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Kapitel 1

 

Entführung

 

 

Starr blickte ich auf das Bild das ich gerade von der Wand hing. Das Katzen-Ich und der Mysteriöse Baron. Das Bild hatte immer genau neben meinem Bett gehangen in der Hoffnung ich würde noch einmal von ihm Träumen, ihn noch einmal erblicken, doch es war nie passiert. In den ganzen 3 Jahren die es nun an meiner Wand hing hatte ich nicht einmal wieder von ihm und den anderen Freunden aus meinem Traum geträumt. Vergessen hatte ich sie nicht, aber sie waren in eine hintere Ecke meines Bewusstseins getreten. Die letzten drei Jahre waren hart gewesen und ich hatte kämpfen müssen um mich in meinem Studium zu behaupten, aber jetzt, im Alter von 22 Jahre war ich bereit in die Welt der Künstler zu treten.

 

Ich hatte mich bereits vor einiger Zeit entschieden als Comic-Zeichnerin Karriere zu machen und ich hatte hart dafür gearbeitet die einzelnen Stile zu erlernen. Doch der Manga gefiel mir immer noch ab besten. Es war das was ich gewohnt war. Diese Westlichen Comic-Figuren waren meist emotionslos und flach. Zu normal und Gradlinig. Das Problem an meinen neuen Jobwunsch war jedoch, dass ich dafür von Tokio nach Nagasaki ziehen musste. Natürlich, Hiromi und Tsuge, die mittlerweile geheiratet hatten, lebten dort, aber meine Mutter und meine Vergangenheit waren hier. Die Wohnung in die ich ziehen würde war nicht allzu groß und daher konnte ich nur wenige meiner Sachen mitnehmen, was bedeutete, dass ich mich von einigen Sachen trennen musste. Aber das Bild was ich nun in der Hand hielt, das würde mitkommen. Um nichts in der Welt hätte ich es je verkaufen oder gar wegschmeißen können.

 

„Sieht alles so leer aus.“ Sagte meine Mutter bedrückt. Auch ihr viel es nicht leicht ihre Tochter nun doch gehen zu lassen. Sie hatte mich alleine aufgezogen und über meinen Vater sprach sie nie. Weder ein gutes noch ein schlechtes Wort. Wenn ich sie als Kind nach ihm gefragt hatte, hatte sie mir immer nur versichert, dass er mich liebte, mehr nicht.

 

Doch dann brach die Hölle los. Ein tosendes Geräusch riss uns beide aus unserem Gespräch und erschrocken sah ich, wie aus dem Badezimmer eine riesige Wasserwand auf uns zu kam. Ich wollte noch schreien, wollte meine Mutter, die vor mir stand, noch neben oder hinter mich ziehen, doch es war zu spät. Das Wasser brach über sie herein. Wie in einem Käfig gefangen umschloss es sie. Aber sie schien atmen zu können. Anscheinend hatte das Wasser eine Luftblase um sie herum gebildet.

 

Verzweifelt versuchte ich zu ihr zu gelangen, aber es klappte nicht. Ich sah wieder Tränen in den Augen meiner Mutter wie sie verzweifelt versuchte mich zum Weglaufen zu bewegen. Sie wollte nicht, dass ich ihr half, sie wollte nur, dass ich weglief und mich selbst schützte. Aber das konnte ich nicht! Ich konnte meine Mutter doch nicht hier lassen, was auch immer gerade passierte es war nicht richtig. Dann auf einmal, zog ich das Wasser zurück. Ich hoffte schon das meine Mutter wieder herauskommen würde, doch das Wasser zog sie mit sich und sie wurde immer kleiner und kleiner bis sie schließlich mit dem Wasser im Abfluss verschwand.

 

„Mom!“ rief ich verzweifelt und hämmerte gegen die Toilette. Sie durfte nicht verschwinden! Schnell rannte ich hinunter in unseren Keller und holte einen der schweren Hammer die wir dort gelagert hatten. Mit aller Wucht schlug ich damit auf die Toilette, doch als die Keramik abbrach spritze ganz normales Wasser auf mich herab. Kein Anzeichen davon was gerade passiert war, war dort zu sehen und auch der Teppich auf dem meine Mutter und ich gestanden hatten war nicht nass.

 

Das konnte doch nur ein Traum sein! Zumindest dachte und hoffte ich das, aber wenn es kein Traum war, und ich nicht mehr aufwachen würde, dann musste ich meiner Mutter unbedingt helfen. Verzweifelt blickte ich mich um. Wo sollte ich Hilfe her bekommen und was sollte ich schon sagen? Wer würde mir glauben, wenn ich versuchen würde zu erklären wie meine Mutter von Wasser entführt wurde. Verzweifelt sank ich auf den Boden. Dann landete meine Hand auf etwas. Es war das Bild gewesen das ich eben noch betrachtet hatte. Es lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden und als ich es Aufhob vielen mir die letzten Worte ein die der Baron zu mir gesagt hatte.

 

Eins solltest du wissen, wenn du uns je wieder brauchen solltest, Haru, werden die Türen des Katzen Büros immer für dich offen sein, egal ob Tag oder Nacht.“ Ja, das hatte er gesagt, doch woher sollte ich wissen ob das die Wirklichkeit war? Woher sollte ich wissen, dass dieses Katzenbüro wirklich existierte.

 

Aber andererseits, was hatte ich schon für eine Wahl? Die Polizei hätte mich sicherlich für verrückt erklärt und in eine Irrenanstalt geschickt. Also versuchte ich mich angespannt auf meinen damaligen Traum zu erinnern. Wie war ich von den Crossroads zum Katzenbüro gekommen? Ich versuchte angestrengt mich daran zu erinnern, aber es klappte nicht. Meine Erinnerungen wollten einfach nicht zurückkommen.

 

Ich entschied mich also erst einmal dorthin zu gelangen, vielleicht würde ich mich da wieder erinnern können und ich hätte bereits etwas getan und nicht nur hier herumgesessen. Ich stopfte also mein Geldbeutel und mein Handy in meine Tasche und wollte losrennen, doch irgendetwas sagte mir, dass ich die Bilder die ich gemalt hatte mitnehmen sollte, zumindest das eine. Die anderen hatte ich schon vor langer Zeit auf meinem Handy abfotografiert und hatte sie also immer dabei. Nur das Bild das ich „Believe in who you are“ getauft hatte, das nahm ich mit wie es war. Um nichts in der Welt wollte ich, dass das Wasser vielleicht noch mal in unser Haus kam und dieses Bild zerstörte.

 

Dann kam ich an der Einkaufsstraße an die hier nur „Crossroads“ genannt wurde, warum das wusste ich auch nicht. Ich stand mitten auf dem großen Platz und wartete erpicht darauf, dass mich die Eingebung traf, doch es passierte nichts. Es war als hatte ich alles was diesen Traum betraf, alles bis auf den Baron, vergessen. Wahrscheinlich war alles wirklich nur ein Traum gewesen und ich konnte nicht hoffen meine Mutter je retten zu können.

 

Resignierend drehte ich mich schon um, als ich plötzlich in einer Gasse eine dicke, weiße Katze sah. Eine weiße Katze mit einem einzigen braunen Ohr. Ich schrie förmlich auf und rannte zu der Katze. Doch sie lief davon. Im ersten Moment wollte ich schon resignierend wieder nach Hause gehen, doch dann viel es mir wieder ein. Ich war dieser Katze gefolgt und sie hatte mich zum Katzenbüro, ihrem Zuhause gebracht. Vielleicht rannte sie auch jetzt dorthin und ich musste ihr nur folgen. Langsam und vorsichtig folgte ich der Katze, auch wenn sie über sehr gewöhnungsbedürftiges Gelände lief. In meinem Traum war ich gerade einmal 17 gewesen. Nun war ich 22 und noch einmal ein paar Zentimeter gewachsen. Der Weg über die Walmdächer einiger Lager war nicht gerade leicht für mich und ich sah wie manche mich argwöhnisch beäugten als ich an ihnen vorbei lief.

 

Doch ich durfte mich nicht aufhalten lassen, ich musste dieser Dicken Katze folgen, auch wenn ich mich nicht mehr an ihren Namen erinnern konnte. Und für ihren Massigen Körper machte sie es mir ausgesprochen schwer zu Folgen. Er, korrigierte ich mich selbst. Das war ein Kater … und sein Name war Muta! Ich erinnerte mich wieder. Muta, Toto der Rabe und der Baron! Sie hatten auf einem kleinen Platz gelebt auf dem Kreationen die mit Herzen gemacht wurden zum Leben erweckt wurden. Der Baron war eine aus Holzgeschnitzte Katzenfigur gewesen und war, durch die Liebe seines Erbauers zum Leben erweckt worden. Toto war ein Wasserspeier der eigentlich den Brunnen auf diesem Platz schmückte, aber auch er war mit so viel liebe entstanden, dass er zu einem echten Raben geworden war.

 

Und dann kam ich auf den Platz und auf einmal kamen alle Erinnerungen zurück. Es war also doch kein Traum gewesen und nun war ich wieder hier. Auf einmal flog alles wieder auf mich ein. Der Baron, die Rettung von Prinz Lune und die daraus resultierende Entführung ins Königreich der Katzen. All das trat wieder in meine Erinnerung als wäre es erst gestern passiert. Dann kniete ich mich nieder und sah in das Fenster des Katzenbüros und tatsächlich, dort stand, wie ich es in Erinnerung hatte der Baron. Wenn er nicht gebraucht wurde stand er streif wie die Figur die er eigentlich war im Fenster des Büros und wartete mit dem Blick nach draußen gerichtet auf seine nächste Aufgabe. Ich schluckte. Ich hatte ihn und die anderen vergessen. Würde er mir überhaupt noch helfen wollen? Oder würde er mich wegschicken oder vielleicht erst gar nicht nach draußen kommen? Mein Schlechtes Gewissen plagte mich. Hatte ich damals nicht dem Baron gesagt ich wäre ein bisschen verliebt in ihr gewesen?

 

Ich schnaubte leicht. Verliebt? Ein eine Katzenfigur die zum Leben erwacht war? Für wie verrückt sollten mich die Leute denn noch halten? Aber es war so gewesen und jetzt wo ich ihn dort im Fenster stehen sah, da kam alles wieder. Wie er mich beruhigt hatte als ich vollkommen aufgelöst zu ihm ins Katzenbüro gekommen war weil der König der Katzen mich mit seinem Sohn vermählen wollte. Wie er mich aus seinen Fängen befreit hatte und wie er mir auch danach wieder Mut zugesprochen hatte. Er war ein Gentleman gewesen und ich hatte niemals zuvor oder auch danach einen anderen wie ihn getroffen.

 

„Die Light Show kennt sie doch schon Baron!“ murmelte Muta dann plötzlich als hinter den Häusern die Sonne unterzugehen schien. Ja ich kannte den Trick mit dem Licht der anzeigte, dass die Kreationen, in diesem Falle Toto und der Baron, zum Leben erwachten, aber ich hätte sie mir dennoch gerne noch einmal angesehen. Dann wurde erst Toto wieder ein echter Rabe und dann öffnete sich auch schon die Tür zum Katzenbüro und Baron trat heraus. Er war genauso wie ich ihn in Erinnerung hatte, so wie ich ihn etliche Male gezeichnet hatte.

 

„Haru! Wie wundervoll dich wieder zu sehen!“, sagte er mit dem mir so vertrauten englischen Akzent. Er hatte mich nicht vergessen und er war derselbe Gentleman wie er es immer gewesen war und lud mich in sein Haus ein. Es war immer noch gerade so groß, dass ich hineinpasste und seine Teetassen waren auch nicht größer geworden.

 

„Deine Besondere Mischung?“ fragte ich fröhlich als ich an dem Tee nippte. Baron nickte nur kurz.

 

„Aber du bist sicherlich nicht nach 4 Jahren nur wegen meines Tees gekommen.“ Sagte er und mich wunderte , dass in seinem Ton kein einziger Vorwurf lag. Nein er schien froh zu sein, dass ich hier war, genauso froh wie ich.

 

Ich bewundere Mädchen die mit ihrem Herzen sprechen.“ Hatte er damals zu mir gesagt, als ich ihm gesagt hatte das ich mich ein kleines bisschen in ihn verliebt hatte. Dann hatte er zum Abschied sanft meine Wange berührt. Aber Moment! Ich war nicht deswegen hier! Meine Mutter war in Gefahr.

 

„Meine Mutter ist entführt worden!“, sagte ich rasch und schnell, aber dennoch gesittet stellte Baron seine Tasse auf den Tisch neben ihn. Er sah mich fragen an und ich wusste ich sollte ihm erzählen wie es passiert war. Ich überschlug mich förmlich bei meiner Erzählung und immer wieder musste der Baron mich zurückhalten. Aber ich machte mir solche Sorgen um meine Mutter.

 

„Ich hasse Wasser!“, ließ Muta am Ende meiner Erzählung verlauten. „Es ist heimtückisch, nass und kalt und man kann darin ertrinken.“

 

„Ha, du nicht Moo-ta, Fett schwimmt immerhin oben!“ krähte Toto lachend.

 

„Pass bloß auf du Vogelbrine!“, schimpfte Muta und ging auf den Raben los, oder zumindest wollte er das, aber der Vogel war eindeutig schneller als der dicke Kater. Ich musste wieder lachen. Diese beiden waren einzigartig, selbst in so einer Situation brachten sie mich zum Lachen. Der Baron und ich sahen dem treiben der beiden für einen kurzen Moment zu immer wieder schoss der Rabe auf den Kater hinunter um ihn kurz zu picken, immer wieder provozierte er. Wenn man die beiden nicht kannte, dachte man wahrscheinlich, dass sie sich gegenseitig umbrachten, aber wenn man sie kannte, wusste man dass die beiden eigentlich gute Freunde waren, es nur nicht zugeben wollten.

 

„Also Haru, du sagtest das Wasser kam aus eurem Abfluss?“ fragte der Baron dann nach um wieder zum Thema zu kommen. Ich nickte kurz. Klang das etwa auch für den Baron komisch oder warum sah er so nachdenklich aus? Dann stand er auf und lief vor mir auf und ab.

 

„Deine Mutter konnte in dem Wasser atmen sagtest du?“ fragte er dann nach einiger Zeit und ich nickte wieder. Wusste er etwas? Kannte er das Wasser oder woher es kam, wo es meine Mutter hingebracht hatte? Aber wahrscheinlich klang es für ihn genauso unglaublich wie es für mich geklungen hätte, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte.

 

„Das ist wirklich seltsam.“, murmelte der Baron vor sich hin. Dann verschwand er plötzlich in einem seiner Zimmer. Nervös blickte ich mich wieder um. Ich brauchte dringend Hilfe, ich musste meine Mutter befreien sie wiederholen. Ich wusste ja nicht was mit ihr dort geschah. Sie hatte ängstlich ausgesehen als sie mit dem Wasser verschwunden war, verständlicher Weise.

 

Als Baron endlich wieder nach draußen kam hatten sich selbst Muta und Toto wieder beruhigt und saßen wieder auf ihren Plätzen im Haus. Mich wunderten das kleine Buch das er mit nach draußen brachte. Es sah alt aus und es war sehr dick. Und am unteren Rand war in gold sein voller Name eingraviert. Es war schon lustig. Eine Katzenfigur die einen englischen Gentleman mit deutschem Namen darstellte und zum Leben erwacht war.

 

Dann begann Toto aufgeregt zu Krähen und was er bereits da sehen konnte sahen wir erst als es zu spät war. Wieder war eine Wassersäule entstanden, doch diesmal kam sie direkt aus der Teetasse von Baron. Ich stieß einen erschreckten Schrei aus und wollte die Tasse aus seiner Hand schleudern, doch es war bereits zu spät und auch er verschwand auf einmal. Muta hatte sich noch auf die Wassersäule stürzen wollen um sie vielleicht durch sein Gewicht zu zerdrücken, doch er landete flach auf den Boden als die Wassersäule verschwand.

 

„BARON!“, schrie ich auf einmal aus als auch der letzte Tropfen Wasser verschwunden war. Ich konnte nicht glauben was gerade passiert war. Er war einfach verschwunden, genau wie meine Mutter. Was war hier nur los? Wasser das aus Abflüssen und Teetassen hervorkam, eine Säule bildete und Menschen verschlang … ich konnte es einfach nicht glauben. Und nun war auch noch meine einzige Hoffnung auf Rettung für meine Mutter auf die gleiche Weise verschwunden.

 

„Hey sieh mal!“, krähte Toto aufgeregt und ich sah, dass das Buch, welches der Baron gerade geholt hatte immer noch auf dem kleinen Beistelltisch lag. Es war nicht mit ihm verschwunden. Vielleicht lag darin die Lösung, vielleicht würde ich dort herausfinden was passiert war. Zumindest musste irgendetwas darin stehen dass ihn an dieses Problem erinnert hatte.

 

„Wisst ihr was das hier ist?“ fragte ich die beiden doch beide Schüttelten den Kopf. Also musste ich es selbst herausfinden, auch wenn ich es nicht mochte in anderer Leute Sachen herumzuschnüffeln.

 

 

23. September 1933

 

Ich bin in Japan angekommen, ein durchaus gewöhnungsbedürftiges Land …

 

 

Ich klappte das Buch schnell wieder zu. Es war sein Tagebuch! Ein Buch mit wahrscheinlich all seinen intimsten Gedanken. Das konnte ich doch nicht einfach so lesen. Natürlich versuchte ich das auch den beiden anderen klar zu machen, doch sie hatten dafür kein Verständnis. Sie waren der Meinung dass es notwendig war, wenn wir Baron damit retten konnte. Natürlich hatten sie einerseits Recht, doch es fühlte sich komisch an in diesem Buch zu lesen. Es fühlte sich an als würde ich ihn in einer gewissen Weise ausspionieren.

 

„Komm schon Missy los geht’s!“ Ich wusste Muta wollte es nicht zugeben, aber er machte sich große Sorgen um den Baron. Er war eine der Persönlichkeiten die nach außen hin erschienen wie ein Herzloser Klotz, aber eigentlich das größte Herz von allen hatten. Er hatte Recht. Es brachte nichts sich hiervor zu drücken. Es war vielleicht die einzige Möglichkeit den Baron und meine Mutter zu retten. Er hatte mich aus dem Königreich der Katzen befreit, war es da nicht angemessen wenn ich ihm nun aus der Patsche half?

 

 

5. April 1984

 

Es ist nun schon 51 Jahre her seit ich meinen Erschaffer und die wundervolle Baroness verlassen musste. Es ist schwer dieses Leben alleine zu Leben. Aber ich habe eine Aufgabe. Erst heute kam ein Brief zu mir. Es war ein seltsames vorkommen, denn der Brief kam völlig trocken aus meinem Teekessel der Kochend auf meinem Herd stand. Natürlich habe ich ihn unverzüglich geöffnet und es war ein Hilferuf. Ein Hilferuf aus einem Land, dass ich vorher für eine Legende gehalten hatte: Atlantis. Ich frage mich immer noch wie sie von mir erfahren haben, aber ich werde die Herausforderung annehmen. Morgen werde ich Details erfahren.

 

 

6. April 1952

 

Ich befinde mich in Atlantis. Es ist unglaublich. Ein Königreich vollkommen im Wasserversunken. Wie ich her gekommen bin weiß ich nicht genau, aber ich soll dem Prinzen dieses Reiches Helfen seine Liebe zu retten. Sein Onkel will die Hochzeit verhindern und würde dafür alle Mittel einsetzen, selbst Entführung oder Mord. Ich habe versprochen zu helfen, doch weiß ich noch nicht wie.

 

 

„Mein Gott Baron! Kannst du nicht mal zum Punkt kommen!“, stöhnte Muta. Es lag ihm nicht langen Geschichten zuzuhören und schon gar nicht in Momenten wie diesen. Auch mir missfiel es, dass die Lösung unserer Probleme nicht auf der Hand lag. Ich war nicht gerade die beste darin etwas zu Suchen und Herauszufinden und daher hatte ich Angst zu lange zu brauchen. Doch dann ohne eine Vorwarnung erzitterte das Wasser in meiner Tasse, dieses Mal formte es sich jedoch nicht zu einer Wassersäule sondern es bildete sich darin ein Gesicht.

 

„Baron? Baron wo seid ihr?“ fragte eine sehr verzogenen Männer stimme.

 

„WO ER IST? IHR HABT IHN DOCH ENTFÜHRT!“, brüllte ich wutentbrannt der Tasse entgegen. Ich musste wahrscheinlich in diesem Moment aussehen wie eine Furie. Das Gesicht im Wasser zuckte nur zusammen und sah mich dann verwundert an. Er versicherte mir, das er nichts und niemanden entführt hatte, sondern dass er gehört hatte, dass seine Liebe, die er vor vielen Jahren von Baron hatte schützen lassen nun doch in die Fänge des Onkels gelangt war.

 

„Baron ist entführt worden! Er wurde von einer Wassersäule gepackt, genau wie damals als er euch helfen sollte.“ Sagte ich. Vielleicht wusste er ja was passiert war oder konnte zumindest sagen wer das getan hatte. Und tatsächlich beschuldigte er dann seinen Onkel dieser Tat in der Vermutung, dass er dem Baron heimzahlen wollte was geschehen war. Wenn Baron nun in Atlantis war, dann war es auch meine Mutter, aber was hatte sie mit alledem zu tun? Ich wusste es nicht und um ehrlich zu sein war es mir auch egal, ich wusste nur, dass ich beide retten musste und dafür musste ich ungesehen nach Atlantis kommen.

 

„Der einzige Weg hier her führt über den Wunsch hier zu sein.“ Sagte er und dann verschwand das Gesicht aus der Tasse. Ich schrie einen lauten, verzweifelten Schrei. Wie sollte bitte ein simpler Wunsch mich dorthin bringen? Verzweifelt lies ich mich auf den Boden sinken. Ich musste doch irgendetwas tun können. Ich merkte wie wieder tränen meine Wangen hinunter flossen und sie entwickelten sich förmlich zu einem Bach. Ich konnte nichts tun, nichts was meine Mutter oder Baron helfen würde, ich würde sie nie wieder sehen. Meine Mutter und der Baron hatten in meinem Leben schon so viel für mich getan, und dennoch konnte ich nicht zu ihnen, konnte ihnen nichts davon zurückgeben. Ich drückte das Buch fest an mich. Es war vielleicht das einzige das mir von Baron geblieben war.

 

Als ich das Buch immer fester an mich drückte, ich hatte nicht bemerkt, dass ich die Teetasse immer noch in Händen hielt, kippte der gesamte Tee auf den Boden direkt vor mir. Und dann, als würde der Tee ein Eigenleben besitzen vermischte er sich mit den Tränen die bereits von meinen Wangen auf den Boden getropft waren und ichbegann auf einmal langsam darin zu versinken. Ich versuchte mich noch an Muta und Toto zu klammern doch natürlich konnten die beiden mich nicht halten und ich verschwand.

 

Ich schlug hart auf dem Boden auf und ich merkte wie mein ganzer Körper schmerzte und dann wurde alles Schwarz.

 

 

 

 

 

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