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Kapitel 11

 

Der Untergang der Jedi

 

 

 

Eine dunkle Vorahnung baute sich in mir auf und ich betete zur großen Göttin, dass es noch nicht zu spät war. „Motee, ist die Senatorin bereits wieder eingetroffen?“, fragte ich durch die Kom-Nische, an der ich mich noch immer befand, doch es antwortete nur der goldene Protokolldroide. Die Besprechung mit dem Kanzler war zwar beendet, aber die Senatorin sei noch aufgehalten worden.

„Botschafterin!“, hörte ich die entsetzte Stimme Danés im Nebenraum und sah, als ich schnell zu ihr eilte, nur die Projektion ihres HoloPads. „Alle Bewohner Galactic Citys werden gebeten, sich in geschlossene Räume zurück zu ziehen“, ertönte die Stimme des Reporters deutlich nervös. „Ich wiederhole: Es gab einen Anschlag auf das Leben des Kanzlers! Die Jedi versuchen, die Republik zu Fall zu bringen. Alle Bewohner Galactic Citys werden gebeten, sich in geschlossene Räume zurück zu ziehen.“

Ich konnte meine Ohren nicht trauen. Es war schneller gegangen, als ich erwartet hatte. Und natürlich wurden die Jedi für alles verantwortlich gemacht. „Dané, du weißt, was zu tun ist. Sobald ich zurück bin, brechen wir auf.“ Meine beste Kammerdienerin nickte nur, aber ihre Schwester verstand nicht.

„Werdet Ihr die Senatorin holen oder soll ich das tun?“, fragte Dané mit ernster Stimme. Ich war verwundert, dass sie in diesem Ernstfall beinahe genauso abgeklärt klang wie ich.

„Ich werde sie holen. Doch zuerst muss ich noch etwas anderes erledigen.“ Die letzten Worte rief ich ihr nur noch zu, während ich schon im Lift stand und darauf wartete, dass er sich endlich in Bewegung setzte. Vielleicht war es noch nicht zu spät, den Tempel zu warnen. Vielleicht konnte ich zumindest dahingehend etwas ausrichten, damit sie wussten, was kam. Die Chancen, dass sie mir glaubten, wenn ich ihnen von meinen Vermutungen Anakin und den Kanzler betreffend erzählte, waren zwar gering, aber es war wenigstens etwas.

Ich war froh, als ich am Tempel ankam und noch alles still zu sein schien. Man hatte zwar die Signalbarken und alle anderen Lichter abgeschaltet, aber es war nichts zu sehen, das auf einen Kampf hindeutete.

„Botschafterin, Ihr solltet nicht hier sein“, sagte ein älterer Meister zu mir, als er verwundert durch die Tür des Landedecks trat. Ich hatte ihn schon einige Male gesehen, aber zu meiner Schande musste ich gestehen, dass ich mir seinen Namen nie gemerkt hatte.

„Ich muss mit einem Mitglied des Rates sprechen! Es geht um den Kanzler!“, bat ich ihn in meiner überzeugendsten Stimme.

„Der Rat kümmert sich bereits darum, seid unbesorgt, Botschafterin.“ Ein eiskalter Schauer lief mit über den Rücken, als ich das hörte. Wenn der Rat sich um den Kanzler hatte kümmern wollen, dann war das Vorhaben anscheinend gescheitert und der Rat nicht mehr existent. Doch bevor ich etwas dazu sagen konnte, kam ein verängstigter Padawan zu uns gerannt. Er berichtete vom Fund der Leiche von Meisterin Shaak Ti und dem Verschwinden von Anakin.

„Meister, Ihr müsst den Tempel unbedingt nach außen abriegeln. Lasst niemanden hinein, vor allem nicht Skywalker“, sagte ich. Ich sah, dass der alte Jedi mich schon bitten wollte, mich um meine eigenen Angelegenheiten zu kümmern, als das Geräusch von Blastern und aktivierten Lichtschwertern ertönte. Es hatte also begonnen.

Auf einmal zischten an uns Schüsse vorbei und ich sah, wie mehrere Truppentransporter auf der Plattform zur Landung ansetzten. Der Meister zog mich im letzten Moment ins Innere des Tempels und verriegelte die Tür. Dann sah er mich fragend an, doch dazu war nun keine Zeit mehr. „Was immer geschieht, versucht nicht, gegen Skywalker zu kämpfen, flieht!“, sagte ich eindringlich zu ihm und dem Padawan. Wie wir von hier fliehen sollten, wusste ich jedoch nicht. Das Dach des Tempels würde bald von Klonsoldaten überrannt sein und wenn ich richtig hörte, waren auch an anderen Stellen bereits die Fluchtwege nach außen abgeschnitten.

„Botschafterin, bitte begebt Euch mit Grevnan zu den Jünglingen. Ich weiß, dass Meister Obi-Wan Euch den Umgang mit einem Lichtschwert gezeigt hat. Die Jünglinge werden jede Hilfe benötigen, die sie kriegen können, Jedi oder nicht.“ Der Padawan nickte seinem Meister nur zu und zog mich hinter sich her.

Immer wieder konnte ich das Summen von aktivierenden Lichtschwertern hören, gefolgt von Blasterfeuern und gelegentlichen Schreien. Während wir rannten, kamen uns viele Jedi entgegen, die im Tempel geblieben waren, doch zu wenige von ihnen waren tatsächlich Ritter. Die meisten waren Gelehrte, Archivare und Lehrer, die nur die Grundlagen des Lichtschwertkampfes beherrschten. Sie würden den Tempel wahrscheinlich nicht halten können und es würde alles in einem riesigen Gemetzel enden.

„Grevnan!“, hörten wir dann die Stimme eines weiteren Padawans, der nur einige Meter neben uns stand. Er hatte sich hinter einer Säule verborgen und hatte bereits seine grün schillernde  Waffe aktiviert. Offenbar hoffte er, dass sein Freund sich ihm im Kampf gegen die Klosoldaten anschließend würde, die gerade den Gang entlangkamen. Ich wollte ihm noch zurufen, er solle uns folgen, doch da sprang er bereits aus seinem Versteck. Einige Schüsse konnte er mit seinem Schwert abwehren, doch als die Schüsse aus mehr als nur einer Richtung kamen, hatte er keine Chance mehr. Sein Körper erzitterte unter den Treffern, die er abbekam, dann glitt er leblos zu Boden. Ich konnte in Grevnans Augen sehen, dass er diesen Padawan gut gekannt und auch gemocht haben musste.

Er blieb einen Moment stehen, schien zu überlegen, ob er nun kämpfen und seinen Freund rächen sollte, doch das hatte keinen Sinn. Er würde genauso sterben. Also war ich es nun, die ihn hinter sich herzog. Anfangs versuchte er sich noch zu wehren, vor allem, weil immer mehr seiner Padawan-Freunde in den Kampf zu ziehen schienen. Also musste ich etwas unternehmen.

Der Blick des Padawans war starr in die Richtung gerichtet, in der immer mehr seiner Kameraden der Übermacht an Klonsoldaten zum Opfer fielen. Daher packte ich ihn bei den Schultern und schüttelte ihn einmal kräftig. „Hör zu!“, zischte ich. Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, aber sie erreichte den Padawan, als hätte ich ihm gerade ins Ohr geschrieen. „Der Meister hat uns eine Aufgabe gegeben. Wir sollen die Jünglinge beschützen, sicher gehen, dass zumindest sie überleben.“ Erst dann schien er mich überhaupt erst wahrzunehmen und nickte.

Er führte mich durch einige noch vom Kampf unbetroffene Gänge, bis wir eine Treppe in die anderen Ebenen fanden. Er erklärte mir, dass die Aufzüge deaktiviert waren und wir nur so in die unteren Ebenen des Tempels gelangen konnten, um die Jünglinge zu finden. Auf dem Weg dorthin fingen wir immer mehr Padawane ab, die sich todesmutig in den Kampf stürzen wollten. Auch sie überzeugten wir davon, mit uns zu kommen.

Gemeinsam suchten wir die Jünglinge auf, teilen sie unter uns älteren in kleinen Gruppe auf und wollten sie schließlich auf verschiedenen Wegen zu einem der tiefer gelegenen Ausgänge  bringen. Vielleicht hatten wir so eine Chance zu entkommen.

Ein paar der kleinen Jedi behielten Greinen und ich bei uns. Als wir einen dunklen und verlassenen Korridor entlang liefen, erleuchteten nur die kleinen Lichtschwerter den Weg. Doch sobald wir in einiger Entfernung den Schein anderer Schwerter und das trappeln vieler kleiner Füße hörten, schlugen wir einen anderen Weg ein, damit unsere kleine Gruppe nicht zu groß war, um Aufmerksamkeit zu erregen.

Als wir uns einer weiteren Treppe näherten, hörten wir schließlich das Geräusch weniger schwerer Füße, und etwas sagte mir, dass dies keine Jedi-Meister waren, die dort kamen. Sofort wies ich alle an, die Schwerter zu deaktivieren, und Grevnan leitete uns so leise wie möglich mit Hilfe der Macht in einen nahegelegenen Übungsraum.

Für einen kurzen Moment hielt ich inne. Ich kannte diesen Raum. Hier hatte Obi-Wan damals, als er mir den Tempel gezeigt hatte, mit mir einen Übungskampf ausgeführt. Das war zwar schon eine Ewigkeit vergessen und in dem schemenhaften Licht eines einzelnen kleinen Fensters war es schwer zu erkennen, aber ich war mir beinahe sicher, dass es derselbe Raum war. Welch eine Ironie, dass es vielleicht alles hier enden würde.

Es war unnötig, den vier- bis achtjährigen Jünglingen zu sagen, dass sie sich nicht von der Angst überwältigen lassen sollten. Ich hatte selbst Angst. Wenn die Klonsoldaten es bis hierher schafften, waren wir alle tot.

In dem kleinen Raum, in dem wir uns befanden, herrschte vollkommene Stille. Das einzige, was wir hören konnten, waren dumpfe Kampfgeräusche, deren Herkunft nicht näher zu identifizieren war. Manchmal drang auch ein Schrei zu uns durch und aus dem Augenwinkel erkannte ich den vergangenen Schimmer von flackerndem Feuer durch das Fenster. Der Jedi-Tempel brannte, und wer gewann oder verlor, würden wir nur herausfinden, wenn wir diese Nacht überlebten.

Solange spannte man uns jedoch nicht auf die Folter. Es hatte beinahe erleichtert und ehrfürchtig geklungen, als sich die Tür zu unserem Raum geöffnet hatte. Einer von den Jungs wagte sich hinter den Stühlen, hinter denen wir uns alle versteckt hatte, zu der Gestalt in der Tür hervor. Erleichtert, einen der älteren Meister zu sehen, sagte er: „Master Skywalker, es sind zu viele von ihnen. Was sollen wir nur tun?“

Er klang einerseits immer noch verängstigt. Andererseits schien er durch das Auftauchen von Anakin wieder neuen Mut geschöpft zu haben. Mich jedoch ließ es erstarren. Ich war nicht in der Lage, mich zu rühren, oder etwas zu sagen. Mein Körper gehorchte mir nicht mehr und hilflos muss ich mit ansehen, wie Anakin die blaue Klinge seiner Waffe aktivierte.

Mit einem einzigen Streich trennte er kaltblütig einem vielleicht Sechsjährigen den Kopf von den Schultern. Das riss mich aus meiner Starre. Mit einer heftigen Bewegung richtete ich mich auf. Ich rief seinen Namen: „Anakin!“

„Sabé“, sagte er nur beiläufig, beinahe so, als wolle er sich gleich mit mir über das Wetter unterhalten. „Wie praktisch, Euch hier anzutreffen. Der Kanzler hatte mir aufgetragen, Euch zu ihm zu bringen, wenn ich hier fertig bin. Ihr habt mir einen Weg gespart.“ Und in diesem Moment spürte ich, wie sich eine unsichtbare Hand um meinen Hals legte und mir meine Atemwege immer weiter verengte, bis ich durch den Sauerstoffmangel das Bewusstsein verlor. Ich bekam nicht mehr mit, dass auch die anderen Jünglinge diese Begegnung nicht überlebten.

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