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Kapitel 13

 

Flucht

 

 

 

Eine ganze Weile hing ich den düsteren Gedanken nach, die nur so in mir hervor sprudelten. Ich dachte an alle meine Freunde, egal welchen Stand sie nun hatten, und fragte mich, wie sich ihr Leben nun verändern würde. Selbst auf Naboo würde sich alles verändern, wenn die Königin sich den Regeln des Imperiums beugen musste. Sie würde nur noch für die Öffentlichkeit regieren. Die wahre Macht würde der vom Kanzler ernannte Gouverneur haben.

Gregar würde wahrscheinlich bei Padmé bleiben, egal was er dafür sagen oder tun musste, einfach nur, um seine Arbeit zu tun und Dormé und ihren gemeinsamen Sohn nicht in Gefahr zu bringen. Rabé, Saché, Yané und Eirtaé waren nicht interessant für das Imperium, und dennoch konnte ich mir vorstellen, dass sich auch ihr Leben verändern würde. Die Dunkelheit, die sich von hier aus in die ganze Galaxis ausbreitete, würde auch vor Naboo nicht haltmachen.

Vielleicht würde der Imperator sogar das unsägliche Verbrechen begehen und Naboo zur Energiegewinnung nutzen. Vielleicht würde er unserer Göttin die Lebensenergie nehmen, die wir vor 13 Jahren mit unserem eigenen Leben vor der Handelsföderation beschützt hatten. Wenn er das tat, würde irgendwann nicht mehr viel von Naboo übrigsein.

Einfach alles dort nährte sich am natürlichen Plasmavorkommen im Planetenkern. Wenn davon nicht mehr genügend vorhanden war, würde die Vegetation, für die Naboo so bewundert wurde, verschwinden. Theed wäre nur noch eine Stadt inmitten einer kargen Felslandschaft. Dem großen Meer, in dem die Gungans lebten, würde der wichtigste Nährstoff für die Tiere entzogen und den Gungans würde die natürliche Nahrung fehlen.

Doch die Zerstörung Naboos würde länger dauern als ich lebte, selbst wenn ich mit einem ungewöhnlich langen Leben gesegnet wäre. Es würde lange dauern, bis es nicht mehr genügend Plasma im Planeten gab, und bis dahin würde es das Imperium vielleicht schon gar nicht mehr geben. Vielleicht würde sich aus den Überresten der Opposition eine Rebellion zusammenschließen, die irgendwann den vernichtenden Schlag gegen den Imperator führen würde.

Wo Dunkelheit herrscht, wird Licht erscheinen.

Ich merkte, wie sich das erdrückende Gefühl der Hoffnungslosigkeit legte und die Dunkelheit von irgendwoher leicht erhellt wurde. Hoffnung keimte wieder in mir auf, dass vielleicht doch nicht alles verloren war, dass es noch eine Chance gab, solange es noch Lebewesen gab, die für ihre Freiheit kämpfen würden.

Ich wusste nicht, ob ich es selbst schaffte, oder ob es einen anderen Grund dafür gab, aber genau in dem Moment, in dem ich den Entschluss fasste, wie auch immer, bis zu meinem letzten Atemzug Widerstand zu leisten, lösten sich die unsichtbaren Fesseln um mich auf und die Dunkelheit schien sich blitzschnell auf einen anderen Ort zu konzentrieren.

Geistesgegenwärtig schnappte ich mir das Amulett, das immer noch auf dem Tisch vor mir lag. Dann sprintete ich zu der Tür, die für mich den Fluchtweg bedeutete, doch sie ließ sich nicht öffnen. Natürlich hätte der Imperator mich nicht einfach so hier zurückgelassen. Ich erinnerte mich jedoch an etwas, das mir Obi-Wan über die Macht erklärt hatte. Sie befand sich in einfach allem, selbst in dieser Tür, und mit genug Konzentration und dem Willen dazu, würde sie sich öffnen.

Ich versuchte mich also meiner selbst zu besinnen und alle Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen. Ich konzentrierte mich nur auf die Aufgabe vor mir, nicht was davor und danach war. Ich sah mir die Tür in der Macht genau an, versuchte sie mir genau einzuprägen und mir dann vorzustellen, wie die Midichlorianer nach der Öffnung angeordnet sein würden, wie sie sich während dieses Prozesses verschieben mussten, dass es funktionierte.

Es klappte nicht auf Anhieb, doch Aufgeben war für mich keine Option mehr. Und so versuchte ich es immer wieder und wieder. Nach unzähligen Anläufen und ebenso vielen Schweißperlen öffnete sich die Tür und ich hatte es tatsächlich geschafft, die Macht um mich herum zu beeinflussen. Ohne weiter darüber nachzudenken, zog ich das Amulett wieder um meinen Hals und rannte den Gang entlang bis zur Landeplattform, die für mich ein sicheres Entkommen bedeutete. Während meiner Flucht hatte ich mehrere starke Erschütterungen gespürt und es klang beinahe so, als würde im Inneren der Senatsarena ein Kampf stattfinden.

Was auch immer es war, es war zu vermuten, dass das der Grund für meine gelungene Flucht war. Es hatte den Imperator abgelenkt und den Schatten sich auf etwas anderes konzentrieren lassen. Doch ich konnte mich darum nicht weiter kümmern. Nicht, wenn ich alleine war und der Imperator alles tun würde, um mich entweder auf seine Seite zu bekommen, oder mich töten zu lassen.

Ich war froh, als ich auf der Landeplattform einen Speeder sah, der anscheinend auf seinen Besitzer zu warten schien. Wahrscheinlich war Mas Amedda damit hier angekommen und es tat mir ganz und gar nicht leid, diesem elenden Ungeheuer einige Unannehmlichkeiten zu bescheren. Ich zögerte also nicht, sprang in den Speeder und hob ab. Ich machte mir gar nicht mehr die Mühe, noch einmal in mein Apartment zurückzukehren, denn das wäre viel zu gefährlich gewesen. Stattdessen verließ den Planeten direkt in dem Speeder und flog eine ganze Weile, bis ich auf einem kleinen, als Zwischenstopp angelegten Asteroiden gelangte, an dem ich mich des Speeders entledigen konnte.

Der Asteroid war weit genug von Coruscant entfernt, dass es zumindest mehrere Stunden, vielleicht sogar ein bis zwei Tage, dauern würde, bis man mich finden würde. Und bis dahin hatte ich sicherlich eine Möglichkeit gefunden, von diesem Asteroiden wieder herunterzukommen. Zu allererst musste ich allerdings Kräfte sammeln, denn ich merkte, dass ich sehr erschöpft war.

Ich betrat die Empfangshalle des einem Hotel gleichenden Gebäudes und begab mich von dort aus direkt in den Essensbereich. Mein Magen knurrte unaufhörlich, wobei das noch nicht einmal das Schlimmste war. Ich war mittlerweile so müde geworden, dass ich gegen einen Wookiee prallte, als ich bei der Essensausgabe beinahe im Stehen einschlief.

Er war groß und unheimlich haarig. Ich hatte noch nie selbst einen Wookiee gesehen, aber dieser hier sah eindeutig sehr typisch aus.

"Wahhh uaua", sagte er in seiner Sprache, doch es hörte sich eher an, als habe ein Tier gebrüllt. Ich hatte davon gelesen, dass die Wookiees schon immer Probleme gehabt hatten, die gemeine Sprache zu lernen. Ihre Stimmbänder waren dafür einfach nicht ausgeprägt genug. Ihre für Menschen so unverständlichen Worte hatten jedoch genaue Bedeutungen, so wie es bei unserer Sprache auch der Fall war.

"Wahhh uaua. Grahhh wahhr." Er zeigte auf einen Tisch mit zwei Bänken und schubste mich in die Richtung. Darunter verstand ich dann doch etwas. Ich sollte mich hinsetzen, er würde sich um Essen kümmern. Ich nickte nur und ging hinüber, um mich zu setzen. Es war seltsam, in der Nähe standen einige Leute, die keinen Sitzplatz hatten, aber keiner hatte sich bisher an den Tisch getraut, um sich dort niederzulassen. Vermutlich schüchterte sie der Wookiee ein.

Als er wiederkam, hielt er in jeder Hand ein Tablet mit Essen und setzte sich zu mir. Und auch, wenn ich nicht verstand, was er sagte, es tat dennoch gut, in Gesellschaft zu sein. Irgendwann kramte er dann ein Holopad aus seiner Tasche und schaltete es ein, um den Übersetzer zu aktivieren.

"Ihr solltet Euch etwas anderes anziehen", übersetzte das Gerät das für mich unverständliche Gebrüll des haarigen Wesens. "Sonst wird noch jemand misstrauisch und erkennt, dass Ihr nicht von hier seid." Ich wunderte mich, dass dieses Wesen eine so gute Auffassungsgabe hatte. Um ehrlich zu sein hatte ich mir nie Gedanken darüber gemacht, was ein Wookiee genau war und welches Maß an Intelligenz ihnen zuzuordnen war. Doch offenbar schien das Äußere hier mich eindeutig zu täuschen.

"Ich denke, da habt Ihr Recht", sagte ich und ich merkte selbst, wie müde meine Stimme klang. Ich fühlte mich auch unendlich entkräftet, so als hätte ich Jahre lang nicht geschlafen, und wahrscheinlich sah ich auch genauso aus. Ich entschied mich also, die Mahlzeit zu essen, die man mir gebracht hatte, und mich dann um ein Zimmer zu kümmern, in das ich mich zurückziehen konnte. Wenn ich etwas geschlafen hatte, würde ich mich dann um das Problem mit meiner Kleidung kümmern.

Ich war froh, dass ich noch die Kleidung vom Vortag trug, denn vor meiner überstürzten Abreise hatte Halé mir meinen CreditChip wiedergegeben, der noch in einer der Taschen meines Umhangs steckte. So konnte ich wenigstens Geld aufweisen, mit dem ich zahlen konnte. Der Chip lief zwar offiziell über das Königshaus von Naboo und sollte eigentlich nur für Einkäufe benutzt werden, die einem diplomatischen Essen oder ähnlichem dienten. Aber das war mir im Augenblick ziemlich egal, immerhin befand ich mich in einer Notsituation. Und ich wusste, dass die Königin alles für die Informationen tun würde, die ich ihr würde zukommen lassen können, wenn ich wieder in meiner Heimat war. Es war also in gewisser Weise doch ein diplomatischer Zweck, für den das Geld eingesetzt wurde.

Als ich das eher karge Quartier erreicht hatte - der Wookiee, dessen Namen ich immer noch nicht wusste, hatte darauf bestanden, mich zu zu begleiten -, setzte ich mich auf das steinharte Bett und starrte auf den Boden. Erst als etwas an meiner Hand kribbelte und eine kühle Spur hinterließ, merkte ich, dass ich weinte und die Tränen von meinen Augen direkt auf die Hände flossen, in denen ich mein Gesicht vergaben hatte.

Hier, in stiller Einsamkeit hatte ich endlich die Möglichkeit, einen Teil von dem, was passiert war, zu realisieren. Bisher hatte ich seit meiner Abreise aus dem Apartment nur irgendwie funktioniert. Die Jedi waren gefallen, gut möglich, dass es keinen einzigen mehr gab, in der ganzen Galaxis. Die Dunkelheit, die mich im Büro des Imperators überwältigt hatte, hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass irgendwo noch ein einzelner Jedi hätte überleben können. Ich fragte mich, ob Obi-Wan den Verrat seiner Truppen hatte kommen sehen, ob er kurz vor dem Tod erahnt hatte, was passieren würde. Hatte er vielleicht noch versucht zu kämpfen?

Ich konnte sein bedauerndes Gesicht praktisch vor mir sehen, wie er sich in seiner Not trotzdem noch weigerte, auf die Klonsoldaten zu feuern, die ihm so oft das Leben gerettet hatten. Hatte er vielleicht genau das mit der Falle gemeint, die er gespürt hatte? War er vielleicht gar nicht mit dem Gedanken, von Grievous getötet zu werden, verschwunden? Aber wenn er es auch nur im Entferntesten geahnt hätte, hätte er es dann nicht zu verhindern versucht?

Die Gedanken an Obi-Wan schmerzten förmlich und ich war wirklich dankbar dafür, dass er nie erfahren musste, was sein ehemaliger Padawan getan hatte. Er würde sich niemals dafür verantwortlich fühlen müssen, denn ich war mir sicher, dass er das ansonsten getan hätte. Er hätte sich selbst die volle Schuld zugewiesen, obwohl ihn wahrscheinlich am wenigsten davon betraf.

Auch wenn es den Jedi hätte fremd sein müssen, hatten sie Neid und Angst Anakin gegenüber gespürt und gezeigt. Das hatte ihn, trotz Obi-Wans Mühen, zu dem gemacht, was er nun entfesselt hatte. Die Trennung von seiner Mutter, ihr späterer Tod, die Grausamkeiten, die er Sklavenjunge erlebt hatte, und die Behandlung bei den Jedi hatten ihn so instabil werden lassen, dass weder die leidenschaftliche Liebe Padmés noch die brüderliche Liebe Obi-Wans etwas gegen die Saat des Misstrauens hatten ausrichten können, die Palpetine seit Anakins Ankunft auf Coruscant gepflanzt hatte.

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