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Kapitel 67

 

 

Die Feier

 

 

 

„Ich habe eine besondere Überraschung für meine Braut.“ Kurz nachdem alle im Festzelt, im Park vor dem Haus meiner Eltern, Platz genommen hatten, war Orlando auch schon wieder aufgestanden und hatte um die Aufmerksamkeit aller gebeten.

 

„Teti, du weißt, nichts in der Welt macht mich glücklicher, als an deiner Seite zu sein. Dass wir beide nun verheiratet sind, nach etwas mehr als 4 Jahren, die wir uns nun kennen, ist einfach unglaublich. Und auch wenn einige da draußen es als zu früh betrachten, kann ich nur immer wieder sagen, dass es sich für mich so anfühlt, als hätten wir eine Ewigkeit aufeinander gewartet.“ Er stand dort mitten auf der Tanzfläche und sah mich einfach nur an während er sprach, aber es trieb mir wieder die Tränen in die Augen. Wir waren nun wirklich verheiratet, ich war seine Frau, ich war Mrs. Teti Bloom.

 

„Es gibt viele Dinge, die ich an dir liebe. Eine Sache, die uns aber am meisten verbindet, ist deine allseits präsente Liebe für Filme. Sie vereint uns und ist eine der Sachen, die mich dich jeden Tag mehr lieben lässt.“ Er streckte die Hand nach mir aus und bat mich zu ihm zu kommen. Als ich bei ihm angekommen war nahm er meine Hand und küsste sie einmal.

 

„Wenn du einmal selbst Hand an eine Szene anlegst, dann hast du die einmalige Fähigkeit, sie in etwas so Wunderschönes zu verwandeln, in etwas, das so sehr widerspiegelt, wer du bist, das ist etwas, das ich immer bewundern werde und es macht mich etwas eifersüchtig zu wissen, dass deine große Liebe immer die Filme sein werden, egal ob du sie dir nur ansiehst oder ob du selbst mitarbeitest. Und weil ich weiß, dass du auch heimlich gerne schnulzige Filme magst, habe ich mir etwas ganz Besonderes für dich ausgedacht.“

 

Ich sah ihn fragend an, während Viggo sich hinter das Klavier der kleinen Band setzte. Als er begann zu spielen und Orlando das Mikrophon immer noch in der Hand hielt, schlug ich die Hände über dem Mund zusammen. Wollte er tatsächlich das machen, was ich gerade dachte? Noch bevor er begann, stiegen mir die Tränen in die Augen.

 

The day we met

frozen I held my breath

Right from the start

I knew that I

Found a home for my

 

Heart beats fast

Colors and promises

How to be brave

How can I love

When I´m afraid to fall?

But watching you stand alone

All of my doubt suddenly

goes away somehow

 

One step closer

 

I have died everyday waiting for you

Darling, don´t be afraid I have loved you

For a thousand years

I love you For a thousand more

 

 

Ich starrte ihn an, unfähig mich zu rühren. Hatte er das gerade tatsächlich gesungen? Hatte er gerade tatsächlich gesungen, dass er mich bereits tausend Jahre liebte? Er zwinkerte mir zu und ich hielt die Luft an. Wusste er es? Hatte er es die ganze Zeit gewusst? Hatte er gewusst, wer wir waren? Wer wir gewesen waren?

 

 

Time stands still

Beauty in all she is

I will be brave

I will not let anything take away

What´s standing in front of me

Every breath Every hour has come to this

 

One step closer

 

I have died everyday waiting for you

Darling, don´t be afraid I have loved you

For a thousand years

I love you For a thousand more

 

And all along I believed

That I would find you

Time has brought Your heart to me

I have loved you For a thousand years

I love you For a thousand more

 

 

Er trat an mich heran und reichte mir wieder die Hand. Als ich meine nach seiner ausstreckte, merkte ich, wie meine Hand zitterte. Ich konnte nicht glauben, was hier gerade passierte. Während er immer noch sang, begann er mit mir zu tanzen. Langsam und im Takt, aber es schien mir eher als würden wir schweben, als dass wir wirklich den Boden berührten. Ich hatte immer noch Tränen in den Augen und auch in seinen Augen wurde das Licht durch Tränen gebrochen.

 

 

One step closer

One step closer

 

I have died everyday waiting for you

Darling, don´t be afraid I have loved you

For a thousand years

I love you For a thousand more

 

And all along I believed

That I would find you

Time has brought Your heart to me

I have loved you

For a thousand years

I love you For a thousand more

 

More

 

One step Closer

 

 

Ich vergrub mein Gesicht in seiner Schulter als er die letzten Zeilen sang. Ich konnte mich einfach nicht mehr zurückhalten. Er hatte es anscheinend tatsächlich gewusst. Ich war so überwältigt, dass ich fürchtete, meine Beine würden nachgeben.

 

„Ich liebe dich, Teti Bloom“, sagte er, als er mich leicht von sich drückte „Meine Königin“, fügte er noch leise flüsternd hinzu und ich schüttelte sprachlos den Kopf. Woher wusste er … aber natürlich … Viggo. Ich sah unseren gemeinsamen Freund und Trauzeugen mit hochgezogenen Augenbrauen an und er zuckte nur unschuldig mit den Schultern.

 

Als wir uns dann wieder an unsere Plätze setzten und alle in rege Gespräche verwickelt waren, lehnte ich mich zu ihm herüber. „Seit wann weißt du es?“

 

„Ich habe es bereits bei der Kostümparty geahnt, aber wirklich wissen … erst nach unserer ersten gemeinsamen Nacht.“ Ich sah ihn fragend an, verstand ich doch nicht, was er damit meinte. „Im Schlaf, da hast du Ägyptisch gesprochen, hast Ramses versichert, dass du ihn liebst. Da wusste ich es“, erklärte er und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss. Es war ein neues Gefühl zu wissen, dass auch er um unsere Vergangenheit wusste. Er würde mich nicht für verrückt halten, wenn ich noch einmal mitten in der Nacht einen solchen Traum hatte.

 

„Sieht so aus, als hätten wir alles richtig gemacht.“ Orlando nickte nur und dann zeigte er auf einmal in eine Richtung. Einige Tische weiter saß Peter, und anstatt sich mit anderen zu unterhalten, hielt er mit einem kleinen Camcorder direkt auf uns. Er nahm also nicht nur die Trauung, sondern auch die Feier auf Band auf.

 

Es war wohl zu befürchten, dass er irgendetwas damit vorhatte. Wahrscheinlich würde er sie in die Extras des letzten Teiles einbauen, vielleicht hinter Orlandos Heiratsantrag schneiden oder so. Was immer er vorhatte, wahrscheinlich würde ich nicht so begeistert davon sein. Aber ich musste dennoch lachen. Das war nun einmal Peters Art und ich brachte es nicht übers Herz, ihm diesen Wunsch abzuschlagen, wenn er ihn aufbringen würde.

 

„Auf jeden Fall werden wir ein Hochzeitsvideo haben“, bemerkte Orlando lachend und wir winkten Peter zu und küssten uns noch einmal demonstrativ für die Kamera. Orlando hatte Recht. Ich musste es einfach so sehen, dass wir vom besten Regisseur, den es gab, nicht nur wunderbare Hochzeitsfotos bekamen, sondern auch noch ein perfektes Hochzeitsvideo. Dafür begann Peter sogar noch die einzelnen Gäste aufzunehmen, wie jeder von ihnen etwas Nettes über uns sagte, wie er oder sie uns kennen gelernt hatten und was sie uns für die Zukunft wünschten. Sicherlich würde das eine einmalige Erinnerung sein, wenn wir uns in einigen Jahren wieder daran erinnern würden.

 

„Die Braut hatte aber auch noch etwas vorbereitet!“, schaltete sich Eileen ein, als es etwas dunkler geworden war, und sie hatte Recht! Orlandos Überraschung hatte mich vollkommen aus dem Konzept gebracht und ich hatte ganz vergessen, dass ich ihm auch ein Lied vorbereitet hatte.

 

„Das kommt jetzt zwar so rüber, als hätten wir uns abgesprochen, aber ich schwöre, das haben wir nicht“, begann ich kurz und nahm Orlando das Mikro ab. Ich war allerdings verwundert über das, was sich hinter mir abspielte. Viggo, Dom und Elijah waren gerade dabei eine Seite des Zeltes nach unten zu ziehen, damit eine große weiße Fläche hinter mir erschien, und Hirchop baute vor mir zusammen mit Billy eine Art Beamer auf.

 

Dann legte Eileen sowohl die CD ihres Onkels ein, als auch die DVD, die Peter ihr gegeben hatte. Ich war so verwundert von dem, was passierte, dass ich beinahe meinen Einsatz verpasst hätte, aber ich konnte mich noch rechtzeitig fangen.

 

 

All of these lines across my face

Tell you the story of who I am

So many stories of where I've been

And how I got to where I am

 

But these stories don't mean anything

When you've got no one to tell them to

It's true...I was made for you

 

I climbed across the mountain tops

Swam all across the ocean blue

 

 

Ich merkte, wie alle Anwesenden mich sofort erstaunt ansahen, als ich lauter geworden war. Viele von ihnen hatten mich noch nicht singen hören, zumindest nicht mit solch einer Leidenschaft, wie ich sie im Moment spürte. Selbst Orlando nicht und auch sein Gesicht war mehr als erstaunt.

 

 

I crossed all the lines

and I broke all the rules

But baby I broke them all for you

Because even when I was flat broke

You made me feel like a million bucks

Yeah you do and I was made for you

 

 

Erst jetzt sah ich, was sich hinter mir auftat. Hinter mir liefen Videos und Bilder, die unseren gemeinsamen Weg zeigten. Es brachte mich zum Lachen und ich war froh, dass Eileens Cousin einen längeren Instumentalteil in das Lied eingebaut hatte, denn sonst wäre ich nun sicherlich aus dem Takt gekommen.

 

Mit diesem Zusammenschnitt hatte ich nämlich nicht gerechnet. Aber er brachte mich noch mehr in diese wundervolle Stimmung, die ich brauchte, um dieses Lied so zu vollenden, wie ich es mir vorgestellt hatte. Unter den vielen Videos von den Herr der Ringe-Dreharbeiten waren auch Kindervideos und Fotos von Orlando und mir dabei.

 

Ich hielt die Luft für einen Moment an, als ich auf einmal sah, wie ein kleines Mädchen in das Bild lief, und auf einmal lief ein kleiner Junge mit einem Geburtstagshut dazu und beide grinsten frech in die Kamera.

 

„Die werde ich mal heiraten“, rief der Junge fröhlich aus und legte seinen Arm um das Mädchen. Dann liefen beide wieder weg und daraus wurde ein Bild von Orlando und mir, als wir erwachsen waren. Es war unverkennbar, dass auch die beiden kleinen Kinder wir gewesen waren. Aber ich fragte mich, woher Peter dieses Video hatte? Wer hatte uns da etwas verschwiegen? Hatte Sonia etwa aus besagtem Video auch ein Foto gemacht und es extra zurückgehalten, um es uns an unserer Hochzeit zeigen zu können?

 

Wieder breiteten sich Tränen in meinen Augen aus und diesmal konnte auch Orlando sich nicht zurückhalten, und ich sah, wie eine stille Träne sein lächelndes Gesicht hinunterlief. Ich musste mich jedoch langsam wieder beruhigen, immerhin war das Lied noch nicht zu Ende und ich würde jeden Augenblick wieder einsetzen müssen. Ich konzentrierte mich also wieder auf den Mann, der vor mir saß, auf meinen Ehemann.

 

 

You see the smile that's on my mouth

Is hiding the words that don't come out

And all of my friends who think that I'm blessed

They don't know my head is a mess

No, they don't know who I really am

And they don't know what I've been through like you do

And I was made for you...

 

All of these lines across my face

Tell you the story of who I am

So many stories of where I've been

And how I got to where I am

But these stories don't mean anything

When you've got no one to tell them to

It's true...I was made for you

Oh yeah it's true...

 

I was made for you

 

 

Bereits während den letzten Zeilen war Orlando aufgestanden und war kopfschüttelnd zu mir gekommen.

 

„Das Video kam nicht von mir, der Rest schon“, sagte ich und wünschte mir in diesem Moment das Video auch gesehen zu haben, aber ich würde es schon früh genug sehen, denn Peter hatte wieder alles aufgenommen und ich war froh darüber.

 

„Ich denke, es wird Zeit für den Brautstrauß.“

 

„Und das Strumpfband!“, fügte Viggo noch hinzu und alle mussten lachen. Ich sah ihn nur gespielt giftig an. Er hatte gewusst, dass ich diese Tradition lieber gelassen hätte, aber anscheinend war er da anderer Meinung gewesen.

 

Wir fingen also mit dem Brautstrauß an und ich bat alle noch nicht verheirateten Frauen sich in einer Reihe aufzustellen. Das Lustige war, dass es da nur sehr wenige Frauen gab, und so war es auch kein Hexenwerk, dass der Strauß ohne Umwegen direkt in Eileens Hände fiel.

 

Was jedoch mehr als verwunderlich war und sicherlich ein Zeichen einer höheren Macht war, war die Tatsache, dass das Strumpfband nicht einem Mann zufiel, sondern in hohem Bogen auf dem Strauß landete, den Eileen auf den Tisch gelegt hatte. Wahrscheinlich, weil Hirchop gerade auf Toilette verschwunden war und das Band nicht wusste, wie es ihn sonst aussuchen sollte.

 

„Ich denke, das Schicksal hat eindeutig entschieden“, rief mein Vater lachend aus und auch alle anderen lachten zustimmend. Aus dieser Sache würden Eileen und Hirchop nicht mehr rauskommen, da würde ich schon für sorgen.

 

„So, ich denke, da muss einer ins Bett“, sagte ich zu Seth, als er genüsslich gähnte. Natürlich bestand er darauf, dass er noch gar nicht müde war, aber das ließ ich nicht gelten. Ich holte Orlando schnell, der gerade mit einigen Freunden aus Schulzeiten sprach, und ging mit ihm zusammen ins Haus meiner Eltern, um Seth ins Bett zu bringen. Immerhin würde das für die nächsten zwei Wochen unsere letzte Gelegenheit dazu sein.

 

„Schlaf schön, mein Schatz, und träum was Schönes“, sagte ich und küsste Seth auf die Stirn. Ich fühlte mich wirklich wie seine Mutter und das war ein wunderbares Gefühl.

 

„Jetzt sind wir eine echte Familie“, bemerkte Orlando mit einem glückseeligen Lächeln und ich lächelte zurück.

 

 

 

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