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Kapitel 10

 

Als ich langsam wieder aus einem glücklicherweise traumlosen Schlaf aufwachte merkte ich, dass jemand eine leichte Decke über mich gelegt hatte. Ich merkte, dass es mich in der Tat leicht fröstelte, und ich fragte mich, wie lange ich die Augen geschlossen gehabt hatte. Als wir am Zug angekommen waren hatten wir noch 11 Stunden gehabt bis der Mond vernichtet wurde, wie viele waren es nun?

 

„Konntest du dich etwas ausruhen?“, fragte mich Loki, als er bemerkte, dass ich aufgewacht war. Ich nickte ihm zu und zog die Decke fester um mich. Dann sah ich, dass Sylvie neben mir ebenfalls gegen die Müdigkeit verloren hatte, ihr aber die wärmende Decke fehlte. Also beschloss ich meine Decke nun an sie weiterzugeben. Ich war mir sicher, wenn ich erst einmal richtig wach war, würde mein Körper sich selbst warmhalten können.

 

„Danke für die Decke.“ Ich war ihm tatsächlich dankbar. Auch wenn wir absolut gegensätzlich waren, war es schön jemanden bei sich zu haben der einem zumindest etwas das Gefühl von Heimat gab. Selbst wenn es nur daran lag, dass er aus derselben, vermurksten Zeitlinie stammte wie ich.

 

„Das war das mindeste. Anscheinend bringe ich dich immer wieder in Schwierigkeiten.“, erwiderte er mit einem beinahe schüchternen Lächeln und er schob mir ein Glas zu in dem eine blubbernde Flüssigkeit war.

 

Ich roch zwar den Alkohol und zögerte einen Moment, doch wenn ein Weltuntergang nicht ein Grund war, um zu trinken, was war es dann? „Ein gewisses Talent dafür kann man nicht abstreiten.“, stellte ich fest und stieß mit ihm an, auf was wusste keiner von uns. Wir saßen eine Weile still da und es erinnerte mich an die Abende, an denen wir auf der Statesman einfach nur zusammengesessen hatten und uns gegenseitig Gesellschaft geleistet hatten, um beide nicht schlafen zu müssen.

 

Wir beide hatten die Alpträume gefürchtet, die uns heimsuchen würden, sobald sich unsere Lider schlossen. Manchmal hatten wir über das geredet war wir erlebt hatten, wie unsere Sicht der Dinge gewesen war und das ein oder andere Mal hatten wir beide darüber gestaunt, dass die Sicht des anderen gar nicht so weit von dem weg war was man selbst dachte.

 

Andere Abende hatten wir einander vorgelesen und Loki war begeistert gewesen von Geschichten wie Harry Potter und Herr der Ringe und ich war überrascht von einigen Geschichten aus Asgard von denen er mir erzählte. Von riesigen Bestien und tapferen Kriegern die sie bekämpften.

 

Aber am meisten gefiel es mir, wenn er mir von seiner Kindheit und seinen Streichen erzählte, die er seinem Bruder und seinen Freunden gespielt hatte, oder wenn er mir Lieder aus Asgard vortrug, die er selbst besonders gemocht hatte. Ich hatte nie ein Wort von dem verstanden was er gesungen hatte, ich hatte es dennoch genossen.

 

For du trenger bare lyset når det brenner lavt

Savner bare solen når det begynner å snø

du vet bare at du elsker henne når du lar henne gå

Vet bare at du har vært høy når du føler deg lav

Hat bare veien når du savner hjem

du vet bare at du elsker henne når du lar henne gå

Og du lot henne gå

 

Es war eines meiner Liebsten Lieder gewesen. Er hatte unzählige Abende diese Melodie gesummt, bis ich ihn gebeten hatte mir das Lied einmal vorzusingen. Als ich die Worte gehört hatte wurde ich traurig, aber es kam mir auch wie eine Offenbarung vor. Beinahe so als hätte der Gott des Schabernacks tatsächlich gerade sein ganzes Herz in das Lied geschüttet.

 

„Woher kennst du dieses Lied?“, fragte Loki dann und seine Stimme hörte sich etwas zugeschnürt an. Er sah mich nachdenklich an und ich sah, dass in seinem Kopf etwas zu arbeiten schien von dem ich keine Ahnung hatte.

 

„Von dir. Du hast es oft gesummt, wenn wir zusammensaßen.“ Meine Erklärung schien ihn nicht schlauer zu machen, denn er machte immer noch einen nachdenklichen Eindruck, beinahe so als versuchte er die Gedanken seines zukünftigen Ichs zu verstehen. Was hatte es mit dem Lied nur auf sich? „Leider hattest du nicht mehr die Gelegenheit mir zu erklären was es bedeutet.“, fügte ich noch hinzu und er nickte kurz.  

 

Wenn ich gehofft hätte, dass dieser Loki mir die Zeilen übersetzte oder zumindest erklärte was sie meinte, ich wäre enttäuscht worden. Loki starrte nur in seinen eigenen Gedanken gefangen in die Ferne. Dann führte er auf einmal das Glas, dass er vor sich auf dem Tisch stehen hatte zum Mund und leerte die alkoholische Flüssigkeit in einem Zug. „Ich hole uns noch welche.“, sagte er und bevor ich ihm widersprechen konnte, war er bereits aufgesprungen und auf dem Weg zur Bar in der Mitte des Abteils.

 

Ich fragte mich, was an dem Lied so besonders sein konnte, dass es ihn so nachdenklich gemacht hatte und ich hoffte, dass ich unwissentlich irgendetwas gesagt oder getan hatte das ihn verletzt hätte. Doch er hatte nicht verletzt ausgesehen, eher tief in Gedanken und verwundert. Das zeigte mir auch die Tatsache, dass er anscheinend seine Rückkehr zu unserer Lounge herauszögerte, denn er begann sich angeregt mit der Kellnerin zu unterhalten und bekam von ihr einige Häppchen gereicht die er dankend probierte.

 

Ich sah mich nur um und beobachtete einige der anderen Passagiere und mir viel direkt auf, dass sich hier niemand verhielt als würde dieser Mond in kürze vernichtet werden. Das war mir auch vorher schon aufgefallen, aber irgendwie war es so seltsam, dass ich es immer noch nicht glauben konnte.

 

Men trærne danser, og fossene stanser
Når hun synger hun synger kom hjem
Men trærne danser, og fossene stanser

 

Wenn sie singt, sing sie ‚komm heim!‘

Wenn sie singt, sing sie ‚komm heim!‘

Wenn sie singt, sing sie ‚komm heim!‘

 

„Was tut er da?“ Anscheinend war Sylvie durch den Lärm aufgewacht und sie sah mich verwirrt an. „Wo ist seine Uniform?“ Erst jetzt wo Sylvie es erwähnt hatte, fiel mir auf, dass weder er noch ich noch die Uniform der Wachen trugen. Unsere blonde ‚Gefangene‘ schien nicht sonderlich erfreut. Sie hatte den gleichen Blick, wie Mobius in Pompeji, so als erwartete sie von mir, dass ich Loki von dem was er tat, abhalten sollte. Ich fragte mich einmal mehr, warum alle zu denken schienen, dass ich dazu in der Lage war.

 

I stormsvarte fjell, jeg vandrer alene
Over isbreen tar jeg meg frem
I eplehagen står møyen den vene
Og synger 'når kommer du hjem?’

 

Dieser Teil war deutlich ruhiger als der vorherige, als gehöre er gar nicht richtig dazu. Es war wie eine gesungene Erzählung und ich fragte mich war er da eigentlich sang, denn es klang etwas melancholisch. Er sah genau in unsere Richtung und ich beneidete Sylvie, dass sie ihn verstand. Dennoch wollte ich sie nicht um eine Übersetzung bitten, denn ich sah, dass die Worte sie berührten.

 

Genauso plötzlich wie er von fröhlich zu melancholisch umgesprungen war, sprang er nun auch wieder in die andere Richtung und sang den Chorus und den Refrain von einigen anwesenden begleitet nochmal euphorisch und erhob dann zum Schluss sein Glas auf mich und Sylvie.

 

Nachdem er geendet hatte, gingen wir unauffällig zu ihm. Es war alles andere als klug solche Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, wenn man eigentlich keine Tickets hatte und gar nicht auf diesem Zug sein sollte.

 

„Wo ist deine Uniform?“, wollte Sylvie nun auch noch einmal von ihm direkt wissen. Loki schien der Ernst der Lage jedoch nicht bewusst zu sein. Er hatte nicht beobachtet wie noch während seiner Darbietung einer der Zuginsassen erbost aufgestanden und das Abteil verlassen hatte. Entweder wollte er sich über den Gesang beschweren, oder aber er hatte an der TVA-Jacke, die Loki trug bemerkt, dass hier irgendetwas nicht stimmte.

 

Es war jedoch deutlich zu sehen, dass Loki zu betrunken war, um unsere Sorge zu teilen. Er war eher daran interessiert, dass wir das köstliche Essen hier probierten.

 

„Mir ist eine Antwort eingefallen.“, sagte er dann an Sylvie gewandt und auch wenn ich nicht wusste, wovon er redete, schien sie zumindest eine Ahnung zu haben. Anscheinend hatten sie noch eine Weile gesprochen, bevor auch Sylvie eingeschlafen war. So wie es aussah, hatte es noch eine mehr oder weniger offene Frage zwischen den beiden gegeben, über die er bei zu viel Alkohol nachgedacht hatte.

 

„Liebe ist ein Dolch.“ Er beschwor einen seiner beiden Dolche herauf und ich fragte mich was er damit vorhatte. Eine Waffe hier im Zug war sicherlich keine gute Idee.

 

„Sie ist eine Waffe, die aus der Ferne geführt werden kann, oder aus der Nähe.“ Er kam mit dem gezückten Dolch näher auf Sylvie und mich zu und ich verstand nicht was er vorhatte. Ich machte mich bereit im Ernstfall den Dolch aus seiner Hand zu schleudern, doch sein beinahe weicher und emotionsgeladener Blick zeigte mir, dass er keine Absicht hatte einen von uns hier anzugreifen.

 

„Man kann sich selbst in ihr erkennen.“, fuhr er fort. „Sie ist wunderschön.“ Er drehte Sylvie den Griff des Dolches zu, und hätte sie es gewollt, sie hätte ihn einfach ergreifen und ihn töten können. Doch sie tat es nicht und hörte ihm weiter zu. „Bis sie dich bluten lässt. Aber wenn du dann versuchst nach ihr zu greifen …“ Sylvie griff tatsächlich nach dem Dolch und ich merkte, wie mein Körper sich anspannte, doch der Dolch verschwand, wie in Luft aufgelöst und ich erkannte, dass er nur eine Illusion war.

 

„… ist sie nicht echt.“, schloss auch sie daraus und dann sah sie mich an und eine Art Verständnis trat in ihr Gesicht und sie nickte leicht. Doch ich verstand es nicht. Liebe war keine Illusion. Sie konnte echt sein, sie konnte Wunden heilen, wenn man es nur zuließ. Doch ich war ein Heuchler, wenn ich behauptete, dass ich nie so gedacht hatte wie Loki. Es war der Grund gewesen, warum ich seit meinem Unfall keinen Mann mehr nah genug an mich herangelassen hatte, um etwas wie Liebe zu empfinden. Ich hatte Angst, dass ich zurückgewiesen würde, sobald sie erkannten, was der Unfall aus mir gemacht hatte.

 

„Sir, kann ich ihre Tickets sehen?“, wurden wir dann von hereintretenden Wachen unterbrochen und ich wusste, dass wir in Schwierigkeiten steckten. Loki war zu betrunken, um seine Magie zuverlässig zu benutzten und so beschwor er anstatt der Tickets ein kleines Feuerwerk in seinen Händen hervor. Verständlicherweise versuchten die Wachen uns daraufhin festzunehmen. Zwei mit Magie gesegneten Asen und ein Mensch mit der Fähigkeit der Telekinese, waren nicht gerade einfache Gefangene und wir zögerten keinen Moment unsere Festnahme zu verhindern.

 

Die Passagiere flüchteten bei den ersten herumfliegenden Gegenständen aus dem Abteil und ich versuchte Loki und Sylvie gleichermaßen vor Angriffen in ihrem toten Winkel zu bewahren, während sie das gleiche mit mir taten. Auch wenn die Wachen in der Überzahl waren, es schien ein ausgeglichener Kampf zu sein und es gab die Hoffnung, dass wir gewinnen konnten. Zumindest bis einen gewisser Gott des Schabernacks von einem der Wachen genau in mich geschleudert wurde und wir beide durch das Fenster des Zuges fielen.

 

Ich sah es beinahe wie in Zeitlupe und konnte doch nichts dagegen tun, konnte nicht verhindern, dass mein Hinterkopf das Glas des Fensters zerbrach. Ich spürte den Schnitt an meinem Hinterkopf und spürte wie der extreme Unterdruck mich und Loki förmlich aus dem Zug zogen. Mir blieb die Luft weg, so wie man nicht richtig einatmen konnte, wenn man bei voller Fahrt den Kopf aus dem Auto streckte.

 

Ich sah, wie der Zug an uns vorbeischoss, sobald wir das Fenster verlassen hatten und ich bereitete mich darauf vor das Jenseits zu sehen. Ich war gerade aus dem Fenster eines Hochgeschwindigkeitszuges gefallen und würde jeden Moment auf den felsigen Boden dieses Mondes prallen. Das konnte kein sterblicher überleben, selbst nicht mit den Veränderungen, die ich erfahren hatte.

 

Doch, bevor ich auf dem Boden aufprallte merkte ich, wie zwei Arme sich um mich schlossen und sich schützend um meinen Rücken und meinen Kopf schlossen während mein Körper gen Himmel gedreht wurde. Es war Loki, der anscheinend verhindern wollte, dass mir etwas Ernsteres passierte, indem seinen Körper als einen Airbag für mich benutzen wollte. Dann prallten wir auf dem Boden auf und ich merkte wie uns beiden die Luft aus den Lungen gepresst wurden und wie mein Kopf gegen seine Brust knallte.

 

Zu meiner Überraschung schien sein Plan funktioniert zu haben, denn als ich meine Augen wieder öffnete, lag ich flach auf ihm, seine Arme immer noch um mich geschlossen und er begutachtete, ob ich irgendwelche Verletzungen davongetragen hatte. Bis auf den Schnitt an meinem Hinterkopf und einem entstehenden blauen Fleck unter meinem Auge, wo mein Jochbein schmerzhafte Bekanntschaft mit Lokis Schlüsselbein gemacht hatte, war ich zu meiner großen Überraschung unverletzt und er hatte nicht einmal einen Kratzer. Sein leicht zerrissenes Hemd richtete er mit ein klein wenig Magie und er sah aus, als wäre er ganz einfach aus dem Zug ausgestiegen.

 

„Danke.“, bedankte ich mich bei ihm und stand vorsichtig auf und half dann auch ihm auf die Beine. Ich war etwas peinlich berührt denn ich konnte nicht verleugnen, dass es sich seltsamerweise gut angefühlt hatte von ihm so geschützt zu werden und das nicht nur, weil er mir damit das Leben gerettet hatte.

 

„Alles okay?“ versicherte er sich nochmals, dass er nicht irgendetwas übersehen hatte und ich war verwundert als er zögerlich mein Gesicht in seine Hand nahm und vorsichtig über den blauen Fleck strich, wahrscheinlich um zu fühlen, ob ich mir irgendetwas gebrochen hatte. Ich war über die Besorgnis in seinen Augen erstaunt.

 

„Nur ein paar Kratzer.“, spielte ich alles herunter, denn ich mochte es nicht, wenn sich jemand um mich sorgte. Der Schnitt an meinem Hinterkopf wäre zwar wahrscheinlich in einer normaleren Situation in einem Krankenhaus genäht worden, doch er würde auch zu verheilen, auch wenn wahrscheinlich eine Narbe zurückbleiben würde. Leider nahm ich an, dass das nun meine kleinste Sorge sein würde. Wir hatten sicherlich noch einen beträchtlichen Weg bis nach Shuroo vor uns und ich hatte keine Ahnung wieviel Zeit uns noch blieb. „Wir sollten gehen.“

 

Wenige Meter vor uns war auch Sylvie, die uns anscheinend des TemPads wegen durch das Fenster gefolgt war, gelandet. Sie sah nicht sonderlich begeistert aus und ich konnte es ihr noch nicht einmal verdenken. Wütend forderte sie das TemPad von Loki und er zauberte es hervor.

 

„Oh nein“, stieß ich Tonlos aus als ich das zerstörte Gerät in Lokis Händen sah. Ich wusste nicht so er es gehabt hatte, aber es hatte den Aufprall auf dem harten Boden des Mondes nicht überstanden. Ich war kein Techniker, aber selbst ich sah, dass die Beschädigung zu groß war, um auch nur zu versuchen es zu reparieren.

 

„Du Arschloch hast uns getötet!“, rief Sylvie außer sich vor Wut aus und ich sah, dass sie Loki am liebsten hier und jetzt an die Gurgel gesprungen wäre. Warum sie das nicht tat, blieb mir verborgen, doch ich hätte sie durchaus verstanden. Auch mir rutschte das Herz merklich in die Hose als ich mir das zerstörte Gerät, unsere einzige Möglichkeit auf Rettung, so ansah. Wir würden auf diesem Planeten sterben und niemanden würde es kümmern.

 

Mich überraschte jedoch die Tatsache, dass es nicht unser bevorstehender Tod war, der Sylvie so wütend machte. Sie machte wütend, dass sie nicht mehr dazukommen würde ihren anfänglichen Plan, die Zeithüter zu vernichten, vollenden konnte.

 

„Ich bitte dich! Du hättest keine Chance gehabt sie zu besiegen.“, kommentierte Loki und ich fragte mich, ob er nicht einfach einmal im richtigen Moment seinen Mund halten konnte. Ich sah die Wut in Sylvie aufsteigen und ich erwartete schon, dass sie jeden Moment auf Loki losgehen würde, doch irgendetwas hatte sich geändert. Anstatt ihn anzugreifen, wie sie es noch getan hätte als wir hier auf Lamentis angekommen waren, stapfte sie nun nur wütend an ihm vorbei. Als sie an uns vorbei war und ihre Wut auf dem Höhepunkt ankam, schrie sie diese einfach heraus und löste eine kleine Magieexplosion aus, bevor sie sich in einiger Entfernung von uns auf einen Schutthügel setzte.

 

„Sehr taktvoll, Loki.“, bemerkte ich kopfschüttelnd und ging zu Sylvie während Loki verwundert stehen blieb und nicht zu verstehen schien, warum auch ich wütend war.

Ich setzte mich ohne ein Wort zu sagen neben Sylvie die versuchte mit tiefen Zügen einzuatmen um sich wieder zu fangen. Ich wollte ihr ohne Worte zeigen, dass sie hier nicht alleine war, denn ich ahnte irgendwie, dass sie schon viel zu lange alleine in solchen Apokalypsen gelebt hatte. Vielleicht konnte sie die Gewissheit, dass jemand am Ende bei ihr war etwas trösten und vielleicht würde das auch bei mir funktionieren, denn auch ich spürte Angst und Hoffnungslosigkeit in mir aufkeimen.

 

„Hat der Schrei denn geholfen?“ Loki setzte sich vorsichtig zu uns und man hörte ihm an, dass ihm leidtat, was er zu Sylvie gesagt hatte. Er kam mir beinahe unsicher vor.

 

„Ja, in der Tat. Probier‘s doch auch mal.“, erwiderte sie immer noch angespannt. Mit dem TemPad war unsere Chance auf Rettung dahin. An der geringen Entfernung, die der Planet am Himmel noch zu uns hatte, konnte man erkennen, dass es nicht mehr allzu lange dauern konnte, bis die Hölle ausbrechen würde.

 

„Was ist mit der Arche?“, fragte Loki und ich sah ihn fragend an. Was sollte schon mit ihr sein? Sylvie hatte bei unserer Ankunft klargemacht, dass es keine Überlebenden geben würde, also würde die Arche nicht starten. Doch in Lokis Augen sah ich einen kleinen Hoffnungsschimmer und ahnte, dass er einen Plan hatte, oder zumindest den Ansatz davon. Er war der Meinung, dass wir es nur auf die Arche schaffen mussten, dann würden wir drei gemeinsam sicherstellen können, dass die Arche rechtzeitig abhob, und wir würden von diesem Planeten entkommen. Sylvie genügte dieser Ansatz anscheinend, um sich noch ein letztes Mal antreiben zu lassen und wir machten uns zu Fuß auf den restlichen Weg nach Shuroo.

 

„Wie bist du zu deinen Kräften gekommen?“, fragte mich Sylvie dann nach einiger Zeit interessiert und ich merkte, dass sie sich etwas beruhigt hatte. Auch Loki sah mich interessiert an und ich nahm an, dass Mobius ihm davon nichts erzählt hatte.

 

„Ein Unfall, würde ich behaupten.“ Dann erzählte ich den beiden was genau nach der Verwandlung meines Bruders und der Schlacht von New York geschehen war. Loki war überrascht, dass er maßgeblich daran beteiligt gewesen war, dass sich meine Kräfte manifestiert hatten.

 

„Aber warum bist du dann nicht wie er?“, wollte er wissen und ich wusste, worauf er anspielte. Auch Bruce und ich hatten uns das öfter gefragt, immerhin hätte das eine Möglichkeit für ein Heilmittel sein können, wenn es an irgendetwas chemischem gelegen hätte. Leider lag es jedoch daran, dass ich erstens nicht so viel Strahlung abbekommen hatte, wie mein Bruder und zweitens, war ich generell ein ausgeglichenerer Mensch gewesen als Bruce.

 

Loki schien diese Erklärung auszureichen, denn dann wandte er sich Sylvie zu und befragte sie nach ihren Fähigkeiten. Er war neugierig, wie sie es schaffte andere zu verzaubern, wahrscheinlich auch, weil es eine Magie war, die er noch nicht erlernt hatte.

 

„Ich muss Körperkontakt herstellen und dann ihren Verstand zu fassen bekommen.“ Sylvie erklärte genau wie sie versuchte den Verstand zu fassen, dass bei den meisten Menschen eine Besitzergreifung ziemlich einfach war. Bei anderen und anscheinend schloss sie mich damit ein, war es schwieriger. „Um eine Verbindung aufrecht zu erhalten, muss ich aus ihren Erinnerungen eine Fantasiewelt erschaffen.“, erklärte sie und ich ahnte, dass das genau das war, was sie in der TVA mit mir gemacht hatte. Deswegen hatte ich Asgard und Sokovia gesehen.

 

„Diese junge Soldatin von der TVA. Ihr Verstand war völlig vermurkst, alles vernebelt. Ich musste eine Erinnerung nehmen, die mehrere hundert Jahre alt war. Bevor sie für sie kämpfte.“ Ich hielt bei dieser Aussage zeitgleich mit Loki inne. Was hatte sie da gerade gesagt? Bevor C-20 für die TVA gekämpft hatte? Das war unmöglich. Die Zeithüter hatten alle Mitarbeiter der TVA erschaffen. Sylvie versicherte uns jedoch, dass alle Agenten und Minutemen, ja sogar die Richterin einmal Varianten gewesen waren.

 

„Das wissen die nicht.“ Ich war erstaunt und schockiert zugleich. Alles Varianten? Doch welchen Grund hatte Sylvie um diesbezüglich zu lügen? Es brachte sie nicht weiter und ich nahm nicht an, dass sie ohne Grund log. Doch das würde zeitgleich bedeuten, dass die TVA nicht die Wahrheit sagte und ich wollte nicht wissen, welche Wellen diese Erkenntnis ziehen würde, wenn sie einmal in der TVA angelangt war.

 

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