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Kapitel 13

 

Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich nach meiner neuen Erkenntnis wieder sprechen konnte. Es war überwältigend, dass wir, die Avengers, die Helden, vergessen hatten was es bedeutete ein Held zu sein.

 

„Keine Bange, ein egoistischer Fehltritt macht dich noch nicht zum Bösen. Lass es dir von einem Experten gesagt sein.“ Seine Stimme durchschnitt die Stille und ich reagierte zuerst nicht. Sprach es wirklich für mich, dass einer der, zumindest für die Erde, größten Bösewichte mich von meiner Schuld freisprechen wollte.

 

Dann erinnerte ich mich daran, dass ich ihm noch gar nicht alles erzählt hatte was er hatte wissen wollen. „Einige von uns sind also in das Jahr 2012 zurückgereist, weil wir da die Chance hatten, gleich drei Steine zu bekommen, alles in New York. Der Gedankenstein war in deinem Zepter, der Zeitstein im New York Sanktum, und der Tesserakt war auf dem Stark Tower.“, erklärte ich und Loki war überrascht von dieser Information. Er hatte anscheinend nicht gewusst, dass der Zeitstein sich ebenfalls auf der Erde befunden hatte. Dann erzählte ich ihm, wie der Tesserakt durch einen äußerst unglücklichen Umstand direkt vor seinen Füßen landete und ich die Einzige war die nah genug war, um ihn aufzuhalten.

 

„Die TVA hat uns dann regelrecht abgefangen und uns für ihre Zwecke einspannen wollen.“ Loki war überrascht zu hören, dass seine New-York Variante sich darauf eingelassen hatte, dass er anscheinend an den Informationen, die er aus dem wahren Zeitstrahl bekommen hatte, gewachsen war. Ebenso überrascht war er zu erfahren, dass es eine weibliche Variante von ihm gab, eine Variante, die der TVA hatte entkommen können.

 

„Dann sind auch Loki und ich geflohen und am Ende, haben sie uns gefunden und Renslayer hat gar nicht gezögert mich zu stutzen.“, beendete ich dann meine Erzählung. Ich hatte gemerkt wie meine Stimme am Ende leicht gezittert hatte, als ich von Lamentis erzählt hatte. 

 

„Eine Anni, zwei Lokis. Wenn das keine explosive Mischung gibt.“, kommentierte er nach einiger Zeit in Gedanken. Ich wusste nicht, was er damit sagen wollte, aber ich nahm an, dass er unser geballtes Temperament meinte.

 

Mein Magen begann sich lauthals zu beschweren und ich bemerkte, dass ich schon sehr lange nichts mehr gegessen hatte. Das letzte Mal war vor unserer Reise in die Roxxcart Apokalypse gewesen. Durch Lamentis konnte ich mir sicher sein, dass ich länger als 12 Stunden nicht mehr gegessen hatte, wahrscheinlich mindestens 20 Stunden, wenn nicht mehr. Loki hatte hier nur ein Paar Chips, war sein Organismus doch nicht so oft auf Nahrung angewiesen wie meiner.

 

Ich war froh zu hören, dass hier in der Leere öfter etwas ankam, wo man essbares finden konnte und dass einige der hier ansässigen Tiere tatsächlich auch genießbar waren und vom Geschmack her auch an irdische Tiere erinnerte. Leider war ich weder gut im Kochen noch war ich bereit hier irgendwelche Tiere zu töten, um sie dann zu essen.

 

„Ruh dich aus, und danach werden wir uns auf den Weg machen.“, schlug Loki vor und auch wenn ich eigentlich nicht hatte warten wollen, wusste ich, dass Loki recht hatte. Ich war noch nicht in der Lage einen längeren Marsch auf mich zu nehmen. Ich spürte noch einen geringen Schwindel, wenn ich mich zu schnell bewegte, und ich wollte im Ernstfall keine Last sein und sicherlich wollte ich kein Futter für diese Wolke werden. Also legte ich mich wieder auf das ziemlich ramponierte Krankenhausbett und schloss die Augen. Es dauerte eine Weile, aber dann merkte ich wie mein Bewusstsein in eine Tiefe abdriftete.

 

Da es hier keinen wirklichen Tag und Nachtrhythmus gab, merke ich als auch aufwachte nicht direkt wie viel Zeit vergangen war, seit ich eingeschlafen war, aber ich merkte, dass ich mich endlich wieder normal fühlte und auch bereit war für eine etwas längere Wanderung, um zusammen mit Sakaar-Loki, wie ich ihn in meinem Kopf nannte, zu einem Supermarkt zu gehen, wo wir hoffentlich einige Sachen finden würden die ich gebrauchen konnte.

 

Wir verließen das Met-Gen und erst jetzt bemerkte ich, dass das Krankenhaus nicht der einzige Teil von New York war, der hier gelandet war. Ich sah auch den Stark-Tower doch zu meiner Überraschung stand weder Tonys Name darauf noch war das gewohnte A der Avangers darauf zu sehen. Anstelle der bekannten Buchstaben stand darauf der Name ‚Qeng‘ und ich hatte keine Ahnung was das zu bedeuten hatte. Auch Loki konnte mir nicht sagen was es damit auf sich hatte, laut ihm war New York schon hier gewesen, bevor er selbst hier gelandet war.

 

Ich fragte mich wirklich, wie lange die TVA schon einfach alles vernichtete was nicht in ihren großen Plan passte, und ob wirklich alle Sachen, die hier waren, einen Krieg ausgelöst hätten, wenn sie in der Zeitlinie geblieben wären. Ich sah einige Dinge, die mich an Momente aus meiner Vergangenheit erinnerten. Es war eine form ‚Was-wäre-wenn‘, wenn man es so sagen wollte.

 

Unter anderen sah ich auch einen abgestürzten Heli-Carrier und ich nahm an, dass in dieser Abweichenden Zeitlinie der Heli-Carrier während Lokis Angriff nicht hatte gerettet werden können und er tatsächlich abgestürzt war. Ich fragte mich was aus den Avengers geworden war in dieser Abzweigenden Zeitlinie, ob ich dort dann auch bei der Schlacht von New York gestorben war, oder ob ich sicher im Krankenhaus geblieben wäre, weil ich nicht versucht hatte zu Bruce zu kommen.

 

„Du solltest dir keine Gedanken über die Möglichkeiten machen, die es vielleicht gegeben hätte.“, riet mir Sakaar-Loki. Anscheinend bemerkte er, dass meine Gedanken in Eventualitäten festhingen und dass ich es nicht allein herausschaffen würde. Wahrscheinlich hatte er bereits ähnliche Erfahrungen gemacht.

 

In einiger Entfernung hörten wir das bedrohliche Grollen, dass andeutete, dass die riesige Wolke wieder neues Futter gefunden hatte. „Gibt es viele … überlebende?“, fragte ich und es war der beste Ausdruckt den ich finden konnte für diejenigen die es schafften dieser Wolke zu entkommen. Ich war immerhin auch nur entkommen, weil ich von Loki gerettet worden war.

 

„Es gibt … einige Varianten hier, größtenteils von mir. Kaum einer schafft es vor Alioth zu fliehen, bevor er einen kriegt.“, erklärte er und ich war nicht wirklich verwundert, dass es hier einige Lokis gab. Immerhin hatte ich noch auf Lamentis festgestellt, dass ein Loki ein Überlebenskünstler war, warum sollten seine unzähligen Varianten es dann nicht auch hier schaffen zu überleben.

 

„Gab es hier auch schon andere Varianten von mir?“, wollte ich dann wissen und er schien einen Moment innezuhalten. Er erklärte, dass er zwar nicht glaubte, dass keine meiner Varianten hier gelandet war, aber er hatte noch keine davon gesehen, auch wenn er so oft nach meinen Varianten oder denen seiner Söhne Ausschau hielt, wie er nur konnte. Bisher war ich die erste gewesen, die er gefunden hatte.

 

Als wir den Supermarkt dann endlich fanden war ich überwältigt davon, dass ich nun tatsächlich allein in einem riesigen Supermarkt war, ohne auch nur eines der Dinge hier bezahlen zu müssen. Ich brauchte einen Moment, um mir wieder bewusst zu werden, dass gerade andere Dinge wichtig waren und wahrscheinlich war es noch nicht einmal das, was mich letztendlich aus diesen Gedanken gerissen hatte.

 

„Wir sollten uns beeilen, Anni.“, informierte mich Loki und ich hörte etwas Besorgnis in seiner Stimme, beinahe so als fürchtete er irgendetwas könnte passieren.  Und ich sollte bald erfahren was er damit gemeint hatte.

 

Ich war gerade in der Konservenabteilung und versuchte so viele Dosen mit vollwertigen Mahlzeiten in den Rucksack zu packen, da erwachte auf einmal das Lautsprecher System zum Leben: „Ich dachte wir hätten die Besitzverhältnisse hier geklärt.“ Wahrscheinlich war es weniger überraschend, dass die Stimme, die ich hörte, die eines Lokis war. Doch irgendwie war sie dem Loki, den ich gekannt hatte viel näher als zum Beispiel die des Sakaar-Loki.

 

„Anni, wir müssen verschwinden.“, rief mich dann Sakaar-Loki und packte mich am Arm als er in meine Reihe gekommen war. Er zog mich quasi hinter sich her und ich fragte mich, warum er vor sich selbst davonlief.

 

„Na, na, na, wir werden doch nicht verschwinden wollen.“, vor uns stand auf einmal ein Mann, der zwar so gar nicht nach einer Loki-Variante aussah, aber wegen den aus Haaren geformten Hörnern, nahm ich an, dass es ein Loki war. Dann tauchten auch andere Männer aus, manche hatten irgendeine Form von Hörnern auf dem Kopf, andere nicht.

 

Sie brachten uns in den Eingangsbereich des Supermarktes und ich sah erstaunt auf, als ich sah, dass sie mich zu einem Loki brachten, der zumindest so aussah wie der Loki, den ich kannte. Das Einzige was an ihm anders war und eigentlich direkt auffiel war der grüne, leicht lädierte, Anzug, die gehörnte Krone und den übergroßen Button auf dem, in Großbuchstaben, stand „LOKI for President“

 

Ich glaubte meinen Augen nicht, das konnte ja wohl nicht wirklich sein ernst sein und da ich noch nie die beste darin gewesen war einfach den Mund zu halten, sprudelte meine Verwunderung auch schon in einem „Dein ernst jetzt?“, heraus. Sakaar-Loki griff mich an der Hand und wollte mich anscheinend davon abhalten noch mehr Dummheiten zu begehen.

 

Das er mit dieser Gruppe nicht freundlich auseinandergegangen war deutlich aus den feindlichen Blicken und den kurzen, abwertenden Worten zu erkennen die sie wechselten. Anscheinend hatte der Loki an meiner Seite der anderen Gruppe einmal etwas gestohlen, wobei ich mir nicht sicher war, was es gewesen war, aber ich war mir sicher, dass es sowohl dem Loki neben mir als auch dem Loki vor mir und einigen der anderen wichtig gewesen war.

 

„Du hast glück, dass ich als President noch eine First Lady brauche. Sieh es als Entschädigung an.“, sagte er und wollte mich schon am Arm packen. Aber zu meinem Glück hatte der Sakaar-Loki anscheinend schon mit so etwas gerechnet und hatte seine Magie benutzt, um mich abzuschirmen.

 

Leider reichte diese kleine Ablenkung gegen andere Lokis, die ebenfalls Magie aufzuweisen hatte nicht lange aus. Doch, entgegen dem was die Anwesenden wohl denken mochten, war ich selbst nicht wehrlos. Als einer der anderen Lokis Dolche hervorzauberte, um Sakaar-Loki zu erwischen, schleuderte ich die quer durch den Raum. Zu meinem Glück schien keiner wirklich zu bemerken, dass ich diejenige gewesen war, die diesen Trick vollführt hatte. Dann kam der Presidenten-Loki mit ausgebreiteten Armen und einem gespielt freundlichen Lächeln auf mich zu und ich ahnte, dass er mich packen wollte.

 

Daher streckte ich meine Arme aus und zur großen Überraschung aller anwesenden Lokis flogen als nächstes die Gegenstände, die sich im Laden befanden durch die Gegend. Und gerade als der President-Loki einen besonders cleveren Kommentar zu meinen Fähigkeiten machen wollte, und wie sie ihm nützlich werden könnten, schleuderte ich ihm eines der Regale genau vor die Brust und er flog gegen Sakaar-Loki.

 

„Anni, lauf!“, brüllte dieser dann nur und irgendetwas an seiner Stimme sagte mir, dass es hier nicht länger darum ging, dass ich nicht unfreiwillig irgendwohin mitgenommen wurde. Es lag eine Dringlichkeit in seiner Stimme, die ich bei den beiden Lokis die ich kannte, bisher nur ein einziges Mal gehört hatte. Es war der Moment gewesen in dem Surturs Helm die Ewige Flamme berührt hatte und wir wortwörtlich um unser Leben rennen mussten, um noch von Asgard entkommen zu können, bevor es von diesem gerade entstehenden Feuerriesen zerstört werden würde.

 

Ich hörte auf seinen Rat, denn in President-Loki und seinen Begleitern hatte ich nichts gesehen, dass darauf schließen ließ, dass sie nicht hier gelandet waren, weil sie zu nett gewesen waren. Ich fürchtete genau das Gegenteil. Dass sie viel Skrupelloser waren als es für den wahren Zeitstrahl gut gewesen war und dass sie deswegen von der TVA hatten gestutzt werden müssen.

 

Ich lief eine Weile, so lange, bis ich vollkommen aus der Puste war und ich hatte ehrlich erwartet, dass Sakaar-Loki hinter mir war, doch als ich anhielt und nach Luft schnappte sah ich ihn nirgends. Ich war immer der Meinung, dass er schneller war als ich und ich konnte mir nicht vorstellen, dass das nicht für fast jeden Loki zutraf. Aber vielleicht war auch das das Problem. Wahrscheinlich war Sakaar-Loki absichtlich zurückgeblieben, um die andere davon abzuhalten mir zu folgen.

 

Ich sah mich einen Moment um und bemerkte, dass ich ein großes Problem hatte. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wo ich hier war. Ich wusste, ich war nicht zurück in die Richtung gelaufen, aus der wir gekommen waren und die zerstörte, teilweise vorhandene Variante der Skyline von New York war weit und breit nicht zu sehen.

 

Wenn ich ehrlich war, hatte ich keinen blassen Schimmer, wo ich war und wie ich wieder zurückkommen sollte. Ich war schlicht und ergreifend allein und das fühlte sich schlecht an. Ich verfluchte mein Tennager-Ich, dass ich Bruce damals dabei unterstützt hatte meinen Eltern das Survival-Camp wieder auszureden, dass sie für uns als Ferienfreizeit gebucht hatten. Vielleicht hätte ich dann jetzt mehr Chancen gehabt.

 

„Es bringt nichts, jetzt durchzudrehen.“, sagte ich mir selbst laut. Ich nahm an, dass es besser im Gehirn hängenblieb, wenn ich es nicht nur selbst dachte, sondern meine Ohren es auch hörten. Ich atmete also noch einmal tief durch und versuchte meine Nerven und meinen Puls zu beruhigen. Das Adrenalin in meinem Blut würde nur dafür sorgen, dass ich zu schnelle und zu unbedachte Entscheidungen treffen würde.

 

Ein gutes Zeichen war, dass ich mich immer noch weit genug von Alioth Revier befand und ich mir hier über dieses Raubtier schon einmal keine Sorgen machen musste. Andererseits wusste ich nicht woher diese anderen Lokis hergekommen waren und sie konnten jederzeit hier auftauchen. Ich fürchtete, dass ich hier draußen nicht sicher war.

 

Ich stieg also weiter auf den Hügel, vor dem ich angehalten hatte und hoffte, dass ich aus der Höhe vielleicht etwas würde, dass zwar in größerer Entfernung war, aber genug Schutz bieten würde. Oben angekommen bot sich mir ein seltsames Bild. Eine alte, gelb-graue Bombe ragte halb aus dem Boden heraus und daneben lag ein abgestürzter, ebenfalls gelber Helikopter. Doch das allein wäre nicht weiter verwunderlich gewesen. Was seltsam war, war die Tatsache, dass auf dem hinteren Teil des Helikopters in dicken Lettern THANOS geschrieben war.

 

Doch das war nicht das einzige, das ich sah, ich sah auch ein Mannloch mit einem stählernen Deckel. Ohne meine Fähigkeiten hätte ich diesen sicherlich nicht hochbekommen, denn er sah massiv aus, doch glücklicherweise hatte ich meine Fähigkeiten und wenn ich fast in der Lage gewesen war ein ganzes Gebäude abzustützen, dann würde ich es auch schaffen diesen Deckel anzuheben. Vielleicht hatte ich Glück, und die anderen Lokis würden diesen Deckel nicht öffnen können, oder vielleicht würden sie ihn auch einfach nicht bemerken.

 

Ich musste mich sehr konzentrieren, bis ich endlich geschafft hatte den Deckel zu öffnen und lange genug oben zu halten, dass ich hindurch schlüpfen und die Leiter hinuntersteigen konnte. Als ich am Boden angelangt war knallte der Deckel daher einfach mit einem lauten Knall wieder an seinen Ursprünglichen Ort.

 

Unten angelangt war, zweifelte ich jedoch an meiner Entscheidung, denn es war deutlich erkennbar, dass hier bereits jemand lebte. Jemand, der gerade zwar nicht anwesend zu sein schien, aber sicherlich bald zurückkehren würde. Und wer war gerade unterwegs auf einem Streifzug und würde sicherlich bald in sein Quartier zurückkehren? Richtig. President-Loki und seine Begleiter.

 

Ich befand mich in einer halb zerstörten, halb heruntergerittenen Bowlinghalle, die anscheinend wortwörtlich aus dem Himmel auf diesen Hügel gekracht war. Dem Weg zufolge, den ich per Leiter herabgestiegen war, musste das vor einer halben Ewigkeit passiert sein, während Massen an Erde und anderem Müll sie unter sich begraben hatten.

 

Aber es sah hier nicht danach aus, dass hier über dutzend nicht gerade gut gelaunten Lokis hausten. In der Tat, sah ich am hinteren Ende der Bahnen einen Halbkreis aus vier Sesseln. Diese Sessel waren alle in die Richtung eines auf einer Erhöhung stehenden Throns gerichtet. Er war gesäumt von Zuckerstangen Nachbildungen und alten Bowling-Pins. Das große, rotleuchtende L über dem Thron zeigte mir jedoch, dass hier mehrere Lokis leben mussten, doch auch wenn es hier im ersten Moment vielleicht aussah, wie in einem Horror-Film wusste ich es besser.

 

Ich kannte Loki und ich war mir sicher, dass hier wieder der Illusionist am Werk war. Der, der zwar nach außen hin als Bösewicht erscheinend wollte, innen aber alles andere als ein Bösewicht war. Es lies mich etwas ruhiger werden, denn ich schloss damit aus, dass ich mich mit meinem Abstieg in diese Halle, dem Feind selbst ausgeliefert hatte.

 

Und als ich realisierte, dass ich hier wahrscheinlich sicher war, selbst wenn die Bewohner dieser Halle zurückkehren sollten, merkte ich, wie mein Körper begann zu zittern. Ich merkte, dass das Atmen mit schwerfiel. Ich tastete hektisch nach meinem Puls und so gut, dass mit zitternden Gliedmaßen eben ging, doch er war kaum tastbar. Ich hatte lang genug in der Notaufnahme gearbeitet, um zu wissen was mit mir los war: Ich verfiel in einen hyperglykämischen Schockzustand.

 

Mir war bewusst, dass ich augenblicklich etwas dagegen tun musste und schleuderte den Rucksack, der glücklicherweise immer noch auf meinem Rücken war, und öffnete eine Packung weicher Brötchen, die ich gleich zu Beginn im Supermarkt eingepackt hatte. Während ich mich vor einen der Sessel legte und meine Beine darauf lagerte, ohrfeigte ich mich selbst Mental dafür, dass ich nicht schon im Supermarkt etwas gegessen hatte. Immerhin hatte ich dort schon ein kleines Loch in meinem Magen verspürt und ich hatte schon einige Zeit keine vollwertige Mahlzeit gegessen.

 

Nach einem der weichen Brötchen öffnete ich eine Packung Traubenzucker. Ich hatte befürchtet, dass es hier in der Leere früher oder später zu genau solch einem Vorfall kommen würde und hatte daher großzügig zugegriffen als ich die diversen Versionen der schnellen Energie im Regal gesehen hatte. Ich war nicht zuckerkrank, aber meine Fähigkeiten und die Ursache dafür hatten mich anfälliger für diese Art von medizinischem Schock gemacht und ich hatte in meiner Zeit bei den Avengers gelernt, auf so etwas immer vorbereitet zu sein.

 

Weder auf den Einsätzen der Avengers noch hier gab es außer mit jemanden, der Medizinisch genug bewandt war, um mir helfen zu können, also hatte ich früh einen Weg gefunden mir selbst in diesen Situationen helfen zu können, immerhin war ein Schock, egal welcher Art, nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Wenn man Pech hatte, konnte sich aus dem Schock eine regelrechte Abwärtsspirale bilden, die kaum noch aufzuhalten war, wenn sie einmal richtig in Gang gekommen war.

 

Für einige Zeit musste ich also wohl oder übel einfach hier in dieser Bowlinghalle liegenbleiben, meinen Blutzuckerspiegel wieder in den Griff bekommen und hoffen, dass meine Annahme, dass es sich bei den hier lebenden Lokis um ‚gute‘ Lokis hielt, richtig war.

 

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