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Kapitel 4

 



Die Umgebung in die wir traten nachdem wir durch das Zeitportal gegangen waren war seltsam. Auf den ersten Blick schien es als wären wir geradewegs ins Mittelalter getreten. Aber ich war mir sicher, dass Mobius gesagt hatte, dass der Angriff in Oshkosh im Jahre 1985 stattgefunden hatte.

Alles hier ließ vermuten, dass wir uns in einer Mittelalterlichen Stadt befanden, von den Fachwerkhäusern, den Schmieden, den Bäckerständen und den mit Pferdekutschen transportierten anderen Gütern. Erst wenn man genau hinsah, konnte man erkennen, dass einige der Anwesenden nicht vollkommen auf ihr Kostüm geachtet hatten und rote Plastikbecher hielten, oder Armbanduhren und Turnschuhe trugen. Wenn man mehr darauf achtete, sah man auch Frauen mit Handtaschen, gefärbten Haaren und auch den ein oder anderen der in vollkommen ‚normaler‘ Kleidung herumlief.

B-15 führte uns zu einem Zelt, von wo aus sie die höchste Varianzenergie empfing und daher vermutete, dass dort der Ort des Geschehens war. Das Zelt bot auch gegenüber neugierigen Augen einen gewissen Schutz.

Im Inneren des Zelts sahen wir das ganze Ausmaß des Kampfes. Die Minutemen waren alle erledigt und wie bei den meisten anderen Vorfällen, fehlte auch hier wieder die Zurücksetzungsladung. Ich fand es sehr beunruhigend, dass die Minutemen anscheinend keine große Chance gehabt hatten. Es sah aus als seien die aus dem Hinterhalt angegriffen worden und als hatten sie in keiner Weise damit gerechnet. Es gab jedoch eine Sache, die selbstB-15 beunruhigte und das war die Tatsache, dass nicht alle der Einheit hier waren. C-20, ein Hunter, also ein Truppenleiter der Minutemen wie B-15 einer war, fehlte. Nur ihr Helm und ihr Stock lagen bei einer Zerbrochenen Lanze aus Holz.

Doch keine konnte sich das so richtig erklären, den bisher hatte die Variante noch nie eine Geisel genommen. Bisher waren einfach immer alle Minutemen von der Variante umgebracht worden. Die Anwesenden fragten sich, ob die Variante nun die nächste Phase dessen begonnen hatte was sie vorhatte. Vielleicht war C-20 aber auch einfach geflohen als sie ihre Männer hatte fallen sehen, auch wenn sich das B-15 nicht vorstellen konnte. Sie schien C-20 zu kennen und zu mögen.

„Wartet“, hielt Loki einige Minutemen davon auf das Zelt zu verlassen um sich nochmals auf dem Markt umzusehen und vielleicht eine Spur von C-20 zu finden. „Wenn sie das Zelt verlassen, endet ihr wie sie.“ Die Dramatik, die Loki hier wieder suggerierte war unglaublich und ich wollte schon einschreiten, weil ich mir sicher war, dass Loki übertrieb, aber Mobius hob seine Hand und deutete so damit an, dass er Loki zuhören wollte.

„Was siehst du?“, fragte er und schien tatsächlich interessiert an Lokis Perspektive der Dinge.

„Einen raffinierten Plan.“ Die augenscheinliche Theatralik, die Loki an den Tag legte war schon fast nicht auszuhalten. Ich ging davon aus, dass er so hoffte Mobius Vertrauen zu gewinnen. Wahrscheinlich wollte er Mobius klarmachen, dass er für die TVA unentbehrlich war. „Und in diesem Plan erkenne ich mich selbst.“ Natürlich sah er sich selbst, denn er dachte sich das ganze gerade aus. Ich fragte mich wie lange Mobius sich das noch anhören wollte bevor er mich sprechen lies. Loki ging auf einen der Leichname zu und kniete sich daneben nieder.

„Wir haben eine Redensart in Asgard: Wo Wolfsohren sind …“

„… sind auch Wolfszähne.“, beendete ich seinen Satz und er sah mich einen Moment verwundert an. Wahrscheinlich weil er sich wunderte, woher ich diese Redensart kannte, immerhin konnte er nichts davon wissen, dass ich Asgard kannte. Die Verwunderung überspielte er aber gekonnt mit Verdruss darüber, dass ich ihn unterbrochen hatte und fuhr in seinen Ausführungen fort. Er verglich die TVA mit seinem eigenen Volk, den Asen, und was er sagte zeigte mir einmal mehr, dass er tatsächlich gut darin war andere einzuschätzen. „Jene die ihr Unterschätzt, werden euch verschlingen.“ Da redete er sicherlich auch aus eigener Erfahrung immerhin war er genau aus einer solchen Situation heraus mit dem Tesserakt geflohen. „Ihr unterschätzt mich, genau wie diesen minderwertigen Loki. Weshalb ihr in ein Wolfsmaul nach dem anderen hineinstolpert.“

Ganz so unrecht hatte er damit sicherlich nicht. Die Überheblichkeit der TVA war sicherlich ein beträchtlicher Faktor warum die andere Loki-Variante es immer und immer wieder schaffte die Einheiten von Minutemen in einen Hinterhalt zu locken und zu überwältigen. Leider war die Tatsache, dass Loki Wahrheit und Annahmen, die leider meistens auch zutrafen, mit anderen Tatsachen und möglichen Charakterlichen schwächen seines Gegenübers und schaffte es so seine Manipulation perfekt zu machen.

Ich konnte es mir kaum anhören wie Loki Mobius weiß machen wollte, dass er sich geändert habe und hier seiner ‚neuen Bestimmung‘ folgte, wie er es ausdrückte. Er trug ziemlich dick auf und ich sah an den Blicken von B-15, dass zumindest sie dem Gott des Schabernacks kein einziges seiner Worte abkaufte. Mobius lies ihn allerdings weiterreden und schien dabei auch noch tatsächlich interessiert an dem was Loki zu sagen hatte und ich fragte mich wo dieser durchaus spitzfindige Mann gewesen war der so viel hatte zwischen den Zeilen lesen können während er mich und Loki befragt hatte.

„Ich brauche Zusicherungen.“, redete Loki auf Mobius ein und umkreiste ihn wie ein Geier seine Beute. Doch auch wenn Mobius gewillt war Loki weiter zuzuhören, ich sah ihm nun an, dass er seinerseits auszuprobieren schien, wie weit Loki gehen würde, ob er seine wahren Beweggründe offenbaren würde. „Und ich muss sofort mit den Zeithütern sprechen. Sie befinden sich in größerer Gefahr als sie dachten.“ Und Bingo! Da waren seine Beweggründe. Er wollte so schnell wie möglich zu den Zeithütern. Ich schüttelte nur unmerklich meinen Kopf und war wieder einmal verwundert für wie stumpfsinnig Loki andere Lebewesen doch halten musste. War er tatsächlich so überzeugt von seinem eigenen Intellekt, dass er meinte, niemand würde ihn durchschauen?

Mobius tat für einen Moment so als ob er überlegen musste, gab Loki einen Moment in der er Zuversicht schöpfen konnte. Ich allerdings fragte mich was ich hier machte. Offensichtlich kannte Mobius Lokis Tricks schon gut genug, da musste ich ihm sicherlich nicht mehr dabei helfen. „Er lügt, spielt nur seine Spielchen. Da draußen ist niemand.“, sagte er dann und sah Loki dabei beinahe enttäuscht an. Loki hingegen schien überrascht und sah mich an als hätte ich irgendetwas verraten, während die Maschinerie der Minutemen alles vorbereitete um diese Abzweigung des Zeitstrahls zurückzusetzten, bevor sie endgültig an einem Punkt angelangt war an der es kein Zurück mehr geben würde.

„Gut gemacht. Hast dir wirklich Mühe gegeben“, kommentierte ich sarkastisch, als ein ziemlich wütender Mobius uns mit einer eher negativen Grundhaltung andeutete, dass wir nun diese Zeit verlassen sollten. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass diese Aktion Lokis keine Folgen für ihn haben würde, und vielleicht auch für mich. Wer wusste schon was sie mit mir anstellen würden, sobald sie merkten, dass dieser Loki hier keine wirkliche Hilfe, sondern eher ein Hindernis war?

Das wirklich schlimme an der ganzen Sache war noch nicht einmal, dass Loki versucht hatte Mobius zu manipulieren. Nein, damit hatten wahrscheinlich alle zu irgendeinem Zeitpunkt gerechnet. Sondern das schlimme war, dass er dabei tatsächlich provoziert hatte, dass die Abzweigung über den roten Strich hinausging und somit diese Abzweigung nicht mehr zu verhindern war.

Das war auch der Grund, warum wir direkt bei unserer Ankunft in der TVA von einem höheren Mitarbeiter der TVA abgefangen wurden und er Mobius mitteilte, dass Richterin Renslayer, die Richterin, die uns hatte verurteilen wollen, ihn sehen wollte, um diese äußerst unerfreuliche Mission mit ihm zu besprechen.

„Mitkommen.“, war alles was er zu Loki und mir sagte und es war deutlich zu hören, dass er nicht in der Stimmung war in diesem Moment mehr zu sagen. Ich sah zu Loki und ich merkte wie sich die Räder in seinem Kopf zu drehen schienen, wie auch er langsam aber sicher bemerkte, dass er vielleicht gerade ziemlichen Mist gebaut hatte.

Vor dem Büro der Richterin angekommen lies Mobius uns einfach stehen und ging alleine hinein.

„Ich dachte immer du bist clever.“, bemerkte ich unter zusammengepressten Zähnen. Ich war wütend und das sollte er auch ruhig ganz genau bemerken. „Aber wie es aussieht zerstörst du nicht nur gerne das Leben von anderen, sondern auch dein eigenes.“ Er sah mich nicht direkt an, tat so als würde er mich absichtlich überhören, aber ich hatte genug von seinem Verhalten. Hatte genug von seinen Spielchen, die nun auch mein Leben zu gefährden drohten. „Meinst du, du bist der Einzige, der hier seine Spielchen spielt?“, brach es daher aus mir heraus und ich drehte mich direkt zu ihm um und sah ihm in die Augen. Bist du wirklich so arrogant und denkst Mobius hätte uns einfach so von der Leine gelassen. Ohne zu wissen, wie er mit uns umgehen muss? Meinst du, du bist die einzige Variante, die er für seine Zwecke benutzt hat?“ Ich wusste, dass meine Worte irgendwo tief in ihm ankamen, aber er wollte es sich nicht ansehen lassen. Er wollte nicht zugeben, dass vielleicht noch jemand einen scharfen Verstand hatte. In mancher Hinsicht sogar einen schärferen, weil mir das Ego fehlte mich anderen gegenüber immer überlegen zu fühlen.

„Ach komm schon! Es kann dir doch nicht vollkommen egal sein, dass man uns hier festhält!“, brach es auf einmal aus ihm heraus als ich nicht aufhörte ihn anzustarren. „Du sagst selbst, dass hier mit faulen Tricks gespielt wird. Wer sagt uns also, dass man uns nicht loswird, sobald die keine Verwendung mehr für uns haben?“ Sein Einwand war durchaus berechtigt. Auch ich hatte mich das schon öfter gefragt. Hatte überlegt was sein würde, wenn die gefährliche Variante erst einmal gefangen war.

„Wir sollten zusammenarbeiten und sichergehen, dass wir einen Plan haben, wenn es soweit ist.“ Ich verdrehte meine Augen. Schon wieder einer seiner Pläne. Natürlich wusste ich, dass unsere Existenz für die TVA nur eine Frage der Zeit war. Sobald sie die Möglichkeit hatten, würden sie sich unserer entledigen und keinem von uns eine Träne hinterherweinen. Und ich konnte nicht verleugnen, dass in meinem Kopf auch noch andere Worte nachhallten, Worte der Vergangenheit: „Wenn du wieder nach Hause willst, solltest du mir vertrauen.“

Ich stellte mich direkt vor Loki und drückte ihn, meinen Finger in seine Brust bohrend gegen die Wand. „Ich spiele nur mit, weil du das kleinere Übel bist. Ein Übel was ich kenne und einschätzen kann, weil wir aus dem gleichen Zeitstrahl kommen.“ Sein Blick war durchdringend während er mich einen Moment genau zu studieren schien.

„Damit kann ich leben.“ Vorsichtig nahm er meinen Finger von seiner Brust und löste sich wieder von der Wand. „Mir geht es genauso, Avenger.“ Er nickte mir zu und hielt mir dann seine Hand hin um unseren gerade geschlossenen Packt zu besiegeln. Es war ein seltsames Gefühl als ich seine Hand nahm und sie drückte. Es war mir so vertraut und doch gleichzeitig fremd.

„Noch nie die Hand eines Gottes geschüttelt?“, fragte er süffisant, denn anscheinend war ihm meine kurze Unsicherheit nicht entgangen. Es gefiel ihm und brachte seine anfängliche, ihm viel leichter fallende Überheblichkeit wieder zurück.

„Diese Vereinbarung heißt nicht, dass ich dir nicht gehörig in den Arsch treten kann, wenn es mir passt.“, sagte ich und hob erneut drohend meinen Finger, beinahe als würde man ein Kind schelten. Doch anstatt seinerseits wieder etwas zu sagen grinste Loki nur belustigt. Anscheinend gefiel es ihm langsam, dass ich keine Angst vor ihm hatte und ihm geradeheraus meine Meinung sagte.

Dann hörten wir, dass Mobius anscheinend mit seiner Besprechung fertig war und sich gleich die Tür in den Gang öffnen würde, daher beschlossen wir stillschweigend, dass es besser war nun nicht mehr weiterzureden. Niemand sollte erfahren worüber wir miteinander gesprochen hatten.

Man sah Mobius eindeutig an, dass ihn das Gespräch mit der Richterin ziemlich viele Nerven gekostet hatte, dass es sicherlich nicht besonders angenehm für ihn gewesen war der Richterin erklären zu müssen wie es dazu gekommen war, dass er sich von einer Variante dazu hatte bringen lassen so nahe an die rote Linie zu kommen bevor er gehandelt hatte.

Als Loki dann genau in dieser angespannten Situation anfing auf Mobius einzureden und ihm versuchte klar zu machen, dass seine Spielchen auf der Mission eigentlich nur dazu gedient hatten Mobius einen besseren Einblick in die Manipulationen eines Loki zu geben fragte ich mich was in diesen angeblichen Gott gefahren war. Ich hatte mit Handzeichen versucht Loki von seinem Redefluss abzuhalten, aber er hatte mich einfach nur Ignoriert, war zu eingenommen von dem Gedanken, dass er sich mit Worten aus der Schlinge ziehen konnte.

„Halt bitte die Klappe.“, brach es dann auch aus Mobius heraus als es ihm einfach zu viel wurde. Es war nicht auszuhalten, da musste ich dem Analysten eindeutig zustimmen. „Was ist mit dem Kerl aus dem Aufzug? Der nicht gerne redet? Wissen sie noch?“ Ich fragte mich wovon Mobius da redete. Ein Loki der nicht gerne redet? Das war unvorstellbar und gleichzeitig aber auch die schönste Vorstellung die es gab. „Jetzt habe ich diesen Typen an der Backe der nicht aufhört davon zu Quasseln wie ein Loki tickt.“

Loki sah mich hilfesuchen an doch ich konnte ihm nur ein Tonloses „Er hat recht.“ Zuwerfen und mit den Schultern zucken. Ich dachte auch, dass diese ewigen versuche diesen gescheiterten Manipulationsversuch wegzuerklären unheimlich nervtötend waren. Alles was Mobius wollte, war das wir ihm halfen die andere, für ihr die überlegenere Variante zu fassen, mehr nicht.

„Sekunde!“ Hätte ich die Möglichkeit gehabt, ich hätte Loki höchstpersönlich den Mund zugeklebt. Er schien wirklich kein Ende zu finden und war kurz davor sich um Kopf und Kragen zu reden. „Ich glaube nicht, dass ‚überlegen‘ das richtige Wort ist um die-“

Und da wurde er auch schon von Mobius unterbrochen: „Bitte, das meine ich!“ Die genervte Stimme des Mannes war kaum zu überhören und ich fürchtete, dass es nicht mehr lange dauerte, bis Loki eine Grenze überschritt und wir beide die Konsequenzen dafür würden tragen müssen. „Ich Idiot dachte, dass dieses in Unsicherheit begründete Verlangen nach Bestätigung dich motivieren würde, den Mörder zu finden.“ Ich sah verwundert zwischen Loki und Mobius hin und her die sich nun gegenüberstanden. „Nicht weil du an die TVA glaubst, oder ein Held sein willst. Sondern einfach nur weil dir klar ist, dass diese Variante besser ist als du, und du das nicht aushältst.“

Es war unangenehm als mehr oder weniger unbeteiligter Zuhörer danebenzustehen, aber ich konnte nicht verleugnen, dass ich erstaunt darüber war, wie gut Mobius Loki anscheinend wirklich einschätzen konnte. Ich fragte mich, ob der Begriff Analyst, der hier seine Arbeitsbezeichnung war, in unserer Welt so etwas wie ein Profiler gewesen wäre, denn die Aussagen, die er gemacht hatte, kamen von jemandem der den Charakter und die Hintergründe anderer genau analysieren konnte.

„Wirklich nett.“, erwiderte Loki grinsend. Ich kannte ihn gut genug um zu erkennen, dass das was Mobius sagte ihn tatsächlich getroffen hatte, dass er zu nah an der Wahrheit gekratzt hatte. Natürlich konnte Loki nicht zulassen, dass jemand ihn, den König aller Manipulationen, zu manipulieren. Und egal wie recht Mobius mit dem gesagten auch hatte, Loki würde ihm diesen Erfolg nicht zugestehen. „Ich bin immer 10 Schritte voraus. Ich verfolge die ganze Zeit über meine eigenen Ziele.“ In Gedanken raufte ich mir meine Haare. Warum musste Loki nur so leicht zu beeinflussen sein. Warum musste er immer versuchen anderen weiß zu machen, dass er überlegen war?

Mobius war davon jedoch wenig beeindruckt. „Wie, dass du dich zu den Zeithütern schummeln wolltest, sie bezirzen um dann die Kontrolle über die TVA zu erhalten? Etwas in die Richtung?“ Ich war nicht die einzige deren Gesichtszüge entglitten, aber Loki hatte sich eindeutig schneller wieder im Griff als ich. Anscheinend hatte er tatsächlich nicht damit gerechnet, dass Mobius ihn wirklich so durchschaute. Er schien nun endlich zu realisieren, dass hier vielleicht keiner seiner Tricks funktionieren würde und seine Manipulationen waren die einzigen Waffen gewesen die er noch gehabt hatte. Ich selbst verlor die Kontrolle über meine Mimik, weil ich zwar gewusst hatte, dass Loki etwas im Schilde führte, aber ich hatte mir nicht vorstellen können, dass er mit den Zeithütern hatte sprechen wollen, weil er sie hatte übernehmen wollen.

Andererseits war das hier Loki, und noch dazu ein Loki der vor kurzer Zeit eine Metropole angegriffen hatte, weil er einen Planeten hatte übernehmen wollen. Dieser Loki war besessen von der absoluten Kontrolle. „Warum hast du dann eben den Kopf für mich hingehalten?“, fragte er, nicht mehr dazu in der Lage seine Verwunderung zu unterdrücken. Auch mir kam diese Frage in den Sinn.

„Ich gebe dir zwei Optionen und welche davon du glaubst ist mir schnurz. A: Weil ich ein verängstigtes kleines Kind sehe, dass bibbernd in der Kälte steht und ich habe Mitleid mit diesem Eis-Knirps.“ Treffer, versenkt, dachte ich mir. Diese Aussage traf viel zu gut und ich sah wie die Bemerkung über den ‚Eis-Knirps‘ Loki tief im Inneren traf. „Oder B: Ich will diesen Kerl einfach nur fassen und erzähle ihnen was auch immer dazu nötig ist.“

„Ich kann auf das Mitgefühl verzichten.“ Ich konnte Loki verstehen. Es war nicht gerade die feine Englische Art gewesen die Sache mit Lokis Herkunft so schamlos für seine Zwecke auszuschlachten. Für diesen jüngeren Loki war es noch nicht so lange her gewesen, dass er erfahren hatte, dass er kein richtiger Ase war. Für ihn war es knapp zwei Jahre her, dass Odin ihm offenbart hatte, dass er ihn als Baby aus Jotunheim mitgenommen hatte, um durch ihn den Frieden zu sichern. Dass er von seinem eigentlichen Vater, dem Frostriesenkönig Laufey zum Sterben ausgesetzt worden war, weil er für einen Frostriesen nicht groß und stark genug gewesen war.

Dann stiegen wir ohne ein weiteres Wort in einen Fahrstuhl ein und ich war mir tatsächlich nicht sicher, wo er uns hinführen würde nachdem Loki und Mobius eine solche Diskussion gehabt hatten. Wahrscheinlich blieb es abzuwarten was nun für Konsequenzen für uns folgen würden und ich war nicht gerade erpicht darauf es herauszufinden.

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