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Kapitel 8

 

Die Reise beginnt

 

 

 

Nach weiteren 2 Tagen, als ich morgens Aufwachte hatte sich dann etwas verändert. Als ich aus dem Fenster nach draußen blickte, war etwas anders. Ich hatte erwartet das Trümmerfeld wieder vor mir zu sehen, mit der Erde im Hintergrund, aber das Trümmerfeld war nicht da, genauso wenig wie die Erde.

 

Ich sah nur seltsame Lichtstreifen am Fenster vorbeihuschen. Ich nahm sofort an, dass wir uns nun bewegten und ich fürchtete schon Seekrank zu werden, aber dann erinnerte ich mich daran, dass dieses Schiff wahrscheinlich Trägheitsdämpfer hatte und dieser Flug wahrscheinlich der ruhigste und gemütlichste sein würde den ich je gehabt hatte.

 

Dann erinnerte ich mich wieder an unser Ziel. General O’Neill hatte zu meinem Vater gesagt er müsse zurück nach Atlantis, zusammen mit mir. Sicherlich waren wir dorthin unterwegs. Und wenn wir dorthin unterwegs waren und mein Vater recht hatte, dass wir 3 Wochen brauchen würden, dann waren die Streifen die ich sah das Licht von Sternen und wir reisten schneller als das Licht, viel schneller.

 

Einen Moment fragte ich mich wie das funktionierte, ging alles durch was wir im Physik Unterricht durchgenommen hatten, aber ich fand keine Antwort. Soweit ich wusste war die Reise über Lichtgeschwindigkeit unmöglich. Wobei das nicht viel bedeutete. So viel ich wusste hatte es auch keine Raumschiffe gegeben und vor allem auch keine Außerirdischen die die Erde zerstören konnten.

 

Ich fühlte mich als würde ich mich direkt in einer dieser Science Fiction Serien befinden und auch wenn ich sie damals gerne gesehen hatte, ich hatte sicherlich nie in eine Solche hineingestoßen werden wollen. Aber mir blieb wohl nichts anderes übrig. Auf die Erde konnte ich nun nicht mehr zurück und wahrscheinlich war dort auch nichts mehr was mich dort gehalten hätte, auch wenn die Aussicht meinem Vater zu entkommen ein verlockendes Angebot gewesen wäre.

 

Ich fragte mich unweigerlich, was nun aus der Erde werden sollte, wie viele Menschen diese Katastrophe wohl überlebt hatten und wie viele noch sterben würden in Folge der Strahlung oder ihrer Verletzungen. Ich fragte mich, wie es wohl im Moment zu Hause aussah, ob unser Haus noch stand, wie viel von Daun, der kleinen Stadt in der ich aufgewachsen war, noch übrig war. Vielleicht war Daun ja verschont worden, weil sich keine Militärische Einrichtung in der Nähe befand.

 

Doch dann überlegte ich was aus dem All schon ‚in der Nähe‘ bedeutete. Konnten diese Schiffe überhaupt so genau zielen? Im Umkreis von 100 km von Daun lagen einige Militärbasen, einige von ihnen, wie zum Beispiel Ramstein hatte ich selbst sogar bereits mit meiner Mutter besucht. Wahrscheinlich hatte sie bei dem Versuch die Militärbasen zu treffen auch Daun erwischt.

 

Ich erinnerte mich an das Große Schlitzohr, einen alten Eisenbahntunnel auf dem Fahrradweg nach Schalkenmehren, und fragte mich, ob vielleicht einige dort Schutz gefunden hatten, ob er ihnen gegen diese unbekannten Waffen hatte Schutz bieten können. Wie oft war ich damals mit meiner Mutter mit dem Fahrrad auf diesem Weg gefahren und wie oft hatte ich mich in diesem Tunnel gefürchtet. Er war dunkel, einen halben Kilometer lang, feucht, modrig und in manchen Teilen konnte es einem passieren, dass einem eine Fledermaus entgegenflog. Wahrscheinlich hätte ich während dem Angriff meine Angst vergessen und hätte mich dort versteckt.

 

Wieder kam mir Kevin in den Sinn. Auch er hatte mit mir oft zu dem Schlitzohr fahren wollen, aber ich hatte mich immer gefürchtet. Manchmal hatte er mich bis vor den Eingang gelockt und dann gemeint, wenn ich schon einmal dort war, konnte ich auch hindurch fahren.

 

Hatte er die Chance genutzt und dort mit seiner Familie Schutz gesucht? Und als ich so dasaß bemerkte ich auf einmal, dass Kevin immer mehr gewesen war als ein guter Freund und Nachbar. Plötzlich hoffte ich mehr als alles andere, das er es geschafft hatte, dass er und seine Familie in Sicherheit waren, und das ich ihn irgendwann wiedersehen würde.

 

Aber direkt verließ mich die Hoffnung wieder. Ich hatte gehört was diese Aliens mit der Erde angestellt hatten, es konnte nicht viel Zeit vom ersten Angriff bis zur totalen Katastrophe gegeben haben. Vielleicht noch nicht einmal 10 Minuten und ich wusste von Kevins Haus brauchte man selbst wenn man mit dem Fahrrad fuhr und sich beeilte 20 Minuten bis zum Schlitzohr und sicherlich wären sie nicht die einzigen gewesen die dort hatten zu Flucht suchen wollen.

 

Ohne wirklich zu wissen was ich tat, stand ich aus meinem Bett auf, zog mich an und verlies mein Quartier. Ich lief eigentlich Ziellos durch die Gänge des Schiffes und hin und wieder sah mich einer der Besatzung fragend an. Wahrscheinlich fragten sie sich, was ich hier tat und warum mich niemand begleitete.

 

„Kann ich dir helfen?“, fragte eine ziemlich tiefe Stimme und ich drehte mich um. Ich fühlte mich auf einmal ziemlich klein und zum ersten Mal in meinem Leben auch zerbrechlich als ich die beiden Männer die nun vor mir standen sah. Einen der beiden kannte ich schon, aber ich konnte mich nicht mehr an seinen Namen erinnern. Es war der Mann gewesen, der einfach in diesem Raum erschienen war, in den mich O’Neill gebracht hatte nachdem ich gelandet war. Das goldene Tattoo auf seiner Stirn brachte mich immer noch dazu zusammen zu zucken, einfach nur in der Vorstellung wie sehr dieses Ding beim Stechen wehgetan haben musste. Der Andere war sogar noch etwas größer, aber seine Haut war eine Nuance heller, doch dafür sah sein Gesicht weitaus unfreundlicher aus, wenn das überhaupt möglich war.

 

„RononDex, das ist MagretLindbruch.“, stellte der mit dem Tattoo mich vor. Ich blieb einfach stehen, ich wäre eh nicht in der Lage gewesen vor diesen Beiden wegzulaufen, egal wie sehr ich mich vielleicht fürchtete. Doch dann tat der größere der beiden, anscheinend Ronon Dex, etwas das ich sicherlich nicht erwartet hatte. Er lächelte, hob mich hoch und wirbelte einmal mit mir um die eigene Achse, als wäre ich noch ein kleines Kind. Sein Griff war nicht schmerzhaft und dennoch fest. Ich merkte, dass er eindeutig nur einen Bruchteil seiner wahren Kraft einsetzte und es bereitete mir etwas Unbehagen. Als er mich wieder absetzte versuchte ich zu lächeln, aber ich war wahrscheinlich nicht sonderlich überzeugend.

 

„RononDex ist ein guter Freund deines Vaters.“, erläuterte der andere dann und sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Ich verdrehte einen Moment unter geschlossenen Liedern meine Augen. Warum mussten immer Freunde meines Vater hier herum laufen, oder gar er selbst.

 

„Hey Chewie, wie wäre es, wenn wir etwas essen gehen?“, hörte ich hinter mir eine Stimme und ich seufzte frustriert. Ich hatte wirklich ein unheimliches Glück. In den letzten 3 Tagen hatte ich schon gehofft meinem Vater aus dem Weg gehen zu können, doch anscheinend war mir dieses Glück nicht vergönnt. Doch komischer Weise sagte er nichts zu mir, als ich mich nicht umdrehte. Vielleicht hatte er endlich kapiert, dass ich von ihm nichts wissen wollte. Als dieser Ronon dann ohne ein weiteres Wort, aber mit einem leichten grinsen an mir vorbeiging und ich hörte wie die beiden verschwanden war ich erleichtert.

 

„Du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet, MagretLindbruch.“, sagte der zurück gelassene dann auf einmal, ich konnte mich einfach nicht mehr an seinen Namen erinnern.

 

„Wie heißt du noch gleich?“, fragte ich daher und er sah mich etwas verwundert an. Wahrscheinlich hatte er ein so gutes Gedächtnis, dass er sich alle Namen direkt merken konnte, auch wenn er komischer Weise die Vor und Nachnahmen immer aussprach als wäre es ein Name. Leider war mir ein solches Gedächtnis nicht vergönnt.

 

„Mein Name ist Teal’c.“ Und da war es wieder. Diesen Namen hatte ich tatsächlich schon einmal gehört und jetzt konnte ich ihn auch wieder mit diesem Gesicht und vor allem dem Tattoo in Verbindung bringen.

 

„Tjark, das ist ein nordirscher Name nicht wahr? Für jemandem aus Skandinavien bist du aber ziemlich … dunkel.“ Er sah mich mit dieser unheimlichen, hochgezogenen Augenbraue an. „Das soll keine Beleidigung sein.“, fügte ich schnell hinzu, um ihn nicht wütend zu machen.

 

„Sein Name ist Teal’c.“ Ich drehte mich unweigerlich um, diesmal war es definitiv nicht mein Vater. Hinter mir stand niemand anderes als General O’Neill. Aber er sah anders aus. Es sah aus, als wäre er in den letzten Tagen um einiges älter geworden. Wahrscheinlich hatte ihn das was mit der Erde passiert war ziemlich fertig gemacht. „Das wird T,E,A,L, Apostroph, C geschrieben. Und er ist sicherlich nicht aus Skandinavien.“

 

Dann erinnerte ich mich wieder daran, dass O’Neill mir diesen Teal’c als einen Außerirdischen vorgestellt hatte und ich wich einen Schritt von Teal’c zurück und näher zu O’Neill.

 

„Keine Angst, T kann keiner Fliege etwas zuleide tun. Zumindest nicht solange sie nicht seine Freiheit bedroht.“, scherzte auf einmal ein Junge hinter Teal’c. Wahrscheinlich war er gerade um die Ecke gekommen als ich O’Neill angesehen hatte und ich hatte ihn deswegen nicht bemerkt. Als der General ihn zu sich winkte sah ich, dass er so alt sein musste wie ich, wenn nicht vielleicht jünger, aber er schien weit aus vertrauter mit allem hier zu sein, er war so locker, dass man beinahe annehmen konnte, er wäre gerade zu Hause.

 

„Phillip, das ist Magret, Johns Tochter. Magret, das ist Phillip, mein Sohn.“ Ich sah den General ungläubig an. Dann sah ich von ihm zu seinem Sohn und wieder zurück. Ich war zwar nicht die beste im Kopfrechnen, aber es war eindeutig, dass O’Neill der Großvater dieses Jungen hätte sein können. Jedoch war die Ähnlichkeit zwischen Phillip und seinen Eltern nicht zu verkennen. Eigentlich war er seinem Vater aus dem Gesicht geschnitten bis auf die blauen Augen, die mir schon bei seiner Mutter aufgefallen waren. Ich war so erstaunt darüber, dass Phillip der Sohn des Generals sein sollte, dass ich nicht mehr als ein Nicken herausbrachte.

 

„Was machst du denn hier auf dem Gang?“, fragte dann auch der General und diesmal unterbrach uns keiner. Ich zuckte also nur mit den Schultern, ich wusste es ja selbst nicht. Ich war einfach drauf losgegangen, ohne wirkliches Ziel und sicherlich ohne die Intention auf irgendjemanden zu treffen.

 

„G-gibt es Listen von Überlebenden?“, fragte ich dann als ich mich daran erinnerte was ich getan hatte bevor ich aus meinem Zimmer gegangen war. O’Neill sah nur betroffen auf den Boden und ich sah, wie auch sein Sohn ziemlich bedrückt sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen Verlagerte.

 

„Nein, das Chaos auf der Erde ist noch zu groß. Es wird dauern.“

 

„Gibt es schon eine Grobe Schätzung wie viele es überlebt haben?“ Ich wusste, dass meine Frage utopisch war. Nach dem was passiert war, wusste wahrscheinlich niemand mehr sonderlich viel. Die Angriffe und die atomaren Explosionen hatten wahrscheinlich alle modernen Kommunikationswege zerstört. Doch der Blick in den Augen des General sagte mir, dass er dennoch eine Antwort auf meine Frage zu haben schien.

 

„Unsere Scanner können durch die erhöhte Strahlung nicht alle Gebiete erfassen, aber da wo wir etwas empfangen haben, konnten wir insgesamt. 1 Milliarden Lebenszeichen erfassen.“ O’Neill Schluckte Deutlich und ich wusste warum. 1 Milliarden klang zwar ziemlich viel, aber noch vor einer Woche hatten über 7 Milliarden Menschen die Welt bevölkert. Natürlich, viele hatten schon gesagt, dass die Erde mehr als Überbevölkert war und das ihr irgendwann die Ressourcen ausgehen würden, aber so viele Menschen auf einmal zu verlieren war einfach eine unglaubliche Tragödie, deren Tragweite ich noch nicht wirklich fassen konnte. Und anscheinend konnten es auch O’Neill und die anderen nicht, wahrscheinlich konnte das keiner.

 

Dann ging O’Neill davon und lies uns anderen drei einfach stehen. Aber bevor er gegangen war hatte ich in seinen Augen noch etwas erkennen können. Er schien es nicht offen zeigen zu wollen um niemandem Angst einzujagen, aber er war verzweifelt. Wahrscheinlich kam er mir deswegen älter vor als noch vor einigen Tagen.

 

„Kommt ihr mir nach Atlantis?“, fragte ich dann als der General komplett aus unserem Sichtfeld verschwunden war. Ich wusste, die Antwort auf die Frage war eigentlich offensichtlich, aber manchmal stellte man offensichtliche Fragen um eine unangenehmere Frage zu umgehen.

 

„Ja. Dad sagt, der Notrat will alle ehemaligen SGC Mitarbeiter dort haben. An der vordersten Front sozusagen.“, erklärte Philipp und ich sah ihn ungläubig an. An vorderster Front? Das konnte er nicht ernst meinen. Man konnten doch nicht wirklich in Erwägung ziehen, diese Alien anzugreifen. Was versprachen sie sich davon? Das noch mehr Menschen starben? Dass die Menschheit vielleicht komplett ausgerottet werden würde? Sie konnten unmöglich so arrogant sein zu glauben, wir könnten diesen Wraith einen ähnlichen Schlag erteilen wie sie uns.

 

Doch ich musste mich direkt selbst korrigieren. Wir Menschen, zumindest die meisten von uns, waren so arrogant zu glauben, dass wir jeden besiegen konnten, nur weil wir Menschen waren. Manche Regierungsoberhäupter waren sowieso der Meinung sie wäre von Gott höchstpersönlich berufen worden. Andere merkten wahrscheinlich zum ersten Mal, dass ihr Geld von heute auf Morgen nichts mehr ausrichten konnte.

 

„Was sollen wir dann dort?“ Ich bemerkte direkt wie der blonde Junge Teal’c ansah. Die beiden schienen abzuwägen was sie mir erzählen konnten und das gefiel mir gar nicht. Wer mochte es schon wenn er merkte, dass ein anderer offensichtlich ein Geheimnis hatte? Vor allem wenn es augenscheinlich mit einem selbst zu tun hatte.

 

„Das ist doch offensichtlich. Unsere Eltern machen sich sorgen um uns und wollen uns bei sich wissen.“, sagte Philipp und lächelte mich schief an. Teal’c nickte mir zu, um Philipps Worte noch zu unterstreichen. Vielleicht mochte es stimmen was er gesagt hatte, vielleicht sogar für meinen Vater, aber ich merkte, dass noch etwas anderes dahinter steckte. Wahrscheinlich mehr als selbst dieser Junge wusste.

 

 

 

 

 

 

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