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Kapitel 3

 

Auf nach Atlantis!

 

 

Vollkommen ausgerüstet stand ich nun direkt zwischen Thengarl und Othra, die Frau neben der ich aufgewacht war. Meine Waffe hatte Thengarl aus einem abgeschlossenen Schrank herausgeholt. Es war ein langer Stab, größer als ich selbst, dessen Ende mit einem Leuchtenden Stein und einem mit Runen verzierten Ovalen Gebilde verziert war. Durch einen eher unangenehmen Tollpatschigkeitsanfall hatte ich auch herausgefunden, dass dieser Stab auch Pfeile aus seinem Ende schießen konnte. Glücklicher Weise hatte ich niemanden damit verletzt, sondern nur einen Pfeil in einen der Waffenschränke geschossen. Ich hatte sie ja alle gewarnt. Aber nun nachdem ich den Stab bis hierher getragen hatte, schien er mir auf eine seltsame Weise vertraut und der Stein an seinem Ende leuchtete leicht. Vielleicht lag das aber auch an der Kette die Thengarl mir vor dem Kampf noch um meinen Hals gelegt hatte. Es war derselbe Stein wie der in dem Stab verarbeitete Stein, nur dass er anders geschliffen war, aber auch er leuchtete. Auch alle anderen trugen solch einen Stein um ihre Hälse und auch ihre Waffen waren damit geschmückt, doch nur Thengarls Stein war größer als meiner.

 

„Okay Haru,“ sagte er ruhig aber ich merkte dass Sorge in ihm Aufstieg. „Wenn wir den Weg hier freigesprengt haben, möchte ich dass du immer direkt bei mir bleibst. Wir beide werden uns gegenseitig verteidigen. Hast du mich verstanden?“ ich nickte kurz. „Gut. Während Othra die anderen in Richtung des Palastes führt und hoffentlich damit für eine gute Ablenkung sorgt, werden wir beide uns zu den Verließen begeben. Dort werden immer noch Wachen stationiert sein, aber wenn wir Glück haben sind sie so in Aufregung, dass wir sie leicht überwältigen können.“

 

„Aber ich habe noch nie gekämpft Thengarl, ich werde es nicht schaffen. Wir werden eher beide Sterben als das wir im Verlies auch wirklich ankommen.“ Meine Stimme war verzweifelt und ich wusste, dass es auch mein Blick war.

 

„Haru, Glaube daran wer du bist, vertraue dir selbst, deiner Inneren stärke und wir werden die beiden retten können.“ Ich schloss für einen Moment meine Augen. Genau das hatte Baron damals im Königreich der Katzen auch zu mir gesagt und auch davor. So hatte ich mein Bild genannt. Warum hatte ich das schon wieder vergessen? Ich hatte gemerkt was der Glaube in mich selbst alles verändert hatte und nun, da Baron und meine Mutter in Schwierigkeiten waren hatte ich es wieder vergessen. Ich sah wie der Stein an meinem Hals stärker leuchtete und auch der Stein am Stab wurde Heller. Und auf einmal wusste ich es. Die Waffe wurde von der Kraft meines Willens gespeist. Je mehr ich das wollte was ich tat, je mehr ich dafür einstand, desto kräftiger würde auch meine Waffe sein. Und Baron und meine Mutter zu retten war alles was ich wollte. Ich merkte wie mein Körper von einer Kraft durchzogen wurde und auf einmal fühlte es sich so an als sei die Waffe nicht ein einfacher Gegenstand, sondern ein Teil meines Körpers, ein Teil von mir.

 

Als der Stein an meinem Hals immer heller Leuchtete und alle anderen Steine ihm zu antworten schienen gab Thengarl das Zeichen und vor uns wurde ein riesiges Loch in den Tunnel gesprengt. Sofort hörten wir einen Ohrenbetäubenden Alarm.

 

„Zorak hat ein Alarmsystem Installiert! Wir müssen und beeilen sonst flutet er den Zugang!“, schrie Thengarl dann und er begann zu laufen. Hatte ich das eben richtig verstanden? Einen Zugang fluten? Ich hoffte inständig, dass es nur eine Metapher für irgendetwas war denn keinesfalls wollte ich ertrinken. Doch leider war es nicht nur eine Metapher, das sah ich in den geschockten Blicken der Kämpfer die hinter uns waren. Jeder von uns rannte so schnell er konnte und mein Problem war meine äußerst schlechte Kondition. Bereits im Königreich der Katzen hatte sie beinahe mein Verderben bedeutet, doch da konnte Baron mich noch retten. Nun war er jedoch derjenige der gerettet werden musste, er konnte mich also nicht auf dem Arm nehmen und mit mir weiter rennen.

 

Zu meinem großen Schrecken war der Tunnel länger als ich erwartet hatte und als wir uns in der Mitte des Tunnels befanden viel plötzlich eine Art Falltür hinunter, genau zwischen uns und einen Teil der Kämpfer. Es gab einen lauten Knall und der Teil in dem wir gerade noch gewesen waren wurde eine der Glaswände die das Innere des Tunnels vom Wasser trennte davon gesprengt. Wir mussten geschockt zusehen wie mindestens 15 der Kämpfer ohne Chance auf Rettung ertranken. Ich hörte die entsetzten Schreie der anderen und es lies in mir eine Wut aufkochen. Wie konnte ein Mensch nur so grausam und feige sein?

 

„Los weiter oder uns geht es noch genauso!“, schrie Thengarl dann und wir alle liefen weiter. Wie lange würde es dauern bis irgendwo eine Tür auftauchte die vielleicht schon herunter gefallen war und nur noch darauf wartete, dass der Tunnel den sie abschloss mit Wasser gefüllt wurde. Ich merkte wie mein Körper sich wieder mit Panik füllte. Ich wollte nicht sterben, nicht bevor ich nicht Baron und meine Mutter in Sicherheit wusste. Außerdem wollte ich Zorak für seine Grausamkeit büßen lassen. Er hatte 15 anständige Männer und Frauen hinterhältig getötet ohne ihnen eine Chance auf einen Kampf zu lassen.

 

Wir liefen also einfach weiter, zurück konnten wir nicht mehr und der Tunnel hatte keine Abzweigungen ich konnte mich also nicht verlaufen. Aber das war sowieso unmöglich, da Thengarl immer wieder einen Blick auf mich warf, so als wolle er sich versichern, dass ich noch bei ihm und unversehrt war. Dann kamen wir in die Stadt und ich war für einen Moment wie betäubt. Die Stadt war unglaublich groß und von einer überdimensionalen Käseglocke umschlossen. Die Lichter die ich von dem Lager der Rebellen aus gesehen hatte waren in Wirklichkeit keine Lampen, sondern es war etwas anderes, etwas das ich noch nie zuvor gesehen hatte, aber sie waren nicht voll beleuchtet was wohl daran lag, dass es eigentlich nachts war. Aber selbst in dem spärlichen Licht konnte ich erkennen, dass die Häuser die sicherlich einmal in ihrer Architektur ihres gleichen gesucht hatten alle vollkommen herunter gekommen waren. Niemand war auf der Straße und alle Fensterläden waren zugezogen. Niemand hier wollte ärger haben, verständlicher Weise.

 

„Othra, du gehst nun mit den anderen in Richtung Palast, Haru und ich werden hier lang gehen.“ Sagte er. Othra nickte kurz und gab den Kämpfern ein Zeichen ihr zu Folgen. Sie war anscheinend so etwas wie der erste Offizier. Insgeheim fragte ich mich, ob die beiden sich liebten, denn ihr Verhältnis war sehr innig. Doch diese Gedanken verflogen unverzüglich als Thengarl mich am Arm packte und in Deckung zog. Auf dem Weg auf dem wir gerade noch gestanden hatten Schlängelte sich nun ein Trupp von Kreaturen die ich noch nie gesehen hatte. Ihr Kopf und Hals war von einem Schild umrundet wie man es vielleicht von einer Kobra kannte. Ihr Gesicht war eine grässliche Mischung aus Mensch und Schlange und war übersäht mit blauen, türkisen oder lila Schuppen. Ihre ganze hintere Seite, vom Hinterkopf bis hinunter zu ihrem … schlangenartigen Schwanz war übersäht mit einer Art Flossen die diese Wese noch größer und Monströser aussehen ließ.

 

„Das sind die Naga, unerbittliche, grässliche Kreaturen. Mein Onkel hat sich mit ihnen Verbündet. Nur so gelang es ihm Atlantis zu brechen.“ Sagte Thengarl und ich konnte mir vorstellen, dass einige Bürger einfach nur das taten was man ihnen sagte, damit sie diese Wesen nicht sehen mussten. Als ein besonders stark aussehender Naga direkt vor unserem Versteck stehen blieb und anscheinend in der Luft roch hielt ich regelrecht die Luft an. Wenn er uns entdecken würde waren wir wahrscheinlich schneller Tod als wir es uns denken konnten.

 

„Dort hinten ist der Eingang. Wir müssen sehr vorsichtig sein, denn es werden immer noch einige Naga in den Verließen sein.“, flüsterte Thengarl, aber es war unnötig gewesen, denn das hatte ich bereits selbst befürchtet. Ich nickte nur und wir krochen hinter unserem Versteck hervor als der Nagatrupp um die Ecke gegangen war. Ich machte mir direkt sorgen um Othra und die anderen. Würden sie es schaffen diese Wesen zu schlagen? Hatten sie überhaupt eine Chance? Aber ich wusste, dass ich so nicht denken durfte. Ich musste zuversichtlich sein, musste daran glauben, dass wir es schaffen würden. „Wenn du an dich selber glaubst, kannst du alles schaffen.“ Das hatte Baron damals gesagt bevor ich in das Königreich der Katzen gekommen war. Es war zwar schwer, aber ich wusste das er recht hatte. Ich musste daran glauben, dass die Kraft das alles zu überstehen in mir steckte, dass ich diesen grässlichen Wesen mit Thengarl an meiner Seite besiegen konnte.

 

Wir verschwanden in einem kleinen Loch in der Wand und direkt stieg mir ein modriger Geruch entgegen. Es war ein Klischee, doch dieses Verlies war tatsächlich nass, modrig und vollkommen ungemütlich. Es war ein Ort wo Menschen leiden mussten wo sie hergebracht wurden um ihren Verstand zu verlieren. Meine Arme Mutter war immer eine Zarte Seele gewesen und ich machte mir ernsthafte Sorgen. War sie vielleicht schon verrückt geworden? War sie noch dieselbe?

 

„Keine Sorgen Haru, wir werden die beiden finden.“, flüsterte Thengarl mir zu. Anscheinend hatte er meinen besorgten Blick gesehen. Ich begann Thengarl wirklich zu mögen. Hinter dem Krieger den ich kennen gelernt hatte, steckte sicherlich auch ein weicher Kern der nur durch den Kampf in den Hintergrund getrieben worden war.

 

„Ja, wir werden sie finden!“, sagte ich bestimmt, auch um mich selbst noch einmal zu überzeugen. Thengarl lächelte mich voller Stolz an. Es verwirrte mich einen Moment, doch dafür war keine Zeit. Wir schlichen weiter durch die engen, niedrigen Gänge des Verlieses. Hier wurde alles nur durch Öllampen erhellt die kein wirklich gutes Licht lieferten und jeder unserer Schritte, egal wie leise er auch war, hallte an den Wänden wieder, genauso wie das Tropfen des Wassers das von der Decke auf den Boden tropfte.

 

Dann näherten sich uns einige Wachen wir hörten sie lange bevor sie vor uns standen und konnten und so auf sie vorbereiten.

 

„Keine Angst Haru, ich bin bei dir. Dir wird nichts geschehen.“ Thengarl war bereits in Kampfhaltung während ich noch versuchte meine Panik zu senken. Aber ich tat das was er tat ich stellte meine Füße weiter auseinander und ging leicht in die Knie um einen besseren und flexibleren Stand zu haben. Meinen Stab nahm ich fest in beide Hände. Hier in den engen Gängen konnte ich nicht mit den Pfeilen schießen, da kam es auf den Nahkampf an. Aber ich würde es schaffen. Ich würde stark sein, für meine Mutter, für Baron und für Thengarl. Ich merkte wie auf einmal eine Kraft durch meinen Körper fuhr und der Stein um meinen Hals und an dem Stab kräftiger zu leuchten begann. Als Thengarl das sah begann auch sein Stein kräftiger zu Leuchten und ich war mir immer sicherer, dass wir diese Wesen irgendwie besiegen konnten.

 

Als sie dann um die Ecke kamen stieß Thengarl einen wütenden Schrei aus und auch ich schrie meine ganze Anspannung hinaus, aber es klang im Gegensatz zu Thengarl eher wie ein sehr kläglicher, schriller Schrei. Aber dadurch ließ ich mich nun nicht mehr ablenken. So als hätte ich nie etwas anderes getan schwenkte ich meinen Stab umher und traf damit mehrere der Naga. Manche verloren nur das Gleichgewicht und griffen direkt wieder an. Andere erwischte ich mit solch einer Wucht, dass sie bewusstlos zu Boden sanken. Den Naga die Bewusstlos waren setzte Thengarl dann ein Ende und ich merkte wie jeder einzelne den ich abwehren konnte meine Kraft und mein Selbstbewusstsein nur verstärkten. Doch zu meinem großen Schrecken schien die Menge an Naga nicht abzunehmen. Es war fast als hatte Zorak bereits damit gerechnet, dass wir hier einsteigen würden.

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