top of page

Kapitel 2

 

Geheiminformationen

 

 

 

Die angespannte Stimmung, die geherrscht hatte, als Padmé und ich darüber diskutiert hatten, ob es gut war, wenn sie direkt zu Anakin lief, erfüllte immer noch den Raum, als sie schon mindestens auf halben Weg gewesen sein musste. Es war unser Glück, dass unsere Kammerdienerinnen zu verschreckt von den Ereignissen der Nacht gewesen waren, um wirklich zu begreifen, um was es sich bei unserer Diskussion gehandelt hatte. Und nun war sie weg und ich war in meinem Loft zurückgeblieben.

"Hast du schon Nachricht von deiner Schwester erhalten?", fragte ich Halé, mich darauf konzentrierend, ihr gegenüber nett zu sein. Immerhin konnte sie nichts für diese ganze Situation. Mit ihren 14 Jahren hatte sie schon eine ziemlich professionelle Einstellung zu ihrem Dienst als Kammerdienerin und ich war mir sicher, eines Tages würde auch sie so vertrauenswürdig wie ihre Schwester sein.

"Ja, Mylady. Sie hat mich darüber informiert, dass sie sich in einem Sicherheitsbunker aufgehalten hat während der Schlacht und dass sie deshalb nicht zurückgekehrt ist. Sie hofft, Euch nicht verärgert zu haben." Der Gesichtsausdruck des Mädchens war so verzerrt, dass man meinen mochte, dass ich sie bestrafen würde.

"Halé, wie oft muss ich dir eigentlich noch sagen, dass ich dieses 'Mylady' nicht hören möchte? Ich war einmal eine von euch." Sie sah mich nur errötend an und nickte stumm, als sich die Türen des Fahrstuhls mit einem leisen hydraulischen Zischen öffneten. Daraus hervor trat Danè, die es anscheinend doch schneller als gedacht geschafft hatte.

Ich ging direkt auf sie zu und nahm sie erleichtert in den Arm. War Padmé mir immer eine Schwester gewesen, so war es Dané wohl auch. Seit sie in meinen Dienst getreten war, hatte ich ihr einfach alles anvertrauen können, ohne auch nur den geringsten Zweifel haben zu müssen, dass sie jemand anderem gegenüber auch nur den Hauch einer Andeutung machen würde. Sie war ähnlich gestrickt wie ich, was wahrscheinlich daran lag, dass derselbe Mentor uns in der Akademie unter seine Fittiche genommen hatte. Loyalität und die Erfüllung ihrer Pflicht standen für Dané an oberster Stelle.

"Ich fürchtete schon, du hättest es nicht mehr geschafft, als die Trümmer das Jerka-Viertel trafen." Ihrem versengten Umgang und der darunter befindlichen Kleidung konnte man ansehen, dass es wahrscheinlich auch in ihren Augen ein halbes Wunder war, dass sie nun wieder hier war.

"Sagen wir, es ist gut, dass ich einige Verbindungen dort hatte, die mich an einen sicheren Ort gebracht haben", antwortete sie und ich war damit zufrieden. Je weniger ich von den Quellen unserer Informationen wusste, desto besser war es. Jeder Mitwisser machte unser Unterfangen schwieriger, leichter manipulierbar.

"Und zu meinem großen Glück habe ich die Nacht mit niemand anderem als Pollok Messa verbracht. Er erzählte mir, dass er mittlerweile nicht mehr daran glaube, dass die Separatisten an allen Schuld seien. Ihm sei aufgefallen, dass der Senat von innen heraus manipuliert werden muss. Ich denke daher, dass wir von ihm Unterstützung erwarten könnten, sollten wir uns entscheiden, zu handeln." Ich war erfreut über diese wahrlich glückliche Fügung des Schicksals. Jeder, der anfing, die Handlungen des Senats und vor allem des Kanzlers infrage zu stellen, war ein kleiner Stein, der irgendwann eine ganze Lawine auslösen würde.

"Was ist mit deinem Termin? Konntest du ihn wahrnehmen?", sagte ich geheimnisvoll, da Halé mit zwei Getränken zu uns gestoßen war, die sie vorher eilfertig geholt hatte, als ihre Schwester eingetroffen war. Auch wenn die beiden Geschwister waren, durften wir kein Risiko eingehen. Zu unserem und ihrem Schutz.

Erst als sie die beiden Gläser abgestellt und ich sie beauftragt hatte, mir ein offizielles Gewand für mein nächstes Treffen mit dem Kanzler bereitzulegen, konnten Dané und ich wieder frei reden. "Ja, das konnte ich." Dané beugte sie noch ein Stückchen mehr zu mir hinüber und flüsterte beinahe, als sie mir berichtete, dass auch Bail Organa, seines Zeichens Senator von Alderaan, einige andere Senatoren für unsere Sache hatte gewinnen können.

"Außerdem hat er mir verkündet, dass Senatorin Mon Mothma es tatsächlich geschafft hat, in den innersten Kreis des Kanzlers vorzudringen. Sie hat Senator Organa versichert, sie würde nun über alles informiert werden, was er plant. Leider gehört dazu wohl auch, dass er die alleinige Kontrolle über den Jedi-Orden haben will."

"Aber die Jedi werden sich nicht kontrollieren lassen", widersprach ich ungläubig dem, was Dané versuchte, mir zu erzählen.

"Wenn er es clever genug anstellt, werden sie wohl keine andere Wahl haben, ohne als Verräter an der Republik zu gelten. Und wenn der Kanzler eines ist, dann clever." Leider hatte sie damit nicht Unrecht. Bisher hatte der Kanzler es bravourös gemeistert, alle Entscheidungen, die ihm zu mehr Macht verhalfen, vom Senat genehmigen zu lassen, obwohl sie eigentlich von ihm angezettelt worden waren. Meistens beeinflusste er einen der schwächeren Senatoren oder Botschafter, einen Antrag zu stellen, der ihm am Ende dienlich war.

Wenn er nun auch Einfluss auf die Handlungen des Jedi-Orden hatte, dann war es höchste Zeit, dass wir endlich zur Tat schreiten konnten. Aber um ehrlich zu sein wunderte es mich schon, dass der Jedi-Orden bisher nichts getan hatte, um diese Kontrolle zu verhindern. Sicherlich war es nicht in ihrem Sinne, wenn der Kanzler sich in ihre Angelegenheiten einmischen konnte.

Vielleicht hatte dies aber auch mit der unbeugsamen Loyalität Mace Windus zu tun, der als langjähriges Mitglied des Rates hohes Ansehen unter den Jedi besaß. Ich hatte ihn nur zweimal gesehen. Das eine Mal in der Arena von Geonosis, und das andere Mal als Padmé und ich ihn während einer gemeinsamen Friedensmission begleitet hatten, und am Ende von ihm hatten gerettet werden müssen, wohl gemerkt.

"Obi-Wan sagte schon, dass ich ein Auge auf Sie würde werfen müssen", hatte er zu mir und Padmé gesagt, als er uns aus den Fängen von Asaij Ventress befreit hatte. Ich hatte nur in meinen nicht vorhandenen Bart gemurmelt, dass Obi-Wan nicht ganz unschuldig an den gefährlichen Situationen gewesen war, in die wir bisher gelangt waren, und Mace Windu hatte nur leicht gegrinst, als habe er Ähnliches schon öfter gehört, wahrscheinlich von Anakin.

Anakin... Wenn ich an ihn dachte, stieg abermals das Gefühl des Neids und der Enttäuschung in mir auf. Doch dieses Mal war ich nicht von Padmé enttäuscht, sondern von dem jungen Jedi. Nicht, dass ich irgendeine tiefere Bindung zu ihm hätte, aber ich hatte ihn dennoch als einen Freund gesehen. Immerhin stand er in besonders enger Beziehung zu Obi-Wan und Padmé. Doch die Tatsache, dass er seinen Eid den Jedi gegenüber nun vollkommen verraten hatte, erweckte die Frage in mir, ob ich ihn jemals wirklich gekannt hatte. Bisher war es mir immer so vorgekommen, als sei er bedingungslos loyal seinen Freunden gegenüber, und die Jedi waren seine Familie.

Abermals fragte ich mich, ob meine Vermutung, dass auch Obi-Wan von der Beziehung zwischen Anakin und Padmé wusste, richtig war. Wenn es so war, warum hatte er nichts getan, um es zu verhindern? Wollte er Anakin eine Möglichkeit geben, die er nie würde haben können? Hatte er vielleicht versucht es zu verhindern, und es hatte nichts gebracht? Sicherlich war Obi-Wan genauso wenig wie ich in der Lage dazu, dem Jedi-Rat von dieser Sache zu erzählen. Aber was auch immer es war, ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass es irgendjemanden in der Nähe der beiden gab, die nichts davon bemerkt hatten.

Um ehrlich zu sein konnte die Verbindung zwischen Padmé und Anakin für uns entweder einmal sehr nützlich oder sehr verhängnisvoll sein. Anakin konnte uns einmal wichtige Informationen bezüglich der Jedi und des Kanzlers geben. Er konnte es aber genauso gut als Verrat sehen und uns melden. Wahrscheinlich war das noch ein Grund für Senator Organa und die anderen gewesen, sich in dieser Angelegenheit an mich und nicht an Padmé zu wenden.

"Mylady, es wird Zeit für Euer Treffen mit dem Kanzler", riss mich Halé aus den Gedanken und hatte bereits einen Teil meiner Kleidung in ihren Händen. Ich wusste nicht genau wieso, aber seit ungefähr drei Monaten lud der Kanzler mich regelmäßig zum Abendessen ein. Sein fadenscheiniger Grund war, dass er sich einfach gerne wieder mit jemandem von seinem Heimatplaneten treffen und sich unterhalten wollte. Dies wäre ihm angeblich so wichtig, weil er erfahren hatte, dass ich meine Eltern damals bei der Schlacht von Naboo verloren hatte und er schon lange Witwer war.

Er sah in mir eine Erinnerung und eine Verbindung nach Hause, und sich mit mir zu treffen war ein Mittel, die zu ehren, die nicht mehr lebten. Dass es jedoch wahrscheinlich eher um den vergeblichen Versuch ging, mir irgendwelche Informationen zu entlocken, war mir schon bei seiner ersten Einladung klar geworden. Vielleicht hatte er erfahren, dass ich mich öfter mit einigen Senatoren traf, die den Krieg für unnötig hielten. Doch nie hatte ich auch nur die kleinste Andeutung gemacht.

Das war auch der Grund, warum die anderen mein Angebot, die Opposition zu verlassen, nicht angenommen hatten. Im Gegenteil, sie sahen in den Treffen mit dem Kanzler eine Chance, dem Kanzler selbst in unvorsichtigen Momenten einige Informationen entlocken zu können. Doch um ehrlich zu sein war auch er sehr bedacht darauf, was er sagte. Er war nun einmal ein Politiker, und ein guter noch dazu.

Ich war es jedoch mittlerweile auch. Und hatte ich zu Beginn noch Schwierigkeiten gehabt, die verborgenen Botschaften zu entziffern, die sich meist hinter den geschwollenen und oft unbedeutenden Sätzen versteckten, hatte ich mir diese Fähigkeit in den letzten Jahren angeeignet. Daher war ich sehr gespannt, was er mir heute zu erzählen hatte, wenn wir uns zu einem erneuten gemeinsamen Essen zusammensetzten.

bottom of page