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Kapitel 6

 

Aufgabe

 

 

 

„Überrascht Ihr seid“, bemerkte der alte Jedi und ich meinte sogar ein amüsiertes Lächeln auf seinem grünen Gesicht zu sehen, als ich ihn vollkommen erstaunt ansah. Wir hatten eine Weile nichts gesagt und er hatte mich ganz meinen Gedanken überlassen, während er einfach nur dagesessen und meditiert hatte. Ich überlegte, wie ich antworten sollte, denn er konnte seine Frage unmöglich ernst meinen. Natürlich überraschte mich die Tatsache, dass ich eben die Macht in einer Form gesehen hatte, in der eigentlich nur Jedi sie sehen konnten. Wer wäre nicht überrascht, wenn er auf einmal, nach mehr als 25 Jahren, nachdem man auf Midichlorianer getestet worden war, erfuhr, dass doch welche in einem wohnten, dass man vielleicht ein Jedi hätte sein können.

Ich fragte mich, was meine richtige Mutter dazu bewogen hatte, mir dieses Amulett mitzugeben, warum sie nicht gewollt hatte, dass man mich als Jedi ausbildete. Natürlich, die Naboo waren ein friedliches Volk, aber war das direkt ein Grund, ein Kind von den Jedi fernzuhalten? Oder hatte sie vielleicht einen anderen Grund gehabt?

„Um ehrlich zu sein, verstehe ich den Grund nicht, Meister Yoda. Warum hat sie mir dieses Amulett gegeben?“ Ich wusste, dass der alte Jedi mir diese Frage wahrscheinlich nicht würde beantworten können, und dennoch hatte ich sie einfach stellen müssen.

„Euch schützen sie wollte“, sagte er nur knapp und dann wurden wir von einem kleinen Jungen unterbrochen. Er war gerade einmal so alt wie Anakin gewesen war, als ich ihn das erste Mal kennengelernt hatte. Er informierte uns, dass Obi-Wan Kenobi und sein Padawan in den Tempel zurückgekehrt waren und um eine Audienz beim Rat gebeten hatten. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Entweder hatten sie den Mörder gefasst und die Sache war schlimmer als man dachte, oder sie hatten ihn nicht gefasst und Padmé war immer noch in Gefahr.

Bevor ich darauf bestehen konnte, dass ich bei der Sitzung dabei sein wollte, sah mich der alte Jedi-Meister wartend an. Anscheinend wusste er, weswegen ich hier war, und dass ich nicht so einfach davon abzubringen sein würde. Oder aber, und bei diesem kleinen Mann war ich mir da nicht sicher, er hatte seine eigenen Pläne, und diese beinhalteten meine Anwesenheit bei dieser Unterhaltung.

Vollkommen in meinen eigenen Gedanken verloren folgte ich dem Jüngling und dem alten Meister hinauf in den Ratssaal des Tempels. Ich fragte mich, ob es gut war, dieses Amulett zu tragen, wenn es wirklich meine Fähigkeiten unterdrückte, wenn es mich mein Leben lang zurückgehalten hatte. Andererseits hatte meine Mutter sicherlich ein Grund gehabt, die Macht in mir zu unterdrücken.

Nun, da ich wusste, was dieses Amulett tatsächlich machte, kam es mir beinahe so vor, als sei es schwerer geworden, als hätte es sich verändert. Doch ich wusste, dass das einfach nur eine Einbildung meinerseits war und dass ich es ignorieren musste.

„Schweigen darüber Ihr solltet, selbst vor Menschen, die Euch wichtig“, sagte der alte Meiste dann sehr leise zu mir, als er mich zu ihm hatte aufschließen lassen. Ich zögerte. Sicherlich hatte er Recht damit, doch andererseits würde es schwer für mich werden, mit niemandem darüber zu reden, besonders nicht mit Padmé. Früher oder später würde sie sicherlich irgendetwas bemerken und wenn es nur die Tatsache war, dass ich nun sicherlich öfter gedankenverloren mit dem Amulett spielen würde.

Als wir am Eingang zum Ratssaal ankamen, starrten mich zwei verwirrte Gesichter an. Das eine schien einfach nur überrascht, auf dem anderen breitete sich zusätzlich zu der Überraschung noch ein leichtes Grinsen aus, was von einem Kopfschütteln gefolgt wurde. Dann schlossen wir uns alle zusammen dem kleinen grünen Jedi-Meister an, der uns in den Saal führte.

Als wir eintraten, wurde es augenblicklich still im Raum und die Blicke der andere Meister in ihren Stühlen wanderten zu mir. Sicherlich waren sie es nicht gewöhnt, dass Fremde einfach so hierher geführt wurden, besonders nicht von Meister Yoda. Doch ich versuchte sie alle zu ignorieren. Nur der Blick des alten Meisters selbst irritierte mich. Er hatte mich doch selbst hierher gebracht. Wieso starrte er mich dann dennoch so nachdenklich an? Leider gab es aber keine Gelegenheit, ihn darauf anzusprechen, denn schon begann Obi-Wan mit seinem Bericht über das, was heute Nacht geschehen war. Anscheinend hatte irgendjemand einen Kopfgeldjäger auf Padmé losgelassen, der seinerseits einen Auftragsmörder engagiert hatte. Als die beiden Jedi ihn beinahe gefasst hatten, wurde der Auftragsmörder jedoch von dem Kopfgeldjäger getötet.

„Aufspüren diesen Kopfgeldjäger du musst, Obi-Wan“, warf Yoda ein, als Obi-Wan endlich mit seinem Bericht fertig war. Doch eine Sache schien er dabei zu vergessen. Wenn Obi-Wan und Anakin weiter nach dem Kopfgeldjäger suchen würden, wer würde dann auf Padmé achtgeben?

Einen Moment sah mich Obi-Wan ziemlich verwirrt und unsicher an, als hätte ich ihm diese Frage tatsächlich laut gestellt. Dann schüttelte er kaum merklich den Kopf, um sich wahrscheinlich wieder auf das Gespräch zu konzentrieren. „Was wird mit Senatorin Amidala geschehen? Sie muss weiter beschützt werden“, fragte er dann und sah mich direkt danach an, beinahe als würde er meine Reaktion abwarten.

„Sich darum kümmern dein Padawan wird“,  verkündete Yoda und ich merkte, wie nicht nur ich einen erstaunten Blick auf Anakin warf. Ich war mir nicht sicher, ob das so eine kluge Entscheidung war. Anakin sollte ohne seinen Meister mit uns nach Naboo zurückkehren?

„Ich werde ihn in dieser Aufgabe unterstützen, niemand kennt die Senatorin besser als ich“, mischte ich mich nun ein, obwohl ich das eigentlich gar nicht gewollt hatte. Ich hatte jedoch Obi-Wans beinahe flehenden Blick gesehen.

„Ihr an einem anderen Ort gebraucht werdet, Botschafterin“, antwortete Yoda mir und ich sah ihn verwundert an. Ich hatte also recht gehabt, der alte Jedi hatte bereits seine Pläne für mich und hatte mich wahrscheinlich nur deswegen mit in den Ratssaal genommen.

„Als Sprecherin der Opposition wird Senatorin Amidala schwer dazu zu bewegen sein, die Hauptstadt zu verlassen“, bemerkte ich und wollte damit meinen Standpunkt klarmachen, dass ich mit Anakin reisen musste, doch Yoda ließ sich nicht von seinem Plan abbringen.

„Bis gefangen dieser Attentäter ist, unser Urteil sie respektieren muss, genau wie Ihr“, sagte er und blickte dann einen Moment auf den Boden. Für ihn schien es das letzte Wort gewesen zu sein, zumindest was dieses Thema anging. Anakin würde alleine mit Padmé nach Naboo gehen. Ich traute mich nicht hier im Rat zu äußern, dass Yoda keine Bestimmungsgewalt über mich hatte, da ich ja kein Jedi war. Deswegen blieb ich still, auch mit der Aussicht darauf, dass ich untätig auf Coruscant bleiben musste, während Padmé vor ihrem Verfolger floh und Obi-Wan versuchte, diesen zu schnappen.

„Obi-Wan Ihr begleiten werdet, Botschafterin“, bemerkte der alte Jedi, als Anakin bereits verschwunden war, um mit dem Kanzler zu sprechen. Man hoffte, dass er in der Lage sein würde, Padmé dazu zu bewegen, wieder nach Naboo zurückzukehren.

Obi-Wan und ich sahen uns verwirrt an und ich sah auch einige verwunderte Blicke in den Reihen der Jedi-Meister, aber niemand schien Yodas Entscheidung anzuzweifeln. Ich wusste wirklich nicht, ob es die beste Idee war, wenn Obi-Wan und ich zusammen auf die Suche dieses Attentäters gingen. In Obi-Wans Gesicht sah ich dieselben Zweifel wie in meinem, und das zeigte mir noch mehr, dass es sicherlich kein guter Einfall war, uns beide alleine zu lassen.

„Mit Euch sprechen ich muss, Obi-Wan“, sagte Yoda dann und mir war direkt klar, dass das bedeutete, dass er alleine mit ihm sprechen wollte und dass ich schon einmal vorausgehen sollte. Ich wusste auch schon, was ich mit meiner Zeit jetzt anfangen konnte, und eilte Anakin hinterher. Denn sicherlich würde er nicht nur den Kanzler benötigen, um Padmé davon zu überzeugen, sich in ihrer Heimat zu verstecken. Allerdings war ich mir auch noch nicht so sicher, ob das eine gute Idee war. Immerhin würde der Attentäter sie dort vermuten, wenn hier auf Cosruscant bekannt wurde, dass die Senatorin wieder abgereist war. Denn wo hätte sie sonst sein sollen?

Daher war ich umso mehr überrascht, als ich Padmé in ihrem Schlafzimmer wiederfand und sie dabei war, einige Sachen in einen kleinen Koffer zu packen. War sie wirklich bereit, einfach so zu gehen? Was hatte der Kanzler ihr gesagt?

„Padmé, es tut mir leid“, sagte ich etwas betrübt, während sie weiter packte. Dann ergriff mich meine alte Pflicht und ich wollte ihr schon beim Verstauen helfen, doch sie sah mich nur an.

„Was tut dir leid, Sabé?“ Ihre Stimme klang beinahe etwas vorwurfsvoll und ich fürchtete, dass sie es mir übel nahm, dass ich nicht mit ihr reisen würde. „Tut es dir leid, dass ich wieder zurück nach Naboo geschickt werde? Mir tut leid, dass du schon wieder einfach so dein Leben auf‘s Spiel setzt“, meinte sie und setzte sich auf das Bett, auf dem ihr fast fertiger Koffer lag. „Du bist meine Freundin, beinahe wie eine Schwester für mich. Ich möchte dich nicht verlieren.“

Vorsichtig legte ich meine Hand auf ihre Schulter und setzte mich neben sie.

„Ich habe vor 11 Jahren einen Eid geschworen, dich immer zu beschützen, solange es in meiner Macht steht. Und diesen Eid werde ich ehren, solange ich kann. Daher kann ich unmöglich zulassen, dass der, der dich tot sehen will, immer noch frei herumläuft und vielleicht schon seinen nächsten Anschlag auf dich plant.“ Ich setzte mich so hin, dass sie mich ansehen musste. „Du bist das, was einer Familie für mich am nächsten kommt. Und du bist alles, was ich noch habe. Deswegen kann ich es nicht zulassen, dass dir jemand etwas antut!“

„Und was ist mit dir? Hast du schon mal darüber nachgedacht, was du mir antust, wenn du dich jedes Mal für mich in Lebensgefahr bringst?“, fragte Padmé und es klang traurig. Natürlich hatte ich darüber nicht nachgedacht. Ihr Leben war weitaus wichtiger als meines, zumindest für mich. Als ich nicht antwortete, sah sie dies als Bestätigung und nickte, während sie weiter packte.

„Es war nicht meine Entscheidung. Meister Yoda hat es befohlen“, wollte ich mich aus der Affäre ziehen, aber bei Padmé klappte das selten.

„Und seit wann kann ein Jedi einem Botschafter Befehle erteilen?“

„Ich -“

„Du willst mich beschützen, ich weiß, und ich werde mich wohl langsam damit abfinden müssen, dass du dich von dieser Idee nicht abbringen lassen wirst.“ Padmé umarmte mich noch kurz, dann schloss sie ihr Gepäckstück und verließ das Schlafzimmer. Draußen wartete auch schon Anakin, um uns alle zusammen zum Transporter zu bringen. Die beiden sollten wie Flüchtlinge nach Naboo reisen, damit es erst möglichst spät auffiel, dass die Senatorin nicht mehr auf Coruscant weilte.

„Pass ja auf dich auf“, ermahnte mich auch Yané, die mit Padmé und Anakin flog. Nur Dormé und Saché würden hier auf Coruscant bleiben, um unser Loft in Ordnung zu halten. Ich umarmte sie herzlich, denn irgendwie hatte ich kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Weder dabei, Padmé wieder nach Naboo zurückzuschicken, noch dabei, mit Obi-Wan nach demjenigen zu suchen, der den Auftragsmörder engagiert hatte.

Aus dem Augenwinkel sah ich auch Anakin und Obi-Wan, und während Anakin stolz dastand und versuchte, seinen Meister davon zu überzeugen, dass er seine Aufgabe gewissenhaft erledigen würde, stand Obi-Wan ihm mit skeptischem Blick gegenüber und versuchte ein letztes Mal auf seinen Padawan einzureden. Ich konnte nur hoffen, dass er nicht genauso starrköpfig war wie sein Meister, als ich ihn kennenlernten hatte.

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