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Vorwort

 

 

 

Es kostet Überwindung, um an den Punkt zu gelangen, an dem man bereit ist, sein ganzes Leben mit anderen zu teilen. Den Punkt zu erreichen, an dem man begreift, dass es auch andere interessieren könnte, was geschehen ist, dass sie vielleicht aus den Fehlern lernen könnten, die man selbst einmal gemacht hat. Es braucht Überwindung und Freunde. Freunde, die immer für einen da sind, jeden Schritt dieses Weges begleiten und einem immer wieder versichern, dass es der Richtige ist.

 

Nur dank der bedingungslosen Unterstützung von Freunden und Familie erreichte auch Teti diesen Punkt. Den Punkt, an dem sie begriff, dass eine Autobiographie vielleicht mehr nützen als schaden würde. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, keinen kleinen Teil bei den Überredungsversuchen gespielt zu haben, denn wer würde die Geschichte dieser jungen Frau schon glauben, wenn sie nicht schwarz-auf-weiß zu sehen war?

 

So überzeugten wir sie zu ihrer ersten Autobiographie, die, mit etwas Hilfe, von einer Menge Lesern gelesen wurde. Viele waren verblüfft von der Idee von Reinkarnationen und viele kontroverse Diskussionen über dieses Thema wurden durch diese Biographie wieder in Gang gesetzt. Manche Kritiker behaupteten, es sei das Werk einer Verrückten, andere wiederum priesen sie für ihren Mut, solche Erfahrungen in ein Buch zu bringen. Und wieder andere waren der Meinung, die eingebauten Rückblenden seien nicht mehr als pure Fiktion, um die Liebesgeschichte in diesem Buch über alles andere zu stellen. Ich sage, es ist egal ob Fiktion, Wahnsinn oder Wahrheit. Ist nicht jedes Leben, jede Geschichte voll davon? 

 

Bevor wir jedoch mit der Fortsetzung dieser einmaligen Liebesgeschichte beginnen, sollte hier vielleicht noch für die Leser, die von dieser Geschichte zum ersten Mal hören, erläutert werden, was zuvor passiert war.

 

Ich lernte Teti kennen, da war sie gerade einmal 19 Jahre alt. Sie war mit Dominic Monaghan liiert, den die meisten wohl am besten als „Merry Brandybock“ kennen werden. Er hatte sie während der Dreharbeiten zum „Herr der Ringe“ auf einen unserer Außendrehs mitgenommen, um sie so seinen Freunden vorstellen zu können. Sie verbrachte ganze 2 Monate zusammen mit uns in Queenstown und freundete sich nicht nur mit den Schauspielern, sondern auch mit einem Großteil meiner Crew an. Auch ich kam nicht darum herum diese fröhliche und aufgeweckte junge Frau direkt in mein Herz zu schließen. Was jedoch jedem von uns auffiel war die Tatsache, dass die Freundschaft, die sich zwischen dieser jungen Halbägypterin und dem jungen englischen Schauspieler entwickelte, der gerade erst aus der Schauspielschule gekommen war, um die Rolle des hübschen Waldelben Legolas zu spielen, mehr war als nur eben das. Zumindest hätte es mehr sein können.

 

Doch leider hatten beide andere Partner und schienen nicht sehen zu wollen, was wir anderen schon zu diesem Zeitpunkt sahen. Für eine lange Zeit blieben sie nur Freunde, sehr zum Leidwesen seiner ziemlich eifersüchtigen Partnerin. Orlandos  Freundin Astrate - eine junge Ägypterin, die zusammen mit Teti die Universität besuchte - war alles andere als erfreut über die tiefe Verbundenheit der beiden und ich habe mehr als einmal selbst mitbekommen, wie rasend sie deswegen werden konnte.  Sicherlich spürte auch sie die Anziehungskraft, die zwischen Orlando und Teti herrschte. Doch dann wurde sie schwanger und Orlando war der Meinung, seine Pflicht als Vater erfüllen zu müssen. Er machte der zukünftigen Mutter seines Kindes einen Heiratsantrag und fragte seine beste Freundin im Gegenzug, ob sie seine Trauzeugin würde werden wollen. 

 

Ich erinnere mich noch gut an die unterdrückten Gefühle und die Wut, die ich in dieser Zeit in den Augen von Teti gesehen hatte, nachdem Orlando ihr gegenüber seinen Wunsch geäußert hatte. Und nur Viggo Mortensen oder ihre Freundin Maria, die bei uns am Set als Visagistin arbeitete, konnten sie davon ablenken. Sie hegte eine Abneigung gegen die zukünftige Frau ihres besten Freundes. Dies lag jedoch nicht nur an der Tatsache, dass Teti der Meinung war, dass Astrate ihren besten Freund ausnutzte, sonder auch an ihren Träumen. Schon seit einiger Zeit träumte sie von Erlebnissen aus dem Alten Ägypten, vom größten der Pharaonen und seinen beiden Frauen, die eine lebenslange Rivalität verband. In diesen Träumen war Teti eine davon, und Astrate, zumindest war sich Teti dessen vollkommen sicher, war die andere.

 

Zu einer Hochzeit kam es jedoch nie. Noch bevor sie hätte stattfinden können bekam Orlandos Partnerin die Wehen und nur durch eine Notperation konnte verhindert werden, dass keines der zwei Kinder in ihrem Leib überleben konnte. Leider konnte jedoch auch nur eines gerettet werden. Und dies war der kleine Seth. Doch anstelle ihn zu lieben, weil er überlebt hatte, verstieß die Mutter ihr Neugeborenes und es war Teti, die Orlando um Hilfe mit seinem Sohn bat. 

 

Während die Mutter verzweifelt um das Leben des zweiten Kindes, einer kleinen Tochter, trauerte, verbrachte Teti nun jeden Tag am Set und passte direkt neben den Kameras auf den kleinen Seth auf. Sie fütterte ihn, wenn er Hunger hatte, trug ihn, wenn er Nähe brauchte, und wiegte ihn in den Schlaf, wenn er weinte. Orlando merkte schnell, dass Teti das Beste war, was ihm hatte passieren können. 

 

Kurz nach der Geburt des kleinen Seth kam dann auch die Trennung der beiden frischgebackenen Eltern. Immer wieder war der kleine Seth wegen Verletzungen zum Arzt gebracht worden und schon lange legte sich der Verdacht nahe, dass er misshandelt wurde. Doch es kam erst raus, als Astrate, in einem verzweifelten Versuch Teti endgültig loszuwerden, versuchte sie wegen Kindesentführung und Misshandlung anzuzeigen. Dabei hatte Teti sich eigentlich nur während eines Außendrehs versichern wollen, dass mit Seth, der bei seiner Mutter geblieben war, alles in Ordnung war. In der darauffolgenden Verhandlung wurde allerdings klar, dass Seth’ Mutter kein Interesse an ihrem Sohn hatte, dass sie ihn für den Tod seiner Schwester verantwortlich machte und dass Orlando für sie eigentlich nie mehr gewesen war als ein hübsches Mittel zum Zweck.

 

Die Hoffnung in uns alles stieg, dass Teti und Orlando, nun da sie endlich beide Single waren, erkennen würden, was wir schon seit der erste Begegnung der beiden gewusst hatten, doch leider waren sie nicht so schnell wie wir. Sie merkten zwar, dass etwas zwischen ihnen wuchs, nachdem Teti und Dominic sich schon früher getrennt hatten, aber sie hatten Angst es sich einzugestehen. 

 

Nach Ende der Dreharbeiten verließen natürlich auch Orlando und sein kleiner Sohn das Land und ich war mir sicher, dass Orlando der Abstand von allem, was hier passiert war, guttun würde. Leider stimme dies für unsere liebe Teti nicht. Sie kam mit ihrem neuen, „Herr der Ringe“-freien Leben nicht klar und es passierte das, was vielen jungen Leuten passiert: sie übertrieb ihre Partywut aus Mangel an anderen Dingen, die sie tun konnte. Sie versuchte die Liebe, die sie für Orlando empfand, in kleinen, unbedeutenden Beziehungen zu ertränken. Und sie ging dabei soweit, bis es gefährlich wurde und sie an den Falschen geriet. 

 

Ich möchte hier nicht weiter auf die Vorkommnisse eingehen, denn dies ist etwas, worauf Teti das einzige Vorrecht hat. Aber es soll gesagt werden, dass dieses schreckliche Erlebnis nicht nur sie aufweckte, sondern auch alle anderen um sie herum. Orlando kehrte sofort mit seinem Sohn nach Neuseeland zurück, um sich um Teti zu kümmern, und auch, wenn es lange dauerte, bis sie sich ihm wieder annäherte, klappte es schließlich und Orlandos tief empfundene Freundschaft zu ihr gab Teti einen neuen Halt in der Welt. Sie schaffte es mit dem Studium der Archäologie einen neuen Lebensinhalt zu finden, während Orlando für Premieren und neue Dreharbeiten quer durch die Welt reiste. Doch die beiden hielten stets Kontakt. 

 

Kurz nach der Premiere des zweiten Filmes ereignete sich dann ein zweites, schreckliches Erlebnis, das Teti noch bis heute verfolgt. Bei einer Studienreise, auf der sie von ihrer besten Freundin begleitet wurde, entdeckte sie in einem alten Grab eine noch unentdeckte Kammer. Eigentlich sollte es ein großartiger Fund sein, der für Furore sorgen konnte, doch leider wurde sie in einen Hinterhalt geführt und angegriffen. Maria, ihre beste Freundin seit Kindertagen, stürzte sich zwischen Teti und den Angreifer, der sich später als Seth‘ Mutter Astrate herausstelle, und starb an ihren schweren Verletzungen.  Astrate hatte einfach nicht vergessen können, was passiert war, und auch sie wusste um das vermeintlich frühere Leben, in dem die beiden Frauen schon einmal um einen Mann gekämpft hatten. Dieses Mal hatte Astrate jedoch nicht die Verliererin sein wollen.

 

Erst im Krankenhaus - Teti hatte ebenfalls einige ernste Verletzungen davongetragen - erfuhr sie vom Tod ihrer Freundin und davon, dass wohl auch Astrate diesen Angriff mit ihrem Leben bezahlt hatte.

 

Wir alle waren sehr geschockt von den Ereignissen und für einige Zeit überlegte ich sogar die Dreharbeiten der Pick-Ups zum dritten Teil zu verlegen. Denn nicht nur Teti betraf dieses Unglück. Auch unser Frodo-Darsteller Elijah Wood war von dem Tod der jungen Visagistin stark betroffen, hatte er sie doch kurz nach der Reise nach Ägypten heiraten wollen. Es dauerte einige Zeit, bis alle sich soweit wieder gefangen hatten und ich mir sicher sein konnte, dass unseren Nachdrehs nichts im Wege stand.

 

Umso erfreulicher war es dann einige Monate später, als die Pick-Ups dann starteten, festzustellen, dass Orlando und Teti, wahrscheinlich durch die vergangenen Ereignisse, ihrer Gefühle zueinander endlich bewusst, ein Paar geworden waren und Orlando sogar überlegte, Teti einen Heiratsantrag zu machen. Das tat er an seinem letzten Drehtag auch und sie stimmte zu, wollte sich jedoch ein Jahr Zeit einräumen, damit beide erst einmal ihre Zeit als Paar genießen konnten.

 

Wie der Rest dieser Beziehung war auch dieses Jahr nicht einfach. Teti zog für Orlando und einen neuen Job am British Museum nach London, während Orlando immer noch quer durch die Welt reiste. Sie blieb zu Hause, arbeitete und erzog Seth, der mittlerweile wie ihr eigener Sohn für sie war. Und natürlich sorgte das für großen Unmut bei der sonst so emanzipierten jungen Frau. Nach einigen Diskussionen sah Orlando seinen Fehler ein und begann, sehr zum Leidwesen seiner Agentin, etwas mehr Rücksicht auf seine kleine Familie zu nehmen.  

 

Am 17. Juli 2004 gaben sich die beiden dann in einer wunderschönen, auf die beiden abgestimmten Zeremonie das Ja-Wort. Alle waren eingeladen und in gewisser Weise kam es allen Anwesenden beinahe wie eine kleine Familienzusammenführung vor, denn seitdem die Dreharbeiten und die Premieren für die „Herr der Ringe“-Filme vorbei waren, sah man sich nur noch selten.

 

Einige Jahre später zog die nun endlich glückliche Familie dann in die Staaten, damit Orlando einen mehr oder weniger beständigen Job als Serien-Schauspieler übernehmen konnte, und es brauchte nicht lange, bis sich alle in LA eingelebt hatten.

 

2009 kam dann die kleine Maria zur Welt und machte das Glück der nun 4-köpfigen Familie komplett. Teti hatte eine Stelle als Dozentin an der UCLA angenommen und Orlandos Vertag bei der Produktion war für weitere Jahre verlängert worden.

 

Und damit kommen wir an den Punkt, an dem dieses Buch nun beginnt. Ich kann abschließend nur sagen, dass ich mich glücklich schätze, diese kleine Familie zu kennen und einen Teil des Weges mit ihnen gegangen zu sein. Ich bin stolz, mich ihr Freund nennen zu können und hoffe auf viele weitere Jahre der tiefen Freundschaft.

 

 

 

Peter Jackson

 

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