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Kapitel 8

 

Als wir auf der anderen Seite des Portals angekommen waren stand ich gefühlt am Rande eines Herzinfarktes. Wir waren wieder in der TVA, im Umkleideraum, von dem aus wir zu der Roxxcart Apokalypse gestartet waren. Ich sah mich um, hier war niemand, aber durch die Lautsprecher war deutlich zu hören, dass die TVA in Alarmbereitschaft war. Anscheinend hatte ich mit meiner Theorie recht gehabt.

 

Die offensichtlich weibliche Variante Lokis hatte mit den gestohlenen Zurücksetzungsladungen den wahren Zeitstrahl bombardiert, und wenn sie nun hier war wie wir, dann hatte sie dies getan, um die TVA abzulenken.

 

„Was auch immer sie vorhat, Loki. Wir müssen sie aufhalten.“, sagte ich und er sah mich zweifelnd an.

 

„Müssen wir das?“, fragte er und ich verstand nicht was er meinte. Wollte er wirklich, dass seine weibliche Variante Erfolg hatte, mit dem was sie da tat? Wir wussten ja noch nicht einmal genau, was sie vorhatte. Soweit wir wussten, könnte sie uns alle jeden Moment in die Luft sprengen. Und selbst wenn nicht, sie hatte den Zeitstrahl bombardiert und ich fragte mich, ob wir tatsächlich bereit für diesen gefürchteten multiversalen Krieg waren.

 

„Loki, wenn man uns hier findet und wir sind einfach nur abgehauen, dann sind wir erledigt. Wenn wir sie aber verfolgen, können wir zumindest argumentieren, dass wir versucht haben sie Aufzuhalten.“, sagte ich dann und das war ein Argument das er durchaus verstehen konnte. Sicherlich waren Mobius und die anderen schon auf dem Weg zurück, damit sie einen Ausgangspunkt hatten, um nach uns und der anderen flüchtigen Variante zu suchen.

 

Er ging zu einem Spind und während ich noch darüber nachdachte, was er da wollte, und warum kein einziger Spind ein Schloss zu haben schien, holte er auch schon seine Dolche daraus hervor. Anscheinend hatte er beobachtet, wo B-15 sie hingesteckt hatte, nachdem sie ihm die Waffen wieder abgenommen hatte.

 

„Bleib immer hinter mir.“, wies Loki mich an und ich fragte mich, ob er tatsächlich glaubte, dass ich mich daranhalten würde. Ich war niemand der Beschützt werden musste. Ich konnte gut auf mich selbst aufpassen. Bevor er reagieren konnte, hatte ich ihm einen seiner Dolche aus der Hand gerissen und machte ihm deutlich, dass wir nun gehen konnten. Es gefiel ihm nicht, aber er hatte keine andere Wahl, also verließen wir gemeinsam die Umkleiden und machten uns auf die Suche.

 

Es war nicht schwer der Spur der anderen Variante zu folgen, wir mussten einfach nur den Weg entlang gehen auf dem die Minutemen den Boden verzierten. Ich war mir sicher, dass sie auf dem Weg zu den Zeithütern war, wo auch immer die sich aufhielten.

 

„Hey! Stop!“ Es war Casey, anscheinend hatte er gemerkt, dass etwas hier nicht stimmte und hatte sich in einem der Großraumbüros versteckt. Als er uns dann gesehen hatte, hatte er sich endlich wieder herausgetraut.

 

„Casey, du solltest lieber verschwinden.“, merkte ich kurz an und schob ihn wieder zurück in das Büro. Dann blieb ich wie angewurzelt stehen, als ich auf einmal auf den großen Monitor blickte auf dem sonst immer eine einfache weiße Linie zu sehen gewesen war. Nun sah ich, wie unzählige Abzweigungen den wahren Zeitstrahl zierten und ich nahm an, dass die Minutemen bereits ausgesandt worden waren, um den Schaden so gering wie möglich zu halten, wenn das überhaupt möglich war.

 

„Kümmer‘ du dich um den Zeitstrahl, wir regeln das hier.“, riet ich ihm und er nickte nur. Ich war froh, dass er nicht so war wie viele andere seiner Kollegen. So mussten wir von ihm keinen Ärger erwarten. Wahrscheinlich würde er eines der Dinge tun, die ich ihm geraten hatte und würde uns so nicht in die Quere kommen. Ebenso hatte er seit unserer Ankunft einen Disput mit B-15 und würde ihr daher hoffentlich keinen Tipp geben, wo wir waren.

 

„Avenger!“, zischte Loki als er anscheinend merkte, dass ich nicht direkt bei ihm war und ich verabschiedete mich von Casey um wieder zu Loki aufzuschließen. Dann berichtete ich ihm leise von dem, was ich auf dem Monitor gelesen hatte und versuchte zusammen mit ihm mir einen Reim darauf zu machen.

 

„Sie ist auf dem Weg zu den Zeithütern.“, stellte Loki dann fest und sah mich an. Ich wollte erst widersprechen, doch dann hielt ich inne. Sie hatte einen Moment gezögert als Loki ihr angeboten hatte die Zeithüter gemeinsam zu stürzen um die TVA zu übernehmen. Sie war kurz darauf eingegangen hatte aber in dem Moment abgelehnt, in dem er erwähnt hatte, dass er die TVA übernehmen wollte.

 

Sie dachte tatsächlich nicht wie Loki. Er wollte die TVA übernehmen, sie wollte sie einfach nur Vernichten, ohne Ersatz. Ich fragte mich, was zu dem extremen Hass gegen die Zeithüter geführt hatte, das bloße Flucht nicht ausreichte. Wäre sie einfach im Hintergrund geblieben, hätte man sie nie finden können. Aber nein. Sie hatte die TVA angreifen müssen, um sich zu Rächen. Was wiederum sehr nach Loki klang.

 

„Wir müssen vorsichtig sein, Loki. Sie wird sich nicht mit Reden aufhalten lassen.“, gab ich zu bedenken als wir uns langsam immer mehr dem Innern des Gebäudes näherten. Wir waren bereits an dem Gang zum Büro von Renslayer vorbei und ich hatte die Ahnung, dass ihr Büro nicht weit von dem Ort entfernt war, wo die Zeithüter sich aufhielten.

 

Nach einer weiteren Abbiegung sahen wir dann die blonde Frau, wie sie gerade zwei Wachen niedergestreckt hatte, die einen goldenen Aufzug bewachten. Das war sicherlich der Weg der zu den Zeithütern führte.

 

„Wir hätten da ein paar Fragen.“, sagte Loki und streckte seiner weiblichen Variante provokativ den Dolch entgegen. Ich hielt ihn in Abwehrstellung vor meinem Körper, die Arme angespannt und bereit.

 

„Habt ihr wirklich nichts Besseres zu tun?“ Sie war genervt. Wir hielten sie schon wieder von dem ab, was sie vorhatte. Loki und ich versuchten zwischen sie und die Tür zu den Zeithütern zu gelangen, aber sie war schneller. Bevor ich oder Loki reagieren konnten, war sie neben mich getreten, berührte meinen Arm und im Bruchteil einer Sekunde wurde alles Schwarz.

 

Dann waren wir plötzlich auf der Regenbogenbrücke in Asgard. Bruce und ich waren gerade von der Commodor hinabgesprungen, um Fenris, den riesigen Wolf davon abzuhalten die flüchtenden Asen anzugreifen. Während Bruce mit dem riesigen Biest kämpfte, rannte ich zu Heimdall und machte mich bereit für den Kampf gegen Helas Armee.

 

„Lass sie gehen.“, hörte ich in einiger Entfernung Lokis Stimme und als ich mich noch darüber wunderte, wo er denn war und wo ich war, stand ich auch schon mitten in Sokovia. Ich versuchte gerade verzweifelt Zivilisten zu evakuieren, bevor die Stadt zu einem riesigen, mörderischen Meteoriten wurde. Ich fühlte mich am Ende meiner Kräfte. Ich fühlte mich unfähig mich noch zu konzentrieren, um die Leute zu beschützen, aber ich wusste ich musste durchhalten. Es gab keinen anderen Weg.

 

Dann schmiss mich etwas um und ich spürte wie sich zwei starke Arme um mich schlossen und mich festhielten. Erst waren diese aus Vibranium, doch ich merkte, dass damit etwas nicht stimmte. Sie waren zu dünn, fühlten sich nicht wie die Arme des verrückten Androiden an den Tony, Bruce und ich erschaffen hatten.

 

„Ich sagte, lass sie gehen!“, hörte ich dann Lokis Stimme direkt in meinem Ohr und ich war wieder im Hier und Jetzt. Anscheinend hatte sie mich gerade verzaubert und hatte mich Loki regelrecht auf den Hals gehetzt denn ich merkte an einigen Stellen einen leichten Schmerz. Wahrscheinlich hatte Loki sich zwar verteidigt, aber dabei versucht mich so wenig wie möglich zu verletzen.

 

„Hey!“, mischte sich nun eine weitere Stimme ein und ich hörte das bedrohliche Summen das entstand, wenn jemand einen der Stöcke aktivierte, den die TVA benutzte um andere zu Stutzen. Es war Richterin Renslayer mit zwei ihrer Minutemen.

 

Ich selbst schien immer noch zumindest Teilweise in der Verzauberung zu stecken, denn auch wenn ich mitbekam was vor sich ging, hatte ich nicht die Kontrolle über meinen Körper. Die hatte immer noch sie. Ich war mir sicher, wäre Lokis Griff um einen Oberkörper nicht so fest gewesen, wahrscheinlich hätte sie mich wieder dazu gebracht ihn, oder gar Renslayer oder die Minutemen zu bekämpfen. Dieser feste Griff, ließ mich anwesend bleiben, zeigte mir, dass die Erinnerungen an Asgard oder Sokovia nichts mehr waren als verblasste Bilder dessen, was ich erlebt hatte.

 

„Noch einen Schritt näher und ich töte beide!“, drohte die weibliche Loki dann und auch wenn ich nicht genau mitbekam was hinter mir passierte, nahm ich an dass sie Loki hatte überwältigen können weil er zu sehr damit beschäftigt war mich von Dummheiten abzuhalten die sie mir in den Kopf setzte.

 

„Tu dir keinen Zwang an.“, bemerkte Renslayer eher halbherzig und ich konnte ihre Gleichgültigkeit uns gegenüber nicht fassen. Auch wenn wir Varianten und damit nicht von den Zeithütern erschaffen wurden, waren wir dennoch lebende, intelligente Wesen. Wie konnte es ihr egal sein, ob man uns ohne Grund tötete?

 

Und dann, ich hatte gar nicht gemerkt wie es dazu gekommen war, spürte ich wie wir wie in einen Abgrund stürzten. Unter uns hatte sich einfach die Erde aufgetan. Als wir allerdings hart auf dem Boden aufschlugen merkte ich, wie die Fremdkontrolle über meinen Körper verschwunden war. Entweder, war die weibliche Variante weit genug entfernt, oder aber der Aufprall hatte sie die Kontrolle verlieren lassen. Welche Version stimmte war mir egal, ich war froh, dass es ein Ende hatte und ich war sicher, dass ich das nicht noch einmal zulassen würde. Ich hatte gespürt, wie sie in meinen Erinnerungen herumgewühlt hatte, wie sie nach etwas gesucht hatte, in dem sie mich hätte gefangen halten können, doch sie hatte nichts gefunden.

 

Erst als ich kurz herumgedreht und auf den Boden geworfen wurde merkte ich, dass ich anscheinend dieses Mal tatsächlich genau auf Loki gelandet war, was aber ob der Tatsache, dass er mich vor dem Fall auch noch festgehalten hatte, nicht sonderlich verwunderlich war. Ich lag nun auf einem harten, steinigen Boden und konnte aus meiner Position sehen, dass auch Lady Loki hier war, und anscheinend versuchten gerade beide zeitgleich an das TemPad zu kommen das bei unserem Sturz auf dem Boden gelandet war.

 

Ich zögerte keinen Moment und streckte meine Hand danach aus. Ich hoffte, dass ich schon wieder so bei Sinnen war, dass ich zumindest diesen kleinen Gegenstand zu mir fliegen lassen konnte. Gerade als die blonde Frau sich danach bücken wollte, flog es ihr davon und landete genau in meinen Händen. Was ich jedoch nicht bedacht hatte war, dass ich noch nicht in der Lage war wirklich aufzustehen und sie war schneller bei mir, als ich erwartet hatte.

 

Sie riss mir das Pad aus den Händen und staunte nicht schlecht, als sie das sah was ich für den Bruchteil einer Sekunde gesehen hatte: Das Pad war leer. Es leuchtete zwar noch auf, aber ich nahm an, dass die Energie nicht mehr reichte, um ein Zeitportal zu öffnen. Den kurzen Moment in dem seine weibliche Variante auf das TemPad sah, nutzte Loki seinerseits für etwas Magie und teleportierte sich genau hinter sie und schleuderte sie gegen ein Regal.

 

„Gib es wieder her! Du hast doch keine Ahnung wie man es wieder auflädt!“, fuhr sie ihn gereizt an.

 

„Selbstverständlich! Du bist nicht die einzige technikaffine Loki.“, erwiderte er ruhig und reichte mir eine Hand, damit auch ich endlich auf die Beine kam.

 

„Nenn mich nie wieder so!“ Loki sah sie verwirrt an. Er war der Meinung sie meinte, dass er sie nicht technikaffin nennen sollte und hatte keine Ahnung, was daran schlimm war, aber das meinte sie nicht. Sie meinte, er sollte sie nicht Loki nennen und ich merkte, dass irgendetwas in ihr ein Problem damit hatte eine Loki-Variante zu sein. Ich wusste nicht wieso, aber es schien ihr sehr wichtig zu sein sich von Loki abzugrenzen.

 

„Ihr beide seit also Magier?“, fragte sie bissig, als sie sich das TemPad von Loki schnappen wollte und er es dann, mithilfe seiner Magie, hatte verschwinden lassen.

 

„Kann schon sein und unser nächster Trick, lässt dich verschwinden.“, drohte Loki ihr siegessicher an. Wir waren immerhin zu zweit, sie alleine. Doch, bevor ein erneuter Kampf ausbrechen konnte, flog plötzlich ein Tennisball großes Geschoß durch die Decke und schlug auf dem Boden zwischen uns ein und explodierte.

 

Loki sah mich einen Moment fragend an, wahrscheinlich dachte er, ich hätte das gemacht, was ja auch aufgrund meiner Fähigkeiten nicht gänzlich abwegig war, aber ich war genauso überrascht wie er.

 

„Wo hast du uns hingebracht?“, fauchte unser blondes Gegenüber ihn dann an und ich sah Besorgnis in ihren Augen. Sie hatte anscheinend schon eine Ahnung wo wir waren und schien zu hoffen, dass diese sich nicht bewahrheitete. Wir verließen den Ort, in dem wir uns gerade befanden und traten in eine von Purpur umgebene Welt.

 

Sobald wir im freien waren, hörte man das Grollen von Gestein und die zischenden Geräusche von kleinen und großen Geschossen, die in hoher Geschwindigkeit durch die Luft Richtung Boden fielen. Mit einem Blick gen Himmel erkannte ich auch das Augenscheinliche Problem. Ein Himmelskörper, ob es ein Planet oder ein Mond war konnte ich nicht sagen, schien in unmittelbarer Nähe kurz davor zu sein auseinanderzubrechen. Um ihn herum schwebten bereits große Gesteinsbrocken und irgendetwas sagte mir, dass sie alle auf den Weg zu uns waren.

 

„Du Idiot!“, brüllte die blonde Frau Loki entsetzt an. „Das ist Lamentis-1!“

 

„Und was soll das bedeuten?“ Ich war also nicht die Einzige, die das nicht wusste, aber ein Gesteinsbrocken der genau vor unseren Füßen die Erde traf und einen Medizinball großen Krater in den Boden riss zeigte mir, dass es nichts Gutes war.

 

„Dass dieser Mond da, gleich in diesen Planeten Kracht und ihn zerstört!“ Das war genug Information. Wir mussten hier so schnell wie möglich weg und das war uns allen klar. Wir nahmen also alle sprichwörtlich die Beine in die Hand und rannten um unser Leben. „Von allen Apokalypsen auf diesem TemPad ist das die schlimmste. Keiner kommt hier lebend raus!“, berichtete sie, während wir dutzenden Geschossen auswichen.

 

Ich hatte zwar nicht viel Zeit mich umzusehen, aber ich bemerkte, dass wir uns wohl in einem Tagebau befanden, denn überall standen schwere Gerätschaften wie Bagger oder Radlader wie sie auch auf der Erde in Tagebau-Gebieten zu finden waren. Einer von diesen riesigen Radladern bot uns auch für einen kurzen Moment die Möglichkeit zu verschnaufen.

 

„Wolltest du uns nicht töten?“, fragte Loki überflüssigerweise als er von ihr von einem etwas größeren Meteoriten gerettet wurde.

 

„Keine Ahnung wo du das TemPad versteckt hast, aber wenn es dich erwischt, wird es mit erwischt und dann erwischt es mich.“ Ja, die Logik war einleuchtend und sie galt auch für mich. Loki durfte, solange er das TemPad irgendwo versteckt, hatte nichts geschehen, oder wir waren alle hier gestrandet und würden miterleben, wie es sich anfühlte, wenn ein Planet seinem Mond zu nahekam.

 

Dann sahen wir quasi alle gleichzeitig eine stählerne Hütte in der wahrscheinlich die Arbeiter ihre Pausen gehabt hatten und entschieden uns dort Unterschlupf zu suchen. Vielleicht waren diese Wände stark genug um dem Beschuss standzuhalten.

 

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