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Prolog

 

 

 

 

 

Das leise Summen der Geräte sollte sie eigentlich beruhigen, ihr zeigen, dass ihre Freundin immer noch eine Chance hatte, dass es Hoffnung gab, dass Sabé wieder aufwachte. Leider konnte Padmé nicht übersehen, dass es alles andere als gut um ihre Freundin stand. Es war nun zwei Wochen her, dass sie alle von Geonosis gerettet worden waren. Zwei Wochen, in denen sich an Sabés Zustand nichts geändert hatte. Sie war nicht aufgewacht und die Werte, über die die Ärzte immer wieder redeten, schienen auch nicht besser zu werden. Sie war zwar selbst kein Arzt, aber sie wusste genug, um zu verstehen, dass ihre Freundin vielleicht nie wieder aufwachen würde.

„Hör zu“, begann sie am Bett ihrer schlafenden Freundin, „ich weiß, du hast immer darauf bestanden, dass du dein Leben für mich opfern würdest. Du hast es als deine Pflicht angesehen.“ Ihre Stimme zitterte immer wieder und sie schämte sich nicht dafür. „Aber diese Pflicht hast du bereits lange erfüllt.“ Padmé dachte dabei nicht nur an die eigentliche Bedeutung dieser Aussage, sondern an etwas, was sie schon lange vermutete, aber spätestens seit dem erneuten Zusammentreffen mit den Jedi eindeutig wusste. 

Sie hatte Jahre lang miterlebt, wie ihre Freundin unter irgendetwas gelitten hatte, das bei der Besatzung von Naboo passiert war. Aber in den letzten Wochen vor dem schrecklichen Ereignis, das sie alle hierher gebracht hatte, war sie langsam wieder aufgeblüht.

Ebenso war ihr nicht entgangen, dass die Jedi immer noch auf Naboo weilten, obwohl Anakins Heilung schon seit einiger Zeit abgeschlossen war. Obi-Wan pochte vehement darauf, dass Anakin und er erst in den Tempel zurückkehren konnten, wenn sein ungestümer Schüler den Verlust seines Armes seelisch vollkommen verarbeitet hatte. Dass der Meister dabei genug Zeit hatte, um mehrmals täglich in dem lichtdurchfluteten Zimmer des Palasthospitals aufzutauchen und sich neben Sabés Bett zu setzen, war natürlich nur ein Zufall.

„Ich fürchte, sie ist da anderer Auffassung.“  Die vertraute Stimme des jungen Padawan ließ die Sorge, die die junge Senatorin spürte, direkt etwas kleiner wirken. Es beruhigte sie, wenn Anakin in ihrer Nähe war, und es beruhigte sie zu wissen, dass Obi-Wan ihn geschickt hatte, damit Anakin sie ablenkte, während er heimlich einige Zeit am Bett ihrer Freundin verbrachte.

Sobald der Padawan und die Senatorin verschwunden waren und sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmerten, setzte der Meister sich auf den noch warmen Stuhl neben dem Krankenbett. Natürlich ahnte er, dass es nicht gut war, seine beiden jungen und temperamentvollen  Freunde alleine loszuschicken, aber wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann wurde diese Sorge von der Sorge um die mutige Botschafterin verdrängt. 

Als würde sich alleine durch seine Anwesenheit etwas ändern lassen, saß der Jedi-Meister bewegungslos auf dem Stuhl und starrte die an Geräte angeschlossene junge Frau an. Sie sah so anders aus als noch vor wenigen Tagen. Nicht nur, dass ihr Gesicht eingefallen und blass war, es war auch von diversen mehr oder weniger tiefen Schnitten und Schürfwunden gezeichnet, von denen er nur hoffen konnte, dass sie verheilen würden. 

Auch wenn er äußerlich ruhig zu sein schien, sah es in ihm vollkommen anders aus. Immer und immer wieder sah er sie vor sich, auf dem Boden liegend in Mitten einer Horde von Kampfdroiden. Wahrscheinlich würde ihn das sein ganzes Leben lang nicht mehr loslassen. Ebenso wenig wie die Worte, die die beiden kurz vor dem verheerenden Angriff noch ausgetauscht hatten.

Er war sich immer noch nicht sicher, ob sie ihre Worte ernst gemeint hatte, oder ob es nur die Angst gewesen war, die aus ihr gesprochen hatte. Für ihn war jedoch eines sicher, und es war ein Problem, dem er sich noch würde stellen müssen: die Worte, die er gesagt hatte, waren sein voller Ernst gewesen, und nachdem er es ausgesprochen hatte, konnte er seine Gefühle für die junge Botschafterin weder ihr noch sich selbst gegenüber verleugnen. Und falls sie dies tatsächlich nicht überleben würde, wusste er jetzt schon, dass Dokuu dies auch nicht tun würde, wenn sie sich noch einmal über den Weg liefen, und dafür würde er Sorge tragen.

„Sie hat Recht, wisst Ihr“, versuchte er ein einseitiges Gespräch mit seinem Gegenüber zu beginnen. Er wusste selbst nicht genau, was er damit genau meinte, die offensichtliche oder die verborgene Botschaft dahinter. Wahrscheinlich beides. Er hatte die traurige Überraschung in ihren Augen gesehen, als er sie das erste Mal wiedergesehen hatte, und er wusste, dass die Reaktion ihres alten Freundes Typho nicht von ungefähr kam. Er hatte die Wut in dem Sicherheitschef ihm gegenüber gespürt, hatte deutlich gefühlt, dass er der Meinung war, Sabés Gefühlswelt vor dem Jedi, dem er gegenüberstand, beschützen zu müssen.

„Ich weiß, Ihr habt damals einen Eid geschworen, die Königin von Naboo mit Eurem eigenen Leben zu beschützen, solange sie ihren Dienst tut“, begann der Jedi, obwohl er wusste, dass sie ihn nicht hören konnte. „Aber Padmé ist nicht mehr Königin und Ihr seid keine Kammerdienerin mehr.“  Er wusste, selbst wenn sie wach gewesen wäre, hätte seine durchaus störrische Freundin es anders gesehen. Garantiert hätte sie im vehement widersprochen. Denn wenn die beiden eine Eigenschaft teilten, dann war es das Pflichtbewusstsein, den Drang, eine Mission oder eine Aufgabe bestmöglich zu erfüllen.

Und es war auch nur sein Pflichtbewusstsein, sein Eid gegenüber den Jedi, der ihn momentan noch davon abhielt, den Orden zu verlassen, um mit der Frau glücklich zu werden, die nun genau vor ihm um ihr Leben rang.

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