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Kapitel 9

 

Ich brauchte einen Moment, bis ich mich nach diesem Sprint wieder gefangen hatte und ich war überrascht als ich meine Augen wieder nach vorne richtete und sah, wie Lady Loki ihre Hände in Lokis Nacken gelegt hatte und ein grünes Licht von ihnen ausging. Wäre das grüne Licht nicht gewesen, man hätte denken können, dass sie Loki hatte küssen wollen. Aber mit diesem Licht war klar, dass sie gerade versuchte ihn zu verzaubern.

 

Anscheinend hatte er auch einen Moment verschnaufen müssen und seine weibliche Variante hatte diesen kurzen Moment der Unachtsamkeit direkt genutzt. Ich hoffte inständig, dass ihre Magie nicht bei ihm funktionierte, denn ansonsten wäre ich verloren gewesen. Gegen zwei zaubernde Asen hatte ich keine Chance.

 

„Was tust du da?“, fragte ich sie und meine Stimme klang angespannter als ich das gewollt hatte.

 

„Versuchst du mich zu verzaubern?“, fragte Loki als er zu realisieren schien was gerade passierte und ich war froh, dass es anscheinend nicht funktionierte, weil sein Verstand, im Gegensatz zu meinem, anscheinend zu stark für ihre Magie war.

 

„Echt jetzt?“, fragte ich ungläubig als die beiden wieder ihre Waffen zückten und gegeneinander Kämpfen wollten. Diese beiden waren so hitzköpfig und kampfeslustig, dass ich mich fragte wie lange es dauern würden, bis die beiden sich einander tatsächlich die Köpfe abrissen.  

 

„Was würdest du denn stattdessen vorschlagen?“, fragte die blonde Frau streitlustig und zeigte mit ihrer Waffe auf mich. Loki trat vorsichtig einen Schritt näher an mich heran, wahrscheinlich, weil er wieder einmal das Gefühl hatte, ich konnte nicht auf mich selbst aufpassen. Doch in dem Moment streckte ich meine Arme aus und die Waffen flogen ohne widerstand aber mit ungläubigen Blicken der beiden Lokis in meine Hände.

 

„Keine Ahnung“, sagte ich, zeigte mit den Waffen erst auf die beiden, um klar zu machen, dass ich mich wehren würde, wenn sie versuchten mir die Waffen wieder abzunehmen, dann streckte ich sie in einen Eimer der genau neben mir stand. „Ein Waffenstillstand wäre ein Anfang.“

 

„Sie hat recht.“, stimmte Loki mir zu aber ich sah, dass es ihm gar nicht gefiel, dass ich ihm seine Waffen abgenommen hatte. Andererseits war ich mir sicher, dass er sich diese ohne Probleme mit seiner Magie hätte wiederholen können. Bei ihr war ich mir da nicht so sicher. Bisher hatte ich von ihr bis auf ihre Verzauberung noch keine Magie gesehen. „Keiner von uns wird den Felsen lebend verlassen, wenn wir dieses TemPad nicht wieder zum Laufen bringen.“

 

„Wo hast du es versteckt?“, fragte sie aggressiv und ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie sich jemals auf eine Waffenruhe einlassen würde.

 

„In meinem Herz.“ Selbst Loki schien genervt von ihr zu sein und hatte keine große Lust mehr sich zu streiten.

 

„Na dann werde ich es rauschneiden!“, erwiderte sie beinahe wie ein trotziges Kind dem man seine Argumente genommen hatte. Ich konnte allerdings nicht anders als den Kopf zu schütteln. Langsam hoffte ich wirklich, dass mich einer der Meteoriten traf und dieser Kindergarten beendet war. Die beiden stritten sich um das TemPad wie Geschwister um ein Spielzeug.

 

„Ja, ich habe das TemPad. Weit werden wir damit aber nicht kommen, wenn du alle 30 Sekunden versuchst uns umzubringen!“, stelle Loki genervt klar.

 

Ich entschied mich, dass es besser war mich hinzusetzen, während die beiden ihre Unstimmigkeiten untereinander klärten. Ich wusste von meinen Streiten mit Bruce, als wir noch Kinder waren, dass es besser war sich in Geschwisterkämpfe nicht einzumischen. Am Ende war man selbst noch der Verlierer, während sich die Geschwister ob einem gemeinsamen Feind zusammenrauften.

 

„Tu doch nicht so, du brauchst mich, um das Ding aufzuladen. Das ist der einzige Grund, warum du mich da draußen gerettet hast!“

 

„Ihr könnt euch auch einfach hier in dieser Hütte gegenseitig umbringen.“ Ich konnte mich nicht länger raushalten. Es war einfach so sinnlos sich zu streiten, während der Planet auf dem wir uns befanden kurz vor der Vernichtung stand. Sie sahen mich verwundert an und anscheinend merkte sie allein an meiner Körperhaltung, dass das ganze ziemlich lächerlich war.

 

„Irgendwo hier auf diesem Mond gibt es Strom.“, sagte Lady Loki dann, nahm ihre Waffe aus dem Eimer neben mir und ging Richtung Tür. „Wir brauchen nur genug für eine interdimensionale Raumzeitreise.“ Das klang plausibel und ich stand ebenfalls auf uns folgte ihr durch die Türe.

 

Als wir wieder nach draußen traten merkte ich direkt, dass nicht mehr so viele Geschoße durch die Luft flogen. Ich nahm an, dass es daran lag, dass regelrechte Salven auf den Mond niedergingen, sobald der Planet über uns ein Stück mehr zerbrach. Ich war froh, dass wir nun etwas sicherer waren, doch das würde wahrscheinlich nicht lange anhalten.

 

„Sie ist wirklich anstrengend.“, kommentierte Loki das Verhalten seiner weiblichen Variante, als wir angestrengt versuchten ihr zu Folgen. Ich schüttelte nur ungläubig den Kopf, ich wollte ihm darauf nicht antworten, denn es wäre etwas gewesen, das er nicht hätte hören wollen. Außerdem war ich ziemlich außer Atem und sparte lieber etwas Luft. „Warum hetzt diese Variante so?“

 

„Welchen Teil von Lebensgefahr, hast du nicht verstanden?“, antwortete die blonde Frau vor uns und ich war überrascht, dass sie Loki über den Lärm hatte hören können, denn sie befand sich tatsächlich einige Meter weiter vor uns, sodass wir einen Moment laufen mussten, um zu ihr aufzuschließen. „Und nenn mich nicht ‚Variante‘“

 

„Tja, ich habe nicht vor eine ausgeblichene Kopie von mir Loki zu nennen.“ Was musste ich tun, damit die beiden aufhörten miteinander zu streiten? Ich wusste es nicht, aber ich war mir sicher, dass ich das nicht mehr lange aushalten würde. Die beiden waren unglaublich.

 

„Gut, das bin ich nämlich nicht mehr.“, entgegnete sie und wären wir nicht unter Zeitdruck gewesen, ich wäre einen Moment stehen geblieben, um das gehörte richtig zu verarbeiten. „Ich bin jetzt Sylvie.“

 

„Du hast dir einen anderen Namen zugelegt, klasse.“ Ich konnte meine Ironie nicht länger verbergen, diese ganze Situation war einfach zu surreal. Ich lief zusammen mit zwei Personen über einen Mond, der in wenigen Stunden von seinem Planeten zerstört wurde. Als wäre das nicht genug waren diese beiden Personen Varianten ein und derselben Person und die beiden stritten sich unablässig.

 

Auch Loki fand es anscheinend ziemlich lächerlich, dass diese Variante sich einen neuen Namen ausgedacht hatte. Er fand es als ziemlich ‚unlokihaft‘ was auch immer das sein sollte. Und auf die Frage was einen Loki eigentlich zu einem Loki machte, antwortete er nur: „Unabhängigkeit, Autorität und Stil.“ Das dachte er? Ich war mir selbst nicht sicher, was einen Loki zum Loki machte, aber das war es sicherlich nicht.

 

„Dein Plan, den du seit Jahren vorbereitet hast war es, den Laden zu demontieren, ein ultimatives Machtvakuum zu erzeugen und damit … nichts anzufangen?“ Es war mir klar, dass er das nicht verstehen konnte. Aus der Gedankenwelt, in der er gelebt hatte, gab es nur diejenigen die Macht hatten und jene die von dieser Macht beherrscht wurden. Die Beherrschten versuchten alles, um selbst diese Macht zu haben die sie unterdrückte. Sylvie wollte nur ihre Rache, wahrscheinlich auch eine Sache, die einen Loki ausmachte.

 

„Ich hätte das nie getan.“ stellte Loki fest, nachdem er anscheinend selbst darüber nachgedacht hatte, warum diese Frau so dachte.

 

„Tja, ich bin nicht du.“ Damit hatte sie recht. Je mehr ich von ihr hörte desto klarer wurde mir, dass sie anders war als Loki. Sie wollte Rache an denen die ihr Unrecht getan hatte, aber war vielleicht der Grund dahinter, dass sie verhindern wollte, dass jemandem das gleiche widerfuhr wie ihr? Wollte sie andere dadurch schützen und hatte daher kein Interesse daran die TVA zu übernehmen. Immerhin würde sie das dann selbst nicht besser machen.

 

Wir gingen einige Zeit still in Richtung der Siedlung, die wir mittlerweile schon sehen konnten und ich war dankbar für die Stille, was auch immer sie wirklich ausgelöst hatte. Ich nahm an, dass es etwas mit der Frage zu tun hatte was einen Loki zum Loki machte, denn es brachte auch mich dazu darüber nachzudenken. Überheblichkeit war sicherlich eine Sache. Mangelnde Selbstreflektion eine andere.

 

In der Siedlung angekommen sah es nicht so aus, als ob hier noch jemand war der sich darum kümmerte, dass der Strom lief. Nur ein Haus war noch bewohnt und die ältere Bewohnerin schien nicht sonderlich erfreut über Besucher zu sein. Sowohl Sylvie, die Wortwörtlich mit der Tür ins Haus fiel, als auch Loki, der es auf seine gestaltwandlerische Art versuchte, wurden von der Frau mit einem großen Blaster mehrere Meter durch die Luft gejagt.

 

Nachdem die beiden Lokis die Aufmerksamkeit der Frau auf uns gelenkt hatte, versuchte ich es auf die freundliche Art und das funktionierte. Sie sagte uns, dass alle Bewohner der Siedlung zum Bahnhof gegangen waren und versuchten noch einen Platz auf dem Zug zur Arche, das Schiff für die Evakuierung, zu erhalten.

 

Uns war klar, dass wir zu diesem Schiff gelangen mussten. Es hatte sicherlich genug Energie, um das TemPad aufzuladen und uns von diesem Mond zu kommen, bevor er zerstört wurde. Wir zögerten daher nicht lange und machten uns direkt auf den Weg. Wir hatten noch ungefähr 12 Stunden bis zur Zerstörung und ich war mir ziemlich sicher, dass es am Ende ziemlich ungemütlich werden würde.

 

Unsere erste Hürde bestand jedoch bereits darin in de Zug zu kommen. Schon einige Meter vor dem Bahnhof fing eine lange Schlange entrüsteter Bewohner an, die anscheinend schon seit einigen Stunden in der langen Schlange standen, um auf den Zug zu gelangen. Sie waren entrüstet, dass wir einfach an ihnen vorbei gingen, handelten jedoch nicht, da in gleichmäßigen Abständen Wachen zu patrouillieren schienen. Warum sie sich nicht kümmerten, dass wir einfach an der Reihe wartender vorbeigingen, konnte ich nicht sagen.

 

Irgendwann hörte ich von einigen der Leute, dass sie uns für die „High-Society“ hielten die als einzige auf den Zug kommen würden, da sie genug Geld hatten, um ein Ticket zu kaufen. Ich war bestürzt darüber, dass es anscheinend auch während einer solchen Katastrophe nur darum ging, wer Geld hatte und wer nicht. Das es immer noch Leute gab, die eine solche Situation ausnutzten, um Profit zu machen.

 

Dann erinnerte ich mich jedoch an das was Sylvie bei unserer Ankunft hier gesagt hatte: Keiner überlebt. Auch nicht die Reichen. Dem Universum war es egal wer Reich war und wer nicht und es war in gewisser Weise tröstend.

 

„Wie sollen wir da reinkommen?“, fragte ich dann, als wir den Zug und das Ende der Schlange beinahe erreicht hatten. Ich fing jedoch an daran zu zweifeln, dass wir wirklich rechtzeitig von diesem Mond herunterkommen würden. Ich merkte, wie ich anfing nur noch in meine Brust zu atmen, wie die Panik in mir langsam aufstieg und ich das Gefühl hatte keine Luft mehr zu bekommen.

 

Auch Loki schien das zu merken und hielt kurz an und drehte mich so zu sich, dass ich ihm in die Augen sehen konnte. „Hab‘ ich dir nicht versprochen dich wieder nach Hause zu bringen, Avenger?“, fragte er mich und ich nickte vorsichtig. „Ich halte meine Versprechen.“

 

„Ich werde eine Wache verzaubern, er wird uns durch die Menge geleiten, und wenn uns jemand ärger machen will -“, beantwortete dann Sylvie meine anfängliche Frage, nachdem sie diskret abgewartet hatte, bis Loki mich wieder etwas beruhigen konnte.

 

„- Lässt du ihn das Feuer eröffnen?“, wollte ich skeptisch wissen, aber ich musste zugeben an sich war der Plan in Ordnung. Besser als alles andere was ich bisher von ihr an Plänen gehört oder gesehen hatte. Bisher hatten diese nämlich nur aus Kämpfen bestanden. Sylvie nickte mir nur zu, im Notfall würde es wohl keinen Weg darum herumgeben.

 

„Und was dann? Töten wir all die Wachen und entführen den Zug?“ Bei dieser Bemerkung von Loki konnte ich nur den Kopf schütteln. Natürlich ging es bei Loki wieder darum, etwas zu übernehmen und die Kontrolle an sich zu reißen. Ich fragte mich, ob das jemals aufhören würde, ob der Loki, den ich aus meiner Zeit kannte, es jemals wirklich hatte ablegen können.

 

Doch bevor wir noch über irgendwelche Details sprechen konnten, merkte ich, wie mich eine mir bekannte Energie kurz durchströmte. Ich sah wie sowohl ich, als auch Loki auf einmal die Kleidung der Wachen trugen. Sein Plan war, dass wir beide uns als Wachen ausgaben die eine Gefangene, Sylvie, nach Shuroo bringen sollten.

 

Sylvie und ich waren und einig, dass dieser Plan einige Schwachstellen hatte, so zum Beispiel die Frage wie wir die anderen Wachen davon überzeugen wollten, dass wir in einer solchen Situation einen Gefangenen in einem Zug transportieren sollten, der dafür gedacht war die Reichen in Sicherheit zu bringen. Wir waren jedoch so nah am Eingang, dass es nun kein zurück mehr gab und so spielten Sylvie und ich mit.

 

Auf der Plattform machte Sylvie die ganze Sache noch etwas authentischer, indem sie versuchte sich aus unserem Griff zu befreien. Doch all unsere Bemühungen waren umsonst als uns die Wache nach unseren Tickets fragte. Ich sah Loki direkt an, dass er sich zum Kämpfen bereit machte, doch Sylvie hatte Geistesgegenwärtig den Arm der Wache berührt und ihn verzaubert, bevor er wirklich hätte ärger machen können.

 

An Bord wurde es offensichtlich, dass die armen Arbeiter niemals ein Ticket für diesen Zug erhalten würden. Hier war alles für Reiche ausgelegt. Die üppigen Lounges waren mit Leder überzogen und es wimmelte nur von hochwertigen Materialien. Ohne die Lounges hätten hier zehnmal so viele Menschen Platz gehabt, ganz zu schweigen von der Bar, die mitten im Abteil war und an der man kostenlose Drinks serviert bekam.

 

Es war absurd, dass wir uns nur Stunden von einer Apokalypse entfernt befanden. Hier in diesem Zug schien keiner das Gefühl zu haben bald zu sterben. Es machte mich krank zusehen, wie egal diesen Menschen es war, dass so viele andere nicht überleben würden, dass sie es sogar als Gerecht und 'natürliche Auslese' betrachteten.

 

In einem relativ freien Abteil angelangt, entschlossen auch wir uns eine Lounge auszusuchen, um uns zu setzen. Um die Tarnung zu wahren nahmen Loki und ich Sylvie in unsere Mitte, wenn das sowohl ihr als auch ihm nicht gefiel, aus unterschiedlichen Gründen.

 

Wir saßen einige Zeit schweigend da und beobachteten wie immer wieder neue Gäste das Abteil betraten, oder hindurch in ein weiteres gingen. Ich war nicht überrascht, dass die meisten so aussahen als reisten sie zum Spaß und nicht um einer Katastrophe zu entkommen. Dann stand Loki auf und bot an uns Getränke zu bestellen und ich stimmte ihm dankend zu.

 

„Wie hältst du es mit ihm nur aus?“, fragte Sylvie mich unverblümt als Loki außer hörreichweite war und ich sah sie fragend an. „Er ist so selbstverliebt und … ein Loki.“ Ich wusste nicht was die Tatsache ein Loki damit zu tun hatte.

 

„Genau das ist er eben nicht.“, entgegnete ich und sie sah mich verwirrt an. „Selbstverliebt. Loki ist vieles. Er mag arrogant, hinterlistig und nervtötend sein. Aber selbstverliebt ist er sicherlich nicht.“ Ich sah jedoch, wie sie zu dieser falschen Annahme kommen konnte. Lokis äußerliche Überheblichkeit war seine Art zu überspielen was er selbst von sich dachte. Er hatte sie so perfektioniert, dass er teilweise selbst glaubte er sei selbstverliebt, aber ich wusste es besser.

 

„Niemand hasst Loki mehr als Loki.“, und einer der beweise dafür saß direkt neben mir.

 

„Ganz im Gegenteil zu dir.“, sagte sie und ich sah sie fragend an. Ich wusste nicht was sie damit meinte. Sie blickte herüber zu Loki, der an der Bar stand und uns, auf unsere Getränke wartend, zuwinkte. „Ich war in deinem Kopf, schon vergessen?“ Ja, das hatte ich tatsächlich vergessen und ich wäre ihr dankbar gewesen, wenn sie das auch konnte.

 

„Ich hatte zwar nicht viel Zeit, aber ich habe das wichtigste gesehen.“, bemerkte sie. „Sakaar, Asgard, die vertrauten Gespräche auf der Statesman.“ Sie machte eine kurze Kunstpause, um mir die Möglichkeit zu geben mich ebenfalls daran zu erinnern. „Ich habe gesehen, wie Thanos Ankunft euer letztes Gespräch unterbrochen hat und wie verzweifelt du warst, als du erfahren hast, dass Loki tatsächlich gestorben ist.“

 

„Danke für die Erinnerung daran.“, sagte ich mürrisch, doch ich wusste, worauf sie hinauswollte. Doch all das waren Dinge, die ich schon lange in der Vergangenheit hatte lassen müssen. Die ich hatte vergessen müssen, um in dem Chaos, das ich seit Thanos Angriff mein Leben nannte, zurecht zu kommen.

 

„Du warst allerdings nicht so einfach zu verzaubern.“, sagte sie dann und sah mich neugierig an. „Da war eine Barriere die ich nicht durchbrechen konnte. Deswegen hat die Verzauberung auch nicht vollkommen funktioniert.“, erklärte sie und ich dachte einen Moment über das nach was sie mir gerade gesagt hatte. Eine Barriere in meinem Kopf die sie davon abhielt mich verzaubern zu können? Aber ich nahm an, dass es etwas mit der schwachen Gamma-Strahlung zu tun hatte die durch meinen Körper floss.

 

„Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der eine Variante von mir so sehr verstanden hat wie du.“, sagte sie dann und bevor ich sie fragen konnte wie viele Varianten von Loki sie bereits kennengelernt hatte, setzte sich selbiger auch schon wieder neben uns und verteilte die Getränke. Ich würde sie zu einem späteren Zeitpunkt darauf ansprechen müssen, wenn es noch die Gelegenheit dazu geben würde.

 

Nach einiger Zeit, ich hatte mein Getränk bereits lange leer, gähnte Sylvie dann kurz und versuchte es vergeblich zu verbergen. Als mein Gehirn realisiert hatte, dass jemand anderes gegähnt hatte, meldeten sich meine Spiegelneuronen und ich musste ebenfalls gähnen. Ich merkte, dass mir nicht bewusst war wieviel Zeit vergangen war, seitdem ich über den Akten der Apokalypsen eingeschlafen war. Loki schlug vor, dass wir uns ruhig ausruhen konnten, er würde sich anderweitig entspannen. Doch Sylvie vertraute ihm nicht genug, um sich darauf einlassen zu können.

 

„Aber ihr könnt ein Nickerchen machen.“ sagte sie an mich und Loki gewandt und ich musste zugeben, dass dieses Angebot für mich ziemlich verlockend klang. Ich fragte mich einen Moment was im schlimmsten Fall passieren konnte und ob ich den beiden wirklich so wenig vertraute. Immerhin hätten sie mich schon viel früher loswerden können, wenn sie das wirklich gewollt hätten. Vielleicht würde ich das Angebot später tatsächlich wahrnehmen, wenn ich merkte, dass meine Lider zu schwer wurden. Loki allerdings vermutete eine List dahinter und lehnte ab.

 

„Es wäre pure Zeitverschwendung dich nach dem TemPad zu filzen, denn dir hat ja jemand halbwegs brauchbare Magie beigebracht.“ Die beiden kamen auf Asgard, Lokis Kindheit und Frigga zu sprechen und ich sah, dass das für beide nicht leicht war. Für Sylvie nicht, weil sie diese Kindheit in Asgard nie gehabt hatte, für Loki, weil sie ihn an das erinnerte, was er verloren hatte. Ich war überrascht zu erfahren, dass Sylvie im Gegensatz zu Loki gewusst hatte, dass sie adoptiert gewesen war und ich fragte mich, wie sie das verändert hatte.

 

Es schien Loki leid zu tun, dass Sylvie nicht dieselbe behütete Kindheit gehabt hatte wie er. Sie konnte sich nicht an ihre Mutter erinnern, deswegen erzählte Loki ihr von seiner Kindheit und seiner Mutter.

 

Es tat gut Loki so offen über Asgard reden zu hören. Es ließ mich hoffen, dass er so langsam mit sich ins reine kam. Dass die Videos von seiner Zukunft ihm gezeigt hatten, dass seine Familie ihn, entgegen seiner Meinung, doch sehr geliebt und geschätzt hatte. Vielleicht war er so wieder ein Stückchen näher an dem Loki der er in meiner Zeit gewesen war. Doch selbst wenn das nicht der Fall war, Loki war gewachsen, seit er in der TVA gelandet war und ich war froh über diese Entwicklung.

 

Ich lauschte den beiden noch etwas mehr, doch die ruhige Art, in der Loki sprach und der hypnotisierende Klang seiner Stimme führten dazu, dass meine Augenlieder langsam immer schwerer wurden. Irgendwann sah ich dann selbst ein, dass es zwecklos war noch weiter dagegen anzukämpfen und legte meinen Kopf auf meine Arme gestützt auf dem Tisch vor mir ab und schloss meine Augen.

 

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