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Kapitel 6

 

Versöhnung

 

 

 

Das Summen meines HoloPads holte mich aus dem erzwungenen traumlosen Schlaf und ich merkte, dass diese kurze Zeit der Ruhe mir tatsächlich gut getan hatte. Kein Alptraum, der mich gestört hatte, und auch keine wirren Gedanken, die mich in irgendeiner Weise vom Schlafen abgehalten hatten. Zum ersten Mal seit Monaten konnte ich behaupten, gut geschlafen zu haben, wenn es auch noch so kurz gewesen sein mochte. Gerade einmal zwei Stunden waren seit meiner Rückkehr aus dem Tempel vergangen.

Aber anscheinend war Padmé wieder zurückgekehrt und hatte meine Bitte, noch einmal mit ihr zu sprechen, angenommen. Ich war erleichtert, dass es vielleicht eine Möglichkeit der Aussöhnung gab, obwohl ich wahrscheinlich nie vollkommen vergessen konnte, dass sie nun etwas hatte, was mir verwehrt bleiben würde. Zumindest solange ich einem Jedi zu Füßen lag.

Außerdem interessierte es mich auch, wie sie auf das Gespräch mit Senator Organa und den anderen reagiert hatte. Vielleicht hatte auch sie in den letzten Stunden bemerkt, dass Teile von dem, was ich gesagt hatte, versteckt unter dem Mantel des Neids, der Wahrheit entsprochen hatten, dass sie sich verändert hatte in den letzten Jahren.

Vielleicht hatte uns am Vortag auch einfach die Dunkelheit übermannt, die selbst am Tag über Coruscant spürbar war. Es war seltsam, aber selbst mit der totalen Abschottung der Macht gegenüber war diese Tatsache nicht zu übersehen. Ob es nun der Krieg war, der die Gedanken aller Lebewesen düsterer und misstrauischer machte, oder eine andere Kraft, konnte ich nicht sagen, aber es war unbestreitbar der Fall.

"Dané, ich möchte, dass du zu Senator Organa fliegst und ihm mitteilst, dass ich einige Informationen für ihn habe." Die Angesprochene nickte nur und fragte sich sicherlich, welche Informationen das sein mochten, wenn ich ihr schon nichts davon erzählte. Aber nachdem, was ich zwischen Obi-Wan und Anakin gehört hatte und was ich im Flüsterton gehört hatte, während ich auf Yoda gewartet hatte, hatte mir gereicht, um zu wissen, dass der Jedi-Rat nicht begeistert vom Schachzug des Kanzlers war.

Halé bat ich, schon einmal alles für ein Abendessen zu besorgen, denn ich war mir sicher, dass Senator Organa uns besuchen würde, sobald es dunkel geworden war. Es war nicht so, dass ich meine beiden Kammerdienerinnen unbedingt wegschicken wollte, aber solange sie nur eine Etage über mir mögliche Nachrichten mit der Bitte, dringend irgendwo zu erscheinen, entgegennahmen, war die Gefahr groß, dass Padmé und ich unser Gespräch nicht würden beenden können.

Anscheinend hatte auch Padmé diesen Gedanken gehabt und Moteé und Saché ebenfalls auf Botengänge geschickt. Keiner der beiden war zu sehen und Padmé empfing mich auf ihrem Balkon, weit weg von ihrem Kom-Gerät. "Du hättest mir von deinem Auftrag erzählen können", stieg sie ohne Umschweife in unser Gespräch ein. Anscheinend wusste sie genauso wenig wie ich, wie sie beginnen sollte. Vielleicht war es gut, erst über diese Sache zu sprechen, bevor wir das ansprachen, was uns persönlich auf dem Herzen lag.

"Ich bekam die strikte Anweisung, niemanden einzuweihen, auch dich nicht." Sie sah mich zweifelnd an. "Padmé, du bist eine angesehene und einflussreiche Senatorin. Meinst du nicht, dass du Tag für Tag beobachtet wirst?" Sie wollte widersprechen, doch ich musste sie nur fragen, ob der Attaché Senator Keltams ihr heute wieder zufällig über den Weg gelaufen war, und sie sah mich verwundert an. Erklärend fügte ich hinzu: "Für mich war es von Vorteil. So ließen sie mich vollkommen außer Acht und ich konnte mit Danés Hilfe unzählige Informationen sammeln."

"Ich denke, dann war Dané nicht nur eine sorgenvolle Nettigkeit der Königin?", fragte Padmé und es schien schon beinahe, als grinste sie leicht. Ich erzählte ihr also, dass Dané genau dieselbe Ausbildung an der Akademie genossen hatte wie ich, dass sie wusste, wie man verdeckt arbeitete, um an Informationen zu kommen, die eigentlich niemand hergeben wollte.

"Sagen wir, Dané hat zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Sie hat mich wieder diensttauglich gemacht und gleichzeitig Informationen gesammelt. Aber was mich interessiert ist, was ist deine Meinung zu unserem Vorhaben?"

Ich sah, dass ihre Antwort ihr schwer fiel. Wahrscheinlich, weil sie bemerkte, dass diese Entscheidung alles veränderte. Dass sie damit sozusagen in genau die entgegengesetzte Richtung arbeitete, wie ihr Mann. "Ich scheine meine Augen lange vor der Wahrheit verschlossen zu haben, aber das Dekret von heute Morgen hat mich wachgerüttelt." Ich merkte, wie ich erleichtert Luft aus meinem Körper ließ, die ich unbemerkt angehalten hatte, als sie das sagte. "Aber darf ich fragen, warum man gerade jetzt an mich herantritt?"

"Glaub mir, es war nicht meine Idee, denn sie macht dich zu einer Zielscheibe, und das ist wirklich das letzte, was ich will. Bail, Senator Organa, sagte - und damit hat er auch vollkommen recht -, dass es an der Zeit ist, einflussreiche Senatoren für uns zu gewinnen, die andere von unserer Sache überzeugen. Wundert es dich, dass sie an dich gedacht haben? Mit nur 14 hast du einen Kanzler gestürzt und einen anderen in sein Amt erhoben."

Das war vielleicht kein angenehmes Beispiel, war es doch genau der von ihr befürwortete Kanzler, der nun die Republik in ein schwarzes Loch zu lenken schien, aber es war die Wahrheit. Vielleicht würde Padmé das Unmögliche gelingen oder sie würde zumindest weitere Senatoren misstrauisch machen und damit die Liste der Befürworter Palpetines schmälern.

"Du musst mich nicht weiter überzeugen, ich habe bereits zugestimmt und auch schon zehn weitere Senatoren überzeugt. Heute Abend hat mich einer von ihnen zu einem kleinen privaten Bankett eingeladen, auf dem ich versuchen werde, weitere zu überzeugen. Die Lawine ist ins Rollen gekommen und wird nicht stoppen." Sie lächelte mich mit ihrem einmaligen Padmé-Lächeln an, das nicht nur zeigte, dass sie sich selbst wiedergefunden hatte, sondern dass wir wieder im Reinen miteinander waren.

"Padmé, es tut mir leid, wie ich mit dir geredet habe." Ich hatte das Bedürfnis, mich dennoch für meinen Tonfall und einige meiner Worte zu entschuldigen. Sie winkte nur ab und sagte, dass auch sie sich im Ausdruck vergriffen hatte und dass wir beide damit quitt wären. Und dass wir vielleicht auch einmal einen solchen Ausbruch gebraucht hatten, um über uns selbst nachzudenken.

"Wissen die Jedi von der Opposition?", fragte Padmé dann und ich wusste, worauf sie hinauswollte. Ich war wahrscheinlich die einzige, die die Zwickmühle, in der sie sich befand, in vollem Umfang erkennen konnte. Im Moment wahrscheinlich sogar besser als sie selbst. Sie tat mir beinahe leid, dass sie diese wichtige Sache vor Anakin geheim halten musste. Aber er war zu gut Freund mit dem Kanzler und ein unberechenbarer Faktor, der sich in die eine oder andere Richtung bewegen konnte.

"Es tut mir leid, Padmé, aber Anakin darf nichts erfahren."

"Aber er könnte uns unterstützen", warf sie ein. Das wagte ich zu bezweifeln. Anakins Loyalität seinen Freunden gegenüber war legendär. Sie hatte ihnen allen bereits mehrmals das Leben gerettet. Doch der Kanzler war auch sein Freund und ein sehr guter noch dazu. Er zählte ihn, wie ich gehört hatte, sogar zur Familie. Padmé war zwar der Meinung, er würde sie nie verraten, aber ich bat sie, dieses Vertrauen in ihn nicht auf die Probe zu stellen. Dann verabschiedeten wir uns, denn Dané ließ über mein HoloPad ausrichten, dass Senator Organa tatsächlich auf dem Weg zu mir war.

Als er eintraf, war Halé noch nicht von ihren Besorgungen wieder zurück. Wahrscheinlich hatte Bail Dané noch nicht einmal ausreden lassen, sondern war direkt mit ihr hierher geflogen. Es war nicht verwunderlich, dass einige Reporter der HoloNews entweder mir oder Dané, manchmal auch uns beiden zusammen, ein Verhältnis mit ihm nachsagten, während seine Frau, die Königin Alderaans, zu Hause ihre Heimat regierte. Manchmal schürten wir diese Gerüchte bewusst, denn sie lenkten vom eigentlichen Grund unserer Treffen ab.

Natürlich wusste Bails Frau, dass dies alles nur Teil unseres Plans war und dass innerhalb der vor der Öffentlichkeit verborgenen Wände nichts passierte, außer anstrengender Besprechungen. So auch dieses Mal. Ich fühlte mich nachdem, was ich unbeabsichtigterweise im Jedi-Tempel mitbekommen hatte, verpflichtet, Bail davon zu erzählen, dass Anakin nun im Namen Palpetines einen Sitz im Jedi-Rat hatte, und dass diese ihn gebeten hatten, sie über jede weitere Entscheidung des Kanzlers in Kenntnis zu setzen.

"Und was beunruhigt dich daran?", frage der Senator mich etwas verwundert. Wie sollte er das auch verstehen? Er kannte Anakin nicht so gut wie ich. "Skywalker ist einer der loyalsten Menschen, die ich kenne. Er würde alles tun, um jemanden zu retten, den er seinen Freund nennt."

"Er versteht sich sehr gut mit dem Kanzler", sagte ich bedeutungsvoll und nun schien auch Bail die Situation zu verstehen. Wenn Anakin entgegen seiner Überzeugung den Kanzler für die Jedi ausspionieren sollte, konnte auch ein Obi-Wan ihn nicht vom Gegenteil überzeigen. Das hatte ich im Jedi-Tempel selbst aus einiger Entfernung deutlich sehen können. Wenn der Jedi-Rat nicht vorsichtig war, dann könnte die "Waffe" Anakin Skywalker deutlich nach hinten losgehen. Und ich wollte noch nicht einmal darüber nachdenken, was das für den Rest der Galaxis bedeuten würde.

"Wir werden also ein genaues Auge auf Skywalker werfen müssen", schlussfolgerte der Alderaaner und stand auf, um wieder zu gehen. Laut ihm war es besser, wenn wir unsere Treffen nun nur noch so kurz wie möglich hielten. Und ich war mir sicher, dass er ebenfalls ahnte, dass Anakin dieses Gebäude öfters besuchte, als er selbst. Und das nicht, um einen geheimen Komplott gegen den Kanzler zu schmieden. Deswegen wollte er schnellstmöglich zurück, damit er und auch ich weiterhin im Hintergrund agieren konnten, während Padmé und drei weitere sehr aktive Senatoren unsere Stimmen sein würden. Dass ich ihm eigentlich von dem noch ungeborenen Kind hatte berichten wollen, verwarf ich, da es mir nun nur noch wie der Schachzug eines trotzigen Kindes vorkam.

Als ich dann wieder alleine war, kontaktierte ich Halé, dass sie ihren Einkauf abbrechen konnte, da es keinen Gast mehr zu bekochen gab und mir bereits eine jiggerianische Lupa-Suppe ausreichen würde. Doch bevor ich mir selbst diese hätte aufwärmen können, sah ich, dass mein HoloPad blinkte und eine Nachricht auf mich wartete. Sie war von Obi-Wan.

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