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Kapitel 3

 

Eine Unglaubliche Geschichte

 

 

Die Umgebung war nun eindeutig freundlicher, aber ich merkte dennoch, dass es hier um ein erstes Thema ging. Warum hätte ich sonst diese Erklärung unterschreiben müssen? Dann kam eine junge Frau in das Zimmer. Sie trug ein kleines Tablett und darauf befanden sich einige unschöne Sachen, darunter auch etwas, das wie eine Spritze aussah. Ich hasste Spritzen, um ehrlich zu sein hatte ich mich immer vor einer anstehenden Impfung in meinem Zimmer eingeschlossen, aus Hoffnung meine Mutter würde mich dann nicht zum Arzt bringen. Natürlich war das nie der Fall gewesen. So nachlässig sie auch in manchen Dingen gewesen war, was Arzt Besuche anging war sie immer übereifrig gewesen. Wenn ich auch als Kind nur einmal gehustet hatte war sie direkt mit mir zu unserer Nachbarin, Kevins Mutter gegangen. Sie war die einzige gewesen die mich je hatte untersuchen dürfen und wenn sie einmal nicht genau wusste was mit mir los war, dann war meine Mutter immer beinahe ausgeflippt. Früher hatte ich das immer unheimlich nervig und peinlich gefunden. Jetzt in diesem Moment wünschte ich mir mehr als alles andere, dass meine Mutter ausflippte.

 

Wieder stiegen Tränen in meinen Augen auf. Egal was seit dem Abend vor einer Woche bereits passiert war, ich konnte es immer noch nicht richtig glauben und dennoch fühlte ich mich einsamer als jemals zuvor. Ich fühlte mich, obwohl ich von Menschen umgeben war, als sei ich ganz alleine auf dieser Welt. Die Ärztin versuchte mich mir ihrer ruhigen Stimme etwas zu beruhigen während sie mich bat meinen Ärmel hochzukrempeln, aber es klappte nicht. Ich hätte am liebsten laut nach meiner Mutter gerufen, aber ich wusste, dafür war ich mittlerweile zu alt und sie würde mich sowieso nicht hören. Sie würde mich nie wieder hören. Ich war in einem fremden Land, mit mir fremden Leuten und bald würde ich meinen fremden Vater kennen lernen. Ich merkte gar nicht wie die Nadel in meine Armbeuge eindrang und nach kurzer Zeit wieder hinausgezogen wurde. Erst als die Ärztin mich bat mit einem kleinen Wattebausch einige Zeit fest auf die Einstichstelle zu drücken wusste ich, dass ich bereits fertig war.

 

Als sie wieder gegangen war sah ich die drei Männer wieder an. Wahrscheinlich hielten sie mich nun für ein schwaches Kind. Ich hatte vor ihnen geweint. Aber war das nicht normal? Weinte nicht jeder nach dem was ich erlebt hatte? Sie schienen zu warten bis ich mich beruhigte, schienen abzuwägen wie ich reagieren würde wenn sie mir nun erzählten was sie wussten.

 

„Kennen sie mich?“, fragte ich dann nach einiger Zeit als sich mein Atem wieder etwas beruhigt hatte. Die beiden Generäle schüttelten nur den Kopf und ich dachte schon das war alles was sie an Antwort für diese Frage hatten, doch Daniel der Dolmetscher schien etwas einfühlsamer zu sein als seine beiden Militärkollegen.

 

„Deine Mutter verließ uns als sie erfuhr, dass sie Schwanger war. Sie, sie hat mit uns gearbeitet … na ja nicht direkt mit uns … aber in unserer Einrichtung.“, fing Daniel dann schnell an zu reden und ich konnte ihm kaum folgen. Anscheinend merkte er das und hielt plötzlich inne. Wahrscheinlich war es schwer für ihn mit jemandem zu reden der nicht wusste wovon er sprach, daher sprang auf einmal wieder O’Neill ein.

 

„Deine Mutter war Mitglied einer Geheim-Expedition die bei uns unter dem Namen Atlantis läuft.“, begann er und ich konnte sehen, dass hinter dieser Geschichte mehr steckte als nur das. Den Namen Atlantis hatte ich auch auf dem Zettel gelesen, den sie in ihrem Schließfach hinterlassen hatte. Wahrscheinlich hatte sie deswegen nie von ihrem Leben gesprochen das sie geführt hatte. Sie hatte es einfach nicht gedurft. Ich fragte mich, ob sie es mir vielleicht versucht hatte zu sagen, ob sie irgendwelche Hinweise gegeben hatte, die ich nur nicht verstanden hatte.

 

Ich erinnerte mich an die Gutenachtgeschichte die sie mir immer erzählt hatte von der Versunkenen Stadt Atlantis. Aber daran war nie etwas Außergewöhnliches gewesen. Die Geschichte von Atlantis war frei zugänglich in Plato’s Werk. Natürlich dichtete sie hier und da etwas um und nach einiger Zeit klang es eher wie der Film Atlantis von Walt Disney. Eine Geschichte voller Geheimnisse und Mysterien.

 

„Vor vielen Jahren fanden wir …“, begann der Dolmetscher, doch er wurde von O’Neill unterbrochen, der einfach seine Hand hob und Daniel fragend ansah.

 

„Ich denke sie wird noch genug darüber erfahren wenn es soweit ist Daniel, lass die Geschichtsstunde weg.“, sagte er und Daniel sah ihn beinahe entgeistert an. Anscheinend war er der Meinung, dass das Geschichtliche an der Sache genauso wichtig war wie der Rest und ich begann zu Zweifeln, dass dieser Daniel wirklich nur ein Dolmetscher war. Also fragte er mich, ob ich schon einmal von Atlantis gehört hatte. Ich stellte ihm eine etwas schnippische Gegenfrage: „Haben sie schon mal von der Mondlandung gehört?“

 

Einen Moment war er still und sah mich verwundert an. O’Neill und Landry grinsten nur breit und waren anscheinend sehr erfreut über meine Reaktion. Dann fuhr Daniel einfach fort ohne weiter auf meine Frage einzugehen. Doch das was ich nun hörte war mehr als unglaublich. Er erzählte mir, dass die Stadt gefunden wurde und dass sie tatsächlich untergegangen war, nur nicht auf der Erde.

 

„Atlantis befindet sich in der Pegasus Galaxie.“, fuhr er fort und wieder musste ich ihn unterbrechen. Normalerweise war ich alles andere als besserwisserisch, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass diese Männer mich nicht unterschätzen sollten.

 

„Welche meinen sie? Die spheroide oder die irreguläre?“

 

„Die irreguläre.“, antwortete daraufhin O’Neill und ich sah ihn verwundert an. Ich hätte von diesem General sicher nicht erwartet, dass er wusste wovon ich sprach. Anscheinend war ich die jenige gewesen die jemanden unterschätzt hatte. Aber meine Gedanken waren schon wieder wo anders. Die Pegasus-Galaxie, egal welche, war mehrere Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und man konnte sie nur erahnen, weil sie ein Teil des großen Andromedanebels waren. Aber wie konnten sie Atlantis, eine Stadt die laut Plato auf dieser Welt war in der Pegasus Galaxie gefunden haben?

 

„Sie spinnen doch!“, sagte ich dann. Das war wirklich der größte Unsinn den ich jemals gehört hatte. Außer weniger Sachen wusste man rein gar nichts von der Pegasus Galaxie, man konnte ja noch nicht einmal genau sagen wie viele Planeten zu diesem ungeordneten Himmelskörper gehörten. Anscheinend hatten die drei Männer mit dieser Reaktion gerechnet. Doch bevor sie noch etwas sagen konnten kam die Ärztin wieder hinein und flüsterte O’Neill etwas ins Ohr. Eigentlich hatte ich das wahrscheinlich nicht hören sollen, aber ich hörte wie sie ihm etwas davon sagte, dass ich irgendein Gen hatte und dass ihre Vermutungen wohl gestimmt hätten. O’Neill zuckte nur wissend mit den Schulter, als sei das nichts Neues für ihn. Aber dann begann Daniel wieder zu reden, anscheinend damit ich nicht mitbekam was sonst gesprochen wurde. Er berichtete mir davon, dass die Air Force der Vereinigten Staaten schon lange die Möglichkeit hatte zu anderen Planeten zu reisen und das vor einigen Jahren sogar eine Möglichkeit gefunden wurde in eine andere Galaxie zu reisen.

 

Mein Vater und meine Mutter wären Teil eines großen Teams gewesen, dass diese Reise angetreten hatte und Atlantis sei ihr Stützpunkt gewesen. Von dort aus hatten sie dann laut Daniel andere Planeten erforscht und Feinde getroffen die schrecklicher waren als alles das ich mir angeblich vorstellen konnte. Und angeblich stand mein Vater seit Jahren an vorderster Front.

 

Natürlich fand ich das alles mehr als lächerlich. Warum hatte mein Vater dieses ganze Theater erfunden? Wollte er mich vielleicht beeindrucken?

 

„Ja klar und das soll ich jetzt glauben? Echt mal Leute, diese Geschichte kling wie aus einem Science Fiction Film.“, warf ich also ein und hoffte, dass die Männer bemerkt hatten, dass ich ihr falsches Spiel durchschaut hatte, doch sie sahen nicht gerade durchschaut aus. Im Gegenteil anscheinend waren sie ziemlich belustigt von meiner Reaktion.

 

„Steven, schicken sie ihn runter.“, sagte O’Neill auf einmal und sah mich viel sagend an. Aha, also doch keine so lange Reise für meinen ach so tollen Hecht von einem Vater. Zumindest dachte ich, dass er nun seinen Auftritt haben würde und wahrscheinlich dachte er, ich würde ihm diese Geschichte abkaufen, aber da hatte er sich mehr als geschnitten. Ich blickte also auf die Tür und wartete darauf, dass er hindurch kam. Diesmal hatte ich kein genaues Bild von ihm. Er war eindeutig nicht General O’Neill und laut dem was Daniel eben erzählt hatte war er wohl eher in seinem Alter, also etwas jünger als die beiden Generäle.

 

Ich erschrak als auf einmal ein Mann hinter mir stand. Das war eindeutig nicht mein Vater, das hätte ich gemerkt. Er war groß und muskulös. Sein stoischer Blick jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken und ich konnte ihm nicht lange Zeit in die Augen sehen. Seine Haut war dunkel, schokoladen-braun wenn ich es so ausdrücken durfte. Auf seinem Kopf hatte er ein seltsames Tattoo, es war golden und um ehrlich zu sein wusste ich nicht wie es entstanden war, denn es sah so aus, als stünde aus seinem Kopf etwas hervor. Dann verneigte er sich einmal vor mir und stellte sich mit seiner tiefen Stimme bei mir als Teal’c vor.

 

„Teal’c ist ein Jaffa, ein Außerirdischer.“, erklärte O’Neill dann schnell und ich sah ihn mit einem „guter-Versuch“-Blick an. Ich glaubte ihm nicht. Dieser Mann war eindrucksvoll, keine Frage und ich hatte noch keine Falltüren oder ähnliches gesehen durch die er plötzlich hatte erscheinen können, aber dass er ein Außerirdischer war bezweifelte ich doch sehr.

 

„Für ein kleines grünes Männchen sieht er aber noch ganz normal aus.“, sagte ich beinahe genervt und der große Mann zog eine Augenbraue nach oben. Dieser Blick verbesserte die Situation nicht wirklich.

 

„Ein Asgard besitzt eine graue Hautfarbe, MagretLindbruch“, sagte er mit immer noch stoischem Blick und er wirkte nicht gerade als würde er Scherze machen. Seine komische Art zu reden machte mich ebenso nervös wie sein Blick. Ich hoffte, dass er nicht mehr lange hier bleiben würde. Vielleicht hatte mein Vater sich auch irgendetwas ausgedacht. Vielleicht wollte er mir vorspielen ich sei in Gefahr, damit er den großen Helden spielen konnte. Wer konnte das schon wissen? Immerhin wusste ich nicht was für ein Typ Mann er war.

 

„Wir haben soeben eine Nachricht von der Midway Station erhalten, ColonelSheppard ist eingetroffen und kann seine Reise ins SGC morgen fortsetzen.“, informierte dieser Teal’c dann O’Neill der sein Vorgesetzter zu sein schien. Jedoch wunderte es mich, dass dieser Soldat dann nicht vor den beiden Generälen Salutiert hatte, wie es eigentlich Sitte war.

 

„Danke Kumpel. Daniel, ich denke wir sollten sie nun ins SGC bringen. Vielleicht glaube sie uns dann.“, sagte O’Neill und beugte sich mit einem kleinen grinsen zu Daniel hinüber. Der andere General nickte nur und stand auf um sich von mir zu verabschieden. Dann gab er mir noch mit auf den Weg, das manches nicht so war wie es schien.

 

Kaum was der alte Mann verschwunden spürte ich auch schon ein komisches Gefühl in meinem Innersten und auf einmal umfasste mich ein seltsames Licht. Im nächsten Moment stand ich nicht mehr in dem Raum in dem ich eben noch eine wahnwitzige Geschichte erzählt bekommen hatte, sondern ich stand plötzlich in einer Art Kontrollraum. Ich sah auf einen Glatzköpfigen Mann der in einem etwas erhöhten Stuhl saß. Neben ihm saßen noch zwei Soldaten und weitere liefen hinten um eine Art Karte herum die Senkrecht im Raum stand.

 

Ich drehte mich kurz um, um mich weiter in diesem Raum umzublicken und ich sah zwei riesige Flächen, und das Bild darauf kam mit nur allzu bekannt vor: Eine meist blaue Kugel vor schwarzem Hintergrund, die Erde. Bevor ich wirklich darauf reagieren konnte wurde ich allerdings wieder von dem Licht erfasst und stand kurze Zeit später wieder in einem anderen Raum. Diesmal sah ich vor eine Dicke Stahltür mit der Aufschrift C-1 Level 28. Links von mir waren große Fenster und dahinter standen einige Leute die uns überrascht ansahen. In der Mitte eine lächelnde Frau mit einem langen, gold-blondem Zopf. Sie ging sofort los und ich ahnte schon, dass sie auf dem Weg zu uns war. Es dauerte nicht mal eine Minute, und ich hatte mich noch nicht weiter umsehen können (ich war ziemlich fasziniert von den ganzen Lichtern und Menschen hinter den großen Fenstern), da war sie schon bei uns.

 

„Willkommen im Stargate Center. Ich bin General O’Neill. Du musst Magret sein.“, sagte sie mit einem fröhlichen grinsen. Und zu meiner großen Überraschung, nahm sie mich direkt in den Arm als würde sie mich schon mein ganzes Leben kennen. Als sie merkte, dass ich ihre Umarmung nicht erwiderte löste sie sich peinlich berührt wieder von mir.

 

„Isabell hat sich streng an die Vorschriften gehalten.“, bemerkte der männliche General O’Neill nur kurz als die Frau ihn fragend ansah. Mir war sofort klar, dass es kein Zufall war, dass sie denselben Nachnamen trug wie er. Ich konnte es in ihren Augen sehen. Es war der Blick den ich zwischen meiner Mutter und ihren Lovern immer vermisst hatte. Diesen Blick von dem ich dachte es gäbe ihn nur in Schnulzigen Filmen oder Romanen.

 

„Sie kannten meine Mutter auch?“, fragte ich sie nun direkt heraus. Sie beugte sich etwas hinunter um mir direkt in die Augen sehen zu können.

 

„Ich war wahrscheinlich einige der wenigen Personen in Atlantis die überhaupt erfahren hat, dass sie Schwanger war als sie ging. Ich war damals ihre Vorgesetzte. Sie hat mir das Versprechen abgenommen niemandem etwas davon zu sagen, denn sie hatte Angst um deine Sicherheit.“ Die Sache wurde ja immer bunter. Was bitte hatte mein Vater sich alles ausgedacht, damit ich ihn mit offenen Armen empfing? Dachte er wirklich ich wäre noch so naiv das ganze Schauspiel für echt zu halten.

 

Okay, zugegebener Weise, diese ganze Sache mit dem Ortswechsel beeindruckte mich doch sehr, ich konnte mir nicht erklären wie sie das gemacht hatten, aber wahrscheinlich hatte das Militär seine Mittel und Wege, wenn das hier wirklich das Militär war. Aber der Rest? Die Geschichte, dass meine Mutter hier in den USA an einer Geheimsache des Militärs gearbeitet hatte? Sie war Lehrerein für Geographie und Biologie an meinem Gymnasium gewesen, keine Soldatin. Und warum sollte sie ihre Schwangerschaft mit mir verschweigen? Welche Gefahr sollte davon ausgehen, wenn mein Vater davon erfahren hätte oder wenn andere es gewusst hätten. Es war nicht gerade so, dass jemand etwas mit der Information hätte anfangen können.

 

„Am Besten wir bringen dich erst mal in eines der Gastquartiere. Du musst erschöpft sein nach dem langen Flug.“, sagte sie beinahe Mütterlich und drückte mich sanft in Richtung der Türe. Aus dem Augenwinkel sah ich dann den großen Ring der rechts von mir stand. Er hatte mindestens einen Durchmesser von 5 Metern, wenn nicht noch mehr und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen wozu dieses Ding gut sein sollte. Allerdings hatte diese Frau Recht, ich war müde und hatte auch keine wirkliche Lust mehr mir dieses Schauspiel, das mein Vater hier aufgesetzt hatte, anzusehen.

 

 

 

 

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