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Kapitel 5

 

Zurückweisung

 

 

 

Nach einer weiteren unruhigen Nacht, die dieses Mal jedoch nicht von Alpträumen, sondern von Schlafmangel aufgrund zu vieler Gedanken in meinem Kopf, geplagt wurde, war die Nachricht in den HoloNews schon beinahe kein Schock mehr, sondern eher die Bestätigung meiner und auch Danés Befürchtungen. Das Sektorkontrolldekret, welches der Kanzler dank seiner neuen Befugnisse verfasst hatte, gab ihm das Recht, zur schnelleren Koordinierung der Truppen und Hilfsgüter in jedes System und jeden Sektor einen Gouverneur zu entsenden.

Ich musste nicht lange auf die Nachricht von Senator Organa warten, auch wenn sie mir in meiner Situation nicht sonderlich gefiel. Er und Mon Mothma hatten sich dazu entschlossen, Padmé und drei weitere einflussreiche Senatoren in unser Vorhaben einzuweihen. Leider hatte Senator Organa jedoch keine Möglichkeit gehabt, mich persönlich zu informieren, und so konnte ich ihm nicht sagen, dass ich mir nicht sicher war, ob diese Entscheidung tatsächlich die richtige war, zumindest was Padmé anging.

Meine Anweisung war es, bei diesem Gespräch außen vor zu bleiben, damit ich nicht ins Kreuzfeuer geraten würde. Man würde mich dann zu einem späteren Zeitpunkt über Dané aufklären. Während ich also wusste, dass Padmé in Bails Büro saß und über alles informiert wurde, für das ich in den letzten Monaten hart gearbeitet hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als abzuwarten.

Ich war jedoch noch nie die Geduldigste gewesen und konnte nicht einfach tatenlos dasitzen, während die Republik und alles, was mir wichtig war, einfach zu zerfallen schien. Meine Alpträume und die seltsamen Worte des Kanzlers über die Sith taten ihr Übriges, und schneller, als ich selbst darüber nachdenken konnte, stand ich bereits im Jedi-Tempel in einiger Entfernung zum Lift ins Ratszimmer und wartete auf Meister Yoda.

Wenn einer mir helfen konnte, der Republik zu helfen, dann war er es. Ich war mir sicher, dass ich der Republik nun nur noch helfen konnte, wenn ich bei der Suche nach dem Sith-Lord half. Ich kam tief in den Senat hinein, hatte sogar hin und wieder direkten Kontakt zum Kanzler. Man musste mir also nur beibringen, wie ich einen Sith mit Hilfe der Macht aufspüren konnte und er war so gut wie gefunden. Ich war überzeugt von dieser Idee, oder wollte es sein.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sich die Türen des Liftes öffneten und Yoda und Meister Windu hinaustraten. Ich riss mich zusammen, gesittet in ihre Richtung zu gehen und nicht direkt auf sie loszustürmen, und mir fiel auf, dass beide sehr nachdenklich wirkten. Ich sah, wie Meister Windu leise mit Yoda zu sprechen schien und wie sein abwägender Blick mich beinahe durchbohrte. Ich wusste, was ihn störte. Er konnte einfach nichts in mir sehen, kein Fünkchen der Macht, die eigentlich in jedem Lebewesen vorhanden war.

Anscheinend hatten sowohl Obi-Wan als auch Yoda mein Geheimnis vor den anderen Ratsmitgliedern geheim gehalten. Es zeigte mir, dass es genau die richtige Entscheidung war, mit Yoda reden zu wollen.

"Eure Bitte ich Euch nicht erfüllen kann", sagte er schließlich, als er sich mit mir in einen leeren Raum zurückgezogen hatte. Unverständnis breitete sich umgehend in mir aus. Warum wollte er die Logik hinter meinen Ausführungen nicht sehen? Wer war besser dafür geeignet? "Unklar Eure Zukunft ist, nicht zu sehen Ihr seid."

"Das wird sich aber ändern, wenn ich dieses Amulett abnehmen kann", gab ich zu bedenken, doch es stimmte den kleinen Jedi-Meister nicht um.

"Einen Grund Eure Mutter gehabt hat, Euch zu schützen", beharrte er. Ich konnte diese Aussage nicht mehr hören. Auch damals vor dem Beginn des Krieges hatte ich es schon oft genug gehört. Mit Sicherheit hatte meine Mutter einen Grund gehabt, aber vielleicht hatte sie auch nur nicht gewollt, dass man bei den Tests herausfand, dass ich machtsensitiv war und mich ihr wegnahm. "Sie dafür gestorben ist", erinnerte mich Yoda daran, dass meine Eltern mich nur bei sich aufgenommen hatten und ich nicht ihre leibliche Tochter war. Meine richtige Mutter war laut meinen Eltern bei dem Versuch, mich zu retten, gestorben.

"Dann lehrt mich, wie ich mich ohne das Amulett vor der Macht verbergen kann", flehte ich ihn förmlich an, doch der alte Jedi-Meister war nicht zu erweichen. Solch eine Fähigkeit besäßen nur die allerwenigsten, und diese hatten sich einem jahrelangen Training unterzogen. Niemals würde ich es auch nur schaffen, einen einzigen Midichlorianer zu verbergen, sobald ich das Amulett abnahm, das war seine Überzeugung.

Enttäuscht trat ich wieder aus dem Raum hinaus, indem wir geredet hatten. Yoda verabschiedete sich mit einer stummen Geste und ließ mich alleine zurück. Ich blickte mich um und sah Anakin und Obi-Wan im Empfangsaal stehen. Sie schienen zu diskutieren, wurden sich aber offenbar nicht einig und trennten sich. Anakin verschwand in die entgegengesetzte Richtung, während Obi-Wan direkt auf mich zusteuerte.

"Botschafterin, was führt Euch in den Jedi-Tempel?", sagte der Jedi-Meister. Ich hatte eigentlich gehofft, dass er mich nicht gesehen hatte, aber wahrscheinlich war das zu viel verlangt gewesen. Mit einigen schnellen Schritten hatte er zu mir aufgeschlossen und machte Anstalten, mich zur Landeplattform zu begleiten, auf der mein Speeder auf mich wartete.

"Auch ein Politiker sucht einmal Rat bei den Klerikern", sagte ich und versuchte ein Grinsen zustande zu bringen. Kleriker war zwar keine gute Bezeichnung für die Jedi, aber man konnte nicht verleugnen, dass sie trotz allem viel mit dem Glauben zu tun hatten. "Und Ihr? Eine Auseinandersetzung mit Skywalker?"

"Eine Lektion."

"Der Unbelehrbare lehrt den Unbelehrbaren", kommentierte ich und dieses Mal konnte ich selbst Obi-Wan zu einem leichten Lächeln bringen. Es lag ein Stückchen Wahrheit in meiner Aussage und dagegen konnte auch er sich nicht wehren.

"Wie geht es Padmé?", fragte er mich dann etwas entspannter, doch dieses Thema spannte mich im Gegenzug eher an. Der Streit und die Worte, die wir uns an den Kopf geschmissen hatten, hallten immer noch in mir wider, und nun, da ich Obi-Wan wieder vor mir sah, musste ich zugeben, dass ein Teil ihrer Worte vielleicht der Wahrheit entsprachen.

Ja, ich war neidisch, dass sie und Anakin das getan hatten, was Obi-Wan und ich uns aus Loyalität versagt hatten. Meinerseits Loyalität ihr gegenüber. "Auch wir hatten eine... Auseinandersetzung." Ich klang dabei etwas zurückhaltend, wahrscheinlich weil ich in diesem Moment realisierte, dass ich vielleicht durch meinen Neid gerade doch etwas zu hart gewesen war.

"Die Unbelehrbaren scheinen heute sehr... lernfreudig zu sein." Nach einem kurzen Versuch, seriös zu bleiben, lachten wir beide los und es war beinahe ein befreiendes Gefühl. Als wir an meinem Speeder ankamen, wurde er jedoch wieder ernster.  "Redet mit ihr. In solchen Zeiten können wir es uns nicht leisten, Freunde zu verlieren." Er sagte es so, als bereite es ihm fast körperliche Schmerzen, an etwas Ähnliches zu denken. Und ich ahnte, um welche Beziehung es ihm dabei ging.

"Das werde ich", versprach ich ihm, als ich meinen Speeder startete und mich wieder auf den Weg nach Hause machte.

Es war schon seltsam, dieser Umgang zwischen Obi-Wan und mir. Ich hatte ihn lange nicht mehr gesehen und wir beide schienen gerade eine schwere Zeit durchzumachen. Und dennoch konnten wir einander wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Was mich jedoch am meisten verwunderte, war, dass er trotz der unterdrückten Gefühle, die wir füreinander hegten, zum Abschied, und zur Festigung seines Rates, seine Hand auf meinen Unterarm gelegt hatte, ohne dass es unangenehm für einen von uns gewesen wäre.

Aber er hatte recht mit seinen Worten gehabt. Im Augenblick war es nicht ratsam, Verbündete jeder Art einzubüßen. Besonders dann nicht, wenn Konflikte vielleicht durch Gefühle wie Neid verschlimmert wurden. Hatte mein Mentor mir nicht damals in der Akademie beigebracht, mich von so etwas zu distanzieren? Konnte ich meine Pflicht vernachlässigen, nur weil sich meine Gefühle geändert hatten?

Nein, das konnte ich nicht. Und die Tatsache, dass Padmé nun schwanger war, würde sie nur zu einer noch größeren Zielscheibe machen, im übertragenen Sinn. Wer der Vater des Kindes war, spielte dabei keine Rolle. Und bisher hatte sie immer im besten Sinne der Republik entschieden, auch wenn Anakin ein Freund des Kanzlers war. Sie ließ sich also augenscheinlich nicht von ihrem Mann beeinflussen.

Und Anakin war nicht meine Angelegenheit. Mit ihm hatte ich kaum Berührungspunkte. Und wenn doch, waren sie durch Obi-Wan. Der musste sich irgendwann selbst mit dem wachsenden Problem unter Padmés Herzen auseinandersetzen. Oder besser gesagt mit dem, was es in seinem ehemaligen Padawan auslöste. Vielleicht hatte Padmé auch Recht und Anakin würde den Orden verlassen, sobald der Krieg gewonnen war. Doch dieses Ziel schien mittlerweile in unerreichbare Ferne gerückt zu sein.
Bevor ich versuchte, etwas des verlorenen Schlafes mithilfe einiger traumunterdrückender und beruhigender Medikamente nachzuholen, bat ich noch Moteé, eine von Padmés Kammerdienerinnen, mich darüber in Kenntnis zu setzen, wenn die Senatorin von ihrer Besprechung zurückgekehrt war, und ihr zu sagen, dass ich noch einmal mit ihr sprechen wollte.

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