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Kapitel 11

 

Business Dinner

 

 

 

Die Regent Street war zu dieser Tageszeit noch verhältnismäßig leer. Der meiste Kundenverkehr würde wahrscheinlich erst nach 18 Uhr anlaufen, wenn viele Firmen ihre Tore schlossen. Doch zu dieser Zeit würde Bianca schon längst wieder unterwegs sein, am besten tatsächlich mit einem neuen, schicken Outfit. Sie war noch nie bei einem solchen Business Dinner dabei gewesen und hatte wirklich keine Ahnung, wie sie sich würde verhalten müssen. Einmal ganz davon abgesehen, dass sie bis auf die grundsätzlichen Sachen keine Ahnung von feinen Tischmanieren hatte. Sie befürchtete schon, etwas falsch zu machen und sich damit vor ihren Kollegen und dem Kunden zu blamieren.

„How can I help you, Miss?“, fragte eine freundliche Verkäuferin, als Bianca etwas verloren durch die Gänge des ersten Bekleidungsgeschäftes ging, das nicht so aussah, als würden die Kleider in Thailand von Kinderhänden gefertigt werden.

„I’m having a really fancy business dinner tonight and… my dress code isn’t exactly ready for that“, erwiderte sie und zeigte auf ihren eleganten, aber dennoch eher casual Style. Sie war noch nie jemand gewesen, der sich zu ernst nahm, und daher mochte sie es auch nicht, sich wie eine taffe Businessfrau anzuziehen. Lieber zeigte sie durch ihr Können, was sie draufhatte, und nicht durch ihre Kleidung.

Die Verkäuferin zeigte ihr daraufhin einige Kleider, die nicht wirklich Biancas Geschmack trafen. Sie waren zu trist, meist in grau, schwarz oder beige gehalten, und sie waren alle eindeutig zu lang. Dass die Verkäuferin der Meinung war, dass man zu solch einem Dinner eher bedeckt ging, ignorierte Bianca geflissentlich. Sie würde sicherlich nicht als graue Maus unter den Männern sitzen. Auch wenn sie nicht viel Wert auf Kleider legte, die sie hervorhoben, wollte sie trotzdem nicht gänzlich untertauchen. Vor allem nicht, wenn sie sowieso vermutete, dass man sie nur zu diesem Essen einlud, weil sie die einzige Frau in der Task-Force war.

Sie durchstreifte also den nächsten Laden, doch auch der hatte nicht das Kleid, das sie auf Anhieb ansprach, denn einen Zweiteiler wollte sie nicht. Dafür fand sie jedoch das perfekte Oberteil für ihr Date mit Richard in wenigen Tagen. Es war ein etwas tiefer ausgeschnittenes, bronzefarbenes Top, das unter der Brust gerafft und an den Schultern mit kleinen Perlen verziert war. Eine passende schwarze Jeans und die passenden hochhackigen Sandalen hatte sie bereits. Zumindest hoffte sie, dass dieses Oberteil dazu passen würde.

Glücklich, dass sie schon einmal dieses eine Problem gelöst hatte, zog sie weiter durch die Regent Street. Zum Glück war die Straße noch lang und sie hatte noch einige Geschäfte vor sich, die sie durchstöbern konnte. Und wenn sie hier nichts fand, gab es als letzten Ausweg immer noch die Oxford Street, wobei das vermutlich ihren finanziellen Rahmen gesprengt hätte.

Bei einem europaweit bekannten italienischen Modelabel für das mittlere Portemonnaie wurde sie dann allerdings endlich fündig. Eigentlich war sie mit wenig Hoffnung in das Geschäft getreten, da sie hier bisher nur sehr selten etwas gefunden, das ihr gefallen hatte. Aber wenn sie einmal etwas hier fand, dann waren es mit der Zeit Stücke geworden, die sie immer wieder gerne trug. Dieses Mal war es ein eher schlichtes rotes Kleid, das direkt am Eingang auf einer der Puppen hing. Es hatte einen relativ hochgeschlossenen, in zwei Falten gelegten Ausschnitt. Auf Höhe der Taille fächerte es sich dann zu einem weiten, knielangem Rock auf. Um die Taillennaht zu verstecken, gehört zu dem Kleid auch ein schmaler, schwarzer Lackgürtel, der an seinem Verschluss mit einem Charm dekoriert war. Der Rücken des Kleides war im Gegensatz zu dessen Vorderseite etwas großzügiger ausgeschnitten,  aber mit einer feinen, ebenfalls roten Spitze bedeckt, sodass es nicht nackt wirkte.

Clever, wie die Ladendesigner nun einmal waren, hatten sie auf einem kleinen Tisch direkt vor dem Kleid auch noch dazu passende Accessoires platziert, darunter spitze Pumps in einem hellen Nudeton, ein paar Ballerinas in demselben, kräftigen Rot wie das Kleid, einige Handtaschen, schwarze Leggins und vieles mehr. Die Pumps gefielen Bianca auf Anhieb und ohne wirklich darüber nachzudenken, was sie für ein komplettes Outfit an Geld würde ausgeben müssen, schnappte sie sich auch noch eine Tasche und an der Kasse ein Paar hell-goldene Ohrringe. Sicherlich würde der Bonus, den sie alle bekommen würden, wenn das Projekt gut lief, den Einkauf des Kleides wieder herausholen. Und so machte sie sich auch erst einmal keine Sorgen, dass sie beim Verlassen des Ladens um geschlagene 210 Pfund ärmer war.

Auf dem Weg nach Hause entschied sie sich dann noch bei ihrem Friseur vorbeizusehen. Sie hatte noch genug Zeit bis zum besagten Abendessen und vor dem Treffen mich Richard am Samstag hatte sie sich sowieso die Haare noch färben lassen wollen. Wieso dann nicht jetzt? Sie hatte Glück, dass es in ihrem Stammladen um diese Uhrzeit selten voll war und ihre Lieblingsfriseurin Jenna noch frei war. Jenna war jünger als Bianca, aber das gab ihr im Gegensatz zu ihren Kolleginnen, die alle schon weitaus älter waren, den Vorteil, dass sie auch moderne Schnitte einwandfrei und schnell fertig bekam. Außerdem konnte sie nebenbei auch noch umwerfend schminken und Bianca nahm dieses Angebot bei jeder Gelegenheit wahr. So war ihr allgemeines Befinden, wenn sie den Salon verließ, noch etwas besser.

„So, you got a big date tonight?“, fragte Jenna neugierig, während sie ihrer eher ruhigen Kundin das Make-Up auftrug. Bianca redete nie viel beim Friseur, obwohl die meisten Frauen das wahrscheinlich taten. Das lag nicht daran, dass sie nicht gesprächig war oder die Leute nicht mochte, sondern einfach daran, dass sie während diesen paar Stunden, die sie dort war, vollkommen entspannen wollte.

„It’s not a date. Business dinner with some pretty important customers”, antwortete sie kurz und auf einmal wurde sie ein klein bisschen nervös dabei. Dieses Geschäftsessen war in der Tat sehr wichtig. Es war der erste wirkliche Eindruck, den die Leute von Warner Brothers von ihnen haben würden, und es war immer der erste Eindruck, der wirklich zählte.

„Okay, then we’ll keep it modern but elegant.“ Die junge Blondine zwinkerte ihrer Kundin verschwörerisch zu und bat sie dann, sich wieder zurückzulehnen und die Augen geschlossen zu halten.

London Heathrow war eindeutig anders als der Internationale Flughafen in L.A. Immerhin war er der größte Flughafen in Europa und der drittgrößte der Welt, zumindest was das Passagieraufkommen anging. Hier würde auch niemand vom VIP-Service auf ihn warten, sondern er würde ein Taxi in sein Hotel nehmen, in dem er während seines Aufenthaltes hier in seiner alten Heimat wohnte. Seit einigen Jahren wohnte er nun schon in New York, und hatte es noch nicht bereut. Im Gegenteil, New York hatte ihm einige Vorteile erbracht. Er war näher an der amerikanischen Filmindustrie und hatte dadurch schon einige Rollen erhalten. Dennoch freute er sich immer wieder, wenn ein Job ihn in seine alte Heimat zog.

„Richard!“ Im ersten Moment dachte er, es hätte ihn nur jemand erkannt und wollte vielleicht ein schnelles Autogramm haben, doch in der Tat war es sein Agent Mike, der vor dem Ausgang stand und auf ihn wartete. Wahrscheinlich hatte er in seiner Abwesenheit wieder unzählige Termine ausgemacht, die er nun mit ihm absprechen wollte. „Welcome home! It‘s good to see you.“

„Hey Mike, good to see you, too. What’s up?”

“Why? Do I need a reason to pick up my favorite dwarf?” ,fragte der exzentrische Londoner mit sehr ausfallenden Gesten. Richard musste ihn aber nur zweifelnd ansehen, sodass er schon klein beigab. „Okay, okay, alright. I’m here to pick you up for a meeting. You’ll be joining Oliver tonight. Meeting starts in an hour and we still have to get you ready.”

Richard hatte keinen blassen Schimmer, wer Oliver war und warum er schon in einer Stunde so unbedingt bei einem Meeting sein sollte, aber bitte. Bisher hatte er Mike, was die Arbeit anging, immer vertrauen können und er hatte nicht vor, das zu ändern. Mike war zwar nur für alles verantwortlich, was hier in England passierte, aber er machte seinen Job außergewöhnlich gut. Deswegen protestierte Richard auch kaum, als er von Mike regelrecht aus dem Flughafen in ein Taxi geschoben wurde.

Glücklicherweise brauchten Männer nur halb so viel Zeit für ein Styling vom Friseur wie Frauen und so war Richard tatsächlich nach einer dreiviertel Stunde vorzeigbar. Nicht, dass er es vorher nicht gewesen wäre, aber ein elfstündiger Flug machte sich doch etwas bemerkbar. Jetzt war Richard froh, dass er in dem A380 genug Beinfreiheit gehabt hatte, sodass er sogar einige Stunden hatte schlafen können. So war er zumindest nicht vollkommen müde und würde noch einige Zeit durchhalten, bis er ins Bett kam. Alles in allem war der Flug zurück nach London der angenehmste Flug gewesen, den er je gehabt hatte, und das mit Abstand.

Nach dem ihm das Abendessen serviert worden war, hatte er seinen persönlichen Flugbegleiter darum gebeten, ihm das Bett zu machen, und war, wie viele es auf so einem langen Flug taten, einmal durch die Reihen gegangen, um sich etwas die Beine zu vertreten. Dann war er in den für ein Flugzeug doch recht geräumigen Waschraum gegangen und hatte sich für die Nacht fertig gemacht. Als er dann wieder an seinem Platz angekommen war, war alles für ihn vorbereitet gewesen, und er hatte sich hingelegt. Zugegeben, er hatte die Beine anwinkeln müssen, aber zumindest war es nicht so schlimm gewesen wie in anderen Fliegern, und er hatte insgesamt 5 Stunden geschlafen.

„So, any other last minute meetings?“, fragte Richard.

„Well, at least not today. I got an inquiry from ‘Lorrain’ to join her once again. And you still haven’t visited Graham Norton.” Mike warf seinem Sitznachbarn einen leicht verwerflichen Blick zu und Richard wusste, dass es wirklich langsam Zeit war, auch einmal zu diesem Talkmaster zu gehen. Immerhin war er sehr beliebt in England. Sogar Martin und Benedict waren schon dort gewesen.

„Okay, tell him I’ll come, but don’t postpone something for it. And remember, Saturday evening, after the las curtain is off limits: no meeting, no interview, nothing”, erinnerte Richard seinen ambitionierten Agenten an die Abmachung, die die beiden getroffen hatten. Mike nickte nur etwas zögerlich. Natürlich hätte er nur zu gerne noch etwas für Richard arrangiert und sicherlich hätte es auch viele Möglichkeiten gegeben, doch Richard hatte sich sehr deutlich ausgedrückt.

Dann hielt das Taxi auch schon an und Mike stieg aus, während ein anderer Mann zustieg. Der stellte sich als Oliver vor, von dem Mike am Flughafen gesprochen hatte, und zu zweit fuhren sie weiter zu dem Meeting.

„Sorry, I’m late!“, rief Bianca ihrem Kollegen bereits auf 10 Meter Entfernung zu, als sie sah, dass er gerade draußen noch eine Zigarette rauchte. Sie konnte nicht oft genug erwähnen, wie sehr sie doch den übermäßigen Verkehr in London hasste. Sie hatte sich schon extra ein Taxi gerufen, um pünktlich zu sein, und dennoch waren die Straßen so voll gewesen, dass die kaum durchgekommen waren.

Als sie nun Brians Blick, den er ihr zuwarf, aufschnappte, wusste sie sofort, was er dachte. Auf der Arbeit hatte sie nur sehr selten einen Rock oder gar ein Kleid getragen, was bedeutete, dass kaum einer ihrer Kollegen jemals ihre Beine, die nun in einer Nylonstrumpfhose steckten, außerhalb einer Hose gesehen hatten. Zusätzlich zu dem ungewohnten Anblick ihrer nackten Haut war ihr weißer Mantel so lang, dass er das rote Kleid darunter vollkommen verdeckte und es fast den Anschein hatte, dass sie darunter einfach gar nichts trug.

Deswegen zischte sie ihm, bevor er etwas sagen konnte, entgegen: „Oh, catch your breath!“ Abwehrend hob er die Hände, als hätte er gar nichts sagen wollen, und schnippte seine Zigarette weg. Stattdessen bot er dann seinen Arm an und begleitete sie nach drinnen. „Don’t worry, the client is not here yet. Mr. Krestham called Ian a few minutes ago and told him, that he’s stuck in traffic.” Bianca war erleichtert das zu hören, denn es wäre wirklich peinlich gewesen, wenn sie zu diesem wichtigen Essen zu spät gekommen wäre. Aber es war nur logisch, dass sie nicht die einzige war, die in diesem ziemlich zähfließenden Abendverkehr in London stecken blieb.

„Hello, my name is Jeremy, I’m your waiter for the evening”, stellte sich ein freundlicher, gutaussehender Mann Mitte dreißig bei ihr vor. Galant half er ihr aus ihrem Mantel „I take your coat, Miss Lohmann. And I’m pleased to say, that we created a special, completely fish free menu for you.“

„Oh, thank you very much. That’s very thoughtful”, bedankte sich Bianca erfreut. Sie hatte noch nicht einmal gewusst, dass Ian wusste, dass sie allergisch gegen Fisch war. Andererseits kannte er ihre Akte und wahrscheinlich war es dort irgendwo vermerkt. Sie nickte Jeremy noch einmal höflich zu und bestellte sich ein Glas Rotwein, da auch Brian und Ian, der schon am Tisch saß, bereits ihre Getränke hatten.

Dieser Rotwein wurde ihr jedoch beinahe zum Verhängnis, als Ian dann hinausging, weil er informiert wurde, dass Mr. Krestham und seine Begleitung angekommen waren, und er die beiden Männer herein brachte. Für einen Moment dachte sie tatsächlich, sie könne ihren Augen nicht trauen, als der ziemlich große Mann neben dem eher kleinen und rundlichen Mr. Krestham ins Licht trat. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet, gar nicht.

„Brian, Bee, let me introduce you to Oliver Krestham, head of the marketing department of Warner Brothers, and Mr. Richard Armitage, one of the lead actors in ‘The Hobbit’. Mr Krestham, Mr. Armitage, those are my best employees Mr. Brian Jingsmore and Miss Bianca Lohmann.” Vollkommen perplex schüttelte Bianca die Hand des sich ein Lachen verkneifenden Schauspielers. Dann wurde sie wieder etwas wütend. Er hatte sie schon wieder auflaufen lassen! Dieses Mal vor ihrem CEO.

„I’m sorry, we’re late, but I was waiting for Mr. Armitage. He just came back from overseas an hour ago”, entschuldigte sich Mr. Krestham, als sie alle am Tisch Platz nahmen.

„A tight schedule you have there, Mr. Armitage”, sagte Bianca und sah den Mann direkt an, der ihr gegenüber saß. Sie hoffte, dass man ihre etwas schlechter gewordene Laune nicht so sehr merkte, aber gerade genug, dass Richard verstand, was sie davon hielt, dass er schon wieder irgendwo aufgetaucht war, ohne sie vorzuwarnen.

„Well, actually he didn’t know of his luck till he landed in Heathrow. I spoke to his agent this morning and asked if he could join us here as a spokesman for his fellow actors.” Anscheinend hatte Richard die plötzliche Anspannung seines Gegenübers gemerkt, denn er warf seiner sonst so weit entfernten Gesprächspartnerin einen „Siehst du, nicht meine Schuld“- Blick zu.

Mit ihren Augen versuchte sie Richard anzudeuten, dass er immerhin eine Stunde Zeit gehabt hätte, etwas zu schreiben. Aber wenn alles so schnell gegangen war, wusste er wahrscheinlich noch nicht einmal, worum es in diesem Treffen überhaupt ging.

„I hope you had a pleasant flight“, fragte Ian um das Tischgespräch etwas aufzulockern, denn er kannte seine manchmal etwas temperamentvolle Kollegin gut genug, um ihre Blicke deuten zu können. Und im Moment schien sie sich nicht unbedingt unter Kontrolle zu haben.

„Actually, I had, yes. Flew over with a A380, first good night sleep in a plane, ever“, erzählte Richard und dann unterhielten sich die Männer bis zum ersten Gang über Flugzeuge, den Service am Flughafen und andere technische Sachen, von denen Bianca zwar einiges verstand, an denen sie aber nicht so viel Interesse hatte. In dieser Zeit hatte Bianca jedoch die Chance, sich etwas zu beruhigen. Vor allem aber, weil sie unter ihrem Tisch immer wieder kleine Nachrichten von Richard auf ihrem Handy bekam.

I really didn’t know about the meeting. And I certainly didn’t expect to see you before Saturday.” , hatte er ihr als erstes als Entschuldigung geschrieben. Über der Tischplatte entschieden sie sich jedoch beruflich neutral zu bleiben, als hätten sie sich noch nie zuvor kennengelernt. „So, does this constitute a first date?

I don’t think so. You meet consciously on a date, not by coincidence.” , antwortete Bianca mit einem zwinkernden Emoticon. „And most of all, you don’t act like we don’t know each other, mostly.

„So, Bianca, what is it that you do at BBDO?”, fragte Richard dann auf einmal und ging dazu über, sie einfach beim Vornamen zu nennen, wie es in den USA bei Geschäftsessen so üblich war. Die Angesprochene sah ihn im ersten Moment überrascht an und es war gut, dass sie nicht die einzige war, aber alle schienen sich dem anzupassen und sprachen sich ab diesem Zeitpunkt auch nur noch mit den Vornamen an.

„Actually I’m head of the grafic-design department. But sometimes I also work as account manager”, antwortete sie und sie war froh, dass das Licht im Raum etwas gedimmt war, damit man die Röte nicht erkennen konnte, die ihr langsam ins Gesicht stieg. Dann entschied Ian, dass es wohl der geeignete Zeitpunkt war, über das Projekt zu sprechen, und dies zog sich fast über den Rest des Abends hin.

Not really, what you imagine a first date to be like.“ ,  schrieb Richard ihr, als sie sich zwischendurch einmal entschuldigt hatte, um auf die Toilette zu gehen.

Then it’s good that it isn’t.

Yeah, right. Let’s hope the day after tomorrow will be more like that.” , antwortete Richard ihr und Bianca sah nur ungläubig auf ihr Handy. Sah er die Sache tatsächlich so? Würde man ihr gemeinsames Treffen am Samstag als erstes Date betiteln können? Hatte es nicht damit angefangen, dass er sich mit einem Drink in der Bar hatte bei ihr dafür entschuldigen wollen, dass er ihr während des Theaterstücks auf den Fuß getreten war? Wann hatte es sich in etwas wie ein erstes Date verwandelt?

Auf einmal war Bianca viel zu nervös, um wieder nach oben zu gehen und Richard anzusehen. Sie wusste nicht mehr, wie sie ihm gegenübertreten sollte. Sie hatte in den letzten Tagen schon gemerkt, dass sich eine gewisse Anziehung zu diesem attraktiven Schauspieler entwickelt hatte, aber dass er tatsächlich ähnlich zu denken schien, machte die Sache doch um einiges komplizierter. War sie bereit herauszufinden, was sich noch zwischen ihr und ihm entwickeln konnte? War sie bereit dafür, vielleicht – und das vielleicht war hier sehr in den Vordergrund zu setzen – eine Beziehung mit einem Mann, einem Schauspieler noch obendrein, einzugehen?

Next course is here. You should come up again, before it gets cold.“ , informeirte Richard sie dann über das Smartphone und ihr Puls stieg merklich an. Sie musste wirklich wieder nach oben gehen, wenn sie ihren Boss nicht vollkommen schlecht dastehen lassen wollte, aber ihre Gedanken drehten sich im Kreis und sie fühlte sich auf einmal so nervös wie selten zuvor.

„It was a pleasure meeting you, Bianca. I hope our path will cross again till the premiere”, verabschiedete sich der Chef der Marketing Abteilung von Warner Brothers am Ende des Abends von Bianca und küsste, ganz der englische Gentleman, ihre Hand. Es war klar, dass Bianca an diesem Abend alle 4 Männer mehr als beeindruckt hatte, nicht nur mit ihrem Aussehen, sondern auch mit ihren Ideen für die Premiere. In der Tat hatten sich sowohl Ian und Brian als auch Richard auf den Weg gemacht, um die Jacke der jungen Frau von der Garderobe zu holen, aber offensichtlich konnte nur einer diese haben. Sie wusste nicht, ob aus Höflichkeit dem Kunden gegenüber oder aus irgendeinem anderen Grund, aber zum Schluss war es Richard, der Biancas Mantel in der Hand hielt und ihr dabei half, hineinzuschlüpfen.


„I’m sure, we’ll talk to eachother again“, sagte er zuversichtlich, und anstelle ihr einfach die Hand zu geben oder selbige zu küssen, griff er nach ihren Schultern und küsste sie auf beide Wangen, wie es beispielsweise in Frankreich zur Begrüßung oder zum Abschied üblich war. Wahrscheinlich war das den anwesenden Männern nicht aufgefallen, aber anstatt einer oberflächlichen Berührung mit den Wangen, hatte Richard Bianca tatsächlich zwei Mal auf die Wange geküsst, und ob dieser doch recht selbstsicheren Art des Briten war Bianca einen Moment wie paralysiert. Sie konnte ihm nur stumm hinterhersehen als er, mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen, mit Mr. Krestham in ein Taxi stieg und wegfuhr.

 

 

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