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Kapitel 17

 

Flüchtige Verbrecher

 

 

 

Es war schon ein seltsamer Zufall, dass Padmés Beerdigung auf genau den Tag gelegt worden war, an dem am Abendhimmel von Naboo nach 300 Jahren ein Naturschauspiel stattfand. Wir hier auf Naboo kannten es nur aus den Aufzeichnungen der Vorfahren und sie hatten es Deribá - Die Ankunft des Blauen - genannt Alle 300 Jahre näherte sich unser Sonnensystem unserem Nachbarsystem so sehr an, dass wir das blaue Licht des kalten Sternes in dessen Mitte an unserem Nachthimmel sahen. Durch die Atmosphäre wurde es so gebrochen, dass das Firmament über Naboo eher lila wirkte als schwarz. Und der Farbwechsel, den der Sonnenuntergang malte, war das Beeindruckendste, was ich je gesehen hatte.

Schon lange hatte man überlegt, wie man dieses Ereignis gebührend feiern konnte, doch durch das Unheil, das sich in den letzten Monaten angekündigt hatte, hatte man sich nie entschließen können, wirklich ein Fest daraus zu machen. Nun, mit der Einhaltung der Totesriten unseres Planeten, würde eine Beerdigung diesen Tag beenden. 20 Tage waren seit Padmés Tod nun vergangen und die Schwesternschaft hatte keinen einzigen Tag geruht. Tag und Nacht hatten sie ihre Riten vollzogen, die Padmé als ehemalige Königin in die Reihen ihrer Vorgänger bringen sollte.

Diese 20 Tage waren für mich unerträglich gewesen. Ich hatte hier im Palast festgesessen, ohne auch nur die geringste Chance, etwas tun zu können. Ich hatte ja noch nicht einmal mit Padmés Familie sprechen dürfen. Das einzige, was ich hatte tun können, war, Dané von meiner Begegnung mit Ahsoka zu erzählen. Dané hatte Ahsoka auch einige Male gesehen und sie wusste auch, dass sie vielleicht eine Hoffnung, war die Jedi zu retten.

"Ich werde mich auf die Suche nach ihrem Aufenthaltsort machen und Euch kontaktieren, sobald ich mich mit ihr getroffen habe", bot sie an, denn sie wusste, dass ich momentan nicht sehr viele Möglichkeiten hatte. Ich musste erst einige Zeit aus der Schusslinie verschwinden. Der Imperator würde mich zwar sicherlich nicht vergessen, aber andere vielleicht schon. Und auch, wenn ich stets auf der Hut würde sein müssen, in einigen Monaten konnte ich mich vielleicht schon wieder etwas freier bewegen.

"Sag ihr, dass wir auf Naboo bisher keinen Jedi haben ausfindig machen können. Dass wir aber in einiger Zeit die Suche auf unsere Monde ausweiten werden. Die Königin hat zugestimmt, sie hier im Palast zu verstecken, bis ein geeigneter Sammelpunkt für alle Überlebenden gefunden werden konnte." Dané nickte nur und drückte leicht meine Hände. Sie sah wohl, wie schwer es für mich war, mehr oder weniger tatenlos mitansehen zu müssen, wie einfach alles zerfiel, für das ich gearbeitet hatte.

Sie war clever gewesen, sie war vor der Beerdigung abgereist. Ich hatte mich nun in einen schwarzen Umgang gehüllt und begab mich zu einem bereits gut besuchten Abschnitt der Promenade, an der Padmé in einem Wagen vorbeigezogen werden würde, damit das Volk sich von ihr verabschieden konnte. Saché, Yané und die anderen würden die Prozession begleiten, wie es für Kammerdienerinnen üblich war, wenn ihre Königin starb. Mir hatte man diese Geste jedoch untersagt. Zu offensichtlich wäre es gewesen, wenn ich mit ihnen gelaufen wäre, und sicherlich gab es einige Kopfgeldjäger, die nur darauf warteten, mein Gesicht unter einer der Anwesenden zu sehen.

Deswegen wurde ich auch von Kalén, dem stellvertretenden Sicherheitschef, begleitet. Die Königin wusste, dass sie mich nicht vollkommen würde von der Beerdigung ferngehalten können, aber sie wollte das Risiko so gering wie möglich halten. Ich war froh, dass ich mich bereits bei ihrer Ankunft hier von Padmé hatte verabschieden können, denn alles, was ich von meiner Position aus sah, war der von weißen Reittieren gezogene Sarg. Es hätte sich beinahe jeder darin befinden können, ich hätte es nicht bemerkt.

Die Stille, die alle erfasst hatte, als Padmés lebloser Körper so an uns vorbeizog, war Zeugnis dessen, dass wir nicht nur ihren Tod betrauerten, sondern auch gleichzeitig den der Republik. Niemand hier auf Naboo war wirklich begeistert von den Änderungen, die nun bevorstanden, doch wir waren immer noch ein friedliebendes Volk und würden uns nicht offen gegen das Imperium stellen, zumindest die meisten nicht.

Ich würde tun, was ich tun konnte, um dem Imperium zu schaden. Ich würde den überlebenden Jedi helfen, und wenn sie irgendwann der Meinung waren, dass sie den Imperator und auch Anakin angreifen konnten, dann würde ich mit ihnen das Senatsgebäude stürmen.

Erst am Abend erfuhr ich, wie richtig es doch gewesen war, mich von der Prozession fernzuhalten. Saché kam kurz danach zu mir und erzählte mir, dass Klonsoldaten alle Mitziehenden enthüllt hatten, selbst die heilige Schwesternschafft, nur um sicherzugehen, dass sich kein Verräter unter ihnen befand. Die offizielle Version war natürlich, dass sie Informationen über einen geplanten Anschlag auf die Prozession hatten und nicht, dass sie den Befehl hatten, mich zu finden.

"Alle haben sich fürchterlich aufgeregt, aber selbst die Königin hat es nicht verhindern können", sagte Saché immer noch verärgert. Ich konnte mir vorstellen, wie empört die Oberste Schwester reagiert haben musste, als die Klone ihr und ihren Schwestern die Kapuzen vom Kopf gezogen hatten. Immerhin war es für sie eine Beleidigung der Großen Göttin, sich unverhüllt zu zeigen. Was jedoch beunruhigender war, war die Tatsache, dass die Königin bereits jetzt machtlos gegenüber den Klonsoldaten und den Anordnungen des Imperators war. In kürzester Zeit würde ihr Amt nur noch eine Fassade sein, um den äußeren Schein zu wahren, mehr nicht.

Und wenn ihr Amt fiel, dann würde auch alles fallen, was sie bis dahin erreichen würde. Für mich bedeutete das, dass ich sehr wahrscheinlich nicht für immer hier auf Naboo würde bleiben können. Eines Tages würde ich verschwinden müssen und ich hatte keinen blassen Schimmer, wo ich danach hinsollte. Jenseits des Inner und Mid Rim würde ich mich nicht aufhalten können, dort war der Einfluss des Imperiums wahrscheinlich zu groß. Es blieb also nur der Outer Rim, und der war ein sehr raues Pflaster.

Die erste Nachricht von Dané erhielt ich ganze fünf Tage nach ihrer Abreise. Sie hatte zwar Ahsoka noch nicht finden können, aber sie hatte Gerüchte gehört, dass einige Jünglinge in einem Trainingslager auf Bogden überlebt hatten und mit einem Jedi-Ritter geflohen waren. Vielleicht gab es ja doch noch Hoffnung für den Orden und er würde sich wieder erholen können. Außerdem hatte sie erfahren, dass Meister Yoda tatsächlich überlebt hatte und er sogar noch auf Coruscant gewesen war, um sich dem Imperator zu stellen, kurz bevor ich geflohen war.

Ich fragte mich, ob meine gelungene Flucht etwas mit Meister Yoda zu tun gehabt hatte. Ich hatte gespürt, wie der dunkle Schatten, der mich gefesselt hatte, sich auf etwas anderes gestürzt hatte. Vielleicht hatte Yoda den Imperator genau zu diesem Zeitpunkt angegriffen. Vielleicht hatte der Imperator alle seine Kräfte für diesen Kampf gebraucht.

"Gerüchten des Untergrundes zu Folge hat er sich zusammen mit noch unbekannten anderen bis kurz nach Padmés Tod auf Polis Massa aufgehalten", berichtete Dané und ich wurde hellhörig. Meister Yoda war bei Padmé gewesen, als sie gestorben war? Mit anderen? Wer waren diese anderen und warum um alles in der Welt waren sie bei ihr gewesen?

"Wir", wollte ich sagen, doch sie unterbrach mich direkt.

"Ich habe bereits all meine Kontakte befragt, niemand weiß mehr", versicherte mir Dané, wahrscheinlich in dem Wissen, was ich hatte sagen wollen. Einige hier auf Naboo, Gregar und die Königin eingeschlossen, hatten gehofft, dass meine Besessenheit bezüglich der Umstände von Padmés Tod mit ihrer Beerdigung nachlassen würde. Ich hatte sie sogar miteinander darüber reden hören, aber da hatten sie sich getäuscht. Der Tod meiner Freundin und der Verbleib ihrer Zwillinge war alles, woran ich noch denken konnte.

Es gab mir eine Aufgabe in dieser hoffnungslosen Zeit, in der grauenvolle Nachrichten quer durch die HoloNews jagten. Immer wieder wurde gebeten, bei der Suche nach überlebenden Jedi zu helfen, die angeblich am dem Putschversuch teilgenommen hatten. Sie sollten gefasst und vor ein Gericht gebracht werden. So die offizielle Meldung. Inoffiziell wurden sie von Anakin, oder Darth Vader, wie er sich wohl jetzt nannte, gejagt und hingerichtet.

Die schockierendste Neuigkeit rannte mir jedoch sprichwörtlich direkt in die Arme, in Form einer ziemlich nervösen Rabé. Ich hatte sie seit mindestens 3 Jahren nicht mehr gesehen. Padmé und ich hatten sie kurz nach der Geburt ihrer jüngsten Tochter besucht und danach war der Kontakt durch den Stress des Krieges unterbrochen worden.

Was mir direkt auffiel, waren die blauen Ränder unter ihren verquollenen Augen, die auf einer Seite in ein leichtes Gelbgrün zu driften schienen. Ich sah die Schramme unter ihren Haaren, die sie offenbar zu verbergen versuchte, und ich sah, dass sie ihre Kinder hinter sich herzog.

"Sabé, du musst hier verschwinden!", flehte sie mich beinahe atemlos an. Dann drückte sie mir Cassians Hand in meine und bedeutete mir, dass ich ihre Kinder mitnehmen sollte. Tula, ihre kleine Tochter, weinte bitterlich. Wahrscheinlich, weil sie die ganze Aufregung nicht verstand. Cassian war mit seinen sieben Jahren jedoch schon klug genug, um zu verstehen, dass seine Mutter Angst hatte, und er schien auch zu wissen, wovor.

"Was ist los, Rabé? Wer hat dir das angetan?", fragte ich meine alte Freundin eindringlich, als ich meine Hände auf ihre Schultern legte, damit sie sich beruhigte. Doch sie wollte sich nicht beruhigen.

"Sabé, sie wissen, dass du hier bist! Du musst fliehen!" Sie schien mir nicht sagen zu wollen, woher sie das wusste, oder warum sie so schlecht aussah. "Nimm die beiden mit. Bring sie weg von hier", bat sie mich und blickte mich eindringlich an.

"Rabé, was.." Meine erneute Frage wurde unterbrochen, als Gregar mein Zimmer betrat und ebenso nervös aussah wie Rabé.

"Hat ER dir das angetan?", fragte Gregar nur und anscheinend wusste er wieder einmal mehr als ich, denn Rabé nickte nur stumm. Gregars Miene verdunkelte sich und bevor auch nur einer von uns ein weiteres Wort hatte sagen können, schob er uns bereits in einen Bedienstetengang des Palastes. Er führte uns zum Hangar der Königin, wo diese anscheinend bereits eines der Skiffs hatte fertigmachen lassen. Was auch immer hier gerade passierte, es schien eilig zu sein.

"Ich kann nicht", protestierte Rabé, als Gregar auch sie ins Innere des Skiffs schob. Sie war der Meinung, sie müsse hier bleiben. Denn nur so würde sie verhindern können, dass ihre Kinder gefunden würden. Das war natürlich vollkommener Unsinn. Vor wem auch immer sie ihre Kinder beschützen wollte, sie waren mit ihr an ihrer Seite besser dran als ohne sie.

"Quarsh wird dich dafür büßen lassen, wenn sie weg sind", lenkte Gregar ein und ich sah ihn ungläubig an. Panaka hatte Rabé so zugerichtet? Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Die beiden hatten sich geliebt. Er war immer liebevoll mit ihr und den Kindern umgegangen.

"Er hat einen anderen Weg gewählt als ich. Er ist Palpatine treu geblieben. Er hat ihm die Information gegeben, dass Anakin und Padmé hier auf Naboo geheiratet haben", erklärte Rabé, während Gregar das Skiff startete. "Er hat erfahren, dass du hier bist, dass ich davon wusste und dich mit versteckt habe." Ich sah Rabé immer noch ungläubig an. Es war wirklich schwer, mir den ehemaligen Leiter der Sicherheit so vorzustellen, wie Rabé es gerade schilderte. "Er hat die Kinder nicht angefasst, aber wer weiß schon, wie lange das noch so bleibt", erwiderte sie Gregars fragenden Blick auf die beiden verängstigten Kinder.

Keiner von uns wusste, was nun geschehen würde, wo wir nun Unterschlupf bekommen würden, da wir in unsere Heimat nicht mehr zurückkehren konnten. Wenn klar war, dass Rabé mich gewarnt und Gregar mir bei der Flucht geholfen hatte, standen sie genauso auf der Liste des Imperators wie ich und würden auf jedem Planeten unter dem Einfluss des Imperiums festgenommen werden. Ab nun waren wir alle nichts weiter als flüchtige Verbrecher.

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