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Kapitel 23

 

 

Ägyptischer Ostling

 

 

 

Ich war vollkommen fasziniert. Ich stand da wie versteinert oder besser, wie verzaubert. Und ich war nicht die Einzige. Heute war es genau ein Jahr her, dass die Dreharbeiten für den Film begonnen hatten, und Viggo hatte uns alle zu diesem Anlass in seinen Trailer eingeladen. Ich war vor ein paar Monaten schon einmal im Inneren des Trailers gewesen und bereits da hatten mich die vielen Bilder, die er, warum auch immer, an seinen Spiegel geklebt hatte, fasziniert. Bereits damals hatten sie einen Großteil seines Spiegels verdeckt, doch mittlerweile waren es so viele geworden, dass sie sogar die Spiegel von Bernhard und Miranda einzunehmen begannen.

 

Aber nun verstand ich, warum Viggo das gemacht hatte. Denn wenn ich so auf die einzelnen Bilder starrte, hatte ich das Gefühl, in der Zeit zurück zu reisen und mich an jede einzelne Begebenheit so zu erinnern, als wäre es erst gestern gewesen. Jedes einzelne Bild strahlte so viel aus, dass es einen überwältigte.

 

„Du bist echt ein Künstler“, kommentierte Elijah was er sah, mit offenem Mund, und er hatte Recht. Wahrscheinlich hätten nur wenige diese Idee gehabt und dann auch umgesetzt. Immer wieder konnte ich ein geflüstertes „Weißt du noch da?“ hören und es wurde auf einige Bilder gezeigt. Ich kam dann nicht drum herum, mir die erwähnten Bilder anzusehen und eines davon war einfach nur zum Schießen. Elijah auf einem Bett, umgeben von Chaos, schlafend. Ja, das war Elijah. Er konnte wahrscheinlich immer und überall schlafen, wenn er nur einige Minuten Zeit dafür bekam. Leider war das hier selten, denn in gewisser Weise spielte er ja die Hauptrolle. Er wurde also beinahe immer gebraucht. Aber dieses Bild zeigte ihn schlafend und ich war dabei gewesen.

 

Elijah hatte gerade eine kleine Pause, weil die Scheinwerfer neu eingestellt werden mussten, und hatte sich einfach, ohne wirklich darauf zu achten, in irgendein Zimmer verkrochen. Es war das momentan nicht benutzte Kinderzimmer von Peters Tochter gewesen und da war einfach alles Mögliche reingeschmissen worden. Elijah hatte sich einfach auf das Bett geschmissen und als wir 3 Minuten später nach ihm sahen, schlummerte er schon tief und fest. Natürlich machte Viggo sofort ein Foto davon und hing es dann an seinen Spiegel. Doch das Bild wurde von anderen überlappt.

 

Zum Beispiel von einem Bild auf dem Billy, Dom, Sean und Elijah mit Surfbrettern zu sehen waren. Dieses Bild hatte ich selbst aufgenommen und Viggo hatte mich regelrecht angebettelt es ihm für seinen Spiegel zu überlassen. Die Jungs hatten sich an einem der wenigen drehfreien Tage zum Surfen verabredet und zwar direkt bei Dom, Sean und Elijah vor der Haustüre. Die Drei wohnten relativ nah beieinander und direkt vor ihrer Tür war eine kleine, etwas felsige Bucht. Auch Orlando war dabei gewesen, doch da er der einzige gewesen war, der immer noch auf seinem Brett stand, während die anderen alle bereits heruntergefallen waren, hatte ich von ihm kein Bild machen können. Es war einfach fantastisch, diese deprimierten Gesichter zu sehen und immer noch förmlich Orlando im Hintergrund jubeln zu hören.

 

„Wir müssen unbedingt einmal wieder Surfen gehen“, ließ Orlando dann auf einmal verlauten. Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie er in den Trailer gekommen war, so fasziniert hatte ich auf die ganzen Bilder gestarrt. Natürlich spielten die Jungs die nicht so begeisterten, aber im Endeffekt wusste ich, dass sie förmlich darauf brannten, wieder einmal Surfen zu gehen. Ich hingegen war davon nicht so überzeugt und würde wohl mit Maria am Strand bleiben, um wieder Fotos von ihnen zu machen.

 

„Warte, ich hab hier noch eins“, sagte Orlando dann und griff an uns allen vorbei, um ein Foto am Spiegel zu befestigen. Es war ein Polaroid und darauf war Orlando zu sehen, wie er eines der Latex-Elbenohren nach vorne zeigte. Darunter hatte er einen Text geschrieben: „Du wirst die bessere Qualität der Spitzenohren noch erkennen. Wir haben ein Paar für dich aufgehoben.“ Und wir musste anfangen zu lachen. Ja, Orlando und Viggo, die beiden scherzten immer miteinander, welche Vor- oder Nachteile es hatte, ein Elb zu sein. Wobei Orlando natürlich nur die Vorteile sah, während Viggo nur die Nachteile sah. Meistens endete die Diskussion darin, dass Viggo Orlando am Abend zu einem Trinkspiel herausforderte, das Orlando immer wieder verlor. Er war einfach nicht für Alkohol gemacht. Ein kleiner Tropfen davon und er war dicht. Woran das lag, wusste keiner. Aber natürlich nutzten das die Jungs öfter aus als es gesund für sie und Orlando war.

 

„Sieh mal da, Teti, da bist du“, sagte Dom und zeigte auf das Foto. Und tatsächlich, da war eines mit mir. Es war der erste Tag gewesen, den ich offiziell am Set gearbeitet hatte. Die Jungs hatten mich am Abend vollkommen in ihre Kostüme gekleidet. Ich trug Legolas‘ Perücke, Gandalfs Hut, Boromirs Horn, Sams Elbenseil, Pippins bereits abgeklebte Hobbitfüße, Frodos Schwert Stich, Merrys Umhang, Aragorns Ring und Gimlis Schild. Ich sah vollkommen bescheuert aus, aber dieses Bild trieb mir die Tränen in die Augen.

 

Innerhalb von einem einzigen Augenblick fand ich mich in 10 Armen eingewickelt und meine Wangen und meine Stirn wurden mit leichten Küssen bedeckt. Es war einfach unglaublich, diese einmalige Verbindung zwischen uns allen, die Freundschaft, die sich in diesem einen Jahr bereits gebildet hatte. Erst jetzt begriff ich, dass die Jungs mich durch die Einkleidung in ihre Kostüme zu einer von ihnen machen wollten. Dann, nach einigen weiteren Augenblicken, in denen wir die Bilder angestarrt hatten, gingen wir wieder unserer normalen Arbeit nach.

 

„Teti.“ Ich war gerade dabei, Seth während einer kurzen Pause eine frische Windel zu machen, als Peter auf mich zukam, zusammen mit Maria. Maria lächelte verschwörerisch und es konnte nichts Gutes bedeuten. Ich kannte dieses Lächeln und meistens führte Maria dann etwas im Schilde. Als dann auch noch Orlando kam und mir mit einem Grinsen den kleinen Seth abnahm, war ich eindeutig verwirrt. Dann legte Peter einen Arm um meine Schulter und brachte mich so in einen der Make-up-Trailer.

 

„Was geht hier vor sich?“, fragte ich mehr als verwirrt als er mich auf einen der Stühle setzte.

 

„Schließ einfach deine Augen und warte es ab“, sagte er und verwand mit einem Schuljungenkichern wieder aus dem Trailer. Maria war immer noch da und sie schnappte sich auf einmal einen Pinsel und etwas Gesichtsfarbe. Als ich auch sie fragte, was los war, antwortete sie nur, dass sie die strikte Anweisung hatte, mir nichts zu sagen, und dass sie mich, wenn ich weiter bohren würde, über Orlando ausfragen würde. Das wollte ich natürlich vermeiden und so hielt ich meinen Mund. Das war gesünder für uns beide.Es dauerte eine geschlagene Stunde bis Maria mit meinem Gesicht fertig war. Und da alle Spiegel im Trailer mit Stoff abgehangen waren, konnte ich mich noch nicht einmal selbst sehen. Dann reichte sie mir die Hand, um mir aufzuhelfen und um mich außerhalb des Make-up-Trailers an Richard zu übergeben. Richard war neben Peter der Kopf von Weta Digital und war ebenso für die Kostüme des Film verantwortlich. Da ich das wusste, wurde mir langsam etwas schwindelig. Was wollten sie alle von mir? Sie konnten mich doch nicht ernsthaft im Film haben wollte, immerhin passte ich so gar nicht nach Mittelerde. Tolkien hatte nie über dunkelhäutigere Bewohner von Mittelerde gesprochen. Ich war eindeutig nicht kaukasisch genug. Im Kostümwagen angekommen setzte man mir dann eine Art Helm auf, der direkt mit etwas abgedeckt wurde, damit ich nichts Weiteres sehen konnte. Ich merkte nur, wie sie an mir herumwerkelten um mich in irgendein Kostüm zu stecken. Auch sie durften mir keine Auskunft geben, was eigentlich mit mir geschah, was Peter mit mir vorhatte.

 

Aber ich sollte es bald erfahren. Nach einer halben Ewigkeit brachte mich Richard nämlich wieder nach draußen und ich sah ein Set. Es bestand zum größten Teil aus grauen Steinen. Es war relativ trist, wären da nicht die Kamerawagen, die Schienen für die Wagen, einige Computer und Bildschirme und natürlich viele, viele Leute gewesen. Es waren circa 16, die in Kostüme gekleidet waren. Sie alle hatten eine Rüstung an, deren Schutzplatten an dreckige Schuppen eines großen, goldenen Drachen erinnerten. Unter dem Helm, der ebenfalls golden war, trugen sie ein dunkelrotes Tuch, das in gewisser Weise an die Halstücher von Motorradfahrern erinnerte. Auch der Rest der Kleidung war in diesem Rot- oder einem dunklen Grünton gehalten und irgendetwas sagte mir, dass ich in genau so einem Kostüm steckte. Und tatsächlich, als ich an mir herunter sah, sah ich diese goldenen Drachenschuppen. Der Wind wehte deutlich spürbar und das Tuch, das anscheinend auch an meinem Helm befestigt war, schlug mir mehrmals in die kleine maskenartige Öffnung, durch die ich sehen konnte.

 

„Peter?“, fragte ich als ich ihn mit einem Grinsen auf mich zukommen sah. In der Richtung, aus der er kam, hörte ich ein leises Jubeln, das der Wind davontrug. Aber ich wusste, dass es zumindest Billy, Dom und Elijah waren, wahrscheinlich auch noch einige andere.

 

„Also, Teti, du wirst gleich bitte zusammen mit David - David, heb mal deine Hand!“ Einer der 16 hob seine Hand und kam zu mir nach vorne „Du wirst mit ihm gleich über diese Markierungen bis nach da vorne laufen.“ Peter wedelte wild in der Luft herum und ich, ich konnte einfach nicht glauben, dass er mich derartig ins kalte Wasser warf. Ich war doch keine Schauspielerin. „Und dann bleibt ihr da vorne stehen. Wir befinden uns am Schwarzen Tor und du bist eine der Hauptfrauen der Ostlinge. Sam ist gerade von einem Felsen da oben abgestürzt und hat etwas Staub aufgewirbelt, den du gesehen hast. Du machst David darauf aufmerksam und ihr seht euch genauer um. Aber Frodo schafft es, Sam genau vor euren Füßen zu verbergen und ihr seht ihn nicht. Dann geht ihr wieder zurück zu euren Leuten, verstanden?“ Peter fragte noch nicht einmal, ob ich damit einverstanden war. Aber wahrscheinlich würde die Szene eh nicht im Film erscheinen. Orlando und die anderen hatten mir schon von diversen Szenen erzählt, die es wahrscheinlich nicht in den Film schaffen würden, obwohl Peter so viel Wert darauf gelegt hatte. Dies war sicherlich eine davon und daran würde ich nicht unschuldig sein. Ich war keine Schauspielerin und wollte auch keine sein. Und daher würde ich diese Szene wahrscheinlich …

 

„UND ACTION!“ Ich brauchte einen Moment um mich zu fassen. Anscheinend musste ich da durch. Vielleicht musste Peter auch erst sehen, wie miserabel ich war, bevor er mich wieder aus der Situation holte. Die anderen setzten sich alle in Bewegung und David, von dem ich immer noch nicht wusste, wer da eigentlich unter dem Kostüm steckte, ging ebenfalls los. Ich folgte ihm und sah wie gebannt auf die Markierungen, die Peter angebracht hatte.

 

„CUT! Teti, du darfst nicht so auf die Markierungen starren. Du bist gerade verwundert über diese Staubwolke, die aus heiterem Himmel aufgetaucht ist“, sagte er und ließ uns noch einmal von vorne beginnen. Doch aus dieses Mal konnte ich mir einfach keine Rauchwolke vorstellen.

 

„Ich bin einfach keine Schauspielerin, Pete“, versuchte ich ihm zu erklären, doch er ließ nicht locker. Er war sich sicher, dass ich diese Szene hinbekommen würde, also drehten wir sie immer und immer wieder. Dann, auf einmal, als wir wieder mit einem Take starteten, bildete sich tatsächlich eine Staubwolke, die den Berg hinunter glitt. „Macht weiter, macht weiter“, flüsterte Peter als David und ich kurz stockten, aber ich konnte mir vorstellen, dass wir in diesem Moment tatsächlich verwundert aussahen. Wir machten also weiter und bevor ich zu weit gehen konnte, hielt David mir seinen Speer vor die Beine, als Hilfe. Ich blieb stehen und wir blickten uns um. Woher war der Rauch gekommen? Dann sahen wir uns gegenseitig an und David flüsterte mir zu, dass wir jetzt wieder zurückgehen sollten.

 

„CUT!“ Es war geschafft. Die Szene war im Kasten und Peter war nicht einmal dazwischen gegangen.

 

„Danke, Pete, das mit dem Rauch hat mir wirklich geholfen … Darf ich mal sehen?“, fragte ich und Peter grinste nur.

 

„Das war ich zwar nicht, aber gern geschehen. Und nein, du darfst nicht mal sehen.“ Sein Grinsen wurde noch breiter als er mir erklärte, ich würde schon bis zur Premiere des zweiten oder dritten Teils warten müssen, bis ich mich selbst sehen würde. Dann wurde ich wieder ausgezogen und Maria entfernte die Schminke von meinem Gesicht.

 

„War echt nett von Orlando, dir so zu helfen. Keine Ahnung wo er diesen Silvesterkracher her hatte“, bemerkte Maria mit einem Zwinkern. Natürlich sah sie darin wieder einen Beweis dafür, dass auch Orlando Gefühle für mich hatte. Doch ich sah darin nur einen Freund, der einen anderen Freund unterstützen wollte.

 

„Ich habe noch nie so einen sexy Ostling gesehen“, kam Billy mir lachend entgegen und auch Elijah und Dom stimmten in sein Lachen mit ein, als ich endlich fertig war und mir im Zelt etwas zu Essen holte.

 

„Dann, Mr. Boyd, solltet Ihr lieber aufpassen. Wir Ostlinge mögen es nämlich nicht, als sexy betitelt zu werden. Vor allem nicht von so kleinen Hobbits, wie Ihr es seid“, erwiderte ich und zeigte auf seine Hobbitfüße.

 

„Heute Abend gibt es eine große Party bei mir zu Hause!“, reif auf einmal Barry Osbourne, einer der Produzenten, in die Menge und es wurde gejubelt. Partys waren immer gut, vor allem wenn man sonst immer nur zusammen arbeitete.

 

„Ich werde meinen Abend wohl zu Hause verbringen…“, sagte Orlando und nahm seinen Sohn auf den Arm. Es tat mir leid, dass er wohl nicht dabei sein würde und er wollte unter keinen Umständen meinen Vorschlag annehmen, dass ich auf Seth aufpasste, während er bei der Party war. Seiner Meinung nach war ich genauso ein Mitglied dieses Film und hatte dasselbe Recht, auf der Party zu sein, wie er.

 

„Was hältst du dann davon, wenn ich meine Mutter fragen würde? Heute hat das Restaurant geschlossen und meine Mutter würde sich sicherlich freuen, auf den Kleinen aufzupassen. Sie liebt Kinder.“ Und damit übertrieb ich nicht. Meine Mutter war wirklich verrückt nach Kindern. Nicht ohne Grund drängte sie schon seit langer Zeit, dass Hirchop endlich einmal eine Freundin finden sollte. Sie wollte ja schließlich Großmutter werden. Hirchop gab dann immer zu bedenken, dass ich ja auch noch da wäre. Jetzt würde sie, wenn Orlando zustimmte, für einen Abend Oma sein und auf ein Kind aufpassen können.

 

„Das muss sie nicht tun.“

 

„Ich habe auch nicht gesagt, dass sie muss, sondern dass sie es bestimmt wollen würde“, erwiderte ich. Bevor Orlando noch ein Widerwort geben konnte, schnappte ich mir mein Handy und wählte die Nummer meiner Mutter. Wie erwartet war sie vollkommen begeistert von der Idee und freute sich bereits darauf, den Kleinen bei sich zu haben.

 

„Ich glaube, Seth könnte nicht mehr Glück haben“, sagte Orlando und sah mich dankbar an. Ich wollte, dass die beiden glücklich waren. Ihnen war so viel Schlechtes passiert und im Gegensatz zu Orlando würde sich Seth, wenn er Glück hatte, kaum daran erinnern können, was seine Mutter ihm angetan hatte, wenn er groß war. Aber Orlando würde es wohl nie vergessen und es würde sicherlich immer etwas zurückbleiben.

 

Die Party am Abend war mehr als unterhaltsam und es war gut gewesen, dass meine Mutter den kleinen Seth genommen hatte. Denn so hatte auch einmal Orlando die Möglichkeit, sich eine Auszeit zu nehmen. Barry hatte ein wirklich einmaliges Haus am Berghang. Von seiner Terrasse aus hatte man einen wunderbaren Blick hinaus in den Pazifik und das Meer und der Himmel trafen sich am Horizont.

 

„Geht es dir gut?“ Es war Dom. Ich hatte ihn gar nicht kommen hören, aber anscheinend war das bei mir normal. Wenn ich einmal in einen Blick versunken war und meinen Gedanken nachging, nahm ich kaum noch etwas um mich herum wahr.

 

„Ja, warum fragst du?“

 

„Na ja, du siehst seit einiger Zeit so nachdenklich aus. So kenne ich dich gar nicht.“

 

„Es ist viel passiert in den letzten Monaten“, erwiderte ich nur und starrte weiter nach draußen, wo gerade mit einer beeindruckenden Lichtshow die Sonne unterging. Ich spürte wie eine leichte Brise meine Haare ergriff und sie um mich wehte, aber mein Blick blieb nach draußen gerichtet.

 

„Die Sache mit Seth und Orlando nimmt dich sehr mit, oder?“ Es war eigentlich keine Frage gewesen, sondern eher eine Feststellung, und Dom hörte sich an, als hätte er gerade etwas erkannt, dass er vorher nicht gesehen hatte. Vorsichtig nahm er mein Gesicht in seine Hände und richtete so meinen Blick auf sich. Er sah mir so tief in die Augen, wie er es noch nie zuvor getan hatte. „Ihr beide, ihr seid Seelenverwandte. Ihr beide seid euch näher als jedem anderen auf der Welt. Das ist etwas Wunderbares. Versuche nicht, dagegen anzukämpfen, Teti.“ In diesem Moment lag so viel Leidenschaft in seinen Augen und ich wusste, Dom hatte nie aufgehört, mich zu lieben, auch wenn er es gesagt hatte.

 

Er hatte mich gehen lassen weil er wusste, dass ich zu jemand anderem gehörte. Es schien ihm innerliche Schmerzen zuzufügen, mir die Augen zu öffnen, aber es schmerzte ihn auch, mich so traurig zu sehen. Er wollte, dass ich glücklich wurde, auch wenn das bedeutete, dass ich für ihn verloren war. Auch mir bereitete es Schmerzen, Dom so zu sehen, wie er innerlich eigentlich genau das Gegenteil von dem tun wollte, was er gerade tat. Am liebsten hätte er mich wahrscheinlich zurück gewonnen, irgendwie. Aber er wusste, dass das nicht funktionieren würde.

 

„Es tut mir so leid, Dom“, sagte ich und Tränen stiegen mir in die Augen. Was hatte er wohl durchgemacht, als er mich hatte gehen lassen? Was hatte sich wohl in seinem Herz abgespielt? Ich wollte es gar nicht wissen und es schmerzte mich schon, mir das alles einfach nur vorzustellen.

 

„Es ist okay, Teti. Du wirst immer eine wichtige Person in meinem Leben sein, so wie alle hier. Aber ich möchte dich glücklich sehen. Nicht so wie jetzt. Ich möchte, dass du glücklich bist“, sagte er und zwang mich, ihm in die Augen zu sehen. Ich nickte leicht schluchzend und umarmte ihn dann.

 

„Ich verspreche es dir.“

 

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