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Kapitel 1

 

 

 

I know you want to stop it.
Protect her from it.
But you're young, you haven't seen what I’ve seen.
It's not just that she makes you a better person.
And she does, but ... you change her too.
You challenge her, surprise her.
You make her question her life, her beliefs.
You are either the best thing for her, or the worst.




Ich merkte, wie ich langsam aufklärte. Zuerst nahm ich war, dass es um mich herum beinahe windstill war, es war kein Geräusch zu vernehmen. Dann spürte ich den Sand unter meinen Händen. Er war kühl trocken und glitt nur so durch meine Hände, während ich versuchte sie leicht zu Bewegen. Mental führte ich einen Bodycheck durch, um sicherzugehen, dass ich nicht ernsthaft verletzt war. Immerhin war der Sturz aus dem Himmel alles andere als sanft gewesen.

Ich ging jedes meiner Körperteile einzeln durch, spannte vorsichtig meine Gliedmaßen an, um zu überprüfen, ob meine Nervenbahnen noch funktionierten und ich war beinahe erleichtert, als ein stechender, aber nichts lebensbedrohliches anmutender Schmerz von meinem Knöchel und meinen Rippen durch meinen Körper fuhr. Die Rippe war vermutlich gebrochen, oder zumindest verstaucht und ich nahm an, dass mein Knöchel auch einiges hatte einstecken müssen.

Dann widmete ich mich meinem Rücken, meiner Wirbelsäule. Ohne CT konnte ich nicht sicher sein, aber ich ging nicht davon aus, dass ich so verletzt worden war, dass ich besser nicht hätte aufstehen sollen. Mein Kopf war da allerdings eine andere Sache. Ich hörte förmlich das Blut in meinen Ohren rauschen, merkte wie zähflüssiges, mit Sand gemischtes Blut meine Schläfen hinunterlief, aber eine Platzwunde war nicht nur ein schlechtes Zeichen. So hatte das Blut zumindest die Möglichkeit abzufließen. Mir war auch bewusst, dass das Adrenalin was gerade durch meinen Körper floss verhinderte, dass ich ernsthafte Schmerzen spürte und dass eine Hirnverletzung nicht auszuschließen war.

Wie viele Leute gab es, die erst Stunden nach einem Trauma bemerkten wie ernst ihre Verletzungen tatsächlich waren. Nur weil ich mich damit auskannte, bedeutete das nicht, das mein Körper da anders funktionierte.

„Ich bin Loki, von Asgard. Und ein glorreiches Ansinnen ist meine Bürde.“, als ich die Stimme hörte war der weitere Bodycheck vergessen. Ich erinnerte mich wieder, warum ich eigentlich in dieser Situation war. Ich erinnerte mich wieder an unsere Reise in die Vergangenheit, um unsere Fehler zu bereinigen. Ich erinnerte mich an die Schlacht von New York, wie wir versucht hatten den Zeit-, den Gedanken- und den Raumstein mit in unsere Zeit zu nehmen. Ich erinnerte mich auch, dass wir kurz davor waren unser Ziel zu erreichen, als plötzlich die Hölle losgebrochen war und ich die einzige gewesen war die nah genug an Loki gewesen war, um zumindest zu versuchen ihn aufzuhalten.

Leider war das gehörig schiefgelaufen und ich war mit ihm durch den Raum gezogen worden und mitten in der Luft über der Gobi Wüste ausgespuckt worden. Zusammen mit dem asgardianischen Gott des Schabernacks, der anscheinend immer noch nicht von seinem Vorhaben ablassen wollte, die Welt zu regieren, denn er wollte gerade eine kleine Truppe von Einheimischen davon überzeugen, dass er ihr neuer Anführer war.

„Ich-“, setzte er an als er merkte, dass ich ihm durch das Portal gefolgt war und mich dem Tesserakt näherte. „-nicht so wichtig. Fass das nicht an!“, blaffte er mich dann an und zauberte mit einer kleinen Handbewegung seine Dolche hervor.

„Seltsam, das wollte ich dir auch gerade sagen.“ Ich zog meinerseits eine kleine Waffe aus meinem Holster die Natasha mir vor unserer Reise in die Vergangenheit gegeben hatte und hielt sie ihm direkt vor die Nase.

„Was denkst du, wer du bist, sterbliche?“, fragte er mich und seine Stimme triefte nur so von Arroganz. Doch ich blickte hinter seine Fassade. So selbstsicher und herablassend er auch gerade mir gegenüber wirken wollte, er konnte nicht ganz verbergen, dass er sich nicht erklären konnte, wie ich es geschafft hatte ihm zu folgen. Er wusste noch nicht einmal wer ich war.

„Ich bin diejenige die dich davon abhält mit dem Tesserakt zu verschwinden.“, sagte ich und streckte meine Hand aus. Ich sah den erstaunten Blick auf Lokis Gesicht als der Tesserakt sich tatsächlich aus der Erde erhob und in meine Richtung zu fliegen schien. Loki preschte auf mich zu und versuchte mich mit seinen Dolchen zu treffen, doch es gelang mir ihm auszuweichen. Leider verlor ich dabei die Kontrolle über den Tesserakt und der Würfel fiel wieder zurück in den Sand. Bevor einer von uns jedoch einen erneuten Versuch starten konnte sich des Würfels zu ermächtigen öffnete sich plötzlich direkt vor uns ein Portal.

Es war ein orange-gelbes Energiefeld, das sich von der Mitte heraus öffnete, bis es aussah wie ein aufrechtes, türgroßes, Rechteck. Als es groß genug war traten einige uniformierte Gestalten hindurch und ein weiteres dieser Portale öffnete sich. Diese Szene war so seltsam, dass sowohl Loki als auch ich für einen Moment vergaßen was wir gerade taten und einfach nur ungläubig vor uns blickten.

Die Frau, die aus dem zweiten Portal trat, fiel mir direkt als sehr selbstsicher auf, wie sie mit erhobenem Blick in ihrer gepanzerten Uniform durch das Portal Schritt und auf ein seltsames Gerät herabblickte. „Sieht nach einem gewöhnlichen Sequenzverstoß aus.“, bemerkte sie beinahe nebenbei, während sie uns nur kurz begutachtete und dann zu ihren bewaffneten Begleitern nur etwas von Wachstum redete, dass ich aber nicht im Ansatz verstand.

Sie blickte wieder auf das kleine Gerät in ihrer Hand: „Variante Identifiziert“ Dann steckte sie es zurück in eine Seitentasche ihrer Uniform und sah Loki direkt an. „Im Namen der Time Variance Authority verhafte ich sie auf Grund ihrer Verbrechen gegen den wahren Zeitstrahl.“ Sie klang so von dem überzeugt was sie sagte, dass es mir klug erschien, erst einmal mehr oder weniger unbemerkt zu bleiben. Immerhin hatte sie anscheinend eher Loki im Visier als mich.

Als Loki, selbstsicher und von seiner Überlegenheit überzeugt, wie er es nun einmal war, einen Schritt auf die Fremden zutrat, aktivierten diese ohne zu zögern Schlagstock ähnliche Waffen in ihren Händen, deren Enden auf einmal in demselben Ton leuchteten, wie die Portale durch die sie gekommen waren. Mir fiel aber auch auf, das keiner von ihnen wirklich besorgt über einen möglichen Angriff von Loki zu sein schien.

„Ich hatte einen sehr anstrengenden Tag und ich habe genug von Idioten in gepanzerten Anzügen, die mir sagen wollen, was ich tun soll.“ Anscheinend war dieser, jüngere Loki tatsächlich noch etwas größenwahnsinniger als seine ältere Version, denn es war sicherlich nicht das Beste, wenn man diese Fremden provozierte, nachdem sie einfach aus heiterem Himmel aufgetaucht waren.

Natürlich kam die Quittung ohne Umschweife und die Frau, anscheinend die Anführerin dieser Truppe, schlug Loki mit der dunklen Rückseite ihres Stockes direkt ins Gesicht. Zu meiner großen Verwunderung fiel Loki jedoch nicht direkt zu Boden, sondern er schien sich wie in Zeitlupe zu bewegen. Ich sah genau wie seine Wangen aufgrund des heftigen Aufpralls wellenförmig nach oben und unten waberten und das Gebiet um seine Augen regelrecht zusammengestaucht wurde, während er langsam das Gleichgewicht verlor und zur Seite kippte.

„Das ist ein sechzehntel der Geschwindigkeit, aber den ganzen Schmerz spüren sie in Echtzeit.“, sagte sie mit einem süffisanten Grinsen, während sie Loki ein Halsband umlegte. Erst als sie fertig war fiel er in normaler Geschwindigkeit zu Boden

Während Loki für den Bruchteil einer Sekunde liegenzubleiben schien, sah die Frau mich an. „Machen sie auch Schwierigkeiten, oder kommen sie so mit?“ Meine Hoffnung, dass sie mich in Ruhe lassen würde, war also dahin und hatte ich zu Beginn noch gedacht, ich sollte lediglich als Zeuge oder ähnliches Dienen, zweifelte ich sehr hart an dieser Annahme, als die Frau auch mir eines der Halsbänder umlegte. Dann schnappte sie sich den Tesserakt als wäre er nichts weiter als ein normales Spielzeug und die Truppe verschwand mit uns durch die Portale.

Der Gang durch das Portal fühlte sich tatsächlich sehr seltsam an. Es war als wurde man erst unendlich in die Länge gezogen, aufgelöst und dann wieder zusammengefügt und komprimiert auf die Originalproportionen. Alles in allem unsäglich unangenehm, vor allem wenn man kurz vorher noch aus beträchtlicher Höhe auf den Wüstensand gefallen war.

Als ich merkte, dass ich diese äußerst unangenehme Reise hinter mir hatte, öffnete ich vorsichtig die Augen und fühlte mich augenblicklich in eine dieser alten Serien aus den 50er oder 60er Jahren zurückversetzt. Alles hier wirkte so unheimlich altmodisch und die Farben erinnerten mich an eine alte Tapete meiner Großeltern in ihrem Apartment.

Dann wurden wir über einen kleinen Gang in eine Empfangshalle gebracht in deren Mitte sich eine Runde Rezeption befand. Der Mann, der dort saß, er hieß Casey, schien äußerst freundlich und redselig zu sein, was die Soldatin eher zu nerven schien. Sie übergab ihm den Tesserakt und wies dann einen ihrer Kollegen an mich zu einer der Türen an der anderen Seite des Raumes zu bringen, während sie dasselbe mit Loki tun würde.

Während diesem kurzen, vermeintlichen Moment der Ablenkung versuchte Loki jedoch einen Fluchtversuch zu starten der uns zeigte, wie sinnlos es doch war sich gegen diese Menschen zu wehren. Die Soldatin zückte im Bruchteil einer Sekunde ein kleines Gerät, drückte einen Knopf und Loki stand wieder genau neben ihr. Auch der zweite Versuch scheiterte und Loki verlor neben der Frau das Gleichgewicht und ging auf ein Knie nieder.

„Ich hoffe sie sind etwas kooperativer als ihr Freund hier.“, bemerkte der Soldat neben mir belustigt und erwähnte noch, dass es nicht gerade ein angenehmes Gefühl war, wenn das Halsband einen durch die Zeit katapultierte. Doch mir blieb keine Zeit mehr mir Gedanken darüber zu machen, denn schon stieß der Mann mich in einen Aufzug hinein und dessen Türen schlossen sich hinter mir.

Die Prozedur, die ich danach über mich ergehen lassen musste, konnte man nur als sehr verstörend beschreiben. Zuerst wurde ich von einem, halb modernen halb analogen, Gerät komplett entkleidet und in einen beigefarbenen Gefängnis-Overall gesteckt, dann fiel ich durch eine Falltür in einen Raum, in dem auf einem mit unzähligen Papieren bespickten Schreibtisch mit Analogen Monitoren ein Stapel Dokumente lag, der anscheinend alles beinhaltete was ich jemals gesagt hatte. Als krönenden Abschluss musste ich noch durch einen Körperscanner hindurchgehen, der mich geschmolzen hätte, wenn ich wissentlich oder unwissentlich ein Android oder zumindest halb robotisches Wesen gewesen wäre.

Die Halle, in die ich danach kam, erinnerte mich an die alten Hallen der Fahrzulassungsbehörden in denen es lange Schlangen vor den Schaltern gab, die mit Bändern abgesteckt waren.  „Bitte ziehen sie ein Ticket.“, sagte ein Soldat, der vor dem Drehkreuz eines Schalters stand. Ich wusste nicht genau wieso, war ich doch momentan die Einzige, die hier in diesem Raum war, aber ich tat lieber was man mir sagte, immerhin hatte ich bisher nicht das Gefühl, dass man hier zimperlich mit Leuten umging, die sich nicht an die gemachten Regeln hielten.

Ich war gerade durch das Drehkreuz getreten und wollte in Richtung des Schalters gehen, als plötzlich Loki und ein weiterer Mann ebenfalls in die Halle traten. Der mir fremde Mann, weigerte sich jedoch ein Ticket zu ziehen und Schritt einfach so durch das Drehkreuz seiner Reihe.

„Das ist ein Fehler, ich sollte gar nicht hier sein!“, rief Loki dann ungeduldig aus, nachdem auch er sich ein Ticket gezogen hatte und durch das Drehkreuz gegangen war. Als wäre seine Aussage ein Stichwort gewesen, startete auf einmal auf den Monitoren an den Wänden ein Schulungsvideo. Auch dieses Video war im Stil der 50er und 60er Jahre gehalten und erklärte, womit wir es hier zu tun hatten. Anscheinend befanden wir uns hier in einem Gericht für alle Lebewesen, die in irgendeiner Form von ihrem vorherbestimmten Weg abschweiften und damit einen multiversalen Krieg ins Rollen bringen konnten.

Ich gab nicht im Geringsten vor auch nur die Hälfte dessen wirklich verstanden zu haben was das Video mir sagen wollte, aber es war klar, dass diese Leute hier das alles äußerst ernst nahmen. Man konnte annehmen sie hielten sich tatsächlich von irgendwelchen Gottgleichen Wesen dazu auserkoren deren Rechtsprechung zu vollziehen.

Als ich den Schalter erreichte und mein Ticket vorzeigte wurde ich umgehend durchgewunken, bekam aber noch mit wie der Mann, welcher mit Loki die Halle betreten hatte, sich durch eine Berührung mit der Stockwaffe erst in Energie und dann in Luft auflöste. Ich hatte kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache und fragte mich, wie ich hier wieder herauskommen sollte. Besonders weil keiner der anderen wusste, wo ich war. Und was sollten sie ohne den Tesserakt machen? Ohne ihn konnten sie nicht Rückgängig machen was Thanos getan hatte.

Der Gang, in den ich nun kam, war dunkel und nur einige wenige Lichter führten dazu, dass ich überhaupt sehen konnte, wo ich hinmusste. Der Mann am Schalter hatte mir gesagt ich solle mich auf die Bank setzen und warten, bis mich ein Mitarbeiter abholte.

Ich saß nicht lange, da kam Loki, geführt von der Soldatin die uns gefangen genommen hatte, an mir vorbei und wurde direkt durch eine weitere Tür geführt. Ich kam nicht umhin zu bemerken, dass auch er verwirrt und angespannt schien. „Hat der allmächtige Gott des Schabernacks etwa die Kontrolle verloren?“, provozierte ich ihn ohne, dass ich es wirklich vermeiden konnte. Unter normalen Umständen hätte dieser Loki mich wahrscheinlich am liebsten für meine Anmaßung bestraft, doch er war hier genauso machtlos wie ich und das gab mir eine gewisse Befriedigung.

Je länger ich jedoch in diesem nur spärlich beleuchteten Gang saß und darauf wartete was als Nächstes passieren würde, merkte ich wie die Unsicherheit in mir anstieg. Alles hier war so surreal. Ich hatte die Portale gesehen, die fortschrittlichen Stockwaffen und dennoch war hier äußerlich alles so altmodisch. Es passte nicht zueinander und dennoch schienen die Leute, die hier arbeiteten, keine Bedenken dabei zu haben.

Ich hatte das Zeitgefühl verloren und konnte nicht genau sagen wie viel Zeit vergangen war, seitdem Loki an mir vorbeigelaufen war, aber es kam mir wie eine Ewigkeit vor. In der Zeit hatte ich mich nochmals vergewissert, dass meine Verletzungen tatsächlich nicht ernster waren als ich angenommen hatte.

Mein Knöchel war verstaucht und tat eindeutig weh, wenn ich damit auftrat, aber ich konnte Laufen. Ich fuhr vorsichtig über meine rechte Flanke. Schon die kleinste Berührung war schmerzhaft und ich war mir ziemlich sicher, dass mindestens eine Rippe gebrochen war. Ich konnte froh sein, dass während der ganzen Prozedur, die ich soeben durchlaufen war, nicht ein Splitter meine Lunge punktiert hatte, ansonsten würde ich mir keine Sorgen mehr darum machen müssen, wie ich hier herauskam. Mein Kopf hatte schon vor einiger Zeit angefangen zu schmerzen, aber da ich weder Visuelle noch neurologische Beeinträchtigungen hatte ging ich von einem eher milden Schädel-Hirn-Trauma aus. Das war auch besser so. Es gab nur einen Neurochirurgen, dem ich genug vertraute, um in meinem Kopf herumzuwühlen und der war vor 5 Jahren zu Staub zerfallen.

„Bereit?“, fragte dann ein Mann mit grauen Haaren, einem Schnäuzer und einem braunen Tweet Anzug. Ich sah ihn an und bemerkte wie seine Mundwinkel leicht belustigt nach oben zogen. Ihn schien das alles eher zu amüsieren. Dann bedeutete er mir mit einer Ausladenden Handgeste, dass ich ihn in den Saal begleiten sollte in dem auch schon Loki verschwunden war.

Der Saal glich einer Mischung aus Gerichtssaal und Kirche. An den Wänden waren abstrakte Gemälde von Personen und gottgleichen Wesen, die wahrscheinlich die TVA und die Zeithüter darstellen sollten. Es erinnerte etwas an die bunten Glasscheiben in der Kirche die gewisse Geschichten aus der Bibel wiedergeben sollten. Es gab einen langen Mittelgang, der zu einer Kanzel führte, an der eine Frau zu sitzen schien, hinter ihr an der Wand aus Holz geformte Gesichter der Zeithüter, die alles überblickten. Der Mittelgang wurde gebildet durch mehrere Reihen Holzbänke zu beiden Seiten, doch sie waren bis auf einen selbstgefällig grinsenden Loki und einige wenige Soldaten leer.

Der Mann, der mich hineingeholt hatte setzte sich auf eine der hinteren Bänke, während ich von einem Soldaten nach vorne in einen Zeugenstand gebracht wurde.

„Banner, Variante B-165, alias Annmarie Sigrid Banner, wird Sequenzverstoß 4-65-50-1 vorgeworfen, worauf plädieren sie?“ Die Frau auf der Kanzel, sicherlich eine Richterin, klang beinahe gelangweilt, während sie aus einer Akte vorlas. Ich hatte keine Ahnung, wovon sie da redete, alles was ich verstanden hatte war mein Name.

„Dürfte ich wissen, worum es sich bei diesem Verstoß handelt, bevor ich plädiere?“, fragte ich in ruhigem Ton, obwohl ich merkte, wie das Adrenalin wieder durch meine Adern schoss und sowohl meinen Puls als auch meine Atmung beschleunigte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, als wäre es diesen Menschen egal, ob man selbst meinte, dass man Unschuldig war.

„Um es für sie verständlich auszudrücken. Sie sollten schlichtweg nicht existieren, nicht mehr zumindest.“ Ihre Worte waren so trocken und damit abwertend gewählt, dass es mich vollkommen emotionslos dastehen ließ. Was meinte sie damit, dass ich nicht mehr existieren sollte? Wollte sie mir damit sagen, dass ich schuldig war noch am Leben zu sein?

„Moment mal!“, mischte sich auf einmal Loki ein und schien ehrlich entrüstet zu sein. Ich bezweifelte jedoch, dass es ihm darum ging, dass ich für meine Existenz verurteilt werden sollte. „Ich erzähle ihnen, dass diese Frau einer der Avengers ist, die maßgeblich daran beteiligt sind, dass ich fliehen und somit unwissentlich gegen den Zeitstrahl verstoßen habe und das ist gar nicht das was sie ihr vorwerfen?“ Ja, natürlich hatte ihn meine eigentliche Existenz nicht interessiert, zumindest nicht in dem Sinne. Er hatte nur gehofft, dass wenn er mich auslieferte, sein Hals gerettet sein würde.

„Wie ich bereits sagte, Mr. Laufeyson, diese Reise der Avengers war vorherbestimmt, und damit kein Verstoß gegen den wahren Zeitstrahl.“, unterrichtete die Richterin den etwas ungläubigen Gott wie ein kleines Kind. „Miss Banner hätte allerdings nicht dort sein sollen. Ihr verbleib im wahren Zeitstrahl ist ein verstoß den wir beseitigen müssen.“

„Also Miss Banner, wie plädieren sie?“, fragte die Richterin dann an mich gerichtet. Doch Loki wollte die Bemerkung der Richterin anscheinend nicht auf sich sitzen lassen und sprach bevor ich etwas hätte sagen können.

„Das ist unerhört!“ Anscheinend war er nicht damit einverstanden, dass meine Anwesenheit sein Verbrechen nicht aufhob, dass die Richterin nicht einsehen wollte, dass er den Verstoß nicht hätte begehen können, wenn wir nicht in der Vergangenheit zurückgereist wären. Nach einer kurzen Diskussion über die Zeithüter und dessen was sie als den wahren Zeitstrahl sahen, versuchte Loki seine Kräfte einzusetzen, doch ich hätte ihm sagen können, dass sie hier keine Bedeutung hatten. Ich hatte es auch schon vergeblich versucht, allerdings nicht so offensichtlich wie er.

Es sah lächerlich aus, wie er seine Unterarme anspannte, um anscheinend seine Magie zu entfesseln und sich zu befreien, aber nichts passierte. Selbst die Soldatin, die uns hergebracht hatte und die ganze Zeit eher stoisch neben Loki gestanden hatte musste leicht glucksen bei dem Anblick des scheinbar machtlosen Gottes.

„Magische Kräfte? Die haben keine Wirkung in der TVA, Mr. Laufeyson.“, bemerkte die Richterin amüsiert. Seltsamerweise kam es mir so vor, als sei dies nicht das erste Mal, dass so etwas hier passierte, eher als hätte sie öfter mit Wesen zu tun, die versuchten mit Hilfe ihrer besonderen Fähigkeiten zu entfliehen und kläglich scheiterten.

„Ihr lächerlichen Bürokraten werdet mir nicht vorschreiben wie meine Geschichte endet!“, brüllte Loki entrüstet als die Richterin anordnete, dass sowohl ich als auch Loki Schuldig waren und wir ‚zurückgesetzt‘ werden sollten, was auch immer das bedeutete.

„Es ist nicht ihre Geschichte, Mr. Laufeyson. War es nie.“ Sie schloss ihre Akten und für sie war die Verhandlung damit beendet. Ich wusste nicht was es bedeuten sollte, aber die wütende Reaktion Lokis und das was ich bereits hier mitbekommen hatte, machte mir keine große Hoffnung, dass ‚zurücksetzen‘ etwas Gutes war.

„Sie sollten sich ruhig verhalten, wenn ich ihnen helfen soll.“, flüsterte mir der Mann, der mich hier herein gebracht hatte zu, während er Aufstand und anscheinend etwas zur Richterin sagen wollte.

„Ihr habt keine Vorstellung, wozu ich fähig bin!“, wütete Loki immer noch und versuchte sich aus dem Griff der beiden Soldaten zu befreien die ihn festhielten. Dies nutzte der schnauzbärtige Mann in dem Tweetanzug als Aufhänger für das was er anscheinend auch vorher bereits der Richterin hatte sagen wollen. Er ging nach vorne zu ihr und ich sah wie die beiden über irgendetwas diskutierten, von dem die Richterin nicht gerade überzeugt war, ihm es aber auch nicht abschlagen konnte.

„Dann nehmen sie sie mit.“, sagte die Richterin daraufhin und seufzte, wie eine Mutter, die ihrem Kind ihren Willen gewährt hatte, nur des Friedens willen.

 

 

 

 

 

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