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Kapitel 5

 

Warten auf das Ende

 

 

 

 

Als ich aufwachte, hatte ich kurz die Hoffnung, dass ich alles nur geträumt hatte, dass ich meine Augen aufmachen würde und ich in meinem Zimmer in Deutschland lag und meine Mutter mich gleich für die Schule wecken würde. Leider bemerkte ich bald, dass ich mit dieser Vermutung mehr als falsch lag. Ich lag zwar in einem Bett, aber nicht in meinem Zimmer in Deutschland. Und meine Mutter war auch nirgends zu sehen. Um ehrlich zu sein war gar niemand hier zu sehen. Ich versuchte mich aufzurichten, aber mir wurde direkt schwindelig und ich hatte Angst mich übergeben zu müssen. Ich legte mich also wieder zurück. Wahrscheinlich hatten sie deswegen niemanden bei mir gelassen, weil sie wussten, dass ich nicht weggehen würde.

 

Langsam kam alles wieder und mit den Bildern dessen was in den letzten 20 Stunden passiert war, kam auch die Panik wieder. Ich war irgendwo in den USA, unheimliche Monster hatten den Militärstützpunkt angegriffen auf dem ich auf meinen Vater hatte warten sollen. Ich hatte sogar gesehen wie ein Mann getötet wurde, auf eine Weise die ich nicht wirklich beschreiben konnte.

 

Erst jetzt bemerkte ich den kleinen piepsenden Monitor neben mir dessen Intervall immer schneller zu werden schien. Ich hatte so etwas schon einmal gesehen. Das war ein Herzmonitor und er zeigte den Ärzten meinen Herzschlag. Wahrscheinlich beobachteten sie mich von einem anderen Raum aus, denn ich konnte mir wirklich nicht vorstellen, dass sie einen Patienten einfach so liegen ließen.

 

Ich überlegte was wohl passiert war. Wir waren eindeutig nicht mehr auf diesem Stützpunkt, das konnte ich deutlich erkennen. Hier gab es keine Betonwände. Sie waren aus Stahl oder irgendeinem anderen Material, aber ich war auch definitiv nicht in irgendeinem normalen Krankenhaus, denn die Wände waren grau, nicht weiß. Dann öffnete sich eine der Türen an der Seite des Raumes und ich erkannte die Frau, die sich mir als General O’Neill vorgestellt hatte. Sie sah nicht gut aus, ihr Gesicht war von Kratzern übersäht und an ihrem Arm war ein blutiger Verband.

 

„Geht es ihnen gut?“, fragte ich etwas scheu. Ich wusste diese Frage war eigentlich nicht nötig gewesen. Sie war verletzt, es ging ihr offensichtlich nicht gut. Einen Moment lang konnte ich das auch in ihren Augen sehen, aber dann schien sie sich selbst ins Gedächtnis zu rufen, dass sie hier mit einem Teenager redete der vor lauter Panik in Ohnmacht gefallen war und nickte mit einem gespielten Lächeln. Ich nahm an, dass sie nicht ahnte, dass man sah wie gespielt das Lächeln war und versuchte sie im Glauben zu lassen, dass ich ihr glaubte als sie sagte, dass ihre Wunden nur Kratzer seien, nichts worüber ich mir Sorgen machen müsste.

 

„Was ist passiert?“, fragte ich dann, auch wenn nur ein Teil von mir die Antwort wissen wollte. Wahrscheinlich würde ich sowieso nicht verstehen was sie mir sagte, denn anscheinend schien wirklich mehr hinter der ganzen Geschichte zu stecken als ich mir eingestehen wollte. Ich hatte gesehen was mit diesem Mann passiert war, und wahrscheinlich würde das für den Rest meines Lebens ein weiterer Alptraum werden der mich nicht mehr schlafen lassen würde. So etwas konnte man nicht künstlich herstellen und so was konnte man sich auch nicht ausdenken. Anscheinend gab es tatsächlich Außerirdische und sie schienen alles andere als freundlich zu sein.

 

„Die Wraith haben das Stargate Center übernommen. Wir konnten nichts dagegen unternehmen. Sie sind einfach durch die Iris gekommen und haben die Stromversorgung danach lahmgelegt. Das Gate war das einzige das noch aktiv war. Wir vermuten, dass sie eine Energiequelle an ihr Tor angeschlossen haben damit sie das Wurmloch aufrechterhalten konnten.“ Ich hatte recht gehabt, ich verstand wirklich nicht viel von dem was mir die Amerikanerin versuchte zu sagen.

 

„Was ist mit Daniel und den anderen?“ fragte ich und wie um meine Frage zu beantworten kam plötzlich Vala durch die Tür. Sie sah auch nicht wirklich gut aus, aber ich war froh, dass sie am Leben war. Aber sie sah besorgt aus.

 

„Sie versuchen das Stargate Center zurück zu erobern, oder zumindest die Wraith daran zu hindern auf die Oberfläche zu kommen.“, erklärte Sam dann weiter. Erst als ich sie fragend ansah schien sie zu bemerken, dass ich weniger über alles wusste als sie dachte. Vala erinnerte sie dann daran, dass man doch beschlossen hatte Sheppard alles erklären zu lassen, und ich ahnte schon, dass es sich bei Sheppard nun wirklich um meinen Vater handeln musste.

 

„Er ist aber nicht da und sie hat ein Recht zu wissen was vor sich geht.“ sagte Sam und Vala hob beschwichtigend ihre Hände hoch. Sie hätte ja nicht beschlossen mir nichts zu sagen. Das wären andere gewesen, wobei sie immer der Meinung gewesen wäre, man hätte mir direkt alles sagen sollen. Ich wusste selbst nicht mehr, ob ich wirklich alles wissen wollte.

 

„Das Stargate, der Ring im Torraum wo wir uns getroffen haben ist ein Portal. Es führt uns über ein stabiles Wurmloch zu anderen Planeten.“ Ich wollte schon einwerfen, dass das physikalisch nicht möglich war, aber ich schluckte es runter als ich in ihren Augen sah, dass sie wusste, dass das eine ziemlich unlogische Neuigkeit war. „Diese Technologie wurde von den Antikern entworfen, eine weit fortgeschrittene Rasse die vor über 10.000 Jahren die Galaxien bewohnte, und die Tore sind in mehreren Galaxien und auf hunderten von Planeten vorhanden. In 1928 wurde unser Tor in Gizeh gefunden, verschüttet von den alten Ägyptern um einen bösen Gott daran zu hindern ihr Volk weiterhin zu versklaven.“ Ich sah sie skeptisch an, aber sie hob ihre Hand, damit ich sie ausreden lies.

 

„Vor 25 Jahren, haben wir es dann endlich geschafft das Tor zum Laufen zu bringen und Daniel, Teal’c, mein Mann und ich waren eines der Teams die durch dieses Tor zu anderen Planeten reisten, um neue Freunde zu finden. Aber unsere Geschichte ist im Moment nicht wichtig. Vor allem nicht für dich. Sagen wir einfach nur, dass die ersten 10 Jahre nicht gerade die einfachsten waren und wir haben uns nicht nur Freunde gemacht.“ Ich sah wie Vala neben mir wild mit dem Kopf nickte. Anscheinend wusste sie genau wovon die andere Frau sprach. Ich erinnerte mich daran wie sie eine Allianz erwähnt hatte mit der sie aneinander geraten waren. Waren das einige von den Feinden die sie gemacht hatten? Wahrscheinlich. Aber ich fragte nicht weiter nach.

 

„Anfang 2005 fanden wir dann Hinweise auf den Standort der alten Antikerstadt Atlantis. Wir vermuteten sie erst in Antarktika, auf der Erde, aber in Wahrheit lag Atlantis auf einem ganz anderen Planeten.“

 

„In der irregulären Pegasus Zwerggalaxie.“, warf ich dann ein um zu zeigen, dass ich zumindest etwas wusste. Sie lächelte mich leicht an. „Und da gibt es diese Rasse, die Wraith die mein glorreicher,“ ich betonte dieses Wort extra ironisch „Vater seit Jahren an vorderster Front bekämpft.“ Es machte mir nichts aus wenn sie merkten, dass ich nicht besonders viel von meinem Vater hielt.

 

„Naja … um ehrlich zu sein ist dein Vater einer der Gründe warum diese Wraith überhaupt auf uns aufmerksam wurden.“, sagte General O’Neill leicht nachdenklich. Ich schnaubte einmal kurz. War ja klar. Was konnte dieser Mann eigentlich? Kämpfte an vorderster Front, die es aber erst wegen ihm gab.

 

„Du scheinst nicht viel von deinem Vater zu halten? Da sind wir zu zweit. Ich halte von meinem auch nicht viel.“, sagte Vala und lächelte mich leicht an. Sam sie einen Moment vorwurfsvoll an, aber Vala zuckte nur unschuldig mit den Schultern. Ich sah wie die beiden anscheinend einen Moment lang ohne Worte miteinander kommunizierten und ich mochte es nicht wenn ich etwas nicht mitbekam.

 

„Stimmt es, dass er nichts von mir wusste?“, fragte ich dann, um das unausgesprochene Gespräch zwischen den beiden Frauen zu beenden. Sie sahen mich wieder an. Ich wusste gar nicht warum ich diese Frage gestellt hatte, eigentlich interessierte es mich gar nicht, zumindest wollte ich das glauben. Ich wollte glauben, dass ich auch gut ohne meinen Vater auskommen würde, dass es einfacher war ihn zu hassen. Aber anscheinend gab es einen Teil von mir der das vollkommen anders sah.

 

„Ja, das stimmt. Wie gesagt, ich war glaube ich die einzige die es neben Dr. Keller, unserer Ärztin, wirklich wusste.“, erklärte die blonde Amerikanerin dann. „Sie kam erst eine Stunde bevor unser Transportschiff zur Erde, die Deadalus, losfliegen sollte. Sie ließ sich ihre Papiere von mir unterschreiben und ging. Dein Vater erfuhr erst zwei Tage später, dass sie gegangen war. Er war auf einer Außenmission. Dr. Keller und ich durften ihm nichts sagen, nicht ohne die Zustimmung deiner Mutter und die bekamen wir nicht.“

 

Ich wollte nicht glauben was ich hörte. Selbst wenn dieser ganze Angriff vielleicht die Wahrheit war, selbst wenn dieses ganze Science Fiction Gerede wahr war – was für mich noch ziemlich unwahrscheinlich war – diese Geschichte war es sicherlich nicht. Es war eine dieser Geschichten die man in Fernsehserien oder Filmen hörte, aber nicht im wahren Leben. Selbst wenn meine Mutter verschwunden war, warum war er ihr nicht gefolgt? Warum war er dennoch geblieben wo er war?

 

„Ich habe nie gesagt, dein Vater sei Perfekt. Oh Gott, er ist alles andere als perfekt. Sagen wir was Soziales angeht ist er etwas … schwierig. Er hat deine Mutter geliebt, das ist keine Frage, aber nachdem sie gegangen war, hat er die Sache für beendet gesehen und sich noch mehr in seine Arbeit gestürzt. Er hat einmal versucht mit ihr zu reden, aber sie hat nicht auf seine E-Mails reagiert.“, erklärte sie als ich ihr die Frage die mir zuvor im Kopf herumgegangen war gestellt hatte. Aber ich konnte ihr einfach nicht glauben. Ich konnte nicht glauben, dass meine Mutter das getan hatte, zumindest nicht, wenn sie ihn nicht für eine Bedrohung für mich gehalten hatte. Und ich wollte auch nicht mehr weiter über meinen Vater sprechen, also wechselte ich nach einigen Augenblicken des Schweigens das Thema

 

„Daniel und die anderen sind also da unten?“ Ich merkte sofort wie die Gemüter der beiden Frauen etwas sanken. Auch wenn sie beide versuchten weiterhin zu Lächeln, konnte ich doch die Sorge in ihren Augen sehen. Ich vermutete, dass ihre Männer sie absichtlich mit mir hierher geschickt hatten, um sie in Sicherheit zu wissen. Ich sah, dass die beiden sich Sorgen um ihre Freunde und Männer machten. Wahrscheinlich hatten sie schon oft genug gesehen was mit den Menschen passierte die den Wraith zum Opfer fielen und da ich sie für alles andere als kaltherzig einschätzte, konnte ich mir nicht vorstellen was sich vielleicht gerade in ihren Köpfen abspielte.

 

Doch wahrscheinlich waren sie nicht nur wegen den Menschen besorgt die ihnen nahe standen, sondern auch wegen allen anderen Menschen auf der Erde. Ich wollte mit gar nicht erst ausmalen was mit dem Rest der Erde passierte wenn diese schrecklichen Wesen tatsächlich ‚an die Oberfläche‘ kamen, was auch immer das bedeuten mochte.

 

„Werden sie die Wraith aufhalten können?“, fragte ich nachdenklich. Sam, so wurde General O’Neill zumindest von Vala genannt, erklärte mir, dass die Soldaten die im SGC stationiert waren alles Menschenmögliche machten, um zu verhindern, dass die Wraith die Oberhand gewannen, dass es aber mehr als schwer war. Ebenso erzählte sie mir, dass das Raumschiff auf dem wir uns befanden noch 3 Schwester Schiffe hatte, die Ikarus, die Agamemmnon und die Daedalus, und diese gerade dabei waren die wichtigsten Menschen (zum größten Teil Wissenschaftler und Regierungsmitglieder der verschiedenen Länder) an Bord zu transportieren, damit unsere Rasse weiterbestehen konnte, falls man es nicht schaffte die Wraith zu besiegen.

 

Ich schluckte einmal schwer. Die Vorstellung, dass nur wenige Menschen zurückbleiben könnten und alle andere das gleiche Schicksal erlangen würden wie der Mann dem ich beim Sterben zugesehen hatte ließ es mir noch schlechter gehen. Ich hatte unweigerlich den Drang zu würgen und dieses Mal konnte ich ihm nicht widerstehen. Ich war nur froh, dass ich geistesgegenwärtig genug war mich von Sam und Vala weg zu drehen. Es war mir natürlich mehr als peinlich, aber um nichts in der Welt hätte ich das verhindern können. Sofort kam eine Krankenschwester in das Zimmer gehuscht, dicht gefolgt von Dr. Lam die mich untersuchte. Ich musste jedoch immer noch an die armen Menschen denken. Ich dachte an Kevin und seine Familie die mich so nett aufgenommen hatten nach dem was passiert war.

 

Sie hatten so etwas nicht verdient, und doch wusste ich keinen Weg sie davor zu bewahren. Ich war alles andere als in der Position Forderungen oder Bitten zu äußern, mal ganz davon abgesehen, dass ich noch ein Teenager war.

 

„Sie braucht ruhe.“, sagte die Ärztin und warf einen warnenden Blick auf die beiden anderen Frauen. Sie sahen direkt Schuldbewusst aus und blickten auf den Boden. Dann sah sie auch mich mit diesem Blick an und ich verstand die andere beiden. Dr. Lam war eindeutig nicht sehr begeistert davon, dass ich mich übergeben hatte. Dann sagte sie mir nochmal mehr als ausdrücklich, dass ich mich ausruhen sollte, ansonsten würde sie mir höchst persönlich eine Beruhigungsspritze geben.

 

Ich fragte mich, ob sie wusste dass ich eine Heiden Angst vor Spritzen hatte und dass sie deswegen diese Drohung ausgesprochen hatte, aber sie wirkte eindeutig. Ich lehnte mich zurück auf mein Kissen und sah noch ein letztes Mal zu den anderen beiden Frauen, bevor ich meine Augen wieder schloss.

 

Doch dieser Zustand hielt nicht lange an. Sobald ich meine Augen geschlossen hatte verfolgten mich wieder diese Monster und der Blick meiner getöteten Mutter, ich konnte mich nicht ausruhen und war mir auch nicht sicher, ob ich es jemals wieder konnte. Als ich meine Augen wieder öffnete sah ich, dass die Ärztin mich dieses Mal nicht alleine gelassen hatte und ich persönlich fürchtete schon, dass sie mir nun eine Spritze verpassen würde, damit ich schlief, immerhin hatte sie mir das angedroht. Doch hatte sie wirklich so wenig Verständnis dafür, dass ich einfach nicht schlafen konnte? War sie noch nie von Alpträumen geplagt worden?

 

„Ist schon okay. Ich will nur nicht, dass du dich noch mehr Aufregst.“, sagte sie und auf einmal war ihre Stimme etwas sanfter. „ Du stehst unter Schock, das ist kein Wunder nach dem was du gesehen und erlebt hast.“ Dann nahm sie sich wieder einige Geräte, aber ich war froh zu sehen, dass darunter keine Spritze war. Es war nur ein Blutdruckmessgerät und eine kleine Taschenlampe mit der sie mir in die Augen leuchtete. Dann drang auf einmal leises Geschrei an meine Ohren und ich merkte, dass irgendjemand draußen ziemlich unruhig war.

 

„Dr. Lam, wir brauchen ihre Hilfe.“, rief dann auf einmal jemand durch die Tür und die Ärztin war sofort verschwunden. Ich hörte noch, wie sie den schreienden Mann versuchte zu beruhigen und dann ihre Helfer anwies dem Mann die Fesseln anzulegen bevor sich die Tür zu meinem Krankenzimmer wieder schloss.

 

Das Geschrei des Mannes, er war beinahe panisch gewesen und hatte darum gebeten, dass man ihn töten solle, hatte mein Herz wieder schneller schlagen lassen. Es war wahrscheinlich ein ganz normaler Reflex, wenn man andere in Panik erlebte, dass man selbst auch unruhiger wurde, vor allem wenn man nicht wusste was vor sich ging. Dementsprechend konnte ich auch nicht einfach so ruhig bleiben. Ich knetete meine Hände immer wieder bis sie schon davon wehtaten, aber ich konnte mich einfach nicht auf etwas anderes konzentrieren. Immer wieder drangen leise Schreie an mein Ohr und ich wusste sie waren von diesem Mann. Wahrscheinlich lag er in einem Zimmer direkt neben meinem.

 

Ich hatte keine Uhr in meinem Zimmer, daher konnte ich nicht abschätzen wie lange es dauerte bis der Mann ruhig geworden war, aber für meine Nerven war es beinahe eine Ewigkeit gewesen. Nun wo seine Schreie jedoch nicht mehr da waren beunruhigte es mich noch mehr. Was war mit diesem Mann passiert? Warum hatte er so geschrien und warum hatte er auf einmal aufgehört? Doch bevor ich den Gedanken beenden konnte ging auf einmal der Alarm los. Es war derselbe Alarm wie im SGC und es war alles andere als beruhigend.

 

Ich sprang förmlich vom Bett und kroch darunter. Ich hatte Angst, Angst diese Monster noch einmal zu sehen, Angst, dass sie mit mir das machten was sie mit dem Soldaten im SGC gemacht hatten. Folglich schrie ich auf, als jemand mich unter dem Bett hervorzog. Mein Herz schlug so schnell, ich dachte es müsste jeden Moment den Geist aufgeben. Ich presste meine Augen fest zusammen, vor Angst ich könnte sehen was nun kam, doch es passierte nichts, ich wurde nur einmal geschüttelt.

 

Dann sah ich in die Augen der Ärztin. Ich sah ihr an, dass dieser Alarm auch sie beunruhigte, auch wenn sie versuchte ihre eigene Angst zu verbergen. Ich fragte mich, warum manche Erwachsene immer versuchten ihre Angst zu unterdrücken, warum sie immer so tun mussten als hätten sie keine Angst. Aber es blieb mir keine Zeit diese Frage auch zu stellen, denn die Ärztin warf ein paar Schuhe vor meine Füße und ich hatte sie kaum angezogen da zog sie mich schon mit sich.

 

„Was ist passiert?“, fragte ich während wir durch die Gänge liefen.

 

„Ich weiß es nicht, aber wir haben die Anweisung - “ Sie wurde von einem lauten Knall unterbrochen der das gesamte Schiff erbeben lies und unvorbereitet wie ich war, riss mich der Stoß zu Boden. Dann flackerte auf einmal das Licht und der Alarm war aus. Ich war kaum auf die Beine gekommen da wurde das Schiff wieder von einem lauten Knall erschüttert, doch diesmal war es schlimmer. In dem Gang in dem wir uns befanden schienen irgendwelche Leitungen zu überladen und sprühten Funken.

 

„Wir werden angegriffen!“, schrie die Ärztin mir zu, während wir beide versuchten bei den immer wiederkehrenden Einschlägen unseren Weg durch die Gänge fortzusetzen.

 

An alle nicht-Besatzungsmitglieder, bitte begeben Sie sich zu den Transporterräumen. Ertönte dann eine Nachricht durch die unzähligen Lautsprecher an den Decken. Und ich sah die Ärztin einen Moment an. Ihre vorher noch akkurat zurück gebundenen Haare hingen nun in unordentlichen Strähnen herunter und eine kleine Wunde prangte auf ihrer Wange. Anscheinend hatte sie eine der Leitungen verletzt.

 

„Los, der Transporterraum ist auf dieser Ebene, wir müssen uns beeilen.“, sagte sie und kam wieder auf die Füße. Je weiter wir uns von der Krankenstation entfernten, desto voller wurden die Gänge. Einige liefen in dieselbe Richtung wie wir und in ihren Gesichtern stand die Panik, manche redeten unverständliche Worte in fremden Sprachen und ich ahnte, dass es einige Regierungsmitglieder oder Wissenschaftler waren, die für den Notfall evakuiert worden waren. Sie waren auch auf dem Weg zum Transporterraum. Andere, meist in grünen Overalls gekleidete Soldaten, liefen in entgegen gesetzter Richtung an uns vorbei, wahrscheinlich zu ihren Gefechtsstationen.

 

„Du folgst bitte den Menschen dort. Sie werden alle zu den Transporterräumen gebracht. Ich muss mich um die verletzten kümmern!“, rief mir die Ärztin durch den Lärm und das Chaos zu und bevor ich noch die Möglichkeit hatte ihr zu widersprechen, war sie auch schon zwischen den Massen verschwunden. Für einen Moment blieb ich stehen und hatte das Gefühl alles um mich herum würde in einem Zeitraffer passieren. Die Leute bewegten sich alle als wäre die Zeit beschleunigt, aber ich selbst war davon nicht betroffen. Ich wusste nicht was ich tun sollte, merkte wie mein Herz immer schneller schlug und ich vollkommen orientierungslos einfach nur dastand.

 

Erst als mich ein erneuter Einschlag auf den Boden riss kam ich wieder zu einem mehr oder weniger klaren Verstand. Ich musste zu diesen Transportern. Ich folgte also den Menschen die panisch in eine Richtung liefen und hoffte, dass sie gesagt bekommen hatten wohin sie laufen mussten. Es kam mir vor als sei ich mitten in einer Herde pansicher Gnus, wie in diesem Zeichentrickfilm den mir meine Mutter gerne gezeigt hatte als ich noch klein gewesen war. Dieser kleine Löwe der in einer Schlucht voller panischer Gnus gefangen war und sich krampfhaft an einem Baumstamm festhielt um nicht zu Tode getrampelt zu werden.

 

Auf mich nahm auch kaum einer Rücksicht. Manche stießen mich sogar beiseite nur um schneller voran zu kommen. Es war das pure Chaos. Alle schrien durcheinander. Ich wusste, wahrscheinlich war das eine mehr als dumme Idee, aber ich trennte mich von dieser Masse und bog in einen anderen Gang ein. Dort blieb ich einen Moment stehen um mich zu beruhigen. Wahrscheinlich gab es nicht nur diesen einen Weg, vielleicht gab es noch einen anderen. Und selbst wenn nicht, wahrscheinlich wäre ich in dieser Menge von Menschen eher zertrampelt worden als zum Transporter zu gelangen. Im nächsten Gang liefen mir nur einige Soldaten entgegen die mich verwundert ansahen aber sicherlich keine Zeit hatten sich um mich zu kümmern.

 

Ich lief einfach in die Richtung aus der sie kamen in der Hoffnung ich würde schon in die richtige Richtung gehen, in der Hoffnung irgendwann auf jemanden zu treffen, der mir vielleicht doch helfen konnte, doch im Moment sah es eher schlecht aus.

 

Als mit jedem weiteren Knall die Erschütterungen härter wurden, ahnte ich, dass das Schiff nicht mehr lange durchhalten würde.

 

„Schilde auf 25 %, noch ein Treffer und wir haben einen Hüllenbruch!“, hörte ich eine Warnung in einiger Entfernung. Ich rannte dorthin in der Hoffnung, dass man mir dort helfen konnte. Doch bevor ich wirklich in den Raum eintreten konnte spürte ich, wie es auf einmal um mich herum unglaublich heiß wurde und eine Druckwelle mich regelrecht von den Füßen riss und mich die Dunkelheit wie eine alte Bekannte umarmte.

 

 

 

 

 

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