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Kapitel 57

 

Freak

 

 

Vollkommen zufrieden ließ sich Orlando auf das Bett des Hotelzimmers fallen. Die erste Hürde hatten wir genommen. Die Schar von Paparazzi am Flughafen war wirklich unglaublich gewesen und wahrscheinlich hatte ich noch sie so viele auf einmal gesehen. Jeder hatte versucht, das beste Foto zu machen, hatte versucht, uns zu einem Kuss oder zu einer Stellungnahme zu bringen. Wir waren jedoch einfach schnurstracks zu dem Auto gegangen, das bereits auf uns gewartet hatte. Ich wollte gar nicht wissen, in wie vielen der amerikanischen Klatschsender und Blätter mein Gesicht erscheinen würde.

 

„Ich rufe kurz bei meinen Eltern an. Sie wollen bestimmt wissen, dass wir gut angekommen sind. Außerdem will ich wissen, wie es Seth geht“, informierte ich Orlando und schnappte mir den Telefonhörer neben dem Bett. Orlando schüttelte nur grinsend den Kopf. Wahrscheinlich hielt er mich gerade für eine vollkommen paranoide Mutter, die ihr Kind nicht einen Moment allein lassen konnte. Natürlich war mit ihm alles in Ordnung und meine Mutter versicherte mir, dass sie absolut wusste, wie sie mit dem kleinen Kerl umzugehen hatte, immerhin hätte sie mich und Hirchop ja auch bewältigt bekommen.

 

„Und geht es unserem Kind gut?“, fragte Orlando mich als ich endlich aufgelegt hatte. Seit unsere Beziehung begonnen hatte, bestand er darauf, dass Seth ‚unser‘ und nicht ‚sein‘ Kind war und auch wenn ich zu Beginn das ein oder andere Mal protestiert hatte, hatte das nichts gebracht.

 

„Ja, alles in Ordnung. Aber es ist wirklich komisch. Vor einigen Stunden waren wir noch bei 5 Grad in Neuseeland … und jetzt, 25 Grad im Schatten.“

 

„Ist dir etwa heiß?“, fragte er und stand langsam wieder vom Bett auf. Sein Blick verriet mir mehr als ich wissen musste.

 

„Ich denke, ich werde mich mal eben duschen gehen“, sagte ich und bevor er etwas tun konnte, war ich auch schon im Badezimmer verschwunden. Natürlich schloss ich hinter mir die mit Milchglas ausgekleidete Tür durch den Dreh des Knaufes ab, ich hatte ja einen Plan. Das Problem an meinem Plan war nur die Ausführung und ich konnte absolut nicht klar denken in der Hitze, deswegen musste ich mich erst einmal sammeln. Natürlich, 25 Grad waren nicht gerade eine Hitze, aber wenn man dazu noch betrachtete, dass ich gerade mit meinem Freund das erste Mal seit einer Woche alleine war, konnte man es schon als Hitze betrachten. Ich musste mich also abkühlen, wieder runterkommen.

 

„Mir ist auch unheimlich heiß. Ich glaube, es wäre gut, wenn ich auch duschen könnte“, hörte ich ihn durch die Tür rufen als ich gerade das Wasser der Dusche angemacht hatte. Aber an seiner Stimme konnte ich hören, dass er nicht wirklich eine Abkühlung im Sinn hatte.

 

„Keine Chance, Mister!“, rief ich mit einem verschmitzten Grinsen nach draußen. Das Lustige an der ganzen Sache war, dass Orlando mich durchaus durch das Milchglas sehen konnte, oder zumindest meine Konturen, denn das Glas der Dusche selbst war vollkommen durchsichtig. Ich hatte es erst gar nicht realisiert, sondern erst wirklich gemerkt als ich sah, dass Orlando immer noch vor der Tür stand und mich anscheinend beobachtete, oder zumindest meine Silhouette.

 

Und dann kam mir die Idee für die Ausführung meines Planes. Ich musste mich erst einen Moment sammeln, immerhin war das, was nun kommen würde, wirklich so gar nicht meine Art, zumindest nicht mehr. Aber ich war mir sicher, dass es Orlando wahnsinnig machen würde.

 

Und dann begann ich meinen Körper zu einer Musik in meinem Kopf zu bewegen. Nicht normal tanzend, sondern eher wie vielleicht eine Burlesque-Tänzerin es gemacht hätte. Ich kannte dieses Lied genau, war es doch noch letztes Jahr in den Clubs auf und ab gelaufen.

 

 

Let me lay it on the line

I got a little freakiness inside

And you know that a man has gotta deal with it

I don't care what they say

I'm not gonna pay nobody's way

'Cos it's all about the dark in me

 

„Keine Angst, ich komm damit klar. Lass mich rein und ich zeig’s dir”, sagte Orlando und ich musste mich wirklich zusammenreißen, um an meinem Plan festhalten zu können. Aber dass er reagierte bedeutete, dass ich eindeutig Erfolg hatte mit dem, was ich tat. Es feuerte mich noch mehr an und meine Bewegungen wurden selbstbewusster.

 

I wanna freak in the morning

Freak in the evening

Just like me

I need a rough neck brother that can satisfy me

Just for me

 

If you are that kind of man

'Cos I'm that kind of girl

I've gotta freaky secret

everybody sing

'Cos we don't give a damn about a thing

 

Ich stellte das Wasser der Dusche ab und griff nach einem Handtuch, das ich künstlerisch um meinen Oberkörper wickelte, während ich weiter sang. Ich war dankbar, dass ich eine ganz passable Stimme hatte, denn anders hätte das Ganze ziemlich in die Hose gehen können. Langsam näherte ich mich der immer noch abgeschlossenen Badezimmertür und schmiegte mich beim Tanzen nun an die Milchglastür, auf deren anderer Seite Orlando stand.

 

Cos I will be a freak until the day

Until the dawn

And we can all through the night

To the early morn

Come on and we'll take you around the hood

On a gangster lean

'Cos we can any time of day

It's all good for me

 

Dann war Orlando auf einmal verschwunden und ich stockte einen Moment. Doch als er wieder auftauchte, war ich mehr als verwundert, denn auf einmal drehte sich der Knauf der Tür wie von selbst und das Milchglas wurde zur Seite geschoben. Da stand Orlando vor mir, wieder einmal nur mit seiner Boxershorts bekleidet. Okay, wenn er hier mitspielen wollte, dann sollte er es tun, dachte ich dann und entschied mich, ihn als eine Art Tanzstange zu benutzen.

 

Boy you're moving kinda slow

You gotta keep up now

There you go

That's just something that a man must do

I'm packing all the things that you need

I got you shock up on your knees

'Cos it's all about the dark in me, yeah

 

Natürlich war das Ding mit der Tanzstange nicht so einfach wie ich dachte. Eine Stange hielt wenigstens still, wenn man an ihr tanzte. Orlando war da weitaus lebendiger, aber ich sah in seinen Augen, dass mein Plan eindeutig die gezielte Wirkung hatte. Etwas Wildes lag in ihnen, und immer wieder versuchte er mich an sich heranzuziehen, doch ich tanzte und sang unbeirrt weiter. Als er jedoch auf einmal begann sich ebenfalls im Takt zu bewegen, riss er mich aus meinem Konzept, aus meiner Konzentration.

 

Ich sang nicht mehr und doch bewegten wir uns immer noch im Takt der Melodie, die anscheinend immer noch in unseren Köpfen weiter lief. Wir tanzten so eng miteinander, dass kein Stück Luft mehr zwischen uns passte. Dirty Dancing war ein harmloser Walzer gegen das, was wir hier gerade taten, und Orlando streife langsam das Handtuch von meinem noch vollkommen nassen Körper. Ich stand nun nackt vor ihm und ich sah, wie sein hungriger Blick an mit herab glitt. Dann hob er mich hoch und trug mich aus dem Badezimmer heraus und legte mich auf unser Bett.

 

„Jetzt bist du dran“, flüsterte er mir ins Ohr und ich konnte nicht anders als ein leichtes Raunen aus meiner Kehle zu entlassen. Es war eindeutig viel zu heiß hier, die Abkühlung hatte nicht wirklich geholfen. Dann spürte ich auf einmal seine warmen, zarten Lippen. Erst an meinem Hals und bald auf eigentlich jedem Körperteil.

 

Als er meine Brüste erreichte, massierte er sie erst vorsichtig und dann spielte er mit seiner Zunge an meinen Nippeln und es ließ wieder ein Raunen aus meiner Kehle entfleuchen. Er grinste verschmitzt und machte weiter. Anscheinend hatte er genau das erreichen wollen.

 

Mein Körper kam nicht mehr zur Ruhe. Überall, wo er mich berührte, spürte ich, wie sich mein Körper gegen seine Berührung presste und nach mehr verlangte. Ich versuchte, ihn ein paar Mal zu mir nach oben zu ziehen um ihn endlich küssen zu können, doch er gab nicht nach. Er wanderte weiter nach unten, bis zu meinen Füßen, und selbst da schien er jeden Millimeter meine Haut küssen zu wollen. Noch nie hatte mich ein Mann so verrückt gemacht, noch nie hatte ich ein solches Verlangen gehabt.

 

Während er mich küsste, fuhr er sanft mit seinen Fingerspitzen über die gerade verlassenen Stellen und es jagte mir einen Schauer nach dem nächsten über den Körper. Er wusste, wie man sich rächte, eindeutig. Als er jedoch langsam wieder hoch wanderte und nah genug war, zog ich ihn mit all meiner Kraft zu mir und küsste ihn. Ich hatte große Probleme, mich in irgendeiner Form noch zu kontrollieren als sich unsere Zungen begannen zu duellieren, und meine Hände wussten gar nicht, wo sie zuerst hinsollten. Meine eine Hand war wieder in seinen Haaren verwoben und hielt seinen Kopf bei mir, während meine andere Hand ihm verlangend über den ganzen Rücken fuhr. Ich wollte gar nicht mehr aufhören ihn zu küssen und ihm ging es definitiv nicht anders, aber da ich merkte, dass er wieder die Oberhand hatte, und ich entschied mich, die Machtverhältnisse zu ändern und drehte mich auf die Seite. Unweigerlich drehte Orlando sich mit, bis er derjenige war, der mit dem Rücken auf dem Bett lag.

 

Für einen Moment beobachtete ich ihn, wie er mich mit feurigen und wilden Augen ansah. Ich merkte eindeutig, wie seine Männlichkeit gegen den dünnen Stoff der Shorts ankämpfte, von der sie zurück gehalten wurde. Daran müsste bald etwas geändert werden, das war klar. Aber erst einmal musste er die Spitze des Wahnsinns überstehen. Langsam begann ich damit, von seinen Ohrläppchen weiter nach unten zu wandern, immer bedacht darauf, dass auch ja ein Teil meines Körpers an der gewölbten Stelle seiner Shorts vorbei rieb. Immer wieder hörte ich, wie er erregt seufzte, wenn ich wieder ein Stück tiefer kam, und es machte mich genauso wahnsinnig wie ihn. Ich selbst würde nicht mehr lange durchhalten, das wusste ich. Irgendwann würde ich die Kontrolle verlieren und würde mich dem Moment vollkommen ergeben, aber dieser Punkt war noch nicht da.

 

„Teti, komm her“, bettelte er förmlich als ich langsam immer weiter nach unten kam und vorsichtig mit meinem Zeigfinger um seinen Bauchnabel kreiste, während ich vorsichtig kleine Küsse auf seiner Seite platzierte. Sein ganzer Körper war mittlerweile von derselben Gänsehaut bedeckt, wie meiner es vor wenigen Sekunden noch gewesen war, und immer wieder stemmte er seinen Körper gegen meinen. Ich hörte jedoch nicht auf sein Flehen, sondern ging nur noch ein Stück tiefer.

 

Als ich dann endlich an dem Bund seiner Shorts angekommen war, sah ich einen Moment hoch zu ihm. Noch ein Schritt weiter und er würde durchdrehen, das sah ich ihm an und es machte mich noch entschlossener, das zu tun, was ich vorhatte. Langsam richtete ich mich auf, schob meine Hände unter seine Shorts und zog sie ihm aus. Sie landete in einem hohen Bogen irgendwo am anderen Ende des Raumes und seine Männlichkeit sprang mir förmlich entgegen, froh, endlich aus diesem engen Käfig entlassen worden zu sein. Orlando stütze sich auf seine Unterarme um zu sehen, was ich vorhatte, und dann fiel er mit einem lauten Stöhnen wieder zurück, als sich mein warmer Mund um seine Männlichkeit schloss. Um ehrlich zu sein hatte ich das noch nie gemacht, aber irgendetwas sagte mir genau, was ich tun musste.

 

Doch Orlando ließ es nicht lange zu. Nicht, dass es ihm nicht gefallen hätte, nein, es gefiel ihm viel zu gut. Er setzte sich langsam auf, wodurch ich ihn einen Moment ansah. Das hätte ich wirklich nicht machen sollen, denn es gab ihm die Gelegenheit, mich zu sich nach oben zu ziehen und mich wieder mit dem Rücken auf dem Bett festzunageln.

 

„Du machst mich wahnsinnig“, hauchte er mir ins Ohr und ich konnte spüren, wie seine doch recht feuchte Männlichkeit über meinen Körper glitt. Ohne dass ich es steuern konnte, presste sich mein Körper dagegen und zwischen meinen Beinen begann es noch mehr zu kribbeln, als es das ohnehin schon tat. Ich fragte mich ernsthaft, ob er überhaupt eine Ahnung hatte, wie wahnsinnig er mich gerade machte. Ich würde es wirklich nicht mehr lange aushalten. Wenn er so weiter machte, würde ich gleich diejenige sein, die bettelte und so wie er aussah, war das das einzige, auf das er aus war und wartete. Dann umschlossen seine Hände meine Brüste und massierten sie, während er noch immer meinen Hals und mein Schlüsselbein küsste. Wieder wanderte er immer tiefer.

 

„Oh mein Gott!“, stöhnte ich auf, als ich auf einmal seine Zunge zwischen meinen Beinen spürte. So neu wie es gewesen war, seine Männlichkeit zu liebkosen, genauso neu war das, was er gerade tat. Es war das letzte Fünkchen, das noch gefehlt hatte. Ich merkte, wie sich mein Becken erhob und mein Mund seinen Namen hauchte. Er brauchte keine weitere Einladung, sondern kam mit kleinen Küssen die Mitte meines Körpers entlang wieder hoch zu mir, bis er mit mir auf einer Augenhöhe war. Ich zog ihn mit meinen Händen zu mir und küsste ihn leidenschaftlich, während ich merkte, wie er in mich eindrang.

 

Es war ein unbeschreibliches Gefühl wie ich es noch nie gespürt hatte. Es war mit keiner Nacht zu vergleichen, die ich je mit einem anderen Mann gehabt hatte. Er füllte mich aus, nicht nur körperlich, sondern auch geistig kam dieses Gefühl gerade über mich und ließ mich, genau wie ihn, aufstöhnen. Wir waren eine Einheit, so als sei der eine für den anderen erschaffen worden. Und in dieser Einheit und in unserer Leidenschaft erreichten wir gemeinsam den Höhepunkt. So hatte ich mich noch nie in meinem ganzen Leben gefühlt und ich merkte, wie unweigerlich Tränen in meine Augen schossen und ich dabei breit lächelte. Ich war nicht traurig, genau das Gegenteil war der Fall. Ich war glücklicher als je zuvor. So fühlte es sich an, seinen Seelenverwandten endlich bei sich zu haben.

 

Erschöpft, aber dennoch vollkommen glücklich, trennten wir uns wieder voneinander und ich verschwand einen Moment im Badezimmer. Es war zwar keineswegs romantisch, aber nach dem Sex musste ich nun einmal immer auf Toilette, daran ließ sich nichts ändern. Im Spiegel sah ich mein vollkommen rotes und verschwitztes Gesicht. Ich sah anders aus als sonst. Selbstbewusster und glücklicher, wirklich hübsch.

 

Als ich wieder aus dem Badezimmer kam, lag Orlando immer noch nackt auf dem Bett und es war ein wunderbarer Anblick, der mir eigentlich sofort Lust auf mehr machte.

 

„Du machst mich wirklich wahnsinnig, Teti“, sagte er als ich mich neben ihn legte. Vorsichtig strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht und küsste mich. „Ich liebe dich.“

 

„Ich liebe dich auch, Orlando, und du bist nicht der einzige, der wahnsinnig gemacht wurde“, antwortete ich ihm und legte mich in seine Arme. Und dann auf einmal merkte ich, was wir gerade getan hatten. Wir hatten wirklich miteinander geschlafen, ohne dass ich auch nur ein einziges Mal einen Blitz von Paul gesehen hatte. Ich hatte überhaupt nicht daran gedacht. Fröhlich umarmte ich Orlando und er schien zu wissen, was los war, und drückte mich fester an sich.

 

„Ich bin wirklich froh, dass wir unsere Vergangenheit hinter uns lassen können“, sagte er, bevor ich vollkommen glücklich in seinem Arm einschlief.

 

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