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Kapitel 11

 

Rückkehr nach Naboo

Teil 1

 

 

Schnellen Schrittes und mich selbst verfluchend eilte ich zurück zu unseren Räumen. Wie hatte ich nur zulassen können, dass ich Padmés Sorgen übersehen konnte? Hatte ich mir nicht vor all diesen Jahren geschworen, dass mich nichts jemals wieder von meiner Aufgabe ablenken würde? Andererseits war es etwas anderes von einem Tier abgelenkt zu werden als von etwas, was in der Natur des Menschen lag. Hatte ich wirklich eine Chance gegen die chemischen Prozesse, die mich unkonzentriert machten? Hatte ich eine Wahl?

Ja, die hatte ich und ich durfte eine so einfache Ausrede nicht gelten lassen. Padmés Wohlergehen war wichtiger als alles andere, und wenn Anakin Recht hatte, fühlte sie sich gerade gar nicht wohl. Als ihre erste Kammerdienerin und Freundin war es meine Pflicht mich darum zu kümmern.

Als ich endlich in unseren Räumen angekommen war wunderte ich mich allerdings. Padmé stand als Königin gekleidet am großen Fenster, zusammen mit JarJar Bings. Er war also gar nicht in seinem Quartier, zu dem Obi-Wan Anakin gerade brachte, sondern war irgendwie in der Zwischenzeit hierher gelangt. Er war es, der Padmé anscheinend Mut machte, zumindest sah es so aus. Ich hatte ein leichtes, wenn auch unbegründetes Unbehagen, als ich die Königin und den Gungan so sah. Als Kinder hatten wir immer von den grausigen Gungan erzählt bekommen, die einen angriffen, wenn man etwas in das Wasser warf. Sie waren uns immer als Barbaren beschrieben worden, und auch wenn JarJar Bings alles andere war als ein furchteinflößender, gewalttätiger Krieger, konnte ich diese Geschichten einfach nicht vergessen.

„Wirse haben großes Armee. Wirse werden kämpfen“, versicherte er der Königin und vielleicht auch sich selbst. Ich sah förmlich, wie sich die Räder in Padmés Kopf drehten, und ahnte, was bald folgen würde. Bevor sie jedoch Zeit hatte mit uns zu reden, passierten einige Dinge kurz hintereinander. Das erste und der Grund für die Unterbrechung war das Eintreten eines hoffnungsvollen Captain Panaka und eines triumphierend aussehenden Senator Palpatine, die uns informierten, dass der Senator als Kandidat für die Wahl zum Obersten Kanzler ernannt worden war, zusammen mit zwei weiteren. Die Chancen für Palpatine standen ohne Zweifel gut und man sah ihm an, dass er anscheinend seinem Ziel, was auch immer das sein sollte, einen Schritt näher gekommen war.

Er versicherte der Königin, dass er, sollte er gewählt werden, sofort dafür sorgen würde, dass die Handelsföderation ihre unrechtmäßige Blockade über Naboo beendete. Doch die Königin schien nicht darauf vertrauen zu wollen und ich konnte sie verstehen. Wenn es wirklich um Korruption ging, dann würde ein einfacher Machtwechsel nicht ausreichen. Wahrscheinlich würde der neue Kanzler auch nur ein Spielball dieser Leute werden und Naboo war damit nicht geholfen. Die Belagerung würde fortgesetzt und unser Volk sterben. Ich wusste, dass Padmé dies nie zulassen würde.  

„Ich fürchte, bis Ihr die Kontrolle über die Bürokraten errungen habt, Senator, wird von unserem Volk und unserer Kultur nicht mehr viel übrig sein“, erwiderte Padmé dem Senator daher auf seine Beteuerungen. Ich musste mir unter meinem Umhang, dessen Kapuze ich mir bei der Ankunft des Senators tief ins Gesicht gezogen hatte, ein leichtes Grinsen verkneifen, als ich den leicht geschockten Ausdruck auf dem Gesicht des gealterten Politikers sah. Dann setzte er sich auf einen der Stühle in dem Raum, während die Königin in die anbrechende Nacht von Coruscant hinausblickte. Ich sah verstohlen zu Rabé, die neben mir stand, und wir beide wussten, dass die Königin mit sich rang, dass sie über eine folgenreiche Entscheidung nachdachte.

„Ich verstehe Eure Besorgnis, Euer Majestät“, unterbrach Palpatine den Gedankenfluss der Königin, doch sie starrte immer noch nach draußen, wo nun auch die letzten Anzeichen der kürzlich untergegangenen Sonne hinter den unendlichen Hochhäusern verschwanden. „Unglücklicherweise ist unser Planet jetzt im Besitz der Föderation.“

Padmé hielt einen Moment inne, bevor sie schließlich ihre Entscheidung gefasst hatte. Als sie sich wieder zu uns umdrehte, sah ich die Entschlossenheit, doch auch die Hilflosigkeit hinter ihren Worten. „Senator, das hier ist Eure Arena“, begann sie und lief langsam in Richtung der Tür. „Mein Gefühl sagt mir, dass ich in meine zurückkehren muss.“ Keiner von den Anwesenden war wirklich begeistert von dieser Idee, grenzte es für die Königin doch an Selbstmord, aber Palpatine war der einzige, der ihr widersprach.  

Er flehte sie förmlich an, hier auf Coruscant zu bleiben und abzuwarten, was passieren würde.  Der Senator kannte Padmé einfach nicht so gut wie wir. Sie würde sich nicht mehr von ihrer Idee abbringen lassen, sie würde sie umsetzen. Wie um meinen Gedanken zu bestätigen, antwortete sie auf Palpatines Besorgnis, dass man sie auf Naboo zum Unteschreiben des Abkommens mit der Föderation zwingen würde, nicht nur mit der Versicherung, dass sie niemals einen Vertag unterschreiben würde, sondern sie machte auch noch klar, was ich bereits erahnt hatte: „Das Schicksal meines Volkes wird auch mein Schicksal sein.“

Ich fürchtete, dass sie damit vielleicht sogar Recht haben könnte, falls sie wirklich vorhatte, zurück nach Naboo zu fliegen. Ohne Verteidigung und nur mit den wenigen Leuten, die an Bord unseres Raumschiffes waren, konnten wir nichts gegen die Föderation ausrichten. Und wenn Nute Gunray Padmé in die Finger bekommen würde, dann... Ich wollte noch nicht einmal daran denken. Doch dann fiel mir wieder ein, was Padmé zu mir gesagt hatte, als ich vor einigen Tagen, vor unserer Flucht von Naboo, mit ihr die Rollen getauscht hatte.

Sie hatte mich gewarnt, dass ich bald ein Ziel der Föderation werden würde, und nun, da es immer wahrscheinlicher wurde, dass wir keine andere Wahl hatten als zu kämpfen, musste ich gestehen, dass mich eine gewisse Angst befiel. Ich war bereit für meine Aufgabe alles zu geben, wenn es sein musste auch mein Leben, aber das bedeutete nicht, dass ich es nicht wertschätzte und dessen mögliches Ende mich nicht beunruhigte. Wahrscheinlich fühlte selbst ein Jedi in einem solchen Moment zumindest etwas Angst.

Sofort musste ich wieder an Obi-Wan denken. Würde er Angst verspüren? Würde er zögern, eine Aufgabe zu vollenden, nur weil er Angst vor dem Tod hatte? Ich schüttelte kaum merklich den Kopf, während ich mittlerweile hinter der Königin in Richtung des Hangars ging, auf dem unser Schiff wartete. Es gab zwei Gründe für meine Reaktion: der eine war die Tatsache, dass mein Gedanke einfach absurd gewesen war, denn Jedi hatten keine Angst; der andere war, dass ich einfach nicht glauben konnte, dass ich mich schon wieder durch diesen Padawan ablenken ließ.

„Sollten wir nicht tauschen, bevor wir an Bord gehen?“, fragte ich leise flüsternd an Panaka gewandt, als wir schnellen Schrittes immer näher zum Hangar kamen. Von weitem sah ich bereits, dass die Jedi und Anakin dort standen und auf uns zu warten schienen. Obi-Wan und sein Meister unterhielten sich sehr angespannt und selbst aus dieser Entfernung konnte ich sehen, dass anscheinend irgendetwas zwischen den beiden passiert war. Dann verschwand Obi-Wan in unserem Raumgleiter, während Qui-Gon mit Anakin sprach.

„Nein, dafür ist es jetzt zu spät.“

Ich sah den Captain einen Moment an. Er wusste noch nichts von der Tatsache, dass irgendetwas mit mir nicht stimmte und mich dieses Etwas daher von Padmé unterschied. Wenn ich nun nicht als Königin das Schiff betrat, würde sicherlich auch Qui-Gon merken, dass irgendetwas nicht stimmte. Und je mehr davon wussten, desto schlechter war es für uns. Und besonders schlecht war es, wennn der Sith Pamé vielleicht als Königin hier sah und dann wusste, dass ich ein Doppelgänger war, wenn er mich auf Naboo erkennen würde.

In der Hoffnung, der ältere Jedi sei vielleicht durch die Diskussion mit Seinem Padawan so sehr abgelenkt, dass er nicht genau ausmachen konnte, von wem er nun Emotionen spüren konnte und von wem nicht, blieb ich so nah wie möglich an der Königin. Vielleicht hatten wir so eine Chance. Wenn ich nur immer direkt neben ihr blieb, würde es niemand erkennen, zumindest nicht solange wir wirklich zusammen waren.

Deswegen stellte ich mich, anstelle von Eirtaé, direkt hinter die Königin, als sie direkt vom Hangar in den Thronsaal des Raumgleiters ging. Sie wollte anscheinend keine Zeit mehr verlieren, und ich konnte sie verstehen. Wahrscheinlich war sie der Meinung, sie habe schon lange genug tatenlos herumgesessen. Und außerdem wollte sie vielleicht nicht, dass eine von uns die Möglichkeit bekam, ihr Vernunft einzureden. Sie wusste, dass zumindest ich ihr meine Meinung zu ihrer überstürzten Abreise gesagt hätte, wären wir nur alleine gewesen.

Aber hier im Thronsaal mit allen Masken der Monarchie, konnte ich nicht offen mit meiner Freundin Padmé reden. Hier konnte ich einfach nur der Königin dienen, musste sehen, dass ich meine Aufgabe, sie zu schützen, so gut wie möglich ausführen konnte.

Ich merkte es an den Augen des Jedi-Meisters, dieser verwirrte, aber sehr kurze Blick der zwischen mir und der Königin hin und her wanderte. Wahrscheinlich merkte er doch, dass irgendetwas nicht stimmte, aber meine Nähe zur Königin schien ihn zumindest soweit zu verwirren, dass er nicht direkt erkannte, was hier gespielt wurde. Genau hinter ihm stand sein Padawan und ich sah ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen. Wahrscheinlich spürte er die Verwirrung in seinem Meister, die ich nur auf seinem Gesicht sehen konnte. Und nach der Diskussion, die die beiden gehabt zu haben schienen, kam es mir beinahe so vor, als genoss es Obi-Wan, einmal mehr zu wissen als sein Meister. Trotz der ernsten Situation kam ich nicht umhin selbst leicht zu grinsen und ich hoffte, dass meine Kapuze es verdeckte.

„Ich kann Euch nur beschützen, aber keinen Krieg für Euch führen“, gab der Jedi-Meister zu bedenken, als die Königin auch ihm ihren Plan offenbarte. Wir alle wussten, dass der Plan, den sie sich ausgedacht hatte, zum Scheitern verurteilt war. Die Föderation hatte tausende Kampfdroiden auf Naboo und unser Volk besaß keine bewaffnete Armee.

Doch die Königin schien dies genauso zu wissen wie wir, sie setzte auf andere Hilfe.

„Du Gungangs haben eine große Armee, nicht wahr?“ Es war keine Frage, eher eine Feststellung, und wir alle sahen JarJar Binks verwundert an. Auch er schien nicht genau zu wissen, worauf die Königin hinauswollte. Die Gungangs würden es nicht wagen etwas zu unternehmen.

„Wirse haben großes Armee.“

„Wenn die Handelsföderation den Planeten unter ihre Gewalt bringen will, wird sie auch die Gungangs finden und unterdrücken.“

„Boss Nass das nicht zulassen wird. Mekaniks in großes Kaka“, versicherte JarJar bestimmt. Man konnte ahnen, dass auch er sich Sorgen um sein Volk machte, auch wenn man es ihm bei seiner meist fröhlichen Art nicht anmerkte. Dann erklärte uns die Königin alles, was hinter ihrem Plan steckte. Sie brauchte eine Ablenkung, eine Ablenkung, damit sie in den Palast vordringen und Nute Gunray festnehmen konnte. Sie wusste, die Föderation würde ohne ihn nicht mehr handeln können, und Gunray war ein elender Feigling. Wenn er sein Leben bedroht sehen würde, war die Belagerung vorbei.

„Ich muss zugeben, als wir so schnell aufgebrochen sind, habe ich nicht gedacht, dass das gut gehen könnte. Und ich bin immer noch nicht sicher, aber dein Plan ist wahrscheinlich unsere einzige Möglichkeit, Naboo zu befreien“, gestand ich Padmé, als wir uns nach der Besprechung endlich in die Privaträume der Königin zurückzogen. Padmé selbst sagte kein Wort, während wir sie von dem Kopfschmuck befreiten. Sie war tief in Gedanken, wahrscheinlich immer noch unsicher, ob sie wirklich das Richtige getan hatte.

„Es war das einzig Richtige“, versuchte ich sie dann zu unterstützen. Sie sah wirklich besorgt aus und es vergrößerte mein schlechtes Gewissen ihr gegenüber nur noch mehr. Ich hatte nicht bemerkt, wie es ihr ging, weil ich zu sehr mit Obi-Wan beschäftigt gewesen war.

„Was, wenn wir Naboo erreichen und ich erfahre, dass meinen Eltern etwas zugestoßen ist? Was, wenn…“ Sie wollte den Gedanken gar nicht weiterführen und zum ersten Mal, seit ich sie kannte, sah ich Tränen in den Augen unserer Königin, meiner Freundin. Wenn sie Amidala war, konnte man leicht vergessen, dass sie erst 14 Jahre alt war, 3 Jahre jünger als ich selbst, aber jetzt in diesem Moment sah man es ganz deutlich.

„Ihnen wird nichts passiert sein. Wir haben alle erdenklichen Maßnahmen getroffen, um sie zu schützen, Eure Hoheit. Eure Eltern sind in Sicherheit“, beruhigte ich sie, wobei mir der Blick nicht entging, als ich sie mit ‚Eure Hoheit‘ ansprach. Sie hasste es, wenn ich das tat, aber ich musste es tun, musste es, damit ich mich wieder an meine Aufgabe erinnerte. Sie war nicht nur meine Freundin, vor allem anderen war sie meine Königin, die Frau, die ich zu schützen geschworen hatte. Solange ich vor allem die Freundin in ihr sah, war es wahrscheinlicher, dass ich mich und meine Aufgabe vergaß.

Daher änderte ich auch nichts daran, wie ich sie ansprach. Ich nannte sie weiterhin ‚Euer Hoheit‘ und versuchte ihre Blicke weitestgehend zu ignorieren.

„Rabé, Eirtae, ich habe Hunger, bitte kümmert euch darum. Sabé, du bleibst hier“, sagte sie mit der Stimme der Königin und wir drei verbeugten uns leicht. Ich schluckte kurz. Sie wollte mit mir alleine sprechen und irgendetwas sagte mir, dass es um mein Verhalten ging. Mit fragenden Blicken verschwanden Rabé und Eirtaé schnellen Schrittes und ließen mich alleine zurück. Ich fühlte mich auf einmal wie ein Tier, das einem Raubtier zum Fraß vorgeworfen wurde.

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