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Kapitel 14

 

Das Date

 

 

 

Wie zu erwarten gewesen war, war Bianca am Ende des Theaterstücks wieder ziemlich aufgewühlt. Obwohl sie das Stück bereits kannte und obwohl Richard heute darauf geachtet hatte, ihr nicht auf die Füße zu treten, hatte sie das Ganze nach der Pause so mitgenommen, dass die junge Frau am Ende froh war, erst auf der Damentoilette verschwinden zu können, bevor alle anwesenden Ehrengäste, und das war Bianca laut dem Schlüsselband um ihren Hals offensichtlich, sich in der Bar zu einer kleinen After Show-Party treffen würden.

Falls die Presse fragte, war sie als eine sehr gute Freundin von Hannah hier. Sie wollte sicherlich nicht, dass jemand erfuhr, dass sie und Richard im Anschluss an diese Veranstaltung noch ein Date hatten. Sie würde dann 5 Minuten vor ihm gehen, in ein Taxi steigen und das Taxi würde dann einmal um den Block fahren und an der Stage Door halten, an der Richard dann zusteigen würde.

Dieser ganze Plan war bisher vortrefflich gelaufen und die Presse hatte die junge durchaus attraktive, gebürtige Deutsche noch nicht mal eines Blickes gewürdigt. Wäre sie eine arrogantere Frau gewesen, sie hätte sich wahrscheinlich ob der Ignoranz der Presse beleidigt gefühlt, aber sie war in der Tat froh. Sie schien unsichtbar für sie und auch alles, was sich um sie herum abspielte, zu sein. Keiner schien die versteckten Blicke zu bemerken, die immer wieder an den Köpfen anderer Leute vorbei zwischen ihr und Richard hin und her gingen.

Sie sah, dass es ihn unter den Fingern brannte, sie nach ihrer Meinung über diese letzte Vorstellung zu fragen, dass er mit ihr reden wollte, jetzt sofort. Dieses Wissen ließ sie sich fühlen, als hätte sie eine gewisse Macht über ihn, die Macht, seine Gedanken nur auf sich zu ziehen, wenn sie in der Nähe war, selbst wenn er von Menschen umzingelt war.

You go now. I had enough of this. I want to spend the rest of the evening talking to one of the few sane persons here in the room." , kam Richards Nachricht doch etwas schneller als erwartet, aber in genau dem richtigen Moment. Bianca hatte ihn gerade unbewusst eine geraume Zeit beobachtet, wie er mit durchaus attraktiven jungen Reporterinnen geredet hatte, deren Blick die etwas ältere Grafik-Designerin gerne mit dem von Löwinnen auf der Jagd verglichen hatte. Und wie Löwinnen waren sie auf einmal im Rudel vor ihm aufgetaucht und hatten ihn umzingelt.

In diesem Moment hatte sie das erste Mal eine Art von unerklärlichem Besitzanspruch auf Richard gespürt. Unerklärlich deshalb, weil er ihr ja nicht wirklich gehörte. Genau genommen gehörte er niemandem, um realistisch zu bleiben, und diese Reporterinnen hatten sicherlich kein Recht, ihn so zu konfrontieren. Dann hatte er einen Moment zu ihr gesehen und wahrscheinlich hatte er bemerkt, was in ihr vorging. Er hatte sich einen Moment entschuldigt und schnell eine Nachricht an sie in sein Smartphone getippt und sie dann mit diesem einmaligen Lächeln über die Schultern der Frauen angesehen, die natürlich davon ausgingen, dass es einer von ihnen gegolten hatte.

Etwas flau im Magen ging Bianca zur Garderobe und ließ sich ihre Jacke geben. Sie wusste genau, welches Taxi sie würde nehmen müssen, denn Richard hatte alles arrangiert. Sie hatte sich wieder für den roten Mantel entschieden, den sie schon bei ihrem ersten, unfreiwilligen Treffen mit ihm getragen hatte. Es kam ihr beinahe wie eine Ewigkeit vor, dass sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Solange, dass es sich fast in Ordnung anfühlte, von „damals“ zu sprechen, dabei war es erst weniger als zwei Wochen her. So viel war in der kurzen Zeit passiert, so viel hatte sich verändert, und das nicht nur mit Richard, sondern auch in ihrem restlichen Leben. So viel würde sich noch verändern, egal was dieses Date nun bringen würde.

Die kurze Fahrt um den Block, bei der Bianca vor lauter Aufregung so schnell atmete, dass sie das Fenster öffnen musste, um nicht ohnmächtig zu werden, war viel zu schnell wieder vorbei. Viel zu schnell musste sie wieder relativ cool wirken, damit Richard nicht auffallen würde, wie aufgeregt sie tatsächlich nun war.

„Don't worry, lass. Rick's just as nervous about it as you are“, sagte der etwas ältere Taxifahrer, von dem sie wusste, dass er eigentlich sein Chauffeur war. „Went through his plan with me about a thousand times. You’re his first real date since I met him after he returned from New Zealand.“ Bianca wusste, was der Mann versuchte, und war ihm dankbar dafür, auch wenn sie seinen letzten Satz kaum glauben konnte. Es beruhigte sie, sich zumindest vorzustellen, dass sie nicht alleine nervös war und sich Gedanke darüber machte, was alles passieren konnte.

Als sich dann die Tür auf der anderen Seite des Wagens öffnete und die etwa beruhigtere Frau für einen kurzen Moment das Geschrei von jungen und alten Fans hörte, während sich die dunkle Silhouette, die Richard in dem Licht von draußen für sie war, gegenüber von ihr in das Taxi setze, war die ganze Mühe des alten Mannes, sie zu beruhigen, umsonst gewesen. Mit einem Schlag wurde ihr wieder bewusst, wer ihr da nun gegenübersaß: Richard – fucking – Armitage. Der Mann, hinter dem so viele Frauen und, seltsamerweise auch manche Teenager, her waren. Der Schauspieler, der nicht nur auf der Bühne als John Proctor eine unheimliche Präsenz hatte, sondern auch auf der Leinwand in verschiedenen Rolle. Der Mann, der eine Hauptrolle in dem Film spielte, für den sie in weniger als 4 Monaten eine Premiere auf die Beine würde stellen müssen; dessen Gesicht sie in wenigen Tagen höchstpersönlich in Banner, die die Londoner Busse zieren würden, einbauen würde; für den sie Interviews und Fotosessions arrangieren würde.

„Hi“, war daher alles, war sie herausbringen konnte, als er die Tür des Fahrzeuges geschlossen hatte, und die beiden ihre Privatsphäre hatten, das erste Mal alleine. Aber auch seine Begrüßung hörte sich etwas unsicher an, beinahe so, als seien sie beide noch Teenager, die zwar wussten, was dieses Date bereit hielt, die aber nicht wussten, wie es ablaufen würde. Junge Erwachsene, die sich zwar bis zu einem gewissen Grad kannten, sich aber dennoch aufregend fremd waren.

Einen langen Moment herrschte Schweigen zwischen den beiden und keines wagte es, diese Stille zu unterbrechen. Sie war in keiner Hinsicht unangenehm, eher alles andere als das. Es war eine beinahe alles sagende Stille, eine Stille, in der sich beide unterbewusst davon zu überzeugen versuchten, dass dies ein ganz normaler Abend werden würde.

„So, how did you like the show?", fragte er nach einer Weile und setzte sich auf einmal neben sie, mitten während der Fahrt. Im ersten Moment war Bianca schockiert, doch nicht etwa, weil er auf einmal neben ihr saß und mehr unbewusst als bewusst seine Hand auf ihre gelegt hatte, sondern weil er einfach während der Fahrt aufgestanden war. War er denn gar nicht angeschnallt gewesen? Fuhr er immer, ohne einen Sicherheitsgurt anzulegen? Sicherlich war das hier in England genauso verboten, wie in Deutschland.

„You did not fasten your seatbelt“, stellte die verwirrte Frau also geschockt fest und ihr Sitznachbar sah sie fragend an. „Do you know what could happen to you, if we had a car crash?“

„I know what could happen, if I'd fasten it“, antwortete er und es war an Biancas Reihe, ihn fragend anzusehen. Was um Himmels Willen sollte Schlimmes passieren, wenn er den Sicherheitsgurt anlegte? „Chris, my brother, would have died in a car crash“, führte er weiter aus. Bevor Bianca jedoch irgendetwas dazu sagen konnte, warum er sich dann nicht anschnallte, fuhr er allerdings fort: „He only got out of the car quick enough, because he wasn't tied to his seat. Seconds later the car with his tied up friend exploded.” Die junge Frau sah ihn überrascht an. Mit solch einer Offenbarung hatte sie sicherlich nicht gerechnet.

Richard entschuldigte sich direkt, dass er diese bedrückende Geschichte an diesem Abend ansprach, aber Bianca winkte ab. Immerhin war sie es gewesen, die dieses Thema überhaupt angesprochen hatte. Sie war in einem Land aufgewachsen, in dem solche Anordnungen strickt zu befolgen waren, und sie hatte noch niemanden kennengelernt, der diese Regel beim Autofahren nicht einhielt.

„So, tell me of your life in Germany. Must have been quite different to how things go here“, bat er sie mit neu gewecktem Interesse. Sie hatte geahnt, dass er sie danach fragen würde. Wer würde das auch nicht tun, wenn er wusste, dass seine Gesprächspartnerin eigentlich aus einem anderen Land stammte? Sie hatte sogar mit Jenny darüber gesprochen, was sie ihm erzählen würde, wie viel sie würde erzählen können, ohne wieder in dieses Loch abzudriften, aus dem er sie am Vorabend geholt hatte.

„Well, it's really not that big of a deal. Went to school, as any normal kid would, but found out, that English and the modern English way of life suited me more that this strict, formal German way, everyone knows about. In fact there was a time, I did think about going abroad rather than 'just' to England. But I never made that step“, erzählte sie und es kam ihr so vor, als sauge er jedes Wort, das sie sagte, genau auf, um sich später wieder an jedes einzelne davon erinnern zu können.

In der Bar angekommen waren alle weiteren Vorsichtsmaßnahmen unnötig. Jeder, der am heutigen Abend auf Richard Armitage treffen wollte, war in der Bar des Old Vic, und Lee würde dafür sorgen, dass keiner der Reporter auf die Idee kam, dass Richard tatsächlich das Gebäude verlassen hatte. Zumindest nicht bevor mindestens zwei Stunden vergangen waren. Dann erst würde Lee gehen und ein Bühnenkollege würde den Reportern sagen, dass auch Richard das Theater verlassen hatte.

In der Bar war das Licht gedämmt genug, dass man ihn nicht auf Anhieb erkenne würde, wenn man nicht gerad direkt vor ihm stand, und die Kellner waren alle diskret genug, nichts zu sagen. Er und Bianca wurden dort behandelt, wie jeder andere Gast auch, und das waren sie ja schließlich auch.

Und endlich, während sie auf einen kleinen Teller mit Snacks und ihre ersten Getränke, zwei Gläser Champagner und eine Flasche Rotwein warteten, konnte Bianca Richards erste Frage beantworten. Sie erzählte ihm, wie stark der sehr kritische Inhalt und der innere Konflikt aller Charakter, aber besonders der Proctors und seiner Frau, sie mitgenommen hatte, wie beeindruckend sie die Leistung der Mädchen fand, als sie vermeintlich besessen gewesen waren, und wie gut der Regisseur doch dieses ganze Stück für dieses besondere Theater inszeniert hatte.

Seine Brust schwoll während ihrer Ausführungen immer mehr an, wobei er sich stark auf ihre Worte konzentrieren musste. Immerhin war er trotz all der Etikette eines Gentlemans immer noch ein normaler Mann, dem eine wunderschöne Frau in einem doch ziemlich eleganten, aber aufreizenden Outfit gegenübersaß. Als er sie im Old nur von weitem gesehen hatte, war ihm nicht aufgefallen, dass der schwarze Stoff in ihrem Ausschnitt tatsächlich nur Spitze war.

Wahrscheinlich war das auch besser so und von ihr gewollt gewesen, immerhin hatte er einige wichtige Leute dort getroffen, die er sicherlich versetzt hätte, hätte er dort schon einen richtigen Blick auf seine geheime Begleiterin werfen können.

Die beiden unterhielten sich noch weit über den zweiten und dritten Teller Snacks und diverse Gläser Wein hinaus über das Theaterstück und seinen Job als Schauspieler im Generellen. Was ihm, im Gegensatz zu seinen normalen Unterhaltungen über seinen Job mit Nicht-Schauspielern, sehr gefiel, war die Unbeschwertheit und Freiheit, mit der sie miteinander darüber redeten. Sie machten Scherze darüber, als wäre es wie jeder andere Job auf der Welt. Sie war, seit langem, die erste Frau, die er außerhalb des Business kannte, die ihn wie einen richtig normalen Menschen behandelte, und er wusste nicht, ob es sie Anstrengung kostete, oder ob sie ihn tatsächlich so sah, was ihn noch mehr beeindruckt hätte. Egal wie sie es machte, es gab ihm das Gefühl, er selbst sein zu können, und nicht die Maske, die er für die Presse und die Öffentlichkeit immer aufsetzte, um sein Privatleben zu schützen. Es war beruhigend und berauschend zugleich und es machte ihm seine immer mehr wachsenden Gefühle für diese Frau bewusster.

„So, as the gentleman I am supposed to be, are there any etiquette I have to keep concerning first dates, and goodbyes?“, fragte er, als die beiden am Ende eines wundervollen, freien und sehr amüsanten Abends in dem Taxi saßen, indem sie auch gekommen waren. Mittlerweile hatte das Taxi vor der Haustür von Biancas kleinem Eigenheim gehalten, doch irgendwie wollte sie diesen Abend noch nicht beenden. Sie hatten so viel zusammen gemacht, hatten so viel einander preisgegeben und vor allem hatte sie so lange auf diesen Abend gewartet, obwohl sie anfangs nicht daran geglaubt hatte, dass er wirklich stattfindenden würde.

Unsicher, was sie sagen sollte, denn am liebsten hätte sie ihm etwas Cleveres aber gleichzeitig Aufreizenden geantwortet, biss sie sich auf die Unterlippe und überlegte einen Moment. „Well, a kiss on a first date is said to be a no-go, and one should best stick to that advice. On the second, it's a 'most likely not', and on the third date it would be a definite yes, at least for me”, erklärte die durchaus leichte, aber nicht zu sehr angetrunkene Frau.

Der große Mann neben ihr grinste nur verschmitzt, als er eine kleine Liste herausholte. „Thought as much.“

Bevor er jedoch etwas davon vorlesen konnte, griff Bianca danach und faltete es auseinander. „1st - Stepping on the foot, meeting Backstage, making a date. 2nd - Meeting again before said date for a formidable dinner, hug and cheek kissing involved. 3rd - visit of play, following date at a bar, handholding“, las sie überrascht von dem schnell bekritzelten Stück Servierte vor und sah den Autor des Zettels an. „So, you kept track on me, didn't you?“ Es war eine unnötige Frage, immerhin hatte sie den Beweis dafür in ihrer Hand. Trotzdem hatte sie es ansprechen müssen, nur um sicherzugehen.

Ohne weiter darüber nachzudenken, legte sie ihre Hand unter sein Jackett, direkt über seiner Brust, und verweilte dort einen kleinen Moment, bevor sie einen Kugelschreiber aus seiner Jackettasche holte und unter seiner Aufsicht eine Änderung machte. Sie strich das „3rd“ durch und ersetzte es durch ein „4th“. Dann schreib sie darunter: „3rd - Comforting for unknown reason, reassuring cuddeling."  

„Seams we're past that third date already“, bemerkte Richard und Bianca kam nicht umhin, die leichte Veränderung in seiner Stimme zu bemerken.

„Yeah, apparently we've gotten into quite serious arrears“, erwiderte sie, während sein Gesicht ihrem immer näher kam. Plötzlich begann sie, schlechter Luft zu bekommen, und sie wusste nicht, ob es an den geschlossenen Fenstern lag, dass es auf einmal so warm im Inneren des Wagens wurde. Ihr Hals war auf einmal so trocken, dass ihre Stimme viel rauchiger klang, als sie es eigentlich beabsichtigt hatte, als sie sagte: „Well, I suppose, we should settle them, then.“

“And when, do you think, would be suitable?”

Sie wusste, was nun jeden Augenblick passieren musste, fühlte es tief in ihrem Inneren und sah es in seinen Augen, die immer zwischen ihren Augen und Lippen hin- und hersprangen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie nicht gemerkt, dass genau das diese eine Sache war, weswegen sie noch nicht hatte gehen wollen, weil das nach diesem Abend der perfekte, aber bisher noch fehlende Abschluss wäre.

„Well, as I heard it's rather sinfull to be in dept, so... how about we settle it right away?”, hauchte sie mit zittriger Stimme, als er ohnehin nur noch Zentimeter von ihr entfernt war. Und ohne sie außer mit seinen Lippen zu berühren, küsste er sie so zärtlich, wie sie ihrer Ansicht nach von noch keinem Mann geküsst worden war. Es war ein langer und doch erstaunlich unschuldiger Kuss, wie einer, den man früher in der anfänglichen Unschuld der ersten richtigen Beziehung geteilt hatte, als ein Kuss und eine innige Umarmungen noch das einzige gewesen waren, was man gekannt hatte, um die ersten Zärtlichkeiten auszutauschen. Die Art von Zärtlichkeiten, nach denen sich eine Frau, nachdem die Hürde der körperlichen Liebe überschritten war, meist vergeblich sehnte.

Schweigend begleitete er sie schließlich zur Tür, hielt ihre Hand dabei ganz fest und gab ihr den Halt, den sie für den Weg durch den Vorgarten benötigte. Denn mittlerweile waren ihre Knie so weich geworden, dass sie fürchtete, zusammenzuklappen, sollte er sie loslassen.

An der Haustür angelangt, verharrten sie noch einen Moment in stiller Zweisamkeit, bis die junge Frau dann den Zeitpunkt für richtig fand, um zu gehen. Leise sagte er: „Goodnight, Bianca.“ Und sie war irgendwie froh darüber, denn sie wollte nicht, dass der Kuss vielleicht doch noch intensiver wurde. Sie mochte das Gefühl, das sich nun in ihr ausbreitete, das Gefühl der ersten Liebe, welches sie leider erst viel zu spät und viel zu kurz kennengelernt hatte in ihrem bisherigen Leben.

„Goodnight, Richard, and thank you for this wonderful weekend.” Dann drehte sie sich um, schloss ihre Haustür auf und ging ohne ein weiteres Wort hindurch. Seufzend lehnte sie sich noch einen Moment von der Innenseite dagegen, versuchte, ihren Atem zu beruhigen, und lächelte schließlich.

Keine Minute später – sie hatte gerade erst ihren Mantel abgelegt – klingelte es plötzlich. Verwirrt, wer um diese nachtschlafende Zeit noch etwas von ihr wollen könnte, öffnete sie, und war umso überraschter, einen breit grinsenden Richard im Türrahmen vorzufinden. „Just wanted to make sure, you're alright“, beeilte er sich zu sagen und wollte sich schon wieder umdrehen. Doch Bianca, die ihn zuvor noch skeptisch angesehen hatte, kicherte, was auch sicherlich ein bisschen dem zuvor genossenen Wein zu verdanken war.

Glaubhaft versicherte sie ihm, dass kein Einbrecher in ihrem Haus war und dass der Abend wirklich sehr schön für sie war. Und er verabschiedete sich nochmals, indem er ihr sagte, dass auch er den Abend sehr genossen hatte.

Als er das nächste Mal, nur Sekunden, nachdem sie die Haustür erneut geschlossen hatte, klingelte, war sein Grinsen verschwunden. „No more excuses, just wanted one last look“, sagte er ernst und lehnte sich leicht über ihre Schwelle. Sie fand es irgendwie liebenswert, dass er sie anscheinend nicht oft genug sehen konnte, und das Verrückte war, dass es ihr mit ihm genauso ging. Das erste Mal seit langem empfand sie etwas für einen Mann. Und das erste Mal überhaupt in ihrem Leben spürte sie, dass ihre Gefühle gleichermaßen erwidert wurden. Für beide würde es noch ein langer Weg sein, wenn sie sich tatsächlich dazu entscheiden würden, ihre Empfindungen näher zu ergründen. Vor allem, weil er nun einmal unausweichlich ein Schauspieler war und, wie sie später am Abend erfahren hatte, eigentlich in New York wohnte.  

Doch – und das war das, was sie am meisten wunderte – sie war gewillt, es herauszufinden. Und das nicht nur, weil sie wegen ihrer beider Jobs mindestens die nächsten 3 Monate viel miteinander zu tun haben würden. Sondern vermutlich gerade deswegen. Was danach passierte, blieb abzuwarten.
 

 

 

 

                                                                             The End

 

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