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Kapitel 6

 

Das Ende der Welt wie wir sie kennen

 

 

 

„Abe hat sein Funkgerät benutzt, damit wir sie erfassen konnten. Wir haben nur sie und 9 andere retten können.“ Drang eine weibliche Stimme an mein Ohr, aber es war als wäre ich unter Wasser, denn ich konnte sie nur gedämpft und ziemlich verzerrt hören. Dann durchfuhr mich ein unheimliches Brennen. Es fühlte sich an, als hatte gerade jemand ein Feuer direkt auf meinem Rücken entfacht und ich schrie auf.

 

„Magret, falls du mich hören kannst. Du musst still liegen bleiben. Sonst können wir dich nicht behandeln. Ich weiß es brennt, aber wir wollen dir nur helfen.“, sagte die Stimme zu mir, aber was dachte sie sich? Es tat höllisch weh und um ehrlich zu sein dachte ich darüber nach in diesem Moment lieber tot zu sein. Mein ganzer Körper fühlte sich an, als würde er jeden Moment auseinander reißen.

 

Dann spürte ich wie jemand meine Arme und Beine festhielt und es brannte noch schlimmer. Ich erinnerte mich wieder daran was passiert war. Das Schiff auf dem ich mich befunden hatte war angegriffen worden und ich hatte versucht zu den Transporter zu kommen ohne zertrampelt zu werden. Ich hatte Stimmen gehört und dann hatte mich diese heiße Druckwelle von den Füßen gerissen.

 

„Wir müssen sie sedieren.“, hörte ich dann eine andere Stimme über meine eigene schreien während ich immer noch unkontrolliert zuckte. Die Schmerzen waren so groß, dass ich mich einfach unkontrolliert gegen den Schmerz wehrte und schrie. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich spürte noch nicht einmal wie die Nadel durch meine brennende Haut drang, ich merkte nur wie mein Körper auf einmal unheimlich schwer wurde und mich in eine leere zog.

 

„Ich muss auf die Hammond zurück. Es gibt viel zu erledigen.“, weckte mich eine männliche Stimme. Ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war seitdem man mich ruhig gestellt hatte, aber ich merkte, dass ich zumindest nicht mehr auf dem Bauch lag, sondern auf dem Rücken. Die Schmerzen waren dem Gefühl gewichen, dass meine ganze Haut unter Spannung stand. Das einzige war, dass ich immer noch nicht richtig hören konnte. Wahrscheinlich hatte die Druckwelle meine Trommelfelle zum Platzen gebracht und es würde einige Zeit dauern, bis das wieder in Ordnung kommen würde.

 

Ich merkte, dass sich nicht unweit von dem Bett in dem ich lag Menschen unterhielten und anscheinend wussten sie auch nicht, dass ich wach war. Aus Angst man würde mich wieder ruhig stellen, blieb ich also ruhig und versuchte mich weiterhin schlafend zu stellen, während ich angestrengt versuchte zu verstehen was sie sagten.

 

„Was wird jetzt passieren?“, fragte eine weitere männliche Stimme. Auch wenn ich nicht wusste wer genau dort sprach, so konnte ich doch zwischen die Stimmen differenzieren und das war eindeutig eine andere Stimme gewesen wie sie erste. Ich fragte mich, warum sie gerade in meinem Zimmer reden mussten.

 

„Erst einmal müssen wir den Schaden begrenzen. Eine Sondereinheit der Air Force ist bereits ausgeschwärmt um zu sehen was noch übrig ist, und ob einer von denen überlebt hat.“

 

„Ich glaube nicht, dass wir das so schnell herausfinden werden. Es herrscht pures Chaos. Die Kommunikation ist vollkommen ausgefallen.“, kommentierte eine dritte Stimme, ziemlich bedrückt.

 

„Und was ist mit dem Stargate Programm?“, fragte wieder die zweite Stimme.

 

„Ich weiß es nicht, Colonel. Das ist eine Sache die wir in den nächsten Tagen klären müssen. Was sicher ist, ist das Sie mit Ihrer Tochter erst einmal nach Atlantis zurückkehren sollten. Wir brauchen Sie dort und sie braucht Sie, auch wenn sie das noch nicht einsehen will.“ Ich stockte einen Moment. Anscheinend war die zweite Stimmte die Stimme von meinem Vater gewesen. Er war also hier, stand in diesem Zimmer, genau in diesem Moment. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Ein Teil von mir wäre ihm am liebsten , (ich entschuldige mich für diesen Ausdruck) mit nacktem Arsch ins Gesicht gesprungen, der andere wollte ihn einfach nur ignorieren und sich so lange schlafend stellen bis er wieder gegangen war.

 

„General, sie kann nicht mitkommen.“, antwortete er und ich stimmte ihm ausnahmsweise zu. Ich konnte und ich wollte nicht mitkommen, erst recht nicht, wenn dieses Atlantis tatsächlich in einer anderen Galaxie lag. „Atlantis ist zu gefährlich für sie.“

 

„Ich verstehe Ihre Sorge John, aber das ist keine Bitte, das ist ein Befehl. Ich denke nicht, dass es noch großartig andere Optionen gibt. Außerdem ist sie ja nicht das erste Kind, das in Atlantis aufwächst. Torren war bereits mit ihnen auf Mission, wie mir seine Mutter in ihrem Bericht geschrieben hat.“ Darauf hörte ich nur ein gemurmeltes ‚Das ist etwas anderes‘ von ihm während der General ihm anscheinend auf die Schulter klopfte. Dann hörte ich wie jemand den Raum verlies. Ich hoffte inständig, dass es der Mann war der mein Vater sein sollte, ich wollte nicht mit ihm reden.

 

„Du siehst deiner Mutter sehr ähnlich, selbst wenn du so tust als würdest du schlafen.“, sagte er und ich meinte einen Ton Trauer in seiner sonst kontrollierten Stimme zu hören. Ich machte meine Augen nicht auf. Vielleicht vermutete er auch nur, dass ich mich schlafen stellte. „Und du bist genauso starrköpfig wie sie.“, murmelte er dann. Dann sagte er mir, dass es ihm leidtat, dass er mein ganzes bisheriges Leben verpasst hatte, dass er da gewesen wäre, hätte er nur von mir gewusst. Aber seine Schwüre interessierten mich nicht. Selbst wenn er es nicht gewusst hatte … wie hatte meine Großmutter gesagt als ich noch klein gewesen war: „Maggie, denk immer daran, Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.“

 

Und damit hatte sie recht gehabt. Selbst wenn dieser Mann vielleicht wirklich nicht wusste, dass es mich gab. Er war mein ganzes Leben nicht da gewesen. Es hatte viele Situationen in meinem Leben gegeben in denen ich vielleicht eher einen Vater als eine Mutter gebraucht hatte, aber diese Chance hatte ich nie bekommen. Ich war schon immer eher ein Junge gewesen als ein Mädchen, zumindest was meine Hobbies anging. Ich hatte nie sonderlich viel für Puppen übrig gehabt, sondern hatte lieber mit Lego und Autos gespielt. Anstatt Ballett hatte ich mich für Tennis entschieden und anstatt Deutsch, Kunst oder Musik, waren meine Lieblingsfächer Chemie, Physik und Biologie gewesen.

 

„Hör zu, irgendwann innerhalb der nächsten drei Wochen musst du die Augen aufmachen. Du wirst auf Toilette müssen, etwas essen, etwas trinken. Dieses Schiff ist zwar groß, aber innerhalb von drei Wochen werden wir uns über den Weg laufen, glaub mir.“, sagte er und ich hörte wie sein Stuhl zur Seite rollte und er das Zimmer verlies.

 

Dann öffnete ich langsam die Augen. Er war tatsächlich weg und ich war froh darüber. Aber ich war nicht froh, dass ich nun ganz alleine in diesem Raum war, ich wusste ja noch nicht einmal genau wo ich mich befand. Ich hatte nur mitbekommen, dass ich mich anscheinend auf einem der anderen Raumschiffe befand.

 

Ich setzte mich leicht auf. Ich merkte sofort, dass es mir besser zu gehen schien, zumindest was meine Gesundheit anging. Alles andere war immer noch beim alten als ich bemerkt hatte, dass das alles doch kein Traum war. Vorsichtig stand ich aus dem Bett auf und ich merkte wie meine Haut noch mehr spannte. Der Boden war kalt unter meinen nackten Füßen, aber der Rest des Raumes war relativ warm. Wahrscheinlich hatten die die Heizung angemacht. Ich sah mich genauer in dem Raum um. Erst jetzt merkte ich, dass ich anscheinend nicht mehr auf dieser Krankenstation war. Ich war in einer Art Quartier, zumindest lies mich das Bett auf dem ich saß, die kleine Kommode an der anderen Seite der Wand und das kleine Fenster genau vor mir das annehmen.

 

Ich ging näher an das Fenster heran und ich wunderte mich über das Bild was ich dort sah. Es war ein Bild das mir eigentlich nur zu bekannt war, aber etwas war anders. Es war die Erde, keine Frage und das alleine machte mich schon stutzig. Ein kleiner Teil von mir hatte immer noch angenommen, dass das alles nur ein Spiel meines Vaters sei der versuchte mich so zu beeindrucken. Aber dass ich jetzt die sich langsam drehende Erde sah … das veränderte meine Ansicht natürlich. Aber das Bild war anders als ich es mir vorgestellt hatte. Überall sah ich Gegenstände die zwischen der Erde und diesem Raumschiff, oder wo immer ich mich auch befand, hin und her flogen. Um ehrlich zu sein sah es aus, als wäre der Raum zwischen dem Schiff und der Erde eine Sammelstelle für Trümmer. Als dann ein Trümmer an einer unsichtbaren Barriere abprallte konnte ich sehen was darauf geschrieben war.

 

USS Apollo

 

Ich stockte kurz, das war der Name des Schiffes auf dem ich gewesen war. Einige der Trümmer waren von der Erde, vielleicht von Raumschiffen wie diesem hier, doch was war bloß passiert? Noch einmal sah ich auf die große, meist blaue Kugel vor mir. Ich wollte mich versichern, dass noch alles da war. Die Erde drehte sich immer noch in ihrem langsamen Kreis, aber ich konnte nicht viel erkennen, wir waren anscheinend gerade genau über dem Atlantik.

 

Alles sah so friedlich aus. Einige Wolken bedeckten den blauen Untergrund und ich fragte mich, ob vielleicht gerade das ein oder andere Schiff dort unten über den Atlantik fuhr, ob vielleicht irgendjemand da unten mitbekommen hatte was hier oben dieses Trümmerfeld verursacht hatte, und ob da unten überhaupt noch jemand lebte. Wer wusste schon, was diese Wraith angestellt hatten.

 

Dann erinnerte ich mich an das Gespräch das ich gehört hatte. Jemand hatte von einem großen Chaos geredet. Ich fragte mich, ob die Menschen die ich kannte noch lebten, ob es ihnen gut ging. Vielleicht waren die Wraith nur in den Vereinigten Staaten gewesen. Vielleicht hatten sie es nicht weiter geschafft, bevor sie aufgehalten worden waren.

 

Dann kamen die ersten Landmassen in Sicht, zumindest konnte man sie unter einigen dicken, dunklen Wolken erahnen. Eine Gänsehaut überfuhr mich als mir klar wurde, dass das keine Wetter bedingten Wolken waren. Unter den Wolken blitzte gelegentlich ein bisschen Land hervor und selbst aus dieser Entfernung konnte man die Zerstörung sehen, die anscheinend angerichtet worden war.

 

Als ich die großen Seen sah wusste ich auch, dass das die USA waren die dort ziemlich von den Wraith erwischt worden waren. Ich fragte mich augenblicklich, ob Deutschland und Europa ähnlich aussahen und auch wenn ich nicht unbedingt an Gott glaubte, in diesem Moment betete ich inständig zu ihm, dass es schlimmer aussah als es wirklich war.

 

Dann ging ich in Richtung der Tür von der ich glaubte, dass sie der Weg aus meinem Quartier war. Ich suchte nach der Türklinke, die diese Tür öffnen würde, doch da war keine. Ich stand also vor dieser Tür und hatte keine Ahnung wie man sie öffnete. Das war wieder einmal klar. Da brachte man mich auf dieses Schiff und keiner dachte daran mich zu informieren wie man alles hier bediente. Gerade als ich gegen die Tür klopfen wollte schwang sie jedoch auf und ich klopfte ins Leere. Auf der anderen Seite der Wand sah mich eine Soldatin verwirrt an.

 

Ich machte mir gar nicht die Mühe ihr ein böses Wort entgegen zu rufen, sondern sah sie nur einmal böse an und ging dann weiter. Wohin ich ging wusste ich nicht, aber irgendwo würde ich schon auf jemanden treffen, der mir sagen konnte, was hier vor sich ging.

 

Natürlich, wie sollte es auch anders sein, lief ich bereits hinter der nächsten Ecke in einen Mann. Ich plumpste unschön auf den Boden, direkt auf meinen Allerwertesten und der Mann grinste schief. Anscheinend musste ich sehr amüsant aussehen.

 

„Ich sagte doch, du wirst nicht drum herum kommen.“, sagte er und an der Stimme erkannte ich direkt, dass es wohl mein Vater war. Ich seufzte frustriert, aber ich hatte immer das Glück den Menschen über den Weg zu laufen, die ich am wenigsten sehen wollte. Ich überlegte einen Moment. Sollte ich vielleicht wieder die unwissende Spielen? Nein das würde nichts bringen. Wahrscheinlich hatte O’Neill ihm bereits gesagt, dass ich fließend Englisch sprach. Aber reden wollte ich auch nicht mit ihm.

 

„Aber vielleicht solltest du erst einmal zurück in dein Quartier gehen und dir etwas anderes anziehen. Ich denke dir wird in den Krankenklamotten schnell kalt werden.“, sagte er immer noch mit diesem schiefen Grinsen. Das schlimme an dem Grinsen war, dass ich es genau kannte, denn ich konnte das auch sehr gut. Anscheinend eine Sache die ich leider von ihm geerbt haben musste. Ich merkte wie ich noch wütender wurde unter der Erkenntnis, dass ich vielleicht mehr von ihm haben konnte, als ich erwartet hatte und stand auf. Er hatte mir seine Hand hingehalten, damit ich mir aufhelfen lies, doch ich nahm sie nicht an. Dann rannte ich auf direktem Weg wieder zurück in mein Quartier. Im Spiegel bemerkte ich dann zum ersten Mal das weiße Hemd und die weiße Hose die ich trug. Besser als einer dieser OP Kittel, aber immer noch konnte man deutlich erkennen woher diese Kleidung kam, und der Gedanke, dass ich damit gerade durch die Gänge dieses Schiffes gelaufen war wo mich einige Soldaten hatten sehen können lies meine Wangen rot werden.

 

Doch nicht etwa weil ich mich schämte, zumindest nicht nur, sondern auch aus Wut, dass mich niemand vorgewarnt hatte. Wahrscheinlich saßen sie gerade alle zusammen und lachten sich darüber ins Fäustchen. Mit diesem Gedanken im Kopf antwortete ich nicht auf das Klingeln der Tür wenige Minuten später. Ich saß einfach mit verschränkten Armen auf meinem Bett. Ich hoffte, wenn ich nicht auf machen würde, dann würden sie mich vielleicht in Ruhe lassen, doch schon als Kind hatte ich gelernt, dass das nur äußerst selten funktionierte.

 

So ging auch hier nach einiger Zeit die Tür einfach so auf und eine mir noch unbekannte Frau betrat mein Zimmer. Sie hatte dunkle Haare und um ehrlich zu sein, erschien sie mir trotz der Ruhe in ihrem Gesicht beinahe etwas wild. Ich konnte noch nicht einmal sagen warum das so war. Außerdem erinnerte sie mich sehr an jemanden aus den Geschichten meiner Mutter.

 

Ich hatte schon früh bemerkt, dass meine Mutter immer dieselbe Art Frau zu den Heldinnen ihrer Geschichte gemacht hatte. Und ihre Geschichten hatten mich immer sehr an den Film Pocahontas von Disney erinnert. Meistens hatte es eine Frau eines Fremden Stammes gegeben. Der Stamm war immer weitaus weniger Entwickelt wie die Fremden und dennoch war die Frau in der Lage den Fremden noch etwas beizubringen und zwar Lektionen des Lebens, Weisheiten die die Fremden im Laufe ihrer Entwicklung vergessen hatten.

 

Und immer hatte sie diese Frau gleich beschrieben. Dunklere Haut, als sei sie von einer dünnen Schicht Erde bedeckt, langes braunes Haar, wilde, tiefbraune Augen und die Weisheit die ihr beinahe ins Gesicht geschrieben war. Ich fühlte mich wirklich als stünde ich vor der Frau aus den Geschichten.

 

„Man bat mich dir etwas zu Essen zu bringen.“, sagte sie ruhig und stellte das Tablett auf den kleinen Tisch dem ich bisher noch nicht viel Beachtung geschenkt hatte. Ich konnte meine Augen immer noch nicht von ihr Abwenden. Ich fragte mich, ob meine Mutter sie gekannt hatte und vielleicht diese Märchenfigur auf ihr hatte basieren lassen. „Ich weiß, das Essen hier ist nichts Besonderes, aber es ist besser als gar nichts. Du musst halb verhungert sein.“ Bemerkte sie als ich immer noch auf meinem Bett saß.

 

Ich dachte einen Moment über ihre Worte nach und sie hatte Recht. Mein Magen knurrte umgehend zur Bestätigung und ich setzte mich an den kleinen Tisch. Ich kam nicht umher zu bemerken, dass sie sich selbst auch etwas zu Essen mitgebracht hatte. Sie wollte mir also Gesellschaft leisten. Das war nicht sonderlich schlimm, immerhin würde mich das von Gedanken ablenken die ich nicht haben wollte, die ich aber meistens hatte wenn ich alleine war.

 

„Danke. Ich hab einen Mordshunger.“, antwortete ich ihr also und sie sah mich einen Moment fragend an. Anscheinend kannte die das Wort nicht. Aber ich störte mich erst einmal nicht weiter dran, denn ich hatte tatsächlich einen ziemlichen Hunger.

 

„Sam hat mir die hier für dich gegeben.“, sagte sie während dem Essen und zeigte auf einen kleinen Stapel von Registermappen. Es war derselbe Stapel den ich auch im SGC bekommen hatte, zumindest sah er so aus. Direkt wurde ich wieder an den Kampf erinnert der dort ausgebrochen war.

 

„Was ist passiert? Auf der Erde meine ich.“ Fragte ich dann direkt. Der Blick, der auf diese Frage folgte gefiel mir gar nicht. Es war dieser Blick den man in Serien sah, wenn man etwas Schlimmes erfuhr. Der Blick wenn man wusste, dass nichts Gutes gesprochen werden würde.

 

„Noch während der Evakuierung der Regierungen erschienen auf einmal mehrere Wraith Mutterschiffe und uns wurde klar, dass die Rettung der Erde ein schwierigeres Unterfangen werden würde wie geplant. Der Sender, mit dem die Wraith die Koordinaten der Erde weiter leiteten, konnte nicht vom Computer des SGC gelöst werden und so entschlossen wir die Selbstzerstörung zu initiieren. Wir hofften so auch das Stargate zu zerstören, um nicht aus zwei Fronten angegriffen zu werden, aber es misslang uns. Während die Mutterschiffe die Evakurierungsschiffe angriffen und die Apollo zerstörten, überrannten andere Wraith Colorado Springs vom Stargate aus, und die ersten Jäger wurden geschickt, um mit der Ernte zu beginnen.“

 

Ich traute mich kaum zu fragen, sah ich doch die Besorgnis im Gesicht der Frau die mir gegenüber saß, aber dennoch musste ich wissen, was wirklich vor sich ging, also fragte ich: „Was ist die Ernte?“

 

„Die Wraith nähren sich von der Lebenskraft der Menschen. Sie sehen uns als nichts anderes als eine Frucht die langsam reift. Und wenn die Frucht reif ist …“

 

„… wird sie geerntet.“, vollendete ich den Satz. Diesen Gedanken lies ich einen Moment sinken. Ich erinnerte mich wieder an den Armen Mann den ich hatte sterben sehen. Sie saugten das Leben aus uns Menschen heraus wie wir den Saft aus einer reifen Frucht, einer Kokosnuss vielleicht. „ Also ist die Erde verloren?“, fragte ich sie dann und ich musste mich in diesem Augenblick wie ein kleines Kind anhören, zumindest fühlte ich mich so.

 

„Nein, die Erde ist nicht verloren. Die Menschen haben tapfer gekämpft und alles getan um ihre Verluste so gering wie möglich zu halten. Ich und einige wenige andere bemerkten auf Atlantis was passiert war und schafften es den Sturm der Wraith durch das Stargate zu stoppen, indem wir herausfanden von wo sie in unsere Gatebrücke eindrangen. Zur selben Zeit trafen auch noch die USS Hammond, die Odysee und die Prometheus von ihrem Missionen ein und während die Daedalus, die Ikarus und die Agamemmnon immer noch Menschen evakuierte, schafften es die anderen Schiffe den Wraith einige erhebliche Verluste zu beschaffen.“ Mir entging das leichte Lächeln nicht als sie von der Zerstörung einiger Wraith Schiffe sprach und ich konnte nicht anders als kurz jubelnd die Hand etwas in die Luft zu reißen. Natürlich merkte ich, dass das ziemlich kindisch war, aber was sollte ich schon machen? Ich war ein Teenager.

 

„Doch auch wenn 3 der 5 Mutterschiffe zerstört waren, konnten die anderen immer noch Verwüstung anrichten und das taten sie. Ihre Salven trafen einen Großteil des Kontinentes den ihr Nordamerika nennt und dieser war nicht der einzige. Auch die anderen Kontinente wurden verwüstet und wahrscheinlich wird es lange dauern bis euer Volk sich von diesem Schlag erholt hat.“

 

„Wie hat der Kampf geendet?“, fragte ich und ich fürchtete mich fast davor zu fragen. Was ich bisher gehört hatte war schon schlimm genug und weitaus mehr als mein Kopf verarbeiten konnte.

 

„Als wir einen Notrat von geretteten Mitgliedern der einzelnen Regierungen etablieren konnten wurde beschlossen die noch intakten Atombomben auf das Schiff der Wraith zu bringen.“

 

„Die noch intakten?“ Meine Augen waren beinahe aus ihren Höhlen gefallen. Wollte sie mit ihrer Wortwahl etwa sagen, dass einige nicht mehr da waren? Dass sie …

 

„Ja, die Wraith zerstörten zuerst die Militärbasen des Planeten. Leider sind dabei unzählige atomare Bomben getroffen worden. Laut General O’Neill trafen sie auch einige Kraftwerke die nun einen kritischen Zustand haben.“

 

Ich fühlte umgehend eine riesige Leere in mir. Ich hatte schon ziemlich früh begriffen, dass die Erde ziemlich beschissen dran war, aber damit hatte ich nicht gerechnet. Wenn selbst Atombomben im Spiel gewesen waren, wie lange würde es wohl dauern bis auch noch die restlichen überlebenden sterben würden? Wahrscheinlich war die Erde bereits unbewohnbar. Aber wenn dem so war, warum kam Teyla dann auf die Idee die Erde sei nicht verloren?

 

„Glücklicherweise waren noch einige wenige Atombomben auf eurem Planeten unbeschädigt, was aber seltsamer weise einen Streit zwischen einigen Regierungen ausgelöst zu haben schien. Wir mussten die einzelnen Führer erst wieder auf den Ernst der Lage zurück bringen, damit sie nicht auf Mr. Reberak, ich glaube er kam aus dem Iran, losgingen. Wie auch immer, dank dieser Bomben wurden die restlichen Hives zerstört.“

 

Dann erfüllte Schweigen den Raum und für eine sehr lange Zeit sagte keiner von uns beiden etwas und das restliche Essen auf unseren Tellern blieb stehen. Mein Kopf schien völlig leer zu sein und auch wenn ich das Kribbeln in meinen Muskeln spürte die sich bewegen wollten, versuchte ich jede Bewegung zu unterbinden aus Angst. Aus Angst vor einfach allem.

 

„Du kommst nicht von der Erde?“, fragte ich nach sicherlich einigen Stunden die die Frau einfach nur mir gegenüber gesessen hatte. Sie schüttelte kurz den Kopf und stand auf, um zu mir zu kommen.

 

„Nein, ich komme aus der Pegasus Galaxie. Mein Name ist Teyla und meine Heimat war Arthos. Wir wurden seit Jahrhunderten von den Wraith geerntet, bis dein Vater kam. Er hat mein Volk vor der ständigen Angst vor den Wraith befreit und die Freiheit seines eigenen Volkes damit aufs Spiel gesetzt.“ Ich sah in ihren Augen, dass ihr das was hier passiert war unendlich leid tat, dass sie wahrscheinlich am liebsten die Zeit zurück gedreht hätte, wenn sie es gekonnt hätte. Dennoch ließ die Erwähnung meines Vaters mich wütend werden. Nach allem was ich gehört hatte, war er für all das hier verantwortlich. Er hatte die Wraith erst auf die Spur der Erde gebracht. Er war für den Tod von Hunderten, wenn nicht sogar Millionen verantwortlich.

 

„Bitte lass mich alleine.“ Sagte ich dann schnell. Ich wollte nicht, dass sie meinen Zorn abbekam, wollte nicht, dass sie mitbekam wie ich vor lauter Wut auf meinen Vater begann zu weinen. Ohne ein weiteres Wort, legte sie einen kurzen Moment ihre Hand auf meine Schulter in dem Versuch mich zu beruhigen. Als dies jedoch nicht funktionierte nickte sie einmal und verließ mein Zimmer. Das Tablett mit dem Essen folgte ihr sobald die Tür hinter ihr wieder geschlossen war.

 

 

 

 

 

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