top of page

Kapitel 4

 

Zorak

 

 

„Euer lächerlicher Aufstand ist hiermit beendet!“ Ich hatte gar nicht bemerkt wie es passiert war, aber ich hatte tatsächlich eine Art Messer an der Kehle. Eben noch hatten Thengarl und ich und durch die Massen der Naga gekämpft und nun war ich so kurz davor endgültig zu sterben. Ich würde meine Mutter und Baron nie wieder sehen. Ich würde keinem der beiden mehr sagen können wie viel sie mir bedeuteten. „Gib auf Thengarl oder ich werde sie töten lassen!“ schrie Zorak. Seine Stimme war dunkel, und rau und immer wenn er sprach rann ein Schauer über meinen Rücken, so als ob jemand ständig über mein Grab ging. Dann führten sie uns ab. Doch sie brachten uns nicht, wie ich vermutete direkt in eine der Zellen oder in eine Folterkammer, sondern man brachte uns nach oben in den Palast. Trotz der düsteren Atmosphäre konnte ich erkennen welche Eleganz und Schönheit dieser Palast einmal gehabt haben musste.

 

„NEIN!“, schrie ich geschockt als wir im Saal des Palastes ankamen. Mir blieb mit einem Mal die Luft weg ich merkte wie mein ganzes Leben aus der Bahn geworfen wurde, wie es mir entglitt wie ein entgleisender Zug. Vor dem riesigen Schwarzen Thron lagen in zwei Wassersäulen eingeschlossen meine Mutter und Baron, ob die beiden noch lebten konnte ich nicht sagen. Ich wollte mich losreißen, wollte am liebsten alles niedermetzeln was hier noch stand, aber das Messer an meiner Kehle hielt mich zurück. Auch Thengarls Blick zeugte von entsetzten.„Hast du wirklich geglaubt ich lasse die beiden einfach im Verlies wo du schon einmal eingedrungen bist?“ fragte Zorak verhöhnend. „Die beiden waren ein Guter Köder.“, lachte er und in meinem Magen drehte sich alles um. Ich konnte mir das nicht ansehen, konnte nicht mitansehen wie meine Mutter und Baron dort lagen.

 

„Was hältst du davon, wenn wir auch noch deine liebe Tochter in die Wasserkugeln bringen?“ fragte er Thengarl lachend und auf einmal, als Zorak auf mich zeigte und Thengarl mich verzweifelt ansah schlug der Blitz in mich ein. Das konnte nicht sein. Nein, niemals! Niemals konnte ich seine Tochter sein. Wie sollte das gehen? Ich merkte gar nicht mehr wie ich langsam in die Richtung gezogen wurde wo Baron und meine Mutter lagen. Mir war es egal. Mein ganzes Leben war … es existierte nicht, zumindest nicht so wie ich es immer gedacht hatte.

 

„LASS SIE GEHEN!“ schrie Thengarl und mit einem letzten Kraftaufwand riss er sich von den Naga los. Er wollte mich beschützen, wollte nicht, dass ich dasselbe Schicksal teilte wie meine Mutter und Baron. Seine Augen sahen mich bei jeder seiner Bewegungen an. Er achtete gar nicht darauf wen er alles umriss um zu mir zu gelangen er achtete nur darauf, dass ich noch lebte wenn er ankam. Mein Blick war auf meine Mutter und Baron gerichtet in ihren Wassersäulen. Wenn sie wirklich Tod waren, warum sollte ich dann den Tod fürchten? Dann gab es niemanden mehr auf dieser Erde der mir wirklich wichtig war, niemand mehr, außer Hiromi vielleicht, dem es überhaupt auffallen würde wenn ich nicht mehr da war.

 

„Haru?“ mein Kopf schnellte herum meine Mutter hatte ihren Kopf in meine Richtung gedreht und hatte ihre Augen geöffnet. Sie war nicht tot! Ich merkte wie die Verzweiflung verflog merkte wie die Wut in mir anstieg. Was hatte man ihr bloß angetan dass sie Bewusstlos gewesen war? Niemand, aber auch niemand durfte meiner Mutter so zusetzten! Als sich dann auch noch eines von Barons Ohren bewegte war es vorbei. Ich musste die beiden Retten, ich würde die beiden retten! Ich konnte das, ich war die einzige die das konnte! Mit einem gleißenden Blitz erleuchtete der Stein um meinen Hals und ich schloss meine Augen. In diesem Moment ertönte ein knall, doch er war anders als ich es von Explosionen gewohnt war. Es war dumpf eher ein lautes, plötzliches und dann langes brummen als ein wirklicher knall. Es war so laut, dass die Schreie der Naga nur sehr leise zu hören waren. Als ich die Augen wieder öffnete lagen die Naga und Thengarl auf dem Boden, alle bewusstlos. Nur Zorak stand noch aufrecht und sein Blick war nicht zu deuten. Ein Gemisch aus Wut, Überraschung und Boshaftigkeit.

 

„Glaubst du wirklich dein Wille könnte mich bezwingen? Mich den Meister der Willen?“ er kam von den Stufen seines Thrones hinabgestiegen. Und sah mich abschätzend, aber leicht angewidert an. „Meinst du wirklich der Willen einer einfältigen Prinzessin, die noch nicht mal weiß wo sie ist könnte mich besiegen?“

 

„Mein Wille ist stark genug für 10 Krieger.“ Blaffte ich ihm entgegen und ergriff Thengarls Schwert. Es war schwerer als der Stab den ich getragen hatte, aber dennoch schien es genau für mich gemacht zu sein. Es passte sich mir an. Abschätzend umrundete Zorak mich einmal während er seinerseits sein Schwert herauszog. Es erinnerte mich etwas an die Autos von Männern die ein Potenz Problem hatten. Es war riesig und pompös, aber wahrscheinlich schwerer zu Händeln als das was ich gerade in Händen hielt. Natürlich was ich im ersten Moment geschockt als ich diesen tiefschwarzen Schlächter sah der mit schwach leuchtenden Steinen übersäht war, aber ich war meiner Sache sicher. Ich würde meine Mutter und den Baron nicht hier zurück lassen. Ich würde die beiden beschützen und wenn es mein eigenes Leben kosten würde.

 

„Es ist wirklich rührend kleine Prinzessin, dass du dein Leben opfern willst, nur damit deine Mutter und diese Figur da einige Minuten länger Leiden dürfen!“ sagte er mit einer ruhigen Stimme. Ich wusste, eine ruhige Stimme in solch einen Moment hieß nichts Gutes und bereitete mich auf einen Angriff vor. Mit einem tosenden Schrei sprang Zorak auf mich zu und auch der Stein um seinen Hals glühte auf. Die Steine auf seinem Schwert schlossen sich dem Lichtspiel an, aber mir fiel direkt auf, dass sie schwächer waren als sein eigener und auch schwächer als meiner. Geistesgegenwärtig wich ich seinem Schwert aus und machte einmal über meinen Arm einen Überschlag. Ich musste aus seiner Reichweite gelangen.

 

Glaub an dich Haru!“ hörte ich auf einmal Stimmen in meinem Kopf. Es war als stünden sie neben mir. Als würden sie mich anfeuern. Thengarl und meine Mutter waren in meinem Kopf, sie waren bei mir und unterstützten mich.

 

„ARGH!“ mit einem Schrei meinerseits rannte ich auf Zorak zu und hieb auf seinen Kopf ein, doch er blockte den Schlag mit einer Leichtigkeit ab. Ich musste ihm seines Schwertes entmächtigen. Denn so viel hatte ich bemerkt, die Steine steigerten die Macht sobald sie mit einem Menschen in Berührung kamen. Doch ich war nicht die einzige die versuchte den Gegner von den Steinen zu entmächtigen. Auch Zorak hieb immer wieder auf mich ein, er versuchte jedoch mich des Steines um meinen Hals zu berauben. Immer wieder sauste sein Schlächter nur Zentimeter entfernt an meinem Kopf vorbei und jedes Mal konnte ich hören wie die Messerscharfe Klinge die Luft Durchschnitt.

 

„Wie lang wirst du das wohl durchhalten Prinzessin?“, fragte er höhnisch lachend aber ich antwortete ihm nicht. Ich war konzentriert. Ich war entschlossen und ich würde so lange durchhalten wie ich eben musste. Ich würde mich sicherlich nicht geschlagen geben, würde sicherlich nicht meine Mutter und den Baron dem Tode aussetzen. Und Psychologische Kriegsführung half bei mir schon lange nichts mehr, dagegen war ich seit meiner Schulzeit abgehärtet. Durch meine unerschütterte Konzentration schaffte ich es immer und immer wieder dem massigen Schwert auszuweichen und ich merkte wie die Steine auf seinem Schwert langsam schwächer wurden.

 

„Haru!“ Es war Thengarl, er war wieder aufgewacht und hatte sich meines Stabes ermächtigt. Ich war froh zu sehen, dass er noch lebte, doch ich wusste, dass wenn er nun erwacht war, dass dann auch die Naga nicht mehr lange bewusstlos bleiben würden. Aber auch Thengarl wusste das und während Zorak immer noch auf mich einhieb tötete er einen nach dem anderen.

 

Zorak beachtete ihn gar nicht, er war nur auf mich fixiert. Er stach auf mich ein als sei ich ein wildes Tier das es um jeden Preis zu töten galt, aber das ich wirklich wild war und zwar vor Wut half mir mich gegen ihn zu behaupten. Ich merkte sie immer wieder die Kraft zwischen mir und Thengarls Schwert ausgetauscht wurde und ich hatte das Gefühl, dass ich jetzt wo Thengarl wieder erwacht war sogar noch kräftiger wurde. Das Schwert fühlte sich nun auch an wie mein zweiter am. Es war kein Unterschied mehr, ob ich nun das Schwert oder vielleicht eine Feder gehalten hätte. Und dann schaffte ich es den entscheidenden Schlag zu machen. Zorak hatte gerade auf meine Magengegen stechen wollen, doch ich war schneller gewesen und hatte ihm seine Kette vom Hals geschnitten. Mit einem lauten Knall viel sie zu Boden und zerbrach. Auf einmal fiel ihm das Schwert aus der Hand, die Steine darauf zerbrachen durch den Aufprall und Zorak brach entsetzt zusammen. Er sprang zu dem Stein der eben noch an seinem Hals gehangen hatte, doch das Leuchten verblasste. Ich hielt ihm nun nur noch die Spitze des Schwertes unter die Kehle.

 

„Und nun verrate mir wie ich die beiden befreien kann.“, befahl ich. Doch der eben noch so mächtige Mann sah vollkommen starr auf seinen Stein. Auch als ich die Klinge näher an seinen Hals legte reagierte er nicht.

 

„Du musst einfach mit seinem Schwert durch das Wasser schneiden.“, ertönte eine schnaufende Stimme aus dem Hintergrund. Es war Othra. Sie sah nicht gut aus, aber sie lebte und Thengarl nahm sie in den Arm.

 

„Ich bin froh, dass du wohlauf bist Schwester, ich fürchtete schon du wurdest getötet.“, sagte Thengarl und da wurde mir einiges klar. Er liebte Othra, aber als Schwester nicht als Frau. Doch das war im Moment nicht wichtig. Ich musste meine Mutter und Baron retten. Also schnappte ich mir das Schwert, es war tatsächlich so schwer wie es aussah, und zog es regelrecht zu den Wasserkugeln in denen sich meine Mutter und Baron befanden. Behutsam und darauf bedacht, dass sie nicht verletzt wurden schnitt ich sie auf. Meine Mutter sah mich direkt an, doch zu meinem großen Schrecken waren die Augen von Baron immer noch geschlossen und sein Atem war flach. Was sollte ich nur tun? Ich wusste ja noch nicht einmal was mit ihm passiert war. Also rief ich nach Thengarl der direkt zu mir lief.

 

„Ich fürchte wir können nichts mehr für seinen kleinen Körper tun.“ Sagte er bedrückt und legte eine Hand auf meine Schulter. Das durfte nicht sein! Ich war nicht hier her gekommen um Baron zu begraben! Er durfte nicht sterben!

 

„Er wird auch nicht sterben. Solange sein Wille nicht erloschen ist wird er leben.“ Sagte Thengarl dann und sah Othra vielsagend an. Sie nickte nur und nahm Baron zu sich und verschwand mit ihm. Ich wollte hinterher laufen, sicher gehen, dass es ihm gut ging, aber Thengarl lies mich nicht. Er war der Meinung, dass ich das nicht sehen sollte. Natürlich machte mich das noch unruhiger, aber irgendetwas an Thengarl sagte mir, dass alles wieder gut werden würde.

 

 

bottom of page