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Kapitel 14

 

Nach einiger Zeit merkte ich, dass ich anscheinend kurz eingeschlafen war, denn ein grelles quietschen schreckte mich aus meinem Schlaf auf. Es dauerte einen Moment bis ich meine Orientierung wieder hatte und kurz sichergestellt hatte, dass mein Körper wieder ordnungsgemäß funktionierte. Dann hörte ich wie jemand die Leiter herabstieg und der Mannlochdeckel sich mit einem weiteren quietschen wieder schloss.

 

Ich stand direkt auf, war aber leider nicht schnell genug, um dem Blick des ersten Mannes der die Leiter herunterkam zu entkommen. Er war ein dunkelhäutiger, glatzköpfiger Hüne von einem Mann und streckte mir augenblicklich eine goldene Version Mjöllnirs entgegen. Ich war mir in diesem Moment tatsächlich nicht sicher, ob ich Thor oder Loki vor mir hatte, denn für Details war er zu weit entfernt und das Licht zu dunkel.

 

„Sigyn?“, fragte er mit überraschtem Gesicht und ich war mir nicht sicher, was besser war, ihm in den Glauben zu lassen, dass das mein Name war, oder ihn berichtigen. Allerdings brauchte ich das nicht, denn der zweite Mann, der herabstieg und bereits durch die Reaktion des ersten Mannes alarmiert war sah mich an und nannte meinen richtigen Namen.

 

Bei dem zweiten Mann, er war deutlich älter, konnte ich mir zu hundert Prozent sicher sein, dass er ein Loki war. Er trug die charakteristische Krone. Jedoch musste ich mich tatsächlich zusammenreißen, als ich sein Outfit richtig begutachten konnte. Zumindest von weitem sah es so aus, als trüge er einen Ganzkörperanzug mit einem Umhang.

 

Als letztes kam ein junge die Treppe herunter. Auch er trug die gehörnte Krone, doch sie war deutlich kleiner als die des alten Mannes. Es war seltsam, aber irgendwie hatte ich mir Loki nie als Teenager vorgestellt und doch stand er nun vor mir. Ich fragte mich, was die TVA wohl dazu gebracht hatte ihn zu stutzen.

 

„Jemand daran interessiert mich aufzuklären?“, wollte der Junge dann von seinen älteren Begleitern wissen und mich lies das Gefühl nicht los, dass er hier das Sagen hatte. „Wie bist du hier reingekommen?“, stellte er dann an mich die Frage, ohne auf eine Antwort der anderen beiden zu warten.

 

Zur Demonstration lies ich einen der vielen Bowlingpins in meine Hände fliegen und erklärte ihm, dass ich meine Kräfte benutzt hatte, um den Deckel zu öffnen. Doch anscheinend waren meine Kräfte dem Jungen nicht geheuer und er zückte ein Schwert und richtete es auf mich. Die beiden anderen sahen ihn nur erschrocken an, griffen aber nicht an.

 

„Ich habe nicht vor euch anzugreifen, solange ihr es nicht tut.“, sagte ich und wollte schon meine Hände nach oben heben, aber ich nahm an, dass das für den Jungen nachdem was er eben von mir gesehen hatte, eher eine drohende als eine entwaffnende Geste war, also ließ ich es sein. „Ich habe einen Schutz vor einer Gruppe ziemlich unfreundlicher Typen gesucht, deswegen bin ich hier gelandet.“, erklärte ich dann und die drei wechselten vielsagende Blicke. Sie wussten anscheinend wen ich meinte.

 

„Ist dir jemand gefolgt?“, fragte der ältere und er klang beinahe besorgt. Ich fragte mich, was es nur mit dieser Gruppe böswilliger Lokis auf sich hatte. Ich schüttelte als Antwort nur meinen Kopf und ich sah wie sich die Haltung der beiden älteren Lokis wieder leicht entspannte, der jüngere jedoch hatte immer noch sein Schwert auf mich gerichtet. „Ich denke nicht, dass sie vor hat uns anzugreifen.“, versicherte der älteste dann den jüngsten und der steckte endlich sein Schwert weg.

 

Die drei kamen dann in meine Richtung und ich kam nicht umhin zu erschrecken, als ich sah, dass über der Schulter des Jungen ein Alligator hing. Von weitem hatte es ausgesehen wie ein Schal oder ein Pelz, wie der Hüne ihn trug, aber es war ein lebendiges Reptil. Was ich allerdings davon halten sollte, dass auch er eine gehörnte Krone trug wusste ich nicht so recht.

 

Der junge Loki setzte sich auf den höher gestellten Thron und die Art wie er zuvor mit den beiden anderen gesprochen hatte und wie sie sich ihm gegenüber verhielten nahm ich an, dass er, wie auch immer, ihr Anführer war. Als er sich gesetzt hatte sprang der Alligator direkt von seinem Arm und zu meinem Entsetzten, rannte er so schnell ihn seine vier Beine trugen auf mich zu. Ich sprang auf einen der Stühle, um mich vor einem vermeintlichen Angriff des Alligators in Sicherheit zu bringen was den Hünen anscheinend amüsierte.

 

„Angst vor deiner eigenen Magie, meine liebe Sigyn?“, fragte er mich belustigt und lies sich ebenfalls in einen der Sessel fallen. Ich verstand absolut nichts davon was er da sagte, aber anscheinend war ich nicht die einzige, denn die anderen beiden sahen ihn ebenfalls fragend an. „Mich hat sie auch einmal in ein Krokodil verwandelt und gedroht es nicht mehr Rückgängig zu machen, sollte ich ihr nicht ihre Kleider wiedergeben.“ Sein Lachen donnerte durch die Halle und es erinnerte mich tatsächlich mehr an Thor als an Loki, doch das was er erzählte und die Tatsache, dass es sich bei allen sonst anwesenden um Lokis hielt, ließ mich vermuten, dass dies tatsächlich auch ein Loki war.

 

„Dann hat er die Kleider behalten?“, fragte ich mit verstört klingender Stimme und zeigte auf den Alligator. Der Schüttelte jedoch nur so gut er konnte den Kopf und knurrte tief. Da ich allerdings merkte, dass er mir nicht feindlich gesinnt zu sein schien, trat ich wieder von dem Stuhl herunter und setzte mich anstelle dessen darauf.

 

„Wir werden es nie erfahren.“, sagte der Hüne lachend als er meinen entsetzten Blick sah, merkte aber nochmals an, dass er mir offensichtlich die Kleider zurückgegeben hatte. Anscheinend war er der Meinung meine Fähigkeiten seien nur ein Beweis, dass ich mit Magie umgehen konnte.

 

„Du nennst sie Sigyn.“, bemerkte dann der ältere Loki an den Hünen gewandt und ich war vollkommen geschockt von der Geschichte die folgte. Eine Frau, die genauso aussah wie ich, war quasi mit den Brüdern zusammen aufgewachsen.

 

„Wie kann das sein? Asen haben eine viel längere Lebenserwartung. Thor und du müsstet erwachsen gewesen sein lange bevor ich geboren wurde.“, warf ich zweifelnd ein und der Hüne lachte wieder donnernd.

 

„Die Macht meiner Adoptiveltern war unermesslich.“, erklärte er und erzählte uns wie Frigga nach dem schweren Verlust einer neugeborenen Tochter vergeblich versucht hatte das erlebte zu verarbeiten. Sie war durch Zeit und Raum gereist um ein Mädchen zu finden dessen Schicksal dem ähnlich war was ihre Tochter hatte erleiden müssen. Es gab einige, aber bei einem hatte sie die größten Schwierigkeiten zuzusehen, wie es starb.

 

Anscheinend hatte sie mich einige Tage nach meiner Geburt das erste Mal besucht und meinen kritischen Zustand direkt erkannt. Ich erinnerte mich daran, dass meine Mutter mir einmal erzählt hatte, dass ich in den ersten Tagen um mein Leben hatte kämpfen müssen, da ich einige Wochen zu früh auf die Welt gekommen war und die Technik damals noch nicht ausgereift war extreme Frühgeburten am Leben zu halten.

 

Frigga hatte dieses Dilemma in diesem abweichenden Zeitstrahl erkannt und bemerkt, dass es für mich auf der Erde wohl keine Chance mehr gab und hatte mich mit sich genommen. Zurück in ihre Zeit. Ich fragte mich tatsächlich warum das die TVA nicht auf den Plan gerufen hatte. Ein Baby aus der Zukunft eines anderen Planeten zu entführen und auf seinen eigenen zu entführen?

 

Die Erkenntnis, die mich dann traf, war genauso offensichtlich wie schockierend: Meine Existenz war alles in allem nicht wichtig genug, um etwas am wahren Zeitstrahl zu verändern. Egal ob oder in welcher Form ich existierte, kaum etwas daran änderte den wahren Zeitstrahl. Deswegen hatte die TVA mich auch nicht gefasst als ich in New York überlebt hatte. Die Avengers hatten trotzdem alles gemacht was sie auch ohne mich getan hätten. Einerseits kam es mir vermessen vor, dass ich wirklich glaubte einen Eindruck in der Welt hinterlassen zu haben, andererseits war es ein beinahe betäubendes Gefühl zu vermuten, dass ich vollkommen egal war.

 

„Frigga hat ein Kind von Midgard entführt?“, fragte der junge Loki nach und riss mich damit aus meinen düsteren Gedanken. Er hatte recht, bei allem was ich von Frigga gehört hatte, konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie einfach anderen Eltern ihr Kind stahl.

 

„Sie hat eine Illusion des Säuglings sterben lassen, damit die Eltern sich von ihrem Kind verabschieden konnten. Es wäre sowieso dazu gekommen.“ Und da irrte er sich. Ich hatte überlebt. Ich war nicht in Asgard aufgewachsen und ich war auch nicht als Säugling gestorben.

 

„Wie kann das sein?“, brach es aus mir heraus. „Wie kann es seinen Zeitstrahl geben, in dem ich als Kind entführt wurde, und meinen, in dem ich bei meinen Eltern aufgewachsen bin?“, spezifizierte ich meine Frage, als die drei Lokis mich verwundert ansahen. Dann erklärte mir der ältere Loki, dass der wahre Zeitstrahl nicht aus einer einzigen Realität bestand. Er bestand aus dutzenden Realitäten, die aber alle zu demselben Ergebnis führten. Es konnte eine Realität geben, in der Loki bei den Frostriesen aufgewachsen war, in der Laufey ihn nie ausgesetzt hatte und dennoch, solange diese Realität am Ende zum selben Ziel führte, gehörte sie zum wahren Zeitstrahl.

 

Also waren es die Zeithüter, die das Leben jedes einzelnen in gewisser Weise bedeutungslos machten, denn wahrscheinlich gab es nicht eine einzige Person im ganzen Universum die alleine dafür verantwortlich war, dass sich etwas am Laufe der Zeit änderte, solange es jemanden gab, der auf die ein oder andere Weise dessen Platz einnahm. Ich fragte mich, was genau das Ziel war auf das die Zeithüter hinarbeiteten, was das Ende der Zeit wirklich bedeutete, sicherlich konnte es nicht diese Leere sein.

 

Nach einem etwas ausführlicheren Exkurs zu den Theorien über die TVA kehrte dann der Hüne, nach bitte des jüngsten Loki wieder zu seiner Geschichte zurück: „Frigga bat Odin den Säugling zu retten, wie er es mit mir getan hatte und so wurde aus dem kleinen Menschenbaby eine Prinzessin Asgards. Sie nannten dich Sigyn und stellten dich, genau wie mich als ihr Adoptivkind vor.“ Ich konnte nicht wirklich glauben, was er da erzählte. Man konnte doch nicht einfach einen Menschen in einen Asen verwandeln, oder? Andererseits hatte Odin auch einen Frostriesen in einen Asen verwandelt und wir Menschen hatte zumindest äußerlich mehr mit den Asen gemein als die Frostriesen.

 

Es faszinierte mich von dieser Realität zu hören, war sie doch so vollkommen unterschiedlich zu meiner. Frigga hatte mich, wie Loki, Magie gelehrt. Sie hatte verhindern wollen, dass wir uns als nicht besonders einstuften, da Thor auf das Leben zum Thronfolger vorbereitet wurde.

 

„Als wir alt genug wurden, offenbarte man uns, dass man entschieden hatte uns miteinander zu vermählen.“, erklärte Loki dann, als er mit der Erzählung immer weiter in sein Erwachsenenalter hervordrang und ich war nicht überrascht darüber, dass weder er noch meine Variante in seiner Realität davon begeistert waren. Immerhin hatte man die beiden wie Geschwister aufwachsen lassen und man heiratete keine Geschwister, blutsverwandt oder nicht, es war einfach falsch.

 

Irgendwann erzählte der Hüne weiter, hatten die beiden sich dann aber damit arrangiert und die Geschwisterliche Liebe hatte sich in mehr verwandelt. Doch Lokis Weg war einen dunklen Pfad entlanggegangen, ähnlich dem des Lokis den ich gekannt hatte. Auch er hatte Thors Krönung durch einen Angriff der Eisriesen verhindern wollen, auch er stachelte Thor zu einem Gegenschlag an, der zu Thors Verbannung führte.

 

„Sigyn war außer sich vor Wut und Enttäuschung darüber was ich getan hatte.“ Ich meinte ehrliche Reue in seiner Stimme zu hören, konnte ihn jedoch noch nicht genau einschätzen. „Wir stritten uns heftig, es war das letzte Mal das ich sie lebendig gesehen habe. Ich kenne keine Details, wollte sie nie wissen, aber nachdem ich Laufey tötete, kam eine der Wachen zu mir und berichtete mir, dass man ihre Leiche gefunden hatte, niedergestreckt durch ein gefrorenes Schwert.“ Ich hörte wie seine Stimme kaum merklich zitterte.

 

Als er erfahren hatte, dass seine List den Tod seiner Frau zur Folge gehabt hatte war dieser Loki dann zu demselben Schluss gelangt wie auch die meisten anderen seiner Varianten es zu dieser Zeit noch gekommen wären: Die Schuld lag bei anderen. Vor allem aber bei Thor und Odin. Im Schlaf tötete er erst seinen Adoptivvater, dann im Kampf an der Regenbogenbrücke seinen Bruder Thor. Ich sah ihn nur ungläubig an. Diese Geschichte war zu unglaublich, zu verwirrend um sie wirklich zu Glauben aber ich nahm nicht an, dass er mich einfach zum Spaß zu Beginn mit seiner geliebten Frau verwechselte.

 

Dann, bevor er seine Geschichte beendet hatte fragte er mich nach meiner Geschichte. Ich begann zum Verständnis den dunkelhäutigen Loki damit, dass ich, im Gegensatz zu seiner Sigyn, die ersten Tage im Krankenhaus überlebt hatte. Frigga hatte mich nicht nach Asgard entführt und ich war bei meinen leiblichen Eltern und bei meinem Bruder aufgewachsen.

 

Meine relativ normale Kindheit erwähnte ich nur kurz und auch mein Medizinstudium und den Weg den ich zurückgelegt hatte bis ich am Met-Gen die Oberärztin der Notaufname geworden war, war nur einige Worte wert. Interessant wurde es für die drei Lokis erst als ich von meinem Bruder erzählte und ich langsam zu den Ereignissen kam die mich hierhergeführt hatten.

 

„Man könnte sagen, dass ich ohne den Wunsch Lokis die Erde zu übernehmen, nicht hiersitzen würde. Wahrscheinlich hätte ich mein Leben im Krankenhaus weitergelebt und nie erfahren, dass es etwas wie Asgard, die Infinity-Steine oder die TVA gab.“, sinnierte ich und lachte dabei kurz auf. Es war schon seltsam wie viel Loki tatsächlich in meinem Leben geändert hatte.

 

Ich fuhr mit meiner Geschichte fort und berichtete von den folgenden Ereignissen. Wie ich von Nick Fury als Ärztin für die Avengers rekrutiert wurde und wie ich erst Monate nach dem ersten Ausbruch meiner Fähigkeiten meinen Bruder ins Vertrauen zog. Wir trainierten zusammen und ich schaffte es meine telekinetischen Fähigkeiten auszubauen und zu perfektionieren.

 

„In Sokovia geriet ich dann zwischen die Fronten als ich während dem Kampf gegen Ultron ein verletztes Kind behandeln wollte. Hulk hat mich geschnappt und mich auf einen Quinjet verfrachtet.“ Danach erinnerte ich mich an nichts mehr. Ich war erst wieder auf Sakaar aufgewacht, inmitten von Schrotteilen. Ein Sklavenhändler hatte mich dann gefunden und zu seiner Sklavin gemacht.

 

Ich hatte einige Jahre als Sklavin leben müssen, ohne die Aussicht jemals wieder nach Hause zu kommen. Meinen Bruder hielt ich für tot. Erst als die beiden Asen auf Sakaar angekommen waren änderten sich die Karten für mich und ich konnte wieder hoffen.

 

„Ich würde sagen, dass aber einer der beiden Götter mehr für deine Freiheit getan hat als der andere, nicht wahr?“, fragte der ältere Loki mit einem breiten Grinsen und ich sah ihn verwundert an. Aber ich musste ihm zustimmen. Lokis Ankunft und unsere harmlosen Treffen während den Orgien des Großmeisters, waren eine willkommene Abwechslung gewesen und Loki hatte mich vor einigen schlimmen Begegnungen bewahrt. Ich wollte gar nicht wissen was passiert wäre, wenn er nicht ständig verlangt hatte sich mit mir während der Orgien zurückziehen zu können. Mein Meister und wahrscheinlich alle anderen hätten wahrscheinlich nicht erwartet, dass wir nur miteinander geredet hatten und Loki keinerlei Absicht hatte sich mit einer sterblichen auf etwas Niederes wie eine Orgie einzulassen.

 

„Naja, es waren immerhin Thor und Bruce die mich aus den Fängen des Sklavenhändlers befreiten, aber ich muss zugeben, dass die Gespräche zwischen Loki und mir in mir den Willen geweckt hatten mich gegen ihn aufzulehnen und ohne ihn hätte mich Thor wahrscheinlich bei der Feier des Großmeisters nicht gesehen und Bruce nie erzählen können, dass ich noch lebte.“, dachte ich laut über die Frage meines Gegenübers nach. „Also ja, Loki trug einen großen Teil dazu bei, dass ich von Sakaar entkommen bin.“

 

Dann erzählte ich von unserer erfolgreichen Flucht und unserer Ankunft in Asgard wo wir versuchten die überlebenden Asen vor Hela zu schützen. Ich berichtete von dem Kampf gegen den unglaublich riesigen Fenris und Helas Armee. „Und als die Hoffnung schon vergebens schien flog plötzlich Loki zusammen mit Rebellen aus Sakaar mit einem riesigen Schiff an.“ Den Anblick wie er mit einladend geöffneten Armen auf der Rampe gestanden hatte als das Schiff durch den Nebel gebrochen war würde ich wahrscheinlich nie vergessen.

 

„Na hast du mich vermisst?“, hatte er mich damals belustigt gefragt und ich hatte nur Augenrollend mit dem Kopf geschüttelt. Ich sollte erst Monate später herausfinden, wie es war diesen Asen tatsächlich zu vermissen und wie oft hatte ich darum gebetet, diese Worte noch einmal aus seinem Mund zu hören, doch das erzählte ich keinem meiner drei Zuhörer.

 

„Und dann hat er dir zum zweiten Mal das Leben gerettet, weil der Avenger mit der Gabe der Telekinese tollpatschig genug war über ihre eigenen Füße zu stolpern, anstatt vor Surtur zu fliehen.“ Mit diesen Worten entgleisten meine Gesichtszüge. Ich sah direkt in die blauen Augen des älteren grauhaarigen Lokis und ich meinte zu sehen wie sich seine Augen mit Tränen füllten. Ein Gedanke füllte auf einmal meinen Kopf und ich wusste nicht was ich davon halten sollte, oder was ich fühlen sollte. Gab es eine Möglichkeit, dass dieser Gedanke wahr war?

 

„Was ist dann passiert?“, fragt ich mit zugeschnürter Stimme. Ich konnte gerade nicht reden, wollte lieber hören was er zu sagen hatte.

 

„Loki und du seit mit den anderen auf der Statesman entkommen und Asgard und Hela wurden von Surtur zerstört.“ Er erzählte genau was auf der Statesman geschehen war, erzählte von unseren Gesprächen und vom Angriff durch Thanos.

 

„Loki und Bruce bestanden darauf, dass du mit Valkyrie die ausgewählten Asen zur Erde begleitest und Bruce ist sichergegangen, dass ihr unbehelligt abfliegt, während Loki seinem Bruder beistand.“, erklärte er. Die anderen beiden Lokis schienen verwirrt darüber, dass ihr Gefährte nun meine Geschichte weiter zu erzählen schien. Ich aber konnte nicht glauben was ich hörte und was es bedeutete.

 

„Ich habe mich nicht von dir verabschieden können.“, fügte er dann an mich gewandt zu und der plötzliche Personenwechsel in seiner Erzählung bestätigte mir, was ich schon längst vermutete. Der ältere Loki der hier vor mir saß, war genau der Loki dem ich während den 5 Jahren nach Thanos Fingerschnips hinterhergetrauert hatte. Ich hatte um ihn getrauert und augenscheinlich war er gar nicht gestorben, schon wieder. Er war einfach verschwunden und hatte mich und seinen Bruder in dem Glauben gelassen, dass Thanos ihn getötet hatte.

 

Sicherlich hatte keiner der drei anwesenden Lokis mit der Reaktion die auf diese Erkenntnis meinerseits folgte gerechnet, denn sie sprangen alle erschrocken auf als sie den lauten Knall hörten der erklang als meine gestreckte Handfläche die Wange des alten Lokis trafen. Ebenso waren sie nicht darauf vorbereitet gewesen, dass diverse Gegenstände plötzlich auf den Asen herabstürzten, er sich jedoch nicht werte.

 

„Du.Hast.Uns.Betrogen!“, schrie ich ihn an und bei jedem Wort traf ihn ein anderer Gegenstand, solange bis sich der Hüne ein Herz fasste und meine Arme hinter meinem Rücken verschränkte und mich festhielt. Loki hob daraufhin beschwichtigend seine Hände und bat mich ihn erklären zu lassen, auch wenn er meinen Standpunkt durchaus verstand. Ich nickte und der Hüne lies mich los.

 

„Wie du weißt, wusste ich bereits wie es war von Thanos gefoltert und benutzt zu werden.“, sagte er und ich lies mich mit verschränkten Armen wieder auf den Sessel sinken. „Ich konnte nicht zulassen, dass er dasselbe mit dir oder irgendjemand anderem Tat.“ Er erläuterte, wie er eine Illusion seines Selbst erschaffen hatte die zu Thor ging, während er sich in den Hulk verwandelte, der uns zum Schiff begleitete und sicherging, dass der Schwarze Orden und in Ruhe fliehen, lies. Er war es gewesen der mich umarmt und auf die Stirn geküsst hatte, nicht mein Bruder. Er war es gewesen der mir gesagt hatte, dass er mich liebte.

 

„Als ich wieder zu Thor und den anderen kam, hatte Thanos bereits meine Illusion in die Luft gehoben und war kurz davor ihr den Hals zu brechen.“. Ich merkte, dass auch diesen Loki der Anblick wie ein Abbild von ihm selbst getötet wurde nicht gerade kalt gelassen hatte. Als Thanos dann das Schiff zerstörte war Loki dann getarnt als ein herumfliegendes Trümmerteil vor dem verrückten Titanen entkommen und wieder nach Sakaar entkommen. Dort hatte er gelebt bis er alt wurde und begann seinen Bruder zu vermissen. Die TVA hatte ihn gefasst, sobald er die Zeitblase von Sakaar passiert hatte.

 

„Ich hatte nie die Absicht euch zu betrügen. Ich wollte euch nur Schützen und als ihr in Sicherheit wart, setzte der Überlebensinstinkt ein.“ Das bedeutete zwar nicht, dass ich ihm vergab, dass er mich durch 5 Jahre der Hölle geschickt hatte, aber ich war dankbar, dass er hatte sichergehen wollen, dass wir sicher waren.

 

„Ich habe die letzten 5 Jahre um dich getrauert!“, blaffte ich ihn an. Ich hatte seinen Standpunkt gehört, aber dennoch nahm er mir nicht den Schmerz, den ich empfunden hatte. Er nahm seinem Bruder nicht den Schmerz, der immer noch nicht wusste, dass Loki in Wahrheit einfach feige davongelaufen war. Vielleicht war es nicht richtig ihn als Feige zu bezeichnen, aber ich war wütend und verletzt und das zu Recht.

 

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