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Ice-Sea-Challenge

 

Beitrag zur ALS Ice-Bucket-Challenge auf FanFiktion.de

 

 

 

 

Die Sonne stand schon ziemlich hoch an diesem Tag und ich war froh, dass auch das in diesem Sommer so verregnete London noch ein paar schöne Tage abbekam. Irgendwie war das Wetter in den letzten Jahren ziemlich merkwürdig gewesen. Die Muggel hätten wahrscheinlich gesagt es sei „verhext“, aber ich war mir ziemlich sicher, dass es das nicht war. Der Winter, in dem wir sonst oft in Regen und Schnee verschwanden, war kaum vorhanden gewesen. An Heiligabend hatte ich noch nicht einmal meinen Eisnachtisch nach draußen stellen können, weil es dort wärmer war als in unserem Kühlschrank.

 

Wir hatten mittlerweile Ende Juli und bisher hatte ich noch nicht einmal in unserem Garten sitzen können.

 

„Hey, pass doch auf!“, riss dann ein etwas entsetzter Schrei aus dem Wohnzimmer mich aus meinen Gedanken. Ich war es gewohnt, dass die Zwillinge ab und zu Lärm machten und miteinander stritten, aber deswegen war ich nicht weniger genervt. Die beiden waren mittlerweile 18 Jahre alt und so langsam hatte ich gehofft, dass sie erwachsen wurden, immerhin hatte ich in ihrem Alter schon ihre ältere Schwester zur Welt gebracht. Andererseits waren das auch andere Zeiten gewesen. Damals hatte man schneller erwachsen werden müssen.

 

„David! Lass deine Schwester in Ruhe!“, schrie ich nur mit geschlossenen Augen Richtung Haus.

 

„Ich mach doch gar nichts, Mom! Das war sie selbst schuld!“, rief er mir entgegen und auf einmal hörte ich ein seltsames Geräusch. Ich riss meine Augen direkt auf und sah die Katastrophe. Meine beiden Kinder schleppten jeweils einen Eimer mit Wasser vor sich her und dieser Eimer war bis oben hin auch noch mit Eiswürfeln gespickt. Das war jedoch nicht die Katastrophe, sondern dass aus den vollkommen überfüllten Gefäßen immer wieder Wasser auf den Boden tropfte und wahrscheinlich eine Spur der Verwüstung auf dem Teppich im Wohnzimmer hinterlassen hatte.

 

„Was zum Teufel habt ihr vor?“, fragte ich die beiden daher und stand nun von meinem Stuhl auf. Ich hatte meinen Zauberstab schon in der Hand, da hoben die beiden ihre Hände.

 

„Nicht, Mom!“, rief David beinahe entsetzt. „Wir dürfen dabei keine Magie anwenden“, erklärte er und sein Blick sah ziemlich dringlich aus.

 

„Das ist eine Challenge, Mom“, mischte sich nun meine Älteste ein, die ich noch nicht einmal hatte kommen hören. Anscheinend war sie gerade hier angekommen. Ich drehte mich fragend zu ihr um. Sie wusste also, was es damit auf sich hatte? Dann kamen Harry und Ron ebenfalls mit einigen Eimern in der Hand nach draußen, gefolgt von Rose, Albus und James. Ich sah meiner Familie nur erstaunt hinterher. „Alfie hat die 5 nominiert.“

 

„Und was ist das?“

 

„Na ja, ich habe selbst etwas recherchiert.“ Ich sah meine Tochter mit einem Blick an, der ihr verriet, dass mich das nicht wirklich überraschte, und sie musste leicht kichern. „Anscheinend gibt es bei den Muggeln im Moment eine Herausforderung, die sich wie ein Lauffeuer im Internet verbreitet. Alle möglichen Menschen schütten sich einen Eimer Eiswasser über den Kopf und nominieren dann andere, die dasselbe tun sollen.“

 

„Und wozu das Ganze?“, hakte ich verwirrt nach. Wer machte so etwas schon freiwillig? Andererseits… Ich hatte die 5 Beispiele gerade in meinem Garten stehen und sie schienen sich darauf vorzubereiten.

 

„Na ja, es soll wohl auf eine Nervenkrankheit aufmerksam machen, die manche Muggel haben. Sie nennt sich ALS. Dabei setzt die motorische Fähigkeit der Nerven einfach aus. Zum Beispiel kann es sein, dass du zwar einen Schritt machen willst, dein Bein ihn aber nicht macht, weil das Signal nicht über die Nerven die Muskulatur angeregt hat. Die Krankheit geht so weit, dass man irgendwann nicht mehr alleine Atmen kann und daran stirbt.“

 

„Das klingt ja schrecklich. Gibt es keine Heilung?“

 

Hermine schüttelte nur bedrückt ihren Kopf.  „Diese Krankheit ist der breiten Öffentlichkeit der Muggel kaum bekannt und mit dieser Challenge wollen sie das Verständnis dafür schärfen.“

 

„Okay, Harry, wir sind fertig“, informierte David seinen Cousin und die 4 anderen neben ihm nickten nur, während der ein oder andere etwas besorgt auf seinen Eimer starrte. Besonders Clariandra sah alles andere als begeistert aus. Dann packte mein Neffe ein Handy aus seiner Tasche. Das war eines der Dinge, bei denen ich merkte, dass ich schon lange nicht mehr so viel Zeit in der Welt der Muggel verbrachte wie früher, denn ich kannte mich mit dieser Art von Elektronik kaum noch aus. Aber ich wusste zumindest so viel: Er machte damit ein Video.

 

„Wir danken unserem Cousin Alfie für die Nominierung zur ALS Ice-Buckett-Challenge“, fing David an, der als Größter der Kinder ganz am Anfang der Reihe stand.

 

„Wir haben auch schon alle unsere Spendenzettel ausgefüllt und werden sie direkt hiernach einreichen“, fuhr Clariandra fort.

 

„Wenn ihr auch spenden wollt, dann tut das bitte auf www.alsa.org und macht diesen Spaß mit.“

 

„Und wir nominieren…“

 

„Unsere Väter Harry Potter, Ronald Weasley und Sirius Potter“, endete Rose als die Jüngste und schon hob David den Eimer über seinen Kopf und das eiskalte Wasser schoss über seine Haare. Dann tat seine Schwester es ihm gleich, doch im Gegensatz zu David stieß Clariandra einen ziemlich erschrockenen Schrei aus, und auch die Kleineren unter ihnen konnten sich nicht ganz so gut zusammenreißen wie mein Ältester.

 

Zitternd aber mit breiten Lächeln auf den Gesichtern kamen sie dann zu uns und nahmen ihre Handtücher entgegen. Es war wirklich gut, dass es heute so warm war, wahrscheinlich hatten sie es auch deswegen heute gemacht. Harry und Ron sahen die Kleinen jedoch etwas entsetzt an. Wahrscheinlich hatten sie nicht damit gerechnet, dass ihre Sprösslinge sich einen Spaß daraus machen würden, auch sie zu nominieren. Was mich jedoch belustigte, war der enttäuschte Blick meiner Kinder, als sie merkten, dass ihr Vater diese Nominierung eher lässig entgegennahm. Er stand einfach nur mit einem breiten Grinsen in der Tür zum Wohnzimmer, Regulus auf seinem Arm, und sah sich die nassen Kinder an, die in seinem Garten standen.

 

„Ihr hättet eure Nominierung besser nicht an mich verschwendet“, informierte er dann mit einem noch breiteren Grinsen seine Kinder, als er unseren Jüngsten vorsichtig absetzte. David und Clariandra sahen ihn enttäuscht an und wollten schon protestieren, aber Sirius erhob nur seine Hände. Ohne Umschweife ging er zurück in die Küche und kam ebenfalls mit einem Eimer wieder zurück. Schneller als jedoch jemand hätte gucken können, hatte er den Eimer auch schon entleert. Leider aber nicht über sich, sondern über mir.

 

Ich schrie erschrocken auf, denn die Kälte stach beinahe auf meiner Haut wie tausend Nadeln. Am liebsten hätte ich Sirius jetzt und hier angeschrien und verhext, aber das wollte nicht tun, wenn die Kinder dabei waren. Außerdem wusste ich, dass ich diese kleine Rache schon längst verdient hatte.

 

„Wir haben dich nominiert, Dad!“, protestierte eine kichernde Clariandra, als sie mir ihr bereits durchnässtes Handtuch gab.

 

„Oh, glaub mir, ich habe diese Challenge schon vor mindestens 47 Jahren vollendet und damals deine Mutter nominiert“, sagte er mit einem schelmischen, schiefen Grinsen an mich gewandt. Alles, was ich zitternd noch tun konnte, war warnend meinen Finger zu erheben.

 

„Ihr habt es damals nicht anders verdient. Ihr habt eine Abkühlung gebraucht“, stotterte ich mit klappernden Zähnen.

 

„Ich nenne die Geschichte die Ice-Sea-Challenge“, sagte Sirius und es war klar, dass er nun mit seiner Geschichte beginnen würde, und ich wusste, wie sie ausgehen würde.

 

Es war einmal vor langer, langer Zeit an einem Ort voller Magie…

 

Zwei unheimlich attraktive junge Männer - um ehrlich zu sein waren sie so attraktiv, dass man schon beinahe einen Atemstillstand bekam, wenn man sie ansah - liebten es, den hübschen Mädchen kleine, liebevolle Streiche zu spielen. Diese besonders hübschen und intelligenten Mädchen waren jedoch nicht so anfällig für ihr Anwerben wie andere Mädchen ihres Alters und so mussten sich die beiden Männer sehr ins Zeug legen.

 

Die Aufmerksamkeit dieser Mädchen zu bekommen war schwerer als alles, was sie jemals versucht hatten, und kein Streich schien den Mädchen Grund genug zu sein, Notiz von den beiden zu nehmen. So mussten sie zu härteren Mitteln greifen.

 

Der Ort, an dem sich unsere Geschichte zugetragen hat, war wie gesagt ein Ort voller Magie, und die beiden jungen Männer besaßen die Kraft zu zaubern. Eines Abends beschworen sie einen Regenzauber in den Schlafsaal der besagten Mädchen und alle Mädchen stürmten aus ihrem Saal heraus in den Gemeinschaftsraum. Sie trugen nur noch ihre weißen Schulhemden und da diese sehr durchnässt waren, konnte man beinahe hindurch sehen, was den beiden jungen Männern natürlich gefiel. Nur eines der Mädchen war nicht in dem Saal gewesen und setzte schneller zur Rache an, als die beiden jungen Zauberer es hätten kommen sehen können. Denn auch das Mädchen konnte zaubern und so fanden sich die beiden jungen Männer ohne Vorwarnung im großen, gefrorenen See der Umgebung wieder.

 

Das Gelächter, das Sirius nun von allen Seiten abbekam, war nur der Beweis dafür, dass ihm und James diese Sache mehr als recht geschehen war. Vor allem, weil er ein wichtiges Detail ausgelassen hatte: Der Regen in unserem Schlafsaal war eiskalt gewesen, beinahe so kalt wie das Wasser, das er mir gerade über den Kopf geschüttet hatte. Außerdem waren dadurch, dass es im ganzen Raum geregnet hatte, auch mein Bett und meine ganzen Sachen vollkommen durchnässt gewesen und es hatte uns Stunden gekostet, alles wieder trocken zu zaubern.

 

„Und als einer der beiden unglaublich hübschen jungen Männern dann aus dem ziemlich kalten See kam und das gemeine Grinsen auf dem Gesicht des Mädchens sah, dass er persönlich mit diesem Scherz hatte treffen wollen, schwor er ihr, dass auch sie eines Tages Bekanntschaft mit dem Eiswasser machen würde.“

 

„Lass mich raten… Dieser unglaublich hübsche junge Mann hieß nicht zufälligerweise Sirius Black?“, fragte Hermine mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. „Was hat Minerva euch dafür aufgebrummt?“

 

„Unmengen an Strafpunkten und Strafarbeiten, aber das war es allemal wert! Nur deine Mutter, die ist ungeschoren davon gekommen, weil niemand mitbekommen hat, wie sie aus ihrem Schlafsaal geflüchtet ist.“

 

„Ich war schon immer die Intelligentere von uns beiden“, sagte ich dann und - Sirius hatte es sicherlich nicht kommen sehen, so vertieft wie er in seine Geschichte gewesen war - auf einmal lief auch ihm eiskaltes Wasser über den Rücken. Ich war für die Challenge nicht nominiert worden, deswegen musste ich mich auch nicht an die Regeln halten und konnte mir einfach einen Eimer Eiswasser zaubern. Als er mich geschockt und durchnässt wie wir alle ansah, konnte ich nur kichernd mit den Schultern zucken.

 

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