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Kapitel 3

 

Die Offenbahrung

 

 

 

Als ich am Landeplatz vor dem Senatsgebäude ankam, in dem sich auch das Büro des Obersten Kanzlers befand, wurde ich noch von dem einen oder anderen Senator gegrüßt, der anscheinend nach der Ansprache des Kanzlers noch dort geblieben war, um seinen eigenen Geschäften nachzugehen. Am kritischsten beäugte mich eine junge Senatorin der Frelijanischen Koalition, deren Loge, wie ich wusste, in geringer Entfernung zu der von Padmé war.

"Senatorin Amidala, habt Ihr etwas vergessen?" Sie unterlag demselben Fehler, den schon viele vor ihr gemacht hatten. Auch wenn wir uns in den letzten Jahren was unser Aussehen anging doch sehr voneinander unterschieden, so schien es für andere, die uns nie wirklich nahe kamen, dennoch schwer zu sein, unter unseren förmlichen Roben zu erkennen, wer sich nun darunter befand. "Und wo ist Euer Jedi-Freund, der Euch begleitet hat", fügte sie hinzu. Ich biss mir auf die Zunge, um nicht unhöflich zu werden. Immerhin konnte die junge Frelijanerin nichts für die Vorkommnisse. Aber ich verfluchte die beiden unvorsichtigen Kindsköpfe dafür, dass sie anscheinend noch nicht einmal ernsthaft versuchten, ihre Beziehung geheim zu halten.

"Die Senatorin befindet sich bereits in ihren Gemächern. Und der Jedi, der sie zu ihrem Schutze dorthin geleitet hat, ist in den Tempel zurückgekehrt. Ich bin nur die Botschafterin", klärte ich die Situation auf, als auch schon der Kanzler uns entgegenkam.

"Macht Euch keine Gedanken, Senatorin Axshqa. Die Senatorin und ihre Botschafterin haben schon viele getäuscht." Das Grinsen auf seinem Gesicht sah für andere wahrscheinlich freundlich aus, aber durch meine Abneigung gegen den Kanzler sah ich dahinter nur den Versuch, die freundliche Fassade aufrecht zu erhalten. Was mir jedoch nicht entging, war der verunsicherte Blick, mit dem die Senatorin den Kanzler beäugte. Vielleicht musste das bei Gelegenheit ausgetestet werden.

"Kanzler, ich wollte mich gerade zu Euch begeben", sagte ich ihm dann mit der einstudierten, diplomatischen Freundlichkeit, die ich schon gelernt hatte, als ich noch im Dienste der Königin gestanden hatte.

"Ich wollte mir etwas die Beine vertreten und frische Luft schnappen. In den Fängen von General Grievous war mir das nicht vergönnt." Er bat mich mit einer ausladenden Geste, mit ihm ein Stück zu gehen.

"Ich war erfreut zu hören, dass Skywalker und Meister Kenobi Euch retten konnten, auch wenn es so viele Opfer gefordert hat." Ich war dankbar für die Jahre, die mein damaliger Mentor in meine schauspielerischen Fähigkeiten investiert hatte, denn nun endlich kamen sie zum Einsatz. Nun da ich so tun musste, als ob mich das Wohlergehen des Kanzlers wirklich erleichterte. Mit jedem Tag, an dem wir mehr Informationen erhielten, hatte ich mehr das Gefühl, dass er den Krieg gar nicht beenden wollte. Jedenfalls nicht, bis er tatsächlich alle Macht des Senats für sich beansprucht hatte. "Wie ich hörte, konnte Euer Peiniger jedoch entkommen?"

"Grievous ist entkommen, ja. Doch Dooku konnten wir mit Hilfe des Jungen Skywalker vernichten. Leider fürchte ich, dass er nur ein Kopf der Hydra war und ein neuer nachwachsen wird, wenn wir nicht schnell gegen Grievous vorgehen. Der Feind darf nicht die Chance bekommen, sich neu zu formieren." Seine Stimme war ruhig und gelassen, beinahe als rede er vom Wetter und nicht vom Vorantreiben des Krieges.

"Ich bin mir sicher, die Jedi werden Grievous schnell finden", antwortete ich ihm in der Hoffnung, dass ich recht behalten würde. Wenn sie Grievous schnell fanden, dann würde dieser Krieg ein für alle Mal ein Ende finden. Und meiner Meinung nach war es dafür höchste Zeit.

"Das wage ich zu bezweifeln, meine Liebe. In der Tat glaube ich, die Jedi hängen ihren eigenen Zielen nach. Bei meiner Ankunft waren sie davon überzeugt, dass Dooku nur der Schüler eines noch mächtigeren Sith-Lords gewesen sei, der sich mitten unter uns befinden soll. Sie wollen diesen Sith finden, bevor sie sich um Grievous kümmern."

"Ihr seid der Meinung, ihre Informationen stimmen nicht?", hakte ich so unschuldig wie möglich nach. Dann erzählte er mir, dass er sich seit der ersten Erwähnung der Sith durch die Jedi darüber informiert hatte. Welcher normale Bewohner der Galaxis hatte schon wirklich eine Ahnung von den Jedi und den Sith? Er erzählte mir sogar, dass er der Meinung war, dass sie sich gar nicht so sonderlich voneinander unterschieden, und dass er, würde er die Hilfe eines Sith mit dem Versprechen, die Republik zu retten, angeboten bekommen, er diese umgehend annehmen würde.

"Das könnt Ihr nicht ernst meinen", entflohen mir die Worte, bevor ich sie hatte aufhalten können. Ich wusste nicht viel von den Sith und wollte es auch gar nicht, aber Obi-Wan hatte mir damals genug erzählt, damit ich wusste, dass die Sith das personifizierte Böse waren. Standen die Jedi für das Licht, waren die Sith die Dunkelheit.

"Nein, ich denke nicht." Wieder dieses seltsame Grinsen, das die kleinen Haare in meinem Nacken dazu brachten, sich aufzustellen. "Immerhin ist es sehr unwahrscheinlich, dass dieser Sith-Lord so einfach zu mir spazieren würde. Aber ich bin mittlerweile zu allem bereit, um die Republik und die Werte, die sie vertritt, zu schützen. Ihr nicht auch?"

"Die Werte der Republik sind das schützenswertes Gut", stimmte ich ihm zu, hoffte aber, dass er nicht überhört hatte, dass ich ihm nicht in seiner Vorgehensweise zugestimmt hatte.

"Darum hatte mich auch Senator Jonklu bei einem Gespräch unter vier Augen gebeten", fuhr der Kanzler fort. "Er trug mir an, dass er morgen beantragen will, die Kontrolle der Jedi direkt in die fähigen Hände der Regierung zu geben. Er ist ebenfalls der Meinung, dass es besser sei, dass der Senat bestimme, welchem Ziel die Jedi nachgehen, damit die Republik wie eine Einheit, ein Bollwerk gegen den Feind erscheint." Ich fragte mich, ob dieser Senator tatsächlich von alleine auf diesen Einfall gekommen war, oder ob er nicht vielleicht einen großen Schubs in diese Richtung bekommen hatte.

Wenn Palpatine etwas konnte, dann war es, andere Leute zu beeinflussen, bis sie das taten, was er wollte und dabei auch noch dachten, es sei ihre Idee gewesen. Das hatte er schon damals auf Naboo gekonnt und das hatte ihm damals auch den Posten als Oberster Kanzler erbracht. Es war Padmé gewesen, die Valorum praktisch aus seinem Amt geschmissen und Palpatine emporgehoben hatte.

"Sicherlich werden die Jedi nicht begeistert davon sein", bemerkte ich so emotionslos wie nur möglich.

"Auch ich bin kein Freund dieses Entschlusses, aber wenn der Senat mir diese Aufgabe auferlegt, werde ich sie gewissenhaft erfüllen." Ich antwortete ihm darauf nicht. Alle Macht, die er in den vergangenen Jahren gesammelt hatte, war ihm "auferlegt" worden, beinahe aufgedrängt wurden ihm immer neue Befugnisse und Rechte. Und wenn wir morgen tatsächlich einen Antrag vorgelegt bekamen, der dem Kanzler die Macht über die Jedi gab, waren wir in großen Schwierigkeiten.

Ich entschuldigte mich also mit der Begründung, ich hätte durch die vergangene Schlacht noch etwas Schlaf nachzuholen, und stieg wieder in meinen Speeder. Allerdings führte dieser mich nicht direkt zurück zu meinem Apartment, sondern über Umwege in den Freizeitsektor in diesem Teil des Stadtplaneten. Ich ließ mich in einer eher zwielichtigen Bar nieder und versuchte mich möglichst vor ungewollten Blicken zu verstecken. Die vielen Schmuggler, Diebe und Kopfgeldjäger waren mir zwar ein Dorn im Auge und ich hätte am liebsten gegen sie alle etwas unternommen, aber in solchen Momenten waren sie mir ein Schutz vor den Schergen des Kanzlers, die sich nur selten, aber oft genug, in solche Bars verirrten.

"Ihr wart wieder beim Kanzler?", überraschte mich dann plötzlich die Stimme von Bail Organa hinter mir. Er war in einen Umgang gehüllt und seine Diener hatten ihm zur Tarnung anscheinend mit Kintacreme einen schnellen Vollbart wachsen lassen. Es war eine Schande, dass diese Creme nur mit Testosteron reagierte, sonst wären Frauen wahrscheinlich süchtig danach.

"Ja, und unsere Informationen bezüglich der Kontrolle über die Jedi stimmen. Laut dem Kanzler wird morgen ein entsprechender Antrag gestellt werden", seufzte ich und konnte es immer noch nicht glauben. Was würden wohl die Jedi dazu sagen? Würden sie sich tatsächlich dem Willen des Senats beugen und ihre Autonomie aufgeben?

"Das kann nicht sein ernst sein. Die Jedi waren unsere einzige Hoffnung auf einen schnellen Frieden", stöhnte Bail auf und ich musste ihn leise daran erinnern, dass wir in dieser Bar trotz allem nicht unbeobachtet waren. "Selbst wenn sie der Republik nicht treu ergeben wären, sie hätten kaum eine Chance, diesem Antrag zu widersprechen, ohne als Verräter angeklagt zu werden." Damit traf er den Nagel auf den Kopf und ich wusste nicht, welches Ziel der Kanzler damit eher verfolgte: die Kontrolle der Jedi oder deren Widerstand. Wahrscheinlich eher letzteres, denn in den meisten Punkten stimmten sie bereits überein, und der Rat hatte schon mehr im Namen der Republik getan, als nötig gewesen wäre. Wenn er nun die ganze Kontrolle wollte, dann nur, um die Jedi zu provozieren, dessen war ich mir sicher.

Ich hoffte nur, dass die stolzen Krieger sich nicht in die Enge treiben ließen und so souverän handelten, wie sie es immer taten. Wer wusste schon, was der Kanzler tun würde, wenn die Jedi sich gegen die Auflage wehren würden? Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis das Pulverfass zwischen dem Senat und dem Jedi-Rat hochgehen würde. Und wir konnten froh sein, wenn wir nicht darauf saßen, wenn es passierte.

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