könnt auch in dieser Robe kämpfen“, schnitt er mir die Worte ab, die ich gerade hatte sagen wollen. Manche Ausdrücke konnte er also doch noch deuten. Dann aktivierte er einfach sein Schwert und kam auf mich zu. Instinktiv betätigte ich einen der Knöpfte am Heft des Laserschwertes und die Klinge fuhr genau im richtigen Moment aus. Nur einen Zentimeter weiter und Obi-Wans Lichtschwert hätte mich mindestens einer Augenbraue entledigt.

 

„Was genau wollt Ihr damit bezwecken?“, fragte ich ihn, als er mich erneut angriff und ich wieder versuchte, seinem Angriff auszuweichen oder ihn zu parieren. Das Geräusch, das die beiden Schwerter machten, als sie aufeinandertrafen, sandte eine Gänsehaut über meinen ganzen Körper. Dieser Aufprall von Energie, das Surren, das durch die Luft zog, wann immer wir die Schwerter bewegten, fühlten sich beinahe so an, als sei es die Energie meines Körpers, die durch dieses Schwert floss.

 

„Wenn Ihr tatsächlich nach Naboo zurückkehren wollt, solltet Ihr wissen, wie Ihr ein Laserschwert bedient, denn nur das wird Euch retten können, Euer Hoheit“, antwortete er, während er immer wieder neue Schläge versuchte. „Der Sith wird weder auf seine Macht verzichten noch fair kämpfen, um sein Ziel zu erreichen“, stellte er in einem unterrichtenden Ton fest. Ich musste gestehen, dass der Gedanke an den Sith, der anscheinend unterwegs war, um die Königin zu töten, mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ.

 

„Lasst Euch nicht von Angst überwältigen. Sie…“

 

„… ist der Weg zur Dunklen Seite“, beendete ich seinen Satz und blockte dabei seinen Schlag ab. Er lachte leicht auf, augenscheinlich begeistert, dass ich es schaffte, ihn in Schach zu halten. Dann senkte er sein Schwert und deaktivierte es wieder. Ich tat es ihm gleich, wollte es ihm schon zurückgeben, doch er winkte ab.

 

„Behaltet es. Ich werde es Euch leihen, bis die Gefahr vorüber ist.  Ich habe ein schlechtes Gefühl, wenn es um den Sith geht, und ich wäre beruhigter, wenn ich wüsste, dass Ihr im Notfall wenigstens eine kleine Chance gegen ihn hättet.“ Ich wollte ihm schon beinahe etwas entgegenwerfen, ihm sagen, dass ich sicher nicht hilflos war. Doch die ernste Sorge in seinen Augen hielt mich davon ab. „Wenn er wirklich geschickt wurde, um Euch zu töten, dann seid Ihr in größter Gefahr. Ich hatte es meinem Meister bereits auf Tatooine gesagt, doch er wollte nicht auf mich hören, wollte die Gefahr nicht sehen, weil er mit den Gedanken bei dem Jungen war.“
 

Obi-Wan setzte sich auf eine der Bänke, die an den Wänden des Thronsaales angebracht waren. Sein Gesicht zeigte mir, wie sehr ihn das, was er mir gerade erzählt hatte, beschäftigte und es ehrte mich, dass er mit mir darüber sprach.

 

„Er ist der Überzeugung, dass Anakin der Auserwählte ist, der Jedi, der die Macht wieder ins Gleichgewicht bringen wird.“ Resignierend legte er seinen Kopf in die Hände und der Drang in mir, zu ihm zu gehen und ihm beruhigend über den Rücken zu streicheln, wurde groß. „Egal, wer ihm sagt, dass etwas bei dieser Sache nicht stimmt, er überhört ihn. Er hat mich blamiert, vor dem Rat, nur weil er es einfach nicht einsehen wollte.“

 

Ich merkte, wie auch mein Gesicht sich immer mehr in Falten legte. Es war seltsam den sonst sehr selbstbewussten Padawan so zu sehen und ich fragte mich, ob er überhaupt merkte, wie niedergeschlagen und unsicher er gerade wirkte. „Was ist geschehen?“, fragte ich daher und entschied mich, mich neben ihn zu setzten.

 

„Er hat sich förmlich aufgedrängt, Anakin als seinen Padawan zu nehmen.“

 

„Aber Ihr seid sein Padawan“, erwähnte ich nur das Offensichtliche und ich fürchtete schon, was nun kommen würde. Ich hoffte nur, dass, was auch immer Qui-Gon gesagt hatte, nicht so gravierend war, um Obi-Wan endgültig zu verletzten.

 

„Er sagte, ich könne die Prüfungen ablegen.“ Um ehrlich zu sein wusste ich nicht, was daran eine Blamage sein sollte, es war eher ein Kompliment. „Doch der Rat war nicht der Meinung. Yoda sagte, ich sei noch nicht bereit.“ Ich schloss kurz meine Augen. Ich erkannte, was er meinte. Nicht die Aussage seines Meisters an sich hatte ihn blamiert, auch wenn sie sicherlich sehr übereilt gewesen war und nur daraus resultierte, dass Meister Qui-Gon unbedingt an Anakin festhalten wollte. Sondern die Zurückweisung durch den Rat hatte ihn blamiert.

 

„Ich bin mir sicher, Ihr werdet Eure Chance bekommen, Euch vor dem Rat zu beweisen“, sagte ich und legte ganz bewusst meine Hand auf die seine. Als sich unsere Hände berührten, war es beinahe als durchzuckte mich ein kurzer Blitz, und ich war schon dabei meine Hand wieder wegzuziehen, als er sie in seine nahm und wie gebannt darauf starrte.

bottom of page