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Kapitel 8

 

Hochzeitsnacht

 

ACHTUNG!!!

 

Dieses Kapitel ist nichts für Kinder oder Leute die Lemon eher nicht mögen.

 

Bitte bedenkt, dass die Ägypter damals sehr frei mit ihrer Sexualität umgegangen sind und daher gehört soetwas einfach dazu.

 

Allen anderen wünsche ich viel Spaß beim Lesen

 

 

Die Reise nach Memphis hatte mehrere Tage in Anspruch genommen, die ich verborgen in Ramses Quartier verbracht hatte. Solange ich noch in unmittelbarer Reichweite der Tempels und meiner Eltern gewesen war, war die Gefahr zu groß, dass jemand mich sah und erkannte. Sie sollten im Unwissenden bleiben, bis sie meine Abwesenheit selbst bemerkten. Außerdem war Ramses der Meinung mich niemandem zu zeigen, bis wir in Memphis waren, nicht einmal dem Pharao und der Großen Königlichen Gemahlin, seinen Eltern. Er wollte mich diese wenigen Tage nur für sich haben und ich konnte es ihm nicht verübeln. „Du weißt, was es bedeutet, dass du mit mir kommst?“, fragte er, als er eines abends zurück in sein Quartier kam. Ich sah ihm tief in die Augen. Wie sollte ich das nicht wissen? Ich musste eingestehen, dass ein komisches, undefinierbares Gefühl in mir hinaufkroch, wenn ich über meine Zukunft nachdachte, und Ramses bemerkte es sofort.

 

„Was bedrückt dich, Liebste?“ Er klang besorgt. Ich spürte, dass er fürchtete, dass ich meine Meinung noch ändern konnte, doch das würde ich nie tun. Sprachlos setzte ich mich auf die vergoldete Récamiere, die an einer Wand des Quartiers stand. Es war nicht so, als war mir die Bedeutung meiner Entscheidung erst jetzt klar geworden, aber nun war es endgültig. Auch wenn ich wusste, dass die Götter diese Entscheidung gesegnet hatten, so würde sie deswegen nicht minderschwer werden. Nie wieder würde ich frei von Sorgen und Verpflichtungen sein. Nie wieder würde ich alleine und unerkannt durch Ägypten reisen können. Aber konnte ich Ramses dies sagen? Konnte ich seine Schultern auch noch mit meinen Problemen belasten? Er hatte selbst eine schwere Bürde zu tragen und die Probleme, die mich nun belasteten, hatten sein ganzes Leben bestimmt. Er hatte nie, wie ich, frei umherlaufen können. Er war immer von Wachen begleitet worden, zu groß war die Gefahr, jemand könnte den Thronfolger zu seinen Gunsten beseitigen.

 

„Wir beide werden diese Bürde gemeinsam Tragen wenn die Zeit kommt. Es wird schwer sein und wir werden viele Feinde und Neider haben, doch wir werden Ägypten zu Größe verhelfen, wir werden das Werk meines Vaters vollenden, wenn er es nicht mehr kann.“ Er ergriff meine Hand. Ich zuckte leicht zurück. Nicht weil ich die Berührung nicht wollte, sondern weil eine Energie davon auszugehen schien, eine Energie die in uns überging und uns dazu brachte, für einen Moment innezuhalten und uns nur anzusehen. Ich spürte wie die Energie meinen gesamten Körper durchflutete, spürte wie sie mich belebte.

 

„Ja, das werden wir, zusammen. Ich habe nicht an meiner Entscheidung gezweifelt, Liebster. Ich habe nur die Tiefe dieser Entscheidung erkannt und sie hat mich im ersten Moment zu erdrücken gedroht. Doch die Götter haben es entschieden. Sie haben mich für würdig empfunden und ich werde diese Stärke mit der Zeit in mir selbst finden.“ Das Lächeln, das auf meine Worte folgte und der leicht erhöhte Druck seiner Hand, ließen mir einen wohligen Schauer über den Rücken laufen.

 

„Ich sehe diese Stärke bereits jetzt in deinen Augen. Viele der Damen bei Hofe würden sich nur des Ruhmes wegen Gedanken machen und sich daher auf ihr Amt freuen, du aber denkst nicht an dich. Du denkst daran, ob du dem Volk gebührend dienen kannst, ob du den Göttern das geben kannst, was sie dir abverlangen. Ich habe lange nach jemandem wie dir gesucht und ich bin froh, dass ich dich gefunden habe.“ Dann erhob er seine und meine Hand und ich spürte die Wärme seiner Lippen auf meinem Handrücken. Es war nicht mehr als ein Hauch, aber er brachte die dünnen Haare, die über meinem ganzen Körper verteilt waren, dazu sich aufzustellen.

 

„Mein Herr, wir sind in Memphis angekommen“, ertönte eine Stimme von draußen und unterbrach uns. Er hauchte einen weiteren Kuss auf meine Hand, dann stand er auf und verließ das Quartier wieder. Meine Hand, die er gerade noch gehalten hatte, fühlte sich auf einmal kalt und leer an und ich wünschte mir, er würde zurückkommen und sie nie wieder loslassen, doch die Zeit würde noch kommen. Wenn wir nun in Memphis waren, würde es nicht mehr lange dauern, bis ich sein war. Ich wusste, dass er am nächsten Morgen zum Mitregenten ernannt werden würde, das hatte er mir während unserer Reise hierher mitgeteilt. Ebenso wie sein Vorhaben, mich bei diesem Anlass zur Frau zu nehmen. Die Hochzeit an sich war hier in Ägypten kein großes Ritual. Normalerweise schritt die Gemahlin vom Haus ihrer Eltern zu dem ihres Gemahls und die Hochzeit war am nächsten Morgen nach vollzogener Hochzeitsnacht besiegelt. Der Vertrag lag bereits bei meinen Eltern, mit dem Versprechen einer gebührenden Aussteuer, damit sie sich nicht verweigern konnten. Da ich nicht vom Haus meiner Eltern durch die Straßen zum Palast geführt werden konnte und mich bereits vor dem Palast befand, würde diese kleine Tradition ausfallen. Zumindest für die Öffentlichkeit, denn eigentlich waren wir bereits dabei, im Geheimen diese Tradition auszuführen.

 

„Es ist soweit, Liebste. Morgen früh wird dich ein Freund von mir, sein Name ist Chifu, hier abholen und zum Palast bringen. Er ist mein engster Vertrauter.“ Dann nahm er wieder meine Hand, hauchte einen Kuss darauf und verschwand. Ich war wieder alleine, alleine mit meinen Gedanken. Ich lag noch einige Zeit wach und dachte an meine Zukunft, doch dann schlief ich ein und erwachte erst, als es an der Tür klopfte.

 

„Herrin, seid Ihr dort? Hier ist Chifu.“ Erst hatte ich nicht reagiert. Ich war noch keine Herrin und ich war mir nicht sicher gewesen, ob die Stimme überhaupt mich gemeint hatte. Doch der Name Chifu war der, den Ramses mir genannt hatte, und mit den Leinen des Bettes wie ein Kleid um mich gewickelt öffnete ich die Tür.

 

„Ein Glück, dass Ihr hier seid. Bitte zieht dies an, es kommt aus dem Palast. Ramses hatte es für euch anfertigen lassen. Diese Damen werden euch behilflich sein“, sagte er und 3 junge Mädchen betraten das Zimmer, verbeugten sich leicht vor mir und schienen sich dann an die Arbeit zu machen. Die eine bürstete meine Haare und band sie nach oben, während die anderen beiden mich in die Badewanne setzten und meinen Körper reinigten. Danach balsamierten sie mich mit Öl und halfen mir in das Kleid zu steigen, das Ramses für mich hatte anfertigen lassen. Es bestand aus reiner weißen Seide und wurde durch ein mit Türkisen und anderen Edelsteinen versehenes Collier an meinem Hals gehalten. Auch an meinen Armen befanden sich derartig geschmückte Reifen und der Gürtel bestand aus goldgefärbten Fäden, die zusammen geflochten worden waren. Dann bekam ich noch eine schwarze Perücke aufgesetzt und wurde geschminkt. Dies alles passierte in einer Zeit, die ich nie für mögliche gehalten hatte. Anscheinend waren diese Mädchen geübt darin. Als ich mich lächelnd bei ihnen bedankte, sahen sie mich geschockt an, als hätten sie noch nie dieses Wort aus einem Mund gehört, und verließen schnell wieder den Raum. Als ich ihnen folgte, waren sie bereits nicht mehr zu sehen. Nur Chifu stand noch vor der Tür und starrte mich regelrecht an.

 

„Der Mitregend kann glücklich sein, Euch seine Braut zu nennen. Ihr werdet nun immer diese Behandlung genießen, Herrin“, sagte er, verbeugte sich und bot mir dann seine Hand. „Bitte, nennt mich nicht Eure Herrin, Chifu, denn das bin ich nicht. Welche Stellung bekleidet Ihr?“ Er schien verwundert über diese Frage, ich musste anscheinend noch viel über das Leben bei Hofe lernen, um nicht alle Diener oder Würdenträger zu erschrecken oder gar zu beleidigen.

 

„Ich bin der Sandalenträger des Mitregenten“, sagte er und ich war erstaunt. Dies war tatsächlich ein hohes Amt und es bedeutete, dass Ramses Chifu großes Vertrauen entgegenbrachte. Er war Schreiber, Politiker und Vertrauter in einer Person und er würde sicherstellen, dass Ramses‘ Anordnungen durchgeführt wurden.

 

„Ich denke, dann gibt es keinen Grund mich Herrin zu nennen. Ich schätze, Ihr nennt Ramses auch nicht Herr.“ Er sah mich lächelnd an und schüttelte seinen Kopf, dann gingen wir los. Die Straßen von Memphis waren übervölkert mit Menschen. Jeder schien der Ernennung des Mitregenten beiwohnen zu wollen, jeder schien diesen Moment feiern zu wollen.

 

„Habt ihr gehört? Der Mitregent soll sich heute seine erste Braut erwählen“, hörte ich manche der Frauen kichern und ich sah, wie viele Mädchen im heiratsfähigen Alter angemessen gekleidet wurden. Anscheinend wusste niemand, dass Ramses schon gewählt hatte. Auf dem großen Platz vor dem Palast tummelten sich noch mehr Menschen und ganz vorne sah ich eine Horde junger Mädchen, die untereinander schnatterten. Chifu brachte mich genau zu ihnen. Ich fühlte mich unwohl in dieser Menschenmasse. Ich hatte es nie gemocht und dann hatte mich Chifu auch noch direkt mitten hinein gestellt. Ich sah die Blicke einiger Mädchen, wie sie mich anstarrten. Die meisten von ihnen waren mit Sicherheit die Töchter hoher Würdenträger Sethos‘ und sie wunderten sich über die ‚Neue‘ in ihren Reihen. Sie waren förmlich dazu ausgebildet gute Ehefrauen zu sein. Dann traten der Pharao und die Große Königliche Gemahlin aus dem Palast und alle wurde augenblicklich still und verbeugten sich.

 

„In Theben von den Göttern geweiht, wird er nun dem Volke offenbart. Vom heutigen Tage an wird mein Sohn und Thronfolger Ramesi su-meri-amun als mein Mitregent tätig sein und wichtige Aufgaben des Staates übernehmen.“ Mit diesen Worten trat Ramses aus dem Schatten des Tempels und alle senkten aus Respekt für einen kurzen Moment ihre Häupter. Dann kniete er sich vor den Pharao, der ihm daraufhin das Diadem mit der Kobra aufsetzte. Er trug nur einen weißen, seidenen Lendenschurz, der von einem goldenen Gürtel gehalten wurde, sowie ein Collier, das meinem ähnlich war. Sein Oberkörper war frei und seine goldbraune Haut strahlte in der Sonne. Als er sich erhob, begann die Menge zu jubeln und auch ich kam nicht umhin ihrem Eifer zu folgen und ich merkte, wie ein breites Lächeln sich auf meinem Gesicht ausgebreitet hatte.

 

„Was wäre ein Mann ohne eine Gemahlin an seiner Seite, die sich in seiner Abwesenheit um seine Angelegenheiten kümmert?“, fragte der Pharao und stellte sich neben seinen Sohn. Ramses hatte die äußerliche Größe seines Vaters fast erreicht und nachdem ihm der Hohepriester in Theben die Kindheitslocke abgetrennt hatte, gab es kein Zweifel mehr daran, dass er nun als erwachsener Mann galt.

 

„Ich habe bereits gewählt“, sagte er dann laut und einige der Mädchen begannen wieder leise zu kichern. Ich blieb still und versuchte nicht wissend zu lächeln, als er langsam die Treppen des Palastes zu der Menge von Mädchen hinabstieg. Dann, am Ende der Treppe blieb er stehen und streckte nur seine Hand und seinen rechten Zeigefinger aus um in die Menge zu zeigen.

 

„Dort steht die, wegen der meine Sonne aufgeht,“ sagte er und winkte mich zu sich hinüber. Alle Mädchen zögerten, da sie nicht verstanden, wer gemeint war, doch als ich mich dann in Bewegung setzte, begannen ein leises Raunen und sie drehten sich zu mir um. Ich beachtete sie nicht weiter, denn ich war vollkommen konzentriert auf mein Ziel. Als er mich dann sah zeichnete sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht ab und wir beide lachten sanft. Als ich dann endgültig aus der Menge der Mädchen trat, verbreitete sich das Raunen auch in der Menge. Anscheinend hatte niemand geahnt, dass sie die zukünftige Gemahlin des Thronerben nicht kannten. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie viele nun sahen, dass ihre Bemühungen, bei möglichen Kandidatinnen wohlwollen zu erlangen, nichts gebracht hatten und es brachte mich noch mehr zum Lachen. Die einzigen, die zu meiner Verwunderung keineswegs überrascht aussahen, waren der Pharao und seine Gemahlin. Als ich Ramses erreichte, nahm er meine Hand, hauchte wieder einen Kuss darauf und ich merkte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss. Vor diesen ganzen Menschen diese Geste zu zeigen war etwas anderes als in einem privaten Umfeld. Dann führte er mich die Stufen hinauf, vor den Pharao. Ich kniete nieder und er hauchte einen Kuss auf meine Stirn, ähnlich wie seine Gemahlin. Damit hatte ich ihren Segen. Danach war die Versammlung zu Ende und ich begab mich zusammen mit dem Rest des Hofes ins Innere des Palastes. Dort war ein großes Festessen vorbereitet worden, zu unseren Ehren.

 

Es gab die köstlichsten Gerichte, darunter auch welche, für die ich keinen Namen hatte und deren Geschmack ich noch nicht kannte und auch nicht benennen konnte. Erst jetzt begriff ich richtig, welchen Reichtum ich nun besaß. Gemahlin des Mitregenten. Wenn ich wollte, würde ich diese Gerichte jeden Tag, für den Rest meines Lebens, genießen können. Ich musste mir nie wieder Sorgen darüber machen, dass ich oder meine Familie verhungerten, musste nie wieder darüber nachdenken, ob wir noch genug Wasser hatten. Aber ich würde in einigen Jahren dafür sorgen müssen, dass andere kein Hunger oder Durst erlitten, dass das Volk glücklich und zufrieden war. Ich musste nicht mehr darüber nachdenken ob eine, sondern ob hunderte Familien genügend Nahrung hatten.

 

"Der Mitregent und seine Gemahlin werden sich nun in ihre Privatgemächer zurückziehen." Tuja, die große Königliche Gemahlin des Pharao, erhob sich und sah mich mit einem Lächeln an. Dann erhoben sich auch alle anderen und Ramses nahm meine Hand. Ich hörte leises Gekicher von den Tänzerinnen, als wir an ihnen vorbeigingen, doch es war schon bald aus meinem Kopf verschwunden, denn etwas anderes kam mir in den Sinn. Ich dachte darüber nach, was nun von mir erwartet wurde, was nun passieren sollte. Von mir und Ramses wurde nun erwartet, dass wir unsere eheliche Pflicht vollzogen. Ich wurde leicht nervös. Wir hatten uns noch nicht einmal geküsst. Die einzige Stelle, auf der ich bereits seine Lippen gespürt hatte, war mein Hand gewesen, und dort hatten sie bereits ein Feuer hinterlassen, das sich in meinem gesamten Körper ausgebreitet hatte. Nun spürte ich wie mein Herz anfing schneller zu klopfen. Heute Nacht, wenn uns die Götter wohlgesonnen waren, und das waren sie, würde ich die Saat empfangen, aus der sich in den nächsten Monaten ein neues Leben entwickeln würde, direkt unter meinem Herzen. Ramses spürte, wie ich nervös wurde und drückte meine Hand lächelnd. Sein Blick bedeutete mir ruhig zu bleiben, dass ich ihm vertrauen konnte. Das wusste ich bereits und nie hätte ich das bezweifelt. Als wir in unseren Privatgemächern waren, sah ich das prunkvolle, von halbdurchsichtigen Schleiern umgebene Bett. Auf ihm lag ein weißes Laken aus Leinen. Dies sollte am nächsten Morgen den Beweis liefern, dass wir den ehelichen Pflichten nachgekommen waren und es ließ mein Herz noch schneller schlagen. Ramses schloss die Tür hinter uns und blieb dann vor mir stehen.

 

„Wenn du dich fürchtest, schließe die Augen, ich werde dich nicht verletzen“, sagte er. Doch ich konnte meine Augen nicht schließen. Ich konnte nicht anders, als ihm tief in seine zu blicken. Sie fesselten mich. Die Liebe und Zuneigung, die er mir entgegenbrachte, ließen den Raum verschwinden, ließen die Temperatur ansteigen und ich merkte, wie sich langsam ein dünner feuchter Film auf meiner gesamten Haut ausbreitete. Ein Kribbeln breitete sich in meiner Brust, direkt unter dem Hals, aus. Für einen kurzen Moment erhob ich meine Hand und legte sie auf eben diese Stelle. Ramses bemerkte diese Geste, lächelte leicht und legte seine Hand auf die meine.

 

„Ich fürchte mich nicht. Ich … ich weiß nur nicht, wie“, gab ich zu. Wie sollte ich es auch wissen? Ich war in einem kleinen Bauernhaus aufgewachsen. Nur meine Mutter war dort gewesen. Mein Vater war nur selten zu Hause gewesen. Ich wusste, dass Ramses genau wusste, wie es ging. Immerhin war der Palast überfüllt von Menschen und der Akt der Liebe war eines der natürlichsten und heiligsten Rituale unseres Volkes.

 

„Die Götter werden uns leiten“, sagte er, dann nahm er auch meine andere Hand in seine und sein Kopf näherte sich dem meinen. Aus Reflex neigte ich meinen Kopf leicht nach rechts, und als seine Lippen immer näher kamen, dachte ich, die Energie, die sich unter meinem Hals aufgestaut hatte, würde jeden Moment aus eben dieser Stelle herausbrechen. Er war mittlerweile so nahe, dass ich ihn riechen konnte. Sein Duft war männlich und er brachte mich um den Verstand. Noch nie hatte ich so etwas gerochen, noch nie hatte ich den Duft eines Mannes gerochen, der liebte. Dann spürte ich plötzlich seine warmen Lippen auf meinen. Es war mit nichts zu vergleichen, was meine Lippen zuvor berührt hatten. Sie waren weich wie eine Feder aber sie forderten die meinen und ich konnte mich nicht widersetzten. Nicht, dass ich es gewollt hätte. Die Berührung unserer Lippen hatte die Hitze in meinem Körper verdoppelt und die Energie, die sich bis eben in mir aufgestaut hatte, schien nun in diesen Kuss zu fließen und ich merkte, wie auch ich nach seinen Lippen forderte. Ich wollte diese Berührung nicht enden lassen, wollte nicht, dass sich unsere Lippen wieder trennten. Dann ließ er meine Hände los und seine wanderten über meinen Rücken hinauf zu meinem Kopf. Er glitt unter meine Haare und begann kleine Küsse auf meinen Wangen zu platzieren, bis er an meinen Ohren ankam.

 

„Vertrau mir“, flüsterte er und ich merkte, wie sich die dünnen Haare an meinem Nacken aufstellten und eine Art Energie direkt in mein Innerstes schoss. Ich brachte es gerade noch fertig, mich so weit zu konzentrieren, um ihn anzusehen und zu nicken. Dann konnte ich meinen Körper nicht mehr kontrollieren. Als gehörte er jemand anderem tat er das, wonach er verlangte. So schob ich meine Arme an seinem Körper vorbei und hielt mich an seinen Schultern fest. Ebenso intensivierten wir den Kuss und ohne dass ich wirklich wusste, was ich tat, öffneten sich meine Lippen und ich spürte auf einmal seine Zunge an meiner. Wieder ein neues Gefühl, das mich anspornte, das neue Energie durch meinen Körper fließen ließ. Es war als würden Ramses und ich die Energie, die sich in unseren Körpern gebildet hatte, regelrecht austauschen. Seine ging in mich über, während die meine in ihn überging. Dann begannen wir mit einander zu fechten. Nicht mit Schwertern oder Dolchen, sondern mit unseren Zungen. Der Sieger war ungewiss, doch in gewisser Weise gewannen wir beide, denn immer und immer wieder durchfuhr mich ein wohliges Gefühl und ich wusste, dass es ihm nicht anders erging. Ich merkte, wie mein Unterleib sich unbewusst immer wieder anspannte und entspannte.

 

Ich wusste nicht, was es zu bedeuten hatte. Ich beachtete es aber auch nicht. Ich konzentrierte mich auf das wohlige Gefühl, das sich in mir ausbreitete. Dann streifte Ramses langsam mein Gewand von mir und danach von sich. Auf seiner Haut hatten sich kleine Schweißperlen gebildet, die das Licht der Kerzen in ein breites Farbspektrum brachen. Seine Muskeln bildeten sich gut ab und ich merkte, wie sich die Energie wieder aufbaute, während er auch mich ansah. Ich stand nun komplett nackt vor ihm und ich sah, wie sein Blick an mit auf und ab glitt und dann an meinen Brüsten stehen blieb. Erst jetzt bemerkte ich wie hart und angespannt sie sich anfühlten. Dann kam er wieder näher und berührte sie. Ich schnappte für einen kurzen Moment nach Luft – wieder eine Berührung die ich nicht kannte – und war überwältigt, wie empfindlich ich doch gerade an dieser Stelle war. Leicht begann er meine Brust wie ein Laib Brot zu kneten, nur vorsichtiger. Als er näher kam, spürte ich dann wie etwas Hartes und Warmes gegen meinen Oberschenkel stieß. Ich wusste nicht, was es war, doch es löste ein sehr starkes Kribbeln in meinem Unterleib aus.

 

Ich spürte, wie sich die Energie, die mich durchfloss, an genau dieser Stelle in meinem Körper bündelte. Langsam und vorsichtig drückte er mich nach hinten und ich merkte, wie auf einmal Stoff meine Kniekehlen berührte. Als er mich vorsichtig weiterdrückte und eine Hand unter meinen Rücken legte, merkte ich, dass ich nun auf dem Bett lag. Langsam bedeutete er mir höher zu rutschen, während er nun über mir kniete und mit beiden Händen meine Brüste knetete. Das Gefühl war unbeschreiblich schön und ich schloss die Augen, um mich vollkommen auf die Berührungen konzentrieren zu können. Dann merkte ich plötzlich wie es um die Spitzen meiner Brüste noch wärmer wurde und etwas daran leicht sog. Blitze durchzuckten meinen Körper und wurden an der einen Stelle in meinem Unterleib angesammelt, wo sich auch die restliche Energie befand. Ein leises, sinnliches Geräusch entfuhr mir. Dann spürte ich wieder diese wärmende Härte an meinem Oberschenken und Ramses Hände, die liebkosend meine Oberschenkel streichelten. Dann glitte eine seiner Hände zwischen meine Beine und er öffnete sie. Erst dann merkte ich, wie nass es doch zwischen meinen Beinen geworden war und Ramses strich genau über diese Nässe.

 

Wieder durchzuckten mich Blitze und die Energie schien übermächtig zu werden. Noch versuchte ich sie zu kontrollieren, doch ich wusste es würde mir nicht mehr lange gelingen. Die Region zwischen meinen Beinen schien im Takt meines Herzens zu pochen. Dann näherte sich Ramses Kopf wieder dem meinen. Verlangend griff ich nach seinem Kopf und zog ihn zu mir und wieder duellierten sich unsere Zungen. Als er sich dann von mir löste, senkte er seinen Kopf weiter, bis er wieder meine Ohren erreicht hatte.

 

„Ich werde vorsichtig sein“, flüsterte er und ich wusste nicht, was er meinte. Dann spürte ich wie seine Härte zwischen meine Beine glitt. Für einen kurzen Moment schoss ein stechender Schmerz durch meinen Körper und ich sog Luft ein. Ramses hielt inne, doch so schnell der Schmerz gekommen war, genauso schnell war er vergangen. Nun spürte ich, wie er mich ausfüllte, wie wir eins waren auf eine Weise wie es nur Liebende sein konnten. Vergessen war der kurze Schmerz und die Energie in meinem Unterleib schien mir den Weg zu weisen, denn ohne dass ich es bewusst steuerte, erhob ich mein Becken leicht und erwartend. Dann merkte ich, wie seine Härte tiefer in mich eindrang und wieder sog ich Luft ein. Doch diesmal, weil dieses Gefühl wieder alles zuvor Gefühlte übertraf. Es war, als wäre ich endlich vollkommen ausgefüllt, als wäre dies der Sinn meines Lebens. Ich war vollständig. Dann zog er sich langsam wieder zurück und mein Körper vermisste dieses Gefühl. Wieder erhob sich mein Becken und er drang wieder in mich ein.

 

Dieses Spiel führten wir fort, wie die Ebbe und die Flut ging und kam. Er und ich spürten, wie die Energie und das Verlangen in mir immer weiter anstiegen. Ich wusste nicht wie dieses Gefühl gehen sollte. Ich spürte nur, wie es mich bald zerreißen würde. Auch Ramses schien dieses Gefühl zu haben, denn ich merkte wie er immer schneller wurde. Blitze durchfuhren immer öfter meinen Körper und mein Mund öffnete sich. Ohne dass ich es wollte oder geplant hatte entwich ein genussvoller laut aus meiner Kehle. Es würde nicht mehr lange dauern, bis ich die Kontrolle vollkommen verlor und Ramses schien das zu bemerken, denn die Härte in mir stieg noch an und er stieß härter in mich. Und dann war meine Kontrolle dahin. Auf einmal merkte ich, wie mein ganzer Körper sich für einen kurzen Moment anspannte und dann wieder lockerte.

 

Mein Unterleib zuckte unkontrollierbar, aber von außen nicht sichtbar. Laute und dennoch sanfte Schreie der Lust verließen meinen Mund, stießen die ganze Energie aus, die sich in mir angestaut hatte, und wurde noch größer, als auch Ramses leise mit einstimme und ich merkte, wie seine Härte in mir zu zucken begann. Ich merkte, wie Tränen in mir aufstiegen, doch nicht etwa Tränen der Trauer, sondern Tränen übermäßigen Glücks. Vorsichtig zog Ramses sich wieder aus mir zurück und legte sich neben mich. Beide waren wir vollkommen außer Atem und keiner von uns konnte auch nur einen Ton von sich geben. Immer noch durchströmte mich das Gefühl von ewiger Glückseligkeit und ich wollte nicht, dass es mich jemals wieder verließ. Dann streckte Ramses den Arm auf meiner Seite aus und ich legte meinen Kopf zwischen seinen Arm und seine Brust. Es fühlte sich an, als sei diese Stelle seines Körpers genau auf mich angepasst worden, denn mein Kopf schien genau hineinzupassen.

 

„Du bist wahrlich die, wegen der die Sonne aufgeht. Und so wird es immer bleiben“, sagte Ramses und küsste mich nochmals auf die Stirn. Dann merkte ich, wie etwas Warmes meine Oberschenkel hinunterlief. Das musste der Beweis für unseren Akt der Liebe sein, den die anderen am Morgen sehen wollten. Natürlich fragte ich mich direkt, ob aus dieser magischen Vereinigung ein Kind entstehen würde, fragte mich, ob die Götter mich mit einem Sohn segnen würden. Als ich meinen Kopf wieder Ramses zuwand sah ich, dass er bereits seine Augen geschlossen hatte und schlief. Lächelnd schloss auch ich meine Augen. Ich war nun tatsächlich und vollkommen seine Gemahlin.

 

 

 

Langsam wachte ich auf. Ich merkte wie mein ganzer Körper von der Energie des geträumten Orgasmus durchflutet war, so als hätte ich ihn tatsächlich gehabt. Dieser Traum war so intensiv gewesen wie keiner zuvor. Ich spürte die Lust, die mich erfüllte, sobald ich an den Traum dachte. Ich drehte mich um, mit der Intention meine Lust zu stillen, doch Dominic lag nicht neben mir. Sein Bett war leer. Anscheinend hatte er mich nicht wecken wollen und war bereits zur Arbeit gegangen. Also würde ich mich erst einmal kalt abduschen müssen, um meinen Körper wieder in das Hier und Jetzt zu bringen. Doch immer und immer wieder kam mir dieser Traum in den Sinn. Immer und immer wieder drohten die Gefühle des Traumes mich zu überwältigen und immer wieder braute sich eine Energie in mir auf. Dann holte mich ein schlechtes Gewissen ein.

 

Ich hatte gerade vom Sex mit einem anderen Mann geträumt. Einem anderen Mann als Dominic. Was sollte das bedeuten? Sollte es bedeuten, dass ich Dominic nicht mehr liebte? Dass ich an andere Männer dachte? Doch ich kannte diesen Mann nicht. Ich hatte ihn nur in meinen Träumen gesehen. Doch tief in meinen Gedanken da hoffte ich, dass ich diesem Mann einmal begegnen würde, dass es ihn tatsächlich gab. Nicht wegen seinem Aussehen. Auch wenn er einmalig aussah und alles andere als unattraktiv war, war es doch seine Seele, die mich anzog. Sein Verhalten, seine Leidenschaft, und diese hatte nichts mit dem Körper zu tun. Als ich dann endlich unter der kalten Dusche stand, war ich für einige Sekunden steif darunter.

 

Es war eisig kalt, aber es tat seinen Dienst und kühlte meinen Körper ab. Es war gerade einmal 6 Uhr morgens, ich musste mir also die Zeit, bis der große Rest der Gesellschaft aufwachte und ich mich tatsächlich ablenken konnte, vertreiben. Doch ich konnte mich nicht ablenken. Immer zu musste ich an den Traum denken und wie real er gewirkt hatte. Das war nun schon der 3. so reale Traum gewesen und ich entschloss mich eine Art Traumtagebuch zu beginnen, in das ich jeden Tag meine Träume und das, was ich am Tag gemacht hatte, aufschrieb. Vielleicht gab es irgendein Muster, irgendetwas, was diese Träume vielleicht in mir auslöste.

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