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Kapitel 15

 

Naboo

 

 

 

Den ersten Teil des Fluges, eine eintägige Strecke bis nach Corellia, von wo aus wir in den Hyperraum eintreten konnten, bekam ich kaum mit, so sehr nahm mich die Nachricht vom Tod meiner besten Freundin mit. Vielleicht lag es daran, dass ich in den letzten Tagen so viele hatte sterben sehen, aber ein Teil von mir wünschte sich, Anakin hätte mich im Jedi-Tempel auch einfach getötet. Ich hätte nichts von alledem mehr mitbekommen. Ich hätte nicht alles, was ich kannte und liebte, betrauern müssen, während ich immer noch lebte.

"Rahhr waaahr graahr." Wir waren gerade in den Hyperraum eingetreten, als sich der Wookiee, der sein kleines Schiff nun auf Autopilot gestellt hatte, zu mir umdrehte.

"Ich habe keine Lust zu reden. außerdem kann ich dich eh nicht verstehen", sagte ich missmutig und es war mir egal, wenn ich den Wookiee damit vielleicht beleidigte. Ich war nicht in der Stimmung für diplomatische Worte, vermutlich würde ich das nie wieder sein.

"Wir werden rechtzeitig zur Beerdigung ankommen." Er hatte das Holopad direkt unter meine Nase gehalten, so dass ich es gar nicht erst ignorieren konnte. Ich zuckte nur mit den Schultern. Ich wusste nicht, ob ich das überhaupt wollte. Ich hatte es nicht verdient, mich von ihr verabschieden zu können, immerhin hatte ich ihren Tod nicht verhindert.

Dann las ich einen Artikel, der unter der Übersetzung hervorblitze. Es ging um Padmé und darum, dass ihr Körper bereits auf Naboo war und für ein Staatsbegräbnis vorbereitet wurde. Ebenso wurde berichtet, dass auch das Kind, das Padmé erwartet hatte, mit ihr gestorben war. Herzversagen nannten sie als Grund, nur irgendwie konnte ich mir das nicht vorstellen. Oder hatte sie vielleicht davon erfahren, was Anakin getan hatte, und ihr Herz war daran zerbrochen? Hatte sie versucht zu fliehen, um ihre Kinder zu retten, und Anakin hatte sie wohlmöglich noch selbst getötet?

Wenn es so war, dann war Herzversagen nur eine Täuschung, eine Todesursache, um die einfache Bevölkerung zufriedenzustellen und weitere Nachforschungen zu verhindern. Ich würde sie vielleicht nicht mehr retten können, aber ich würde den wahren Grund für ihren Tod finden und denjenigen zur Verantwortung ziehen, der ihren und den Tod ihrer Kinder verschuldet hatte, und wenn es der Imperator selbst war.

Diese neu gefasste Entschlossenheit war stark und ließ mich in gewisser Weise wieder klar denken, denn im Gegensatz zu dem Entschluss, Obi-Wan zu finden, hatte dieser nichts mit Hoffnung zu tun. Hier gab es keine Hoffnung mehr, die zerstört werden konnte. Hier gab es nur Fakten, die es aufzudecken galt, und darin war ich gut. Dafür hatte ich die geforderten Fähigkeiten.

Auf Naboo würde ich erst einmal versuchen, Schutz zu suchen, um dann mit Padmés Familie in Verbindung zu treten. Vielleicht konnten sie mir mehr Details geben, vielleicht hatten sie offizielle Papiere, die ich auf Fälschungen hin untersuchen konnte. Je nachdem wie gut diese Fälschungen waren, konnte ich eventuell darauf schließen, wie weitreichend diese Verschwörung war.

Den Namen des Wookiees, der mir geholfen hatte, erfuhr ich nicht, oder besser gesagt, ich verstand ihn nicht, als ich mich von ihm verabschiedete und mich für seine Hilfe bedankte. Aber irgendetwas sagte mir, dass wir uns nicht zum letzten Mal gesehen hatten. Irgendwann und irgendwo würden sich unsere Wege wieder kreuzen, und vielleicht war ich dann in der Lage, mich gründlicher für seine Hilfe zu bedanken.

Bereits im Raumhafen Theeds bemerkte man die Veränderung, die das Imperium mit sich brachte. Schon in dieser kurzen Zeit hatte man neue Einreisebestimmungen erhoben und jeder Besucher wurde bis auf das kleinste Detail von Klonsoldaten geprüft. Hier zahlten sich mal wieder meine Ausbildung in der Akademie und meine Jahre als Leibwächterin der Königin aus. Ich kannte Wege, ungesehen aus dem Raumhafen zu gelangen, ohne auch nur einen einzigen Sicherheitsalarm auszulösen. Ein Lüftungsschacht der Landezone war stets von einer Palastwache besetzt und diese war für alle mit dem richtigen Losungswort frei passierbar, selbst wenn die Wache einen nicht kannte. In diesem Falle kannte ich den Wächter jedoch und war froh, dass er immer noch hier auf Naboo seinen Dienst tat.

"Fren, ich muss zur Königin, ungesehen. Ich habe wichtige Informationen von Senator Organa für sie", bog ich mir die Wahrheit etwas zurecht. Fren war einer meiner Kontaktmänner gewesen, während ich im Namen der Königin für die Opposition gearbeitet hatte. Er war es gewesen, der meine und Danés Berichte zuverlässig der Königin hatte zukommen lassen.

"Wir waren schon in Sorge, als Dané und Halé ohne Euch hier eintrafen", sagte Fren, während er mich durch den Schacht bis zum Schloss begleitete. Ich war erleichtert zu hören, dass zumindest die beiden es geschafft hatten, Coruscant unbeschadet zu verlassen. Dané hatte sicherlich vermutet, dass etwas nicht stimmte, als ich nicht in mein Apartment zurückgekehrt war, und hatte mit Halé den Planeten verlassen, bevor es ernst geworden war. Hatten sie vielleicht Informationen über das, was mit Padmé geschehen war?

"Die Königin ist außer sich vor Rage. Der Fall der Republik wird Naboo zerstören", antwortete Fren auf meine Frage, wie die Königin auf die momentanen Ereignisse reagiert hatte.

"Ihr müsst jeden Sympathisanten des Imperators von ihr fernhalten. Spielt sie aus, wie ihr es nur könnt, denn der Imperator weiß, dass die Königin niemals hinter ihm stehen wird. Ein anderer Monarch wird es vielleicht tun", deutete ich Fren, an was ich für Apailanas Zunkunft befürchtete, wenn sie ihren Kurs und vor allem ihr Personal nicht wechselte. Ich wusste, Fren war ein pflichtbewusster junger Mann und er war die richtige Adresse, um so eine Aussage zu tätigen. Er würde die Augen und Ohren offenhalten.

Erst als alle bis auf die Kammerdienerinnen der Königin und Apailana selbst den Raum verlassen hatten, führte Fren mich über einen versteckten Eingang in den Empfangssaal der Königin. Als ich sie sah, war ich verwundert. Trotz ihres sicheren Auftretens sah man ihr an, dass sie besorgt war. Wahrscheinlich ahnte sie, dass ihr Amt bald um einiges schwieriger werden würde, zumindest wenn sie den Anweisungen des Imperiums nicht folgen wollte.

"Wie konnte es nur so weit kommen?", fragte sie mich seufzend und setzte sich auf ihren Thron. Ich wusste um ehrlich zu sein nicht, wo ich mit meinen Erklärungen anfangen sollte, und ging in Gedanken versunken durch den Raum. Erst als ich meinen Blick vom Boden hob, merkte ich, dass ich genau da stand, wo für mich vor 13 Jahren alles begonnen hatte. Ich stand vor dem großen Transparistahlfenster und blickte wieder auf die Promenade.

"Wir standen genau hier, als alles angefangen hat", sagte ich gedankenverloren und vor meinem inneren Auge sah ich Padmé als Königin Amidala in ihrem roten Kleid direkt vor mir, wie sie starr auf die von Kampfdroiden überlagerte Promenade blickte.

"Palpetine hat alles jahrelang geplant. Er hat einfach jeden für seine dunklen Pläne missbraucht." Meine Hände ballten sich zu Fäusten. "Er ist der Sith-Lord, der die Handelsföderation bei ihrem Embargo unterstützt hat. Er hat jede Eventualität durchdacht und sie für seine Zwecke genutzt." Ich merkte, wie monoton meine Stimme klang, beinahe so, als sei es nur eine Geschichte und nicht etwas, das tatsächlich passiert war.

"Dann gab es wohl nie einen Ausweg. Wir wurden alle wie Marionetten von ihm gespielt und es gab nie eine Möglichkeit auf einen anderen Ausgang der Geschichte", sagte die Königin. Es hörte sich beinahe so an, als wolle sie damit alles entschuldigen, was schief gelaufen war, aber so einfach war es nie gewesen. Um ehrlich zu sein hatte es so viele Möglichkeiten gegeben, diesen Plan zunichte zu machen, und die meisten hatten in der Hand weniger Personen gelegen.

Anakin war der letztendliche Punkt gewesen, an dem sich alles entschieden hatte, und diese Überlegungen teilte ich nun auch der Königin mit. Kaum einer hatte ja gewusst, dass Anakin und Padmé tatsächlich ein Verhältnis gehabt hatten, und dass Anakin der Vater des Kindes unter Padmés Herzen gewesen war. Jetzt war auch die Königin eingeweiht und sie wusste auch, was Anakin wahrscheinlich in die Arme des Kanzlers getrieben hatte.

"Somit haben die Jedi sich eigentlich ihr eigenes Grab geschaufelt und nebenbei das Schicksal der Galaxis besiegelt." Ich sah die Königin entsetzt an. Das konnte sie unmöglich ernst meinen. Doch ihr Blick deutete auf keinen Witz hin und die Zeiten waren auch nicht zum Scherzen. "Vielleicht hätte Anakin gerettet werden können, wenn es nur jemanden unter den Jedi gegeben hätte, jemanden außer Kenobi, der ihm hätte zeigen können, dass er kein Außenseiter unter ihnen war."

Ich dachte sogar für einen Moment weiter: Hätte Anakin gewusst, dass Obi-Wan von seiner Liebe zu Padmé gewusst hatte, dann hätte der Kanzler vielleicht nie so viel Macht über ihn gehabt. Diese stille Zustimmung Obi-Wans wäre vielleicht alles gewesen, was Anakin gebraucht hätte. Über seinen Traum hätte er dann offen mit seinem Freund reden können und die Angst, der Traum könne Wirklichkeit werden, hätte ihm genommen werden können. Doch nun war es wahrhaftig zu spät. Der Traum war wahr geworden. Padmé war gestorben und das "Wie" galt es nun herauszufinden.

"Habt Ihr schon die Todesberichte von Senatorin Amidala erhalten?" Die kurze Stille zwischen uns hatte ich für einen Themenwechsel genutzt. Es brachte nichts, in den Was-wäre-wenns zu ertrinken, die sicherlich durch einige Köpfe gingen.

"Nein, nur die Nachricht aus Polis Massa, dass sie morgen ankommen wird." Ich stockte einen Moment. Polis Massa? Das lag hinter dem Elrood Sektor, tief im Outer Rim. Was machte Padmés Leichnam dort? Ich war der festen Überzeugung gewesen, dass sie zum Zeitpunkt ihres Todes auf Coruscant gewesen war. Ich ging die mir bekannten Planeten in der Nähe durch, doch keiner schien mir eine einleuchtende Verbindung zu ergeben. Ich würde also geduldig warten müssen, bis ihr lebloser Körper mit samt der Papiere hier eintraf.

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