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Kapitel 14

 

Zwischenstation

 

 

 

Als ich meine Augen wieder öffnete, merkte ich, wie sehr mich die Geschehnisse doch mitgenommen hatten. Ich fühlte mich, als würde jeder einzelne Knochen in meinem Körper kurz vor dem Zerbrechen stehen. Meine Muskeln waren so straff zusammengezogen, dass ich keine Stelle hatte, die sich nicht wie in einem heftigen Krampf fühlte.

Einen Moment war ich in Versuchung, einfach liegen zu bleiben, doch das konnte ich mir wirklich nicht erlauben. Ich war immer noch im Inner Rim, zu nah an Coruscant, dass man mich nicht würde finden können. Wenn ich von hier aus versuchte, Padmé oder jemanden aus der Opposition zu erreichen, um sie zu warnen, würden die Klonsoldaten mich innerhalb weniger Stunden hier gefunden und gefangen haben.

Ich musste also aufstehen und das Ächzen meines Körpers überhören. Ich hatte schon oft gegen Schmerzen oder Müdigkeit angekämpft, aber nie war es mir so schwergefallen wie dieses mal. Nie hatte es sich so aussichtslos angefühlt. Als es dann auf einmal an meiner Tür pochte, wollte ich vor Schreck schon meinen nicht vorhandenen Blaster ziehen, war jedoch beruhigter, als ich das Brüllen des Wookiees hinter der Tür hörte. Ich verstand auch ohne seinen Übersetzer, dass ich ihm wohl öffnen sollte.

Bevor ich reagieren konnte, stieß er eine in einen Umhang gekleidete Person in das Quartier und trat selbst ein. Er brüllte einmal unverständlich und die verhüllte Gestallt nahm langsam die Kapuze herunter. Ich hatte das junge Mädchen vielleicht ein oder zwei Mal gesehen, und dennoch hatte ich aus irgendeinem Grund keinen Zweifel, dass es sich bei der Togruta, die nun vor mir stand, um Ahsoka Tano handelte, Anakins ehemalige Schülerin.

Als sie auch mich zu erkenne schien, oder es zumindest meinte, hörte ich das bekannte Summen eines Lichtschwertes genau neben meinem Gesicht. "Wo hast du mich hingebracht? Sie ist auf der falschen Seite", sagte sie wütend zu dem Wookiee, der inzwischen die Tür geschlossen hatte. Ihre Stimme war anders als ich sie in Erinnerung hatte, doch das lag wahrscheinlich daran, dass Ahsoka nun drei Jahre älter und für eine Togruta mittlerweile ausgewachsen war. "Sie ist keine Jedi, sie ist die Frau von Anakin Skywalker!"

"Eher würde ich sterben!", zischte ich ihr entgegen, doch sie sah mich unbeeindruckt an.

"Ich habe Euch oft genug mit ihm gesehen, Senatorin." Ihre Stimme war abfällig, beinahe, als wäre ich ein ekelhaftes Insekt, das es zu zertreten galt.

"Anscheinend nicht oft genug, denn ich bin nicht Senatorin Amidala. Ich bin Naboos Botschafterin, Sabé Hertes." Ich sah, dass sie mir immer noch nicht glaubte. Ich versuchte ihr also klarzumachen, dass ich eine Art natürliches Double der Senatorin war, und dass sie mich schon einige Male gesehen hatte. Doch auch ohne die Macht konnte ich sehen, dass Trauer und Wut ihre Sicht trübten und dass sie mir niemals so einfach glauben würde.

Ich hatte gehört, dass sie aus dem Orden ausgestoßen, ihr aber ein Wiedereinstieg erlaubt worden war, den sie vorerst abgelehnt hatte. Sie war also das, was man eine Graue Jedi genannt hatten. Sie hegte weder für die Jedi noch für die Sith Sympathien. Was ich vorhatte zu tun, war also äußerst gewagt, aber mit einem aktivierten Lichtschwert an meinem Gesicht wusste ich keine andere Möglichkeit: Vorsichtig zeigte ich ihr an, dass ich keine Waffe bei mir trug, und führte dann ihre freie Hand zu der Kette um meinen Hals.

Gerade als Ahsoka mich warnen wollte, keine Dummheit zu begehen, legte ich ihre Hand um das Amulett und gab ihr damit über die Macht Zugang zu einigen Informationen über mich. Ich ließ ihr nur den Bruchteil einer Sekunde Zeit, bevor ich die Verbindung wieder beendete, indem ich ihre Hand von der Kette schob.

"Was um alles in der Welt ist das?" Sie klang verwundert und ich merkte, dass sie so etwas wie den grünlichen Stein um meinen Hals noch nie gesehen hatte. Ich erklärte ihr, dass dieses Amulett mich vor der Entdeckung durch die Sith schützte und dass sie nicht erfahren durften, wo ich war. Seltsamerweise nickte Ahsoka nur, ohne weiter nachzufragen. Vielleicht hatte sie doch mehr gesehen, als ich gewollt hatte. Immerhin war ich nicht trainiert im Umgang mit der Macht, sie schon.

"Alles, was ihn aufhält, ist mir willkommen", sagte sie mit düsterem Blick und ich ahnte, wen sie damit meinte. Wahrscheinlich konnte auch sie Anakin nicht verzeihen, was er getan hatte. Anakin hatte ohne Zweifel auch einige Freunde von Ahsoka auf dem Gewissen, und vielleicht hatte sie die Hoffnung gehabt, doch eines Tages wieder dem Orden beitreten zu können. Diese Hoffnung war nun jedoch vergeblich.

"Wir können nichts mehr tun", sagte ich niedergeschlagen und die Müdigkeit, die immer noch in meinen Knochen saß, keimte wieder auf. "Die Republik ist zerstört und alle, die dem Imperator Widerstand leisten, werden gejagt und getötet." Meine Stimme klang furchtbar monoton und ich wunderte mich über mich selbst. Ich war doch sonst auch nicht so furchtbar schwermütig. Was war nun anders?

"Es müssen noch Jedi überlebt haben. Wenn wir sie suchen und in Sicherheit bringen können, dann gibt es noch eine Chance." Die junge Togruta sprach mit fester Stimme und sie strotzte nur so von Entschlossenheit. Das erinnerte mich ein klein wenig an mich in jüngeren Jahren. Aber vielleicht war es wichtig, jetzt nicht zu verzagen. Vielleicht war das das einzige, was wir noch tun konnten: Überlebende retten und um uns scharen, um irgendwann Widerstand leisten zu können.

"Der Wookiee hier hat mir erzählt, dass er auf Kashyyyk einen kleinen alten Meister hat retten können", erklärte Ahsoka mit einem leichten Grinsen und ich ahnte ebenso wie sie, welcher Meister das gewesen sein musste. Von Obi-Wan hatte ich vor dem ganzen Chaos erfahren, dass Meister Yoda den von Wäldern bedeckten Planet im Mytaranor-Sektor gereist war, um einer bevorstehenden Invasion durch die Konföderation entgegenzuwirken. Dort musste er auch gewesen sein, als die Order 66 begonnen hatte, wovor der Wookiee ihn gerettet hatte.

Ein kleiner Schimmer Hoffnung begann in mir zu glühen. Wenn Yoda es überlebt hatte, warum dann nicht auch Obi-Wan? Wenn er tatsächlich mit einer Falle gerechnet hatte, vielleicht hatte er dann Maßnahmen ergriffen, sich zu schützen. Vielleicht lebte er tatsächlich noch, irgendwo dort draußen.

"Das Locksignal des Tempels wurde bereits verändert und rät nun allen Jedi, sich im Untergrund zu verstecken. Es wird also nicht leicht sein, sie zu finden", informierte mich Ahsoka, als ich ihr vorschlug, die Jedi zu warnen. Anscheinend gab es tatsächlich noch Überlebende, die sich in die Höhle des Löwen gewagt hatten. Denn der Imperator hatte das Signal sicherlich nicht ändern lassen.

"Ich muss herausfinden, ob Meister Obi-Wan diesen Angriff überlebt hat", sagte ich bestimmt und sie sah mich schulterzuckend an.

"Auf Coruscant werden in diesem Moment alle toten Jedi verzeichnet, aber ich bin mir sicher, dass es noch lange dauert, bis es eine vollständige Liste gibt."

"Dann werde ich nach Utapau aufbrechen und dort nach Hinweisen suchen." Die Hoffnung, Obi-Wan habe vielleicht überlebt, spornte mich an, gab mir Kraft, doch noch etwas weiter zu machen. Zumindest bis ich Gewissheit hatte, was seinen Verbleib anging. Und wenn ich schon irgendwo mit der Suche beginnen musste, dann doch sicher dort, wo er als letztes vom Jedi-Rat hingeschickt worden war, um General Grievous zu töten.

Doch Ahsokas plötzliches bedrückendes Kopfschütteln, als sie auf ihr blinkendes Holopad sah, ließ mich innehalten. Mit mitfühlender Stimme sagte sie: "Ich denke, Ihr solltet nach Naboo fliegen."

Ich folgte ihrem Blick zu der Projektion und mir stockte der Atem, als ich die Schlagzeige las: "Ungeklärter Tod von Naboos Senatorin". Mehr brauchte ich gar nicht zu lesen, dass sich mein Magen förmlich umdrehte. Wie auf einen Schlag waren alle Gedanken, die ich gehabt hatte, verflogen. Die Druckwelle, die die Nachricht bei mir ausgelöst hatte, hatte einfach alles niedergemacht. Ich starrte nur auf das schwarz-weiße Bild einer lächelnden Padmé mit Trauerschleife.

Wie hatte das nur passieren können? Wie um alles in der Welt hatte sie sterben können? Sie war doch noch nicht einmal an den Kämpfen beteiligt gewesen. Das letzte, was ich wusste, war, dass sie in der Senatsarena gewesen war und sich danach noch mit Bail getroffen hatte. Hatte der Imperator sie getötet? Nein, das was äußerst unwahrscheinlich, da er damit Anakin wieder verloren hätte. Doch was war dann passiert?

Gregar war bei ihr gewesen. War er auch gestorben? Würde Dormé ihr gemeinsames Kind nun alleine großziehen müssen? Und was war mit Padmés Zwillingen? Hatte man sie noch retten können, oder waren auch sie gestorben? Waren sie vielleicht zu früh gekommen und Padmé war bei der Geburt verstorben?

Was auch immer es war, es gab ein Gefühl in mir, das selbst die Trauer, die mich überkam, noch überschattete, und das war Schuld. Schuld, dass ich nicht dagewesen war, um sie zu beschützen. Ich hatte vor 14 Jahren einen Eid geleistet, sie mit meinem eigenen Leben zu schützen, was auch kommen möge. Und ich hatte war immer stolz darauf gewesen, ihr diesen Dienst zu erweisen, auch wenn sie ihn nie gewollt hatte. Und nun, nun hatte ich meinen Eid trotz aller Mühen nicht erfüllen können. Sie war einfach gegangen, ohne dass ich auch nur im Entferntesten die Möglichkeit gehabt hatte, es zu verhindern.

"Ihr solltet nicht alleine reisen. Und Ihr solltet auch nicht als Sabé reisen", gab Ahsoka leise zu bedenken. Sie konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie es mir in diesem Moment ging. Ich war leer und war weder im Stande, zu denken noch zu sprechen. Das musste auch der Wookiee bemerkt haben, denn er hob mich einfach mit einigen Brülllauten hoch und trug mich zu den Hangars.

Wie aus weiter Entfernung hörte ich noch, dass Ahsoka ihm auftrug, wieder in seine Heimat zurückzukehren, sobald er mich nach Naboo gebracht hatte. Von dort aus sollte er in Erfahrung bringen, ob in der Nähe von Kashyyyk noch weitere Jedi überlebt hatten. Sie würden in Verbindung bleiben.

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