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Kapitel 60

 

 

Abschiede

 

 

 

Die nächsten beiden Abschiede kamen, als Orlando wieder von seiner Premiere zurück kam. Aber außerhalb des Sets hatte ich beide eher selten gesehen, wobei ich wohl behaupten konnte, dass ich Christopher Lee selbst am Set nur einmal gesehen hatte. John hatte ich etwas öfter gesehen und auch am Set hatte ich öfter mit ihm zusammen gearbeitet, aber durch die Probleme mit seiner Maske hatte er sich doch sehr ausgegrenzt und war mir deswegen fremder als zum Beispiel Liv gewesen. Seine letzte Szene war die Szene, in der Legolas und Gimli auf der Feier über den Sieg von Helms Klamm ein Trinkspiel beginnen und Gimli irgendwann vollkommen betrunken auf den Boden sinkt.

 

John gab Peter so viele Variationen, dass kein Take dem anderen glich und ich wusste, es würde Peter noch schwerfallen, das Richtige auszusuchen. Besonders, weil er zu den letzten Szenen der Schauspieler eine besondere Bindung zu haben schien. Er wollte, dass sie perfekt werden und oft standen wir da und waren der Meinung, dass der beste Take der vorletzte gewesen sei und er machte immer noch mehr Takes.

 

Als Johns letzter Take dann endgültig beendet war und er sich von seiner Maske und seinem Kostüm befreit hatte, tranken wir auch mit ihm ein Glas Sekt, wie wir es mit allen Schauspielern, die ihren letzten Dreh hinter sich hatten, taten. Peter überreichte John ein Bild, wie er seine Maske aufgesetzt bekam, und Gimlis Schild. Doch das war nicht das einzige Geschenk, das John erhalten sollte. Bereits als ich wieder zum Set gekommen war hatte ich mich gewundert, warum in der rohan’schen Feuerschale immer noch das Feuer brannte. Als dann plötzlich Johns Maskenbildner mit einer der Gimli-Masken auftauchte, die John jeden Tag getragen hatte, ahnte ich, worauf das hinauslief.

 

Schneller als der Blitz schnappte sich John die Maske und schmiss sie in das noch brennende Feuer. Das Material ging sofort in lodernde Flammen auf und wir alle jubelten. Es war eine Art Befreiung für John, denn er wusste, nun müsste er diese Maske nie wieder tragen. So gerne er auch in diesen Filmen mitgespielt hatte, so sehr hatte er auch diese Maske gehasst.

 

„Ich bin überwältigt“, begann er und starrte immer noch auf seine brennende Maske. Er sammelte sich kurz und führte dann seinen Satz weiter. „Ich bin nun im 4. Jahr wieder hier und erlebe noch immer dieselbe Leidenschaft, dasselbe Engagement, dieselbe Liebe für unsere Arbeit. Hier in Neuseeland.“ Alleine an seiner Gestik konnte man sehen, wie wichtig ihm es war, uns das mitzuteilen, was er fühlte. „Und ich sage euch etwas: Das findet man nicht in L.A“, seine Stimme begann zu zittern, „aber hier.“ Der Mann war eindeutig kurz davor zu weinen und auch wenn ich gedacht hatte, der Abschied von John würde mich nicht schwer fallen, füllten sich meine Augen nun mit Tränen. Dieser Mann hatte wirklich allen Grund froh zu sein, dass die Dreharbeiten nun endgültig vorbei waren, aber er war es nicht, oder zumindest ein Teil von ihm war es nicht.

 

Auch Orlando, der neben mir stand, versuchte mit seinen Tränen zu kämpfen. Auch wenn er die meiste Zeit eher mit Brett als mit John zusammen gespielt hatte war dieser Mann ihm ans Herz gewachsen. Die Verbindung, die zwischen Gimli und Legolas bestanden hatte, dieses ewige gegenseitige Reizen, das hatte auch zwischen den beiden Schauspielern stattgefunden und schon allein das hatte die beiden sich näher kommen lassen. Ebenso zeigte jeder Abschied auf, dass es tatsächlich bald vorbei sein würde.

 

Ein Tag später wurde es dann noch ein letztes Mal lustig bevor die wirklich schweren Abschiede bevorstanden. Peter hatte noch einmal einen Cameo, eine Szene, in der er und andere hinter den Kulissen Arbeitende einen Auftritt im Film haben konnten, eingeplant. Es sollte die Szene der Korsaren von Umbar sein, in der Legolas, Gimli und Aragorn mithilfe der Toten die Schiffe der Korsaren enterten.

 

„Willst du nicht auch mitmachen?“, fragte mich Orlando als wir auf dem Weg zum Set waren. Hatte er diese Frage gerade ernst gemeint? Es reichte schon, dass Peter, Rick, Richard, Andrew und Gino mitmachten, da musste ich nicht auch noch vor der Kamera stehen.

 

„Du müsstest doch am besten Wissen, das Frauen an Bord eines Schiffes nur Unglück bringen“, sagte ich provozierend und fügte noch ein „vor allem bei Piratenschiffen“ hinzu. Natürlich war Orlando damit entwaffnet und konnte mich nur stumm ansehen, während wir durch die Pforte des Studios fuhren.

 

Als er das Auto geparkt hatte, lief er zu seinem Trailer, während ich mich auf meine tägliche Runde begab. Erst ging ich ins Büro, wo ich mir die neu geschriebenen Skripte abholte, dann checkte ich, ob alle Kostüme für den Tag bereitstanden, ob alle Beleuchtungsassistenten wussten, was sie zu tun hatten und ob alle Walkie Talkies verteilt wurden und auch funktionierten. Danach verteilte ich die Skripte, wies alle Schauspieler an, wann sie in welchem Studio erscheinen mussten, und stellte sicher, dass genügend Filmmaterial bereitstand.

 

Für diese Routine brauchte ich circa zwei Stunden und in dieser Zeit waren dann auch meistens die Schauspieler für die ersten Szenen vorbereitet und wir konnten loslegen. Heute war es natürlich etwas anders. Wenn der Hauptregisseur, ein Maskenbildner, der Leiter von Weta, der Chefbeleuchter und der Regisseur der 2nd Unit für ihre Szene zur Anprobe mussten, verzögerte sich alles etwas.

 

Ich konnte mich also nach meiner Runde noch etwas zu Orlando setzten und wir konnten gemeinsam eine Kleinigkeit frühstücken.

 

„Konntest du schon irgendwas sehen? Wie sehen sie aus? Wie richtige Piraten?“, überschlug sich Billy, der einfach in unseren Trailer hereingeplatzt war mit seinen Fragen. Ich war regelrecht zusammengezuckt. Ich konnte einfach nicht fassen, dass er einfach hier reinschneite. Orlando und ich hätten sonst was tun können!

 

„Nein, Billy, ich konnte nichts sehen! Weil das nur eine Anprobe war! Mein Gott, du weißt doch, wie das abläuft“, zischte ich halb sauer, halb belustigt. Wahrscheinlich war Billy von den anderen geschickt worden, damit nicht alle in eine möglicherweise peinliche Situation hereinplatzten. Ich konnte mir gut vorstellen, dass Billy, Elijah und Dom Streichhölzer gezogen hatten, wer denn nun fragen sollte. Billy hatte nun einmal verloren.

 

„Teti, wir brauchen dich hier“, ertönte es dann durch mein Walkie Talkie und an der Stimme hörte ich, dass es Dominique war, die Visagistin, die nun Marias Platz eingenommen hatte.

 

„Bin unterwegs“, sagte ich und verabschiedete mich von Billy und Orlando. Schnellen Schrittes ging ich zum Warteraum, der in eine Art riesen Make-up-Studio umgewandelt worden war. Hier wurden alle 5 Männer gleichzeitig für den Cameo vorbereitet, nur einer fehlte noch: Richard. Ich ahnte schon, dass er der Grund war, warum man mich hergerufen hatte.

 

„Er wird wahrscheinlich noch bei den Miniaturen sein. Eine Deadline musste vorverlegt werden und jetzt muss etwas früher fertig werden“, erklärte ich den bereits nervösen Maskenbildnern, die darauf warteten, mit Richard anfangen zu können. „Ich werde nach ihm suchen und ihn persönlich herschleppen, wenn es sein muss“, versprach ich und machte mich auf den Weg in den Workshop, wo ich Richard vermutete. Im ersten Moment konnte ich ihn nicht sehen. Erst, als ich durch den halben Workshop gelaufen war, fand ich ihn zusammen mit John Howe und Alan Lee vor dem Modell des zerstörten Minas Tirith

 

„Was meinst du, Teti, sollten wir das noch etwas mehr zerstören?“, fragte Richard als er merkte, dass ich kam. Ich sah ihn jedoch nur tadelnd an. „Ach du meine Güte, ist es schon so spät? Es tut mir leid“, stammelte Richard förmlich als er merkte, warum ich überhaupt hier vor ihm stand. Er wies John und Alan noch an, hier und da mit einem Stein noch ein paar Kerben in das Polyurethan zu hauen und folgte mir dann schnellen Schrittes.

 

„Du siehst ziemlich blass, aus Richard. Was ist los?“, fragte ich in der Tat etwas besorgt. Richard war nie der Braunste von uns allen gewesen, aber so blass hatte ich ihn sehr selten gesehen. Er sah beinahe krank aus.

 

„Ich hab seit vier Tagen nur ca. 4 Stunden geschlafen. Die letzten Modelle müssen fertig werden und … es ist eine Katastrophe. Erst vorgestern ist uns die Miniatur vom Schwarzen Tor, die, die wir für die Extra Wideshots brauchen, vom Regal gefallen. Keiner weiß wieso, aber du kannst dir vorstellen, was hier im Moment los ist, und Peter braucht das Modell morgen.“ Ich sah Richard geschockt an. Das Schwarze Tor war vom Regal gefallen? Ich merkte, wie langsam eine gewisse Panik in mir aufstieg. Wie sollten die Leute vom Workshop das bitte noch bis morgen hinbekommen? Wenn das Modell morgen nicht fertig war, konnten die CGI-Leute nicht mit dem Flug der Adler beginnen und alles würde sich nach hinten verschieben.

 

Ich konnte mir nur allzu gut vorstellen auf welchen heißen Kohlen Richard sitzen musste. Ich würde also dafür sorgen müssen, dass er mindestens stündlich ein Update seiner Leute bekam, während wir ihn am Set brauchten.

 

„Jane, lass dir von Adam ein Walkie Talkie geben.“ Sie wollte mich schon unterbrechen, doch ich war schneller. „Wenn er Probleme macht, sag ihm, ich hätte das gesagt. Du meldest dich stündlich bei mir und sagst mir, wie weit ihr mit den Modellen seid. Ansonsten können wir mit Richard nicht vernünftig arbeiten.“ Sie nickte nur und war auch schon wieder verschwunden. Richard sah mich dankend an und setzte sich dann auf seinen Make-up-Stuhl. Dieser Job war eindeutig mehr als anstrengend und ich konnte jetzt verstehen, warum Carolynn immer so streng mit allen gewesen war. Sie war einfach unheimlich gestresst gewesen, ihren Job so gut wie möglich zu erledigen.

 

„Ist alles soweit bereit?“, fragte mich Peter als ich an ihm vorbei ging. Sein Lächeln verriet mir, dass er sich köstlich darüber amüsierte, was hier anscheinend alles schief lief und wie ich händeringend versuchte, alles wieder in Ordnung zu bringen.

 

„Ja, jetzt da Richard aufgetaucht ist …“, murmelte ich und ging in Richtung Trailerpark.

 

„Ich kann dir keines mehr geben, weil alle verteilt sind“, hörte ich durch den Gang die angeregte Stimme von Adam. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Schnellen, aber leisen Fußes ging ich in die Richtung zu seinem Büro und ich sah, wie er und Jane sich gegenüberstanden, beide mit verschränkten Armen.

 

„Es ist mir furchtbar egal, was sie sagt. Wir haben keine mehr und basta.“ Offensichtlich sprach er über mich und da ich hier dafür verantwortlich war, das alles in die richtige Bahn lief, musste ich hier wohl neue Weichen stellen.

 

„Dir sollte es wirklich nicht egal sein, was ich hier sage“, begann ich als ich langsam um die Ecke trat. Adam kam sofort mit verschränkten Armen zu mir und wollte etwas sagen, doch ich erhob meine Hand und hinderte ihn somit am Sprechen. „Wenn ich sage, Jane braucht ein Walkie Talkie, dann hast du das nicht in Frage zu stellen. Wir versuchen hier einen Film zu drehen und wenn Jane nicht in spätestens 30 Minuten ein Walkie Talkie hat, dann-“

 

„Mir ist es ziemlich egal, was dann ist, denn wir haben kein verdammtes Walkie mehr! Alle sind in Gebrauch und das habe ich auch schon Jane gesagt“, unterbrach mich Adam nun doch und ich sah ihn mit offenem Mund an. Das konnte nun wirklich nicht wahr sein.

 

„Hör zu, mir ist es scheiß egal, wem du eines wegnehmen musst, aber wenn Jane dieses Walkie Talkie nicht hat, wird Peter dir an die Gurgel springen, weil du das letzte Cameo versaut hast, weil Richard keine Ruhe hatte, weil im Workshop gerade alles drunter und drüber geht. Also, von mir aus bau dir eines aus dem scheiß Kaugummi, was du da vor dich hinkaust, und der schwabbeligen Masse in deinem Hirn, oder du ziehst es zum Beispiel Karen ab, die erst in 4 Stunden arbeiten muss. Da sind wir schon längst fertig.“ Und ohne Adam auch nur eine Chance zu geben, irgendetwas darauf zu erwidern, war ich verschwunden. Ich musste raus. Ich war eindeutig zu aggressiv, um noch weiter mit diesem Hampelmann zu diskutieren. Und ich hatte schon Sachen gesagt, die ich normalerweise nicht gesagt hätte.

 

„Okay, wie weit seid ihr hier?“, fragte ich, während ich versuchte mich zu beruhigen. Ich wollte meine mittlerweile schlechte Laune nicht an den Falschen auslassen.

 

„Alles ausgelichtet, der Test mit dem Green Screen hat funktioniert, wir warten nur noch auf die Jungs“, berichtete mir einer der Männer. Ich war froh, dass hier alles klappte, zumindest eine Sache weniger, um die ich mir Sorgen machen musste. Also ging ich weiter zum zweiten Studio, wo man bereits damit begonnen hatte, das Set für den Dreh mit Elijah, Andy und Sean vorzubereiten, der nach der Mittagspause stattfinden sollte. Auch hier schien alles nach Zeitplan zu verlaufen und ich entschied mich, noch einmal bei Orlando und Seth vorbeizusehen.

 

„Du siehst gestresst aus“, bemerkte Orlando als ich mich tief durchatmend auf das Bett fallen ließ. Ich erzählte ihm von meinem Streit mit Adam und meiner Suche nach Richard. Eigentlich hatte ich erwartet, dass er mich tadelte und mir riet, mich bei Adam zu entschuldigen, aber er lachte nur.

 

„Was ist so lustig?“, fragte ich und setzte mich wieder auf.

 

„Ich hätte dich nur zu gern so gesehen. Teti die Furie.“ Wieder lachte er lauthals und krümmte sich beinahe dabei auf dem bett. Ich fand das mehr als übertrieben, schlug ihm leicht auf den Hinterkopf und verließ den Trailer wieder. Manchmal war dieser Mann wirklich albern.

 

2 Stunden später wurde ich dann informiert, dass nun alle bereit waren und wir mit dem Dreh beginnen konnten. Mittlerweile hatte ich mich auch wieder beruhigt und trommelte John, Orlando und Viggo zusammen, damit unsere Leihendarsteller wenigstens einen Referenzpunkt hatten, mit dem sie agieren konnten.

 

„Teti, hast du Richard gesehen?“ Gerade, als ich in das Set gehen wollte, stand Tania, Richards Frau, mit ihrem Sohn vor mir. Ich fürchtete schon das Schlimmste. Wenn sie ihren Mann nicht finden konnte, konnte das nur bedeuten, dass irgendetwas im Workshop nicht gut lief und sie ihn hatten holen müssen.

 

„Jane, Jane? Ist Richard bei euch?“, fragte ich durch das Walkie Talkie, doch Jane verneinte das und berichtete mir, dass alles ziemlich gut lief.

 

„Ich bin doch hier“, hörte ich auf einmal eine Stimme hinter uns und als ich mich umdrehte, erschrak ich. Da stand in der Tat ein Pirat hinter uns. Nicht ein Pirat wie Jack Sparrow, sondern eher einer dieser wirklich miesen Piraten, die kleine Kinder fraßen. Dieser Pirat sah eindeutig nicht wie Richard aus, aber als ich ein zweites Mal hinsah, fing ich an zu zweifeln. Die Stirnpartie sah doch sehr nach Richard aus, aber der Rest? Da war kein blasser Mann mehr, dem man ansah, dass er nächtelang nicht richtig geschlafen hatte. Vor uns stand tatsächlich ein dreckiger, schmieriger Pirat. Auch Tania erkannte ihn nicht direkt und das war ein Zeichen, wie gut die Make-up-Leute gearbeitet hatten. Wahrscheinlich hatten sie es als eine Frage der Ehre gesehen, Richard wirklich zu verändern.

 

„Okay, das einzige, an dem wir jetzt noch arbeiten müssen, ist deine Stimme. Kein Akzent und versuch etwas tiefer zu sprechen“, sagte ich lachend.

 

Als dann auch Andrew, Rick, Gino und Peter herauskamen, war das Chaos perfekt. Jeder einzelne Schritt des Drehs dauerte länger als sonst, da die 5 Männer natürlich immer und immer wieder ihre Späßchen machten und Peter immer zwischen hinter und vor der Kamera hin und her sprang.

 

„Gino, was machst du da mit deinem Mund?“, fragte Peter als wir gerade bei dem Take waren, in dem die Totenarmee tatsächlich auf die Schiffe zulief. Als ich mir die Szene dann auch ansah, sah ich, was Peter meinte. Gino sah eher aus, als würde er lächeln, anstatt geschockt auf die herannahende Armee zu reagieren. „Lass am besten deinen Mund zu“, meinte Peter dann und man sah Gino an, dass es ihm sehr unangenehm war, dass er einfach nicht grimmig und böse gucken konnte.

 

„Mach dir nichts draus“, flüsterte Peter mir am Ende der Szene zu. „Für Carol waren die Cameo-Tage auch immer die Schlimmsten.“ Er klopfte mir aufmunternd auf die Schulter und ich war tatsächlich erleichtert, dass dieser Teil des Tages vorbei war. Aber der Nächste würde nicht einfacher werden, denn es war der Abschied von Dom. Natürlich, er würde noch hier in Neuseeland bleiben, bis wir komplett fertig waren, genau wie der Rest des Hauptcasts, aber es war sein letzter Drehtag.

 

„An diesem Film beteiligt und hier in Neuseeland zu sein, es zuzulassen, von euch allen beeinflusst zu werden …“ Ich sah, dass Dominic wirklich mit den Worten kämpfte. Er wusste nicht, was er sagen sollte. „Und eure Kinder aufwachsen zu sehen, das hat in mir den Wunsch geweckt, ein besserer Mensch zu werden.“ Am liebsten wäre ich zu ihm gelaufen und hätte ihn einfach nur festgehalten um ihn die Sicherheit zu geben, die er brauchte, um das zu sagen, was ihm auf dem Herzen lag, aber ich war wahrscheinlich die letzte, die ihm wirklich Sicherheit geben würde. Orlando hatte seinen Arm um meine Schulter gelegt und drückte mich an sich. Er wusste, wie leid mir die ganze Sache mit Dominic tat. „Ein besseres Kompliment kann ich euch gar nicht machen. Ihr habt in mir den Wunsch geweckt, besser zu sein, als ich war. Vielen Dank euch allen.“ Und bei dem letzten Satz sah er mich an. Ich wusste, dass er etwas unausgesprochen gelassen hatte, dass er immer noch nicht ganz über die ganze Sache zwischen uns hinweg war, dass er jedoch akzeptierte, was passiert war und sich in gewisser Weise auch für mich freute.

 

Nachdem Dom seine kleine Rede beendet hatte, gingen wir natürlich alle zum ihm und umarmten ihn und auch ich entschied mich, das zu tun. Auch Freunde umarmten sich hin und wieder einmal und Dom wusste ja, dass zumindest von meiner Seite aus keine Gefühle, die über Freundschaft hinausgingen, mehr vorhanden waren.

 

„Ich danke dir, Teti. Wirklich“, flüsterte er mir in mein Ohr und ich drückte ihn noch fester an mich als ich merkte, wie die Tränen wieder in mir hochkrochen. „Du wirst immer eine sehr gute Freundin für mich bleiben.“

 

„Ich danke dir auch, Dom“, sagte ich als wir uns wieder trennten und Orlando Dom freundschaftlich umarmte. Ich war froh, dass Orlando nicht so wie die meisten Männer reagierte, wenn es um die Ex-Freunde ging. Wahrscheinlich, weil er spürte, dass da nichts mehr zwischen uns war, zumindest von meiner Seite aus, über das er sich Sorgen machen musste. Vielleicht spürte er aber auch in gewisser weise, dass wir – und das klang selbst für mich mehr als kitschig – füreinander bestimmt waren. Dass unsere Seelen einfach zusammen gehörten.

 

Außerdem waren wir ja eigentlich, zumindest wenn man den anderen glaubte, eigentlich schon seit Orlandos Trennung von Astrate zusammen. Zumindest behaupteten sie, und ich konnte mich wirklich nicht davon freisprechen, dass wir uns so verhalten hatten. Natürlich, da hatte es diese kleine abgedrehte Episode gegeben, die ich auch schwer bereute, aber ansonsten konnte man wahrscheinlich wirklich sagen, dass Orlando und ich schon damals ein Paar gewesen waren. Und Maria hatte ja sogar schon, während Orlando noch mit Astrate zusammen war, behauptet, sie sei nur seine „Sexfreundin“ gewesen, während ich Orlandos intellektuelle und geistige Partnerin gewesen war. Verständlicherweise hatte ich das immer abgewehrt, doch sie hatte sicherlich Recht gehabt. Immerhin war es bei Ramses und Isisnofret genauso gewesen. Deswegen war Astrate auch immer so furchtbar eifersüchtig gewesen. Sie hatte gewusst, dass Orlando eigentlich mich liebte. Wenn man das alles so betrachtete, waren wir schon mehr als 3 Jahren ein Paar und um ehrlich zu sein fühlte es sich auch so an. Und nicht, als wären wir erst einige Wochen zusammen.

 

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